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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 28.09.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-193509289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-19350928
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-19350928
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- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1935
- Monat1935-09
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grünen Augen der Dame für das streng konservative i Hotel in Paris zu abenteuerlich oder das Benehmen der beiden zu. unverhohlen verliebt, als daß der Portier sie als seriöse Gäste hätt< gelten lassen. Jedenfalls beschloß man, dem jungen Pqgr die Rechnung — gegen jeden i Brauch — bereits am fünften Tag seines Aufenthaltes vorzulegen; eine Rechnung, die nicht gerade niedrig war, da ungezählte Taxi, zwei Schneiderinnen und sonstige l Auslagen von dem zu spät vorsichtig gewordenen Portier ! bezahlt worden waren. Da kam Mrs. Mac Carty den Absichten des Hotels ! zuvor. Sie verlangte die Rechnung. Betroffen stellte ! der Portier, einer der ehrwürdigsten seines Berufes, fest, daß strahlende, faszinierende Dlondhsit eben doch kein wahres Indiz ist, und beglückwünschte sich im stillen, f seinem Verdacht dem Gast gegenüber nicht durch ver frühtes Präsentieren der Rechnung Ausdruck gegeben zu haben. „Wir haben «ine Depesche bekommen und müssen augenblicklich abreisen", setzte Pearl Mac Carty unvor sichtigerweise hinzu. Run war des Portiers Weltbild j wieder geschlossen. Er wußte, daß keine Depesche ge kommen war. Warum log die Frau? Der eben zer ronnene Verdacht wurde Gewißheit. „Wohin darf ich Karten besorgen?" Mrs. Mac Carty zögerte. „Keine Karlen. Wir haben ein Auto gemietet." And dann schritt Pearl mit der federnden Grazie einer Tänzerin in die Halle, wo Phil sie bereits erwartete. Ruhig zündete sie sich eine Zigarette an. „Es ist gut, daß wir den Bogen nicht überspannt haben, Phil. Ich habe das Gefühl, die Leute sind im besten Begriff, mißtrauisch zu werden. Roch drei Tage, und sie hätten bereits überlegt, ob wir die Iuwelen des Radscha mitgehen lassen wollen oder bloß die Zeche blitzen." . Phil lachte und zeigte seine herrlich weihen Zähne. „Weder — noch. Die Iuwelen des Radscha sind falsch. Er ist ein Kollege. And wegen ein Paar taufend Franken verhaftet zu werden, steht uns doch nicht dafür." Pearl sah mit dem hingebungsvollen Blick einer Hoch zeitsreisenden zu Phil auf. „Ich weiß, daß Du immer vernünftig bist, Phil. Bloh... wozu haben wir gestern diesen unheimlich schönen Breitschwanzmantel bestekt, den wir doch nie bezahlen können, und die rosa Perlen schnur?" „Am sie in London wieder zu verkaufen, mein Kind." Pearl verstand nicht. „Phil, wir müssen sie zuerst hier bezahlen. Wir haben gerade noch die dreitausend Franken für die Hvtelrechnung. And ich sehe keine Mög lichkeit ..." „Ich seh? eine. Zum Glück hake ich noch eine kleine Menge Zehndollarschrine." „Dollarnoten?" echote Pearl ungläubig. „Dollanroten!" bestätigte Phil. „Tadellose Dollar noten. Soweit man Scheine, die das Aoteninstitut nie gesehen haben, als tadellos bezeichnen kann." Pearl wurde ein wenig unsicher. „In Paris Dollar noten ...?" „Natürlich, Liebling. Wir sind doch distinguierte Fremde." Pearl lächelte schwach. „Phil, ich habe noch nie mit falschem Geld gearbeitet. Ich weiß nicht..." Der Mann nahm ihrs Hand und küßte sie zärtlich. „Das weiß ich, Baby. Deshalb habe ich Dir auch bis her nichts davon gesagt. Aber Du mußt nicht ängstlich sein. Du bleibst in Sicherheit. Du gehst jetzt nur zum Tabakkiosk und kaufst eine Schachtel Lucky Strike." Pcarl erhob sich folgsam wie ein kleines Mädchen. Sie hatte blindes Vertrauen zu Phil, mit dem sie be reits so viel erlebt hatte. Phi! hielt sie zurück. „Bitte, bezahle mit dieser Rote." Pearl nahm ihrs ganze Sicherheit zusammen. Dann legte sie mit ihrem schönsten Lächeln einen Zehndollar schein vor die Verkäuferin hin. „Haben Madame kein französisches Geld?" „Rein. Lassen Sie wechseln." Die Verkäuferin stürzte in die Portierloge. Der Portier nahm den Schein, nickte, als hätte er ähnliches erwartet, und reichte der Angestellten einige Frankennoten. Ein wenig zitterten Pearls Knie, als sie, Zigaretten und Frankenscheine in der Hand, zu Phil zurückkehrte. PPHil ging mit ihr zum Aufzug. Beim Aussteigen reichte er mit spanischer Grandezza dem Liftboy eine neue Dollarnote. „Lassen Sie wechseln. Fünfzig Franken siüd für Sie. Den Rest bringen Sie mir.aufs Zimmer." Ruhig verschloß Phil die beiden Koffer, bat Pearl, ihren Hut ein wenig mehr über das linke Auge zu setzen, während unten in der Kanzlei der Direktor einen Diener zur Bank sandte. „Man soll diese beiden Roten genau prüfen. Die Frau hat bereits im Tabakkiosk zehn Dollar gewechselt, muhte also fünf Minuten später im List noch Kleingeld haben. Warum läßt der Mann ein zweitesmal wechseln? Es ist klar, daß die Dollar falsch sind. Im Falle meine Vermutung stimmt, und ich wette darauf, verständigst Du sofort die Polizei. Jedenfalls lasse ich die beiden Leute nicht früher fort." Von diesem Augenblick an häuften sich die Ereignisse. Der Juwelier sandte für Mrs. Mac Carty den bestellten Schmuck, der Kürschner den Pelz und das Ehepaar Mac Carty kam in strahlendster Reiselaune und bat um die Rechnung. „Verzeihung ... die Rechnung ist noch nicht ausgestellt — bitte um einen Augenblick Geduld." Mr. Mac Carty war ärgerlich. „Gut. Aber begleichen Sie inzwischen diese beiden Rechnungen für mich. Ich habe nur noch amerikanisches Geld und keine Zeit mehr zum Wechseln." Der Direktor zögerte. „Der Diener muß sofort zurück sein. Er ist eben zur Bank gegangen. Wenn Sie noch solange warten wollen". Der Blick, mit dem er Herrn und Frau Mac Carty streifte, hätte genügt, um einen mittelgroßen Karpfenteich einfrieren zu lassen. Phil zuckte die Achseln und wartete. Mit ihm war teten: der Bote des IuwelierS, der des Kürschnes, Ler Portier, von Stolz gebläht, der Direktor, der ungeduldig seinen Schnurrbart kaute, und schließlich Pearl. Pcarl, ein wenig bläh, aber bildhaft schön und ruhig. Sie wußte, das war das Ende. Der Hoteldiener kam eilig zurück. „Die beiden Scheine sind echt", flüsterte er dem Direktor gegen alle guten Sitten und so laut ins Ohr, daß alle es hören konnten. Run war es an Phil, Gefrierpunkte zu blicken. Pearl stand da und fühlte irrsinniges Verlangen, Len Mund vor Staunen aufzureißen. Dann hängte sie sich erleichtert ausatmend in Phil ein. Der Portier funkelte zornig mit den Augen. Statt froh zu sein, daß er nicht zu Schaden kam, war er erbittert über den ausgebliebenen Triumph. Einzig und allein der Direktor benahm sich folgerichtig: wie ein Fisch, dessen Kiemen wieder Wasser spüren, glitt seine Liebenswürdigkeit behend durch die Peinlichkeit der Situation. Ohne mit einer Wimper zu zucken, zahlte er Iuwelier und Kürschner, reichte Phil die bereits in Dollar umgewandelte Rechnung, quittierte ergeben 1000 Dollar, gab einige Franken Rest und verbeugte sich, wie zur Entschuldigung, besonders tief vor Pearl, die, ver stehend und wissend lächelnd, an Phils Arm zum Auto schritt. And erst, als das Ehepaar Phil und Pearl Mac Carty (alias Lescandieu, alias Brown) Frankreichs Grenzen längst hinter sich hatte, mußte der Direktor des Hotels in Paris zu seinem Bedauern feststellen, daß von den hundert Zehndollarscheinen bloß die beiden ersten echt gewesen waren. Wel-M Auflösung des Defuchskarten-Rätfels: Kriminalbeamter. Druck und Verlag: Wochenblatt für Zschopau und Umgegend: Richard Voigtländer in Zschopau. Schriftleitung: Margarete Voigtländer in Zschopau.
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