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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 06.11.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-193511065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-19351106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-19351106
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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Woch nolrtt für Zschopau» trnd Umgegend, Zschopaner Tageblatt und Anzeiger Ar. 259 Korruptionssump,. Vor dem Pariser Schwurgericht läuft zur Zeit der S t a v i s t y - P r o z e ß, der wohl als der größte Prozeß dieses Jahrhunderts angesehen werden kann. 20 An geklagte, von 50 Anwälten verteidigt, stehen vor den Geschworenen, denen 1956 Schuldsragen vorgelegt wer den; 270 Zeugen werden vernommen. Tie Anklageschrift umfaßt 1200 Seiten. Die Prozeßakten wiegen 500 Kilo. Mit dem Prozeß steigt ein Skandal in der Erinnerung wieder auf, der ein ganzes Land erschütterte. Die Vor sehung wollte es vielleicht so, daß in einer Zeitepoche, in der die Demokratie in der Krise lag, ein Stavisky- Skandal entstand, der dem System den Todesstoß gab. Doch wozu große Worte machen. Sehen wir uns einmal nm in diesem Skandal, dann wird uns manches klarer werden. Stavisky hieß in Paris Alexandre. Seltsamer weise hat niemals jemand gefragt, woher er kam, woher er die vielen Millionen nahm, mit denen er um sich warf, woher er seinen Einfluß hatte und was er trieb. Für Frankreich war Herr Alerandre ein großer Mann, ein Multimillionär, der ein Abendessen für mehrere tausend Franken gab, den schöne Frauen umwarben und der bei den höchsten Persönlichkeiten des Staates wie ein alter Bekannter und lieber Freund ein und aus ging. kl n d das war Alerandre: Als kleiner Junge war er aus Rußland nach Paris gekommen. Sein Vater war Dentist Er schuftete sich ab, um das bißchen Broi für seine Familie bcranschaffen zu können. Seinen Sohn vergötterte er, und der dankte es dem Vater damit, daß er ihm Goldkronen stahl, verkaufte und mit Mädchen das Gels verbrachte. Der Vater machte pleite und verübte aus Verzweiflung Selbstmord. Da kam eine schlimme Zeit für Sergei Alcrandre-Stavisky. Im Kriege drückte er sich überall herum, um nicht Soldat zu werden. Als Eintänzer betätigte er sich, spielte falsch, kam ins Gefäng nis, stahl Aktien, kam wieder mehrere Jahre hinter Gitter. Dann rettete ihn eine Offizierstochter, Arlette Simon, seine spätere Frau, die schönste Frau in Frankreich, wie man sagte. Die wurde seine Fürsprecherin und gewann als Anwalt keinen Geringeren als P a u l - B o n c o u r. den späteren Minister. Ein berühmter Serualarzt stellte Stavisky ein Attest auf Haftunfähigkeit aus, und Sla- visky war wieder frei. Das erste, was er tat: er änderte seinen Namen, und aus dem Stavisky wurde ein Herr Alexandre. Das ist kurz die Lebensgeschichte eines Mannes, der in seinem Notizbuch alle die Gönner verzeichnet hatte, mit deren Hilfe er den Staat beherrschte, Millionen ver diente, Menschen betrog und doch der hochangesehene Herr Alerandre blieb. In diesem Notizbuch standen I8 Prä fekten, 2 Senatoren, 3 Kammerabgeordnctc, 12 Gerichts präsidenten, 50 hohe Richter, 12 Kriminalkommissare, 2 Staatsanwälte und 30 Hauptkassicrer großer Finanz gesellschaften. Alle waren sie wie er Logenmitglieder. Sie unterstützten ihn, wo er sie brauchte, und er spickte ihre Taschen, was sie sich gern gefallen ließen und wofür sie ihm stets zu Diensten waren. lind was tat Herr Alexandre in Paris? Das ist drei Jahre lang, von >930 bis 1933, ein Geheim nis geblieben. Und keiner hat das Verlangen gehabt, den Schleier des Geheimnisses zu lüften. Herr Alerandre residierte in einem luxuriös eingerichteten Büro in Paris am St. Georges-Platz. Ein Firmenschild war nicht vor- Händen. Im Handelsregister stand verzeichnet: „Grün- dungsgesellschaft für allgemeine Unternehmungen auf dem Gebiete öffentlicher Arbeiten". Darunter konnte man verstehen, was man wollte. Herr Alexandre wohnte in Paris im Hoicl, im ersten am Orte natürlich Seine Familie, Frau und zwei Kinder, lebten in einer Villa außerhalb von Paris Herr Alerandre war Besitzer des „Empire-Theater", das einen Mietpreis von Vlooou Franken und unzählige Millionen für Gagen und der gleichen im Jahre verschlang Direktor des Theaters und intimer Freund Alexandres war ein gewisser Hanotte, durch dessen Hand das Geld in Strömen floß und in dessen Vorzimmer sich Hunderte von Mädchen drängten, um im „Empire-Theater" spielen zu dürfen. Aber was sie ihm auch anboten, er schlug es ab, er war versorgt; aus Wien hatte er sich Rita Georg mitgebrachl, die die Hauptrolle in seiner Operette spielte. Er wohnte dicht neben dem Hause des alten Poinearö, der damals noch lebte, und war sehr stolz aus diese Nachbarschaft. UndwoherkamdasGeldfürdcn Luxus? Herr Alexandre bezog es aus dem Leihamt in Bayonne, das dicht an der spanischen Grenze liegt, und in dem spanische Emigranten ihre Juwelen verpfändeten. Hun derte von Millionen wurden dort jährlich umgesetzt. Mit Hilfe des Abgeordneten Garat gelangte das Leihamt in die Hände von Alerandre. Der gab Gutscheine aus, die er zum Anreiz für das kaufende Publikum mit 6 v. H. verzinste und die, dank der Protektion durch Mitglieder des Parlaments als so sicher wie Staatspapiere angesehen wurden. Und dieses Leihami brachte Herrn Alexandre das Geld. Wie er einmal den Abgeordneten Garat auf einer Autofahrt erzählte, hatte er in einem Jahr 40 Millionen „gemacht". Das ging so drei Jahre lang. Das Leihamt in Bayonne brach zusammen, und es blieben ungedeckt 280 Millionen Franken. Jetzt, als der große Multimillionär in der Klemme saß, als er nicht mehr die Bestechungsgelder zahlen konnte, da mußte er des Wortes Weisheit erkenne«: „Freunde in der Not gehen hundert auf ein Lot." Keiner half ihm, und sein bester Duzfreund verriet ihn an die Polizei. Das war sein Ende. Gehetzt und umstellt, erschoß sich der große Alexandre in einem kleinen Zimmerchen einer Villa in Ehamonix. Viele atmeten auf damals, denn ein Toter kann nicht mehr reden. Aber das Volk, das um Millionen betrogen war, stand auf. Aus Tausenden von Kehlen hallte es in Paris zu den Regicrungsgebäuden hinüber: „N jeder mit der Stavisky-Negierung." Blutige Straßenkämpfe tobten in der Hauptstadt. Unsichtbar ging das Gespenst des Großbetrügers Stavisky durch die Seine stadt. Im Januar 19.34 stürzte die Negierung Chau- t e m p s, ein Opfer Stavistys Der Nachfolgerin ging es nicht besser. Auch die Regierung Daladier wurde in dem Stavisky-Strudel weggerissen. Stavisky alias Alexandre hatte das ganze parlamentarische System Frankreichs erschüttert und die Demokratie ins Wanken gebracht. Die, die jetzt vor den Richtern stehey, sind nur die j wenigen, die auf dem Altar der Demokratie geopfert werden Ihre Namen aber werden für alle Zeiten war ¬ nens uver sen Neglerungsfystemen liehen, durch die Männer wie Stavisky großgczogen und genährt werden und in denen Korruption und Günstlingswirtschaft die Staatsautorität tarnen. Neue Besprechung Mussolini-Drummond. Zwischen Mussolini und dem englischen Botschafter in Nom, Sir Eric Drummond, fand am Dicnstagnachmittac eine Unterredung statt. Gegenstand dieser Unterhaltunk war, wie während der letzten Unterredung am 29. Okto: der, die englisch-italienische Lage im Mittelmeer. Zu der Unterredung wird ans London gemeldet daß ' sic lediglich eine Folge der Besprechungen Hoare: Aloisi in Genf sei., Da jedoch noch keine Verhandlungs grundlage für eine Regelung des italienisch-abessinischer Konfliktes bestehe, habe im Mittelpunkt der Unterhaltunt zwischen dem Duce und Drummond wahrscheinlich du Frage der Verminderung der englisch-italienischen Spaa nung und die Frage der Beseitigung von Miß: v e r st ä n d n i s s e n gestanden. Die beiden englischen Hanptforderungen in diesen Zusamenhang seien nach wie vor: Einstellung der ita lienischen Presse- und Rundfunkpropaganda und Verrin gerung der italienischen Truppen in Lybicn. Weitere ita lienische Maßnahmen in dieser Richtung könnten Englani unter Umständen zu einer gewissen Herabsetzung der eng lischen Flottcnansammlung im Mittelmeer veranlassen. Die neue Unterredung Mussolini — Drummond, di, mehr als eine Stunde dauerte, hat in den politischer Kreisen Roms einen guten Eindruck hinterlasse», wie aucl von zuständiger italienischer Seite bestätigt wird. Habe dii Besprechung auch keine Entscheidung gebracht, so sei si doch bemerkenswert insofern, als die Aussprache über das im Augenblick heikelste Thema des Aufenthaltes der eng lischen Flotte im Mittelmeer fortgesetzt werden konnte Eine Entscheidung in dieser Frage könnte nach römische, Ansicht den weiteren Gang etwaiger Besprechungen übe, die italienisch-abessinische Frage wesentlich beeinflussen. Oes Volkes Wohl ist oberstes Gesetz. Erste Arbeitstagung im „Haus der deutschen Ärzte". Im neuen Haus der deutschen Ärzte in München findet unter Leitung des Reichsärzteführers und Haupt- amtsleiters des Amtes für Volksgesundheit, Dr. Wag ner, die gemeinsame Arbeitstagung der Gauamtsleiter des NS.-Ärztebundes und des Hauptamtes für Volks- gesundheil statt. Der Neichsärzteführer konnte feststellen, daß sich in Ser letzten Zeit immer mehr eine klare Linie und eine ebenso klare Führung in der NS.-Gesundheils- erneuerung herausgcbilde, habe. Dabei sei wesent lich, daß stets das Vorrecht der Partei gewahrt bleibe. Der Redner wies weiter daraus hin. daß bei der Ärzte auslese und Niederlassung am Grundsatz des Landjahres für den jungen Arzi festgehalten werde. Der Stellvertreter des Neichsärzteführers, Dr. Var- lels, stellte als Richtschnur allen Handelns für den nationalsozialistischen Arzi Sen Say auf, „Des Vol kes Wohl ist oberstes Gesetz". — Der Beaus- iragte des Neichsärzieführers für die Kassenärztliche Ver einigung Deutschlands, Dr Grothe, hob als Grund satz für die Kassenärztliche Vereinigung hervor, daß nur der Arz« zugelassen werde, der die Sicherheit biete, daß er neben einer sachlichen Eignung sich rückhaltlos für den Nationalsozialismus einseye. Damit werde in der Zu kunft der nationalsozialistische Ärztestand erreicht. Oas Verhältnis -er Lschechsi zu Oeuischian-. Erklärungen des tschechischen Außenministers Dr. Benesch Der tschechische Außenminister Dr. Benesch machte in beiden tschechischen Kammern, im Senat und im Abge ordnetenhaus, bedeutsame politische Ausführungen. Nach einem Überblick über Sie Ereignisse des Jahres 1933 bis zum italienisch abessinischen Konsliü, wobei er besonders der Einführung der allgemeinen Dienstpflicht in Deutsch land und der Verhandlungen über den Ostpaki gedachte, erklärte Benesch, die italienische Negierung habe an scheinend das entschiedene Eintreten der Engländer für die Völkerbundsverpflichiungen nicht erwartet und auch an die Möglichkeit einer größeren Aktion des Völkerbundes nicht geglaubt. Die Tschechoslowakei, betonte der Minister, ist weder mittelbar noch unmittelbar an dem Konflikt interessiert, und die Negierung wird nur auf Grund ihrer VölkcrbundSverpslichtungen eingreifen. An den freund schaftlichen Beziehungen der Tschechoslowakei zu Italien können auch die gegenwärtigen Ereignisse nichts ändern. Der Minister ging daun ans das V e r h ä l t n i s z u r Sowjetunion ein und stellte fest, daß der Vertrag mit der Sowjetunion weder geheim noch sonstige Zusätze ent halte noch gegen irgendeinen Staat gerichtet sei. Unser Verhältnis zum nationalsozialisti schen Deutschland, fuhr Benesch sort, bleibt ebenso korrekt und normal, wie dies bereits in früheren Kundgebungen sestgestcllt worden ist. Wir hätten mit diesem Staat gern den Ostpakt oder auch einen Pakt, wie ihn der Reichsaußenminifter in einer An regung zur Zeit der Konferenz von Stresa angedentei hat, unterschrieben und so den Ausgleich der Beziehungen so wie eine größere gegenseitige Annäherung vorbereitet, denn wir haben mit Deutschland keine direkten Differenzen und werden sie auch, wie ich hoffe, in Zukunft nicht haben. Die Tschechoslowakei würde es aufrichtig begrüßen, erklärte Benesch, wenn Deutschland mit den Groß mächten Europas zu einem Einvernehmen gelangte. Die Frage des inneren Regimes könne kein Hindernis eines wahrhaften Einvernehmens bilden. Die Beziehun» gen zu Österreich blieben freundschaftlich. Die Beziehun gen der Kleinen Entente zu Ungarn hätten sich im Ver laufe der Donaupaktverhandlungen gebessert. Im Ver hältnis zu Polen sei keine Änderung zur Besserung ein getreten. Am Schluß seiner Ausführungen erwähnte der Minister die Fortschritte der tschechoslowakischen Republik in militärischer Hinsicht, den Ausbau des Systems der Bündnisse und Freundschaften. Mittwoch, dc« 6. November 1935 Or. Goebbels bei -er Auslan-s- organisation -er NGOAP. Reichsminister Dr. Goebbels stattete in Beglei tung seines Adjutanten sowie des Oberregierungsrats Dürr der Auslandsorganisation der NSDAP, in Berlin einen Besuch ab. Gauleiter Bohle begrüßte den Minister und berichtete ihm über das umfangreiche Arbeitsgebiet. Bei der Führung durch das Haus und die Ämter der AO. zeigte Dr. Goebbels besonderes Interesse für die Presse- und Filmarbeit im Ausland. Er überzeugte sich von der opferfreudigen Mitarbeit der Ausländsdeutschen beim Winterhilfswerk der Auslandsorganisation und von den Leistungen auf dem Gebiet der Kulturarbeit und der Betreuung der deutschen Seeleute. Zum Abschluß seines Besuches trug sich Minister Dr. Goebbels in das Ehrenbuch der Auslandsorganisation ein. Wer kao Beamter werben? Für die Annahme von Beamtenanwärtern werden jetzt in einem Runderlaß des Neichsinnenministers im Namen sämtlicher Reichsminister neue wichtige Bedin gungen mitgctcilt. Nach dem geltenden Recht darf nur derjenige Beamter werden, der die Gewähr dafür bietet, daß er jederzeit rückhaltlos für den national sozialistischen Staat eintritt. Daher ist es erforderlich, daß in Zukunft diejenigen, die Beamte werden wollen, schon von Jugend auf in der nationalsozialisti schen Weltanschauung erzogen sind. Der Führer uns Reichskanzler wird noch nähere Bestimmungen darüber erlassen, in welcher Weise diese Schulung zu erfolgen hat. Bis dahin ist zu fordern, daß solche Bewerber um Beamtenstelleu, die nach dem 31. Dezember d. I. das 16. Lebensjahr vollenden, mit Erfolg der HI. angehört haben. In Zukunft sind deshalb nur solcke Bewerber um Beamtenstellen an- zunehmcn, die dieser Bedingung entsprechen oder die als Offiziere oder Soldaten mit Vcrsorgungsberechtigung aus der Wehrmacht entlassen sind. Ausnahmen be dürfen der Zustimmung des Innenministers im Einver nehmen mit dem Stellvertreter des Führers. Das Mmelbireltonmn zurückgetreten. Wie amtlich bekanntgegeben wird, ist das Direk» lorium Bruvelaitis zurückgetreten. Der Gouver neur Hai ven Rücktritt angenommen und Bruvelaitis be auftragt, die Geschäfte bis zur Bildung eines neuen Direktoriums weiterzuführen. Der Rücktritt des Direktoriums Bruvelaitis war nach der vernichtenden litauischen Niederlage bei den Memelwahlen eine Selbstverständlichkeit. Bruve laitis wäre von dem Memelländischen Landtag, der am Mittwoch Zusammentritt, ohnehin gestürzt worden Die litauische Negierung hat sich auch den Unlerzeichnermächten gegenüber verpflichtet, ein Direktorium nach dem Willen der Mehrheit der memelländischen Bevölkerung zu bilden. Dieses Versprechen wird tunmehr eingelöst werden müssen. AwlS- llliil WsskMW MlWll 5. November 1935. DawA» ohne baupolizeiliche Genehmigung. Verstoß gegen das Dangesstz. Max Oskar K. und Max Gerhard O. werden beschuldigt, einen anzeigepflichtigen Bau ohne Genehmigung begonnen zu haben. Sie erhielten je einen Strafbefehl über 100 Reichsmark Geldstrafe, ersatzweise 10 Tage Haft, zuzüglich der Kosten. Hiergegen hatten sie Einspruch erhoben und gerichtliche Entscheidung beantragt. Der Tatbestand ist kurz folgender: K. hatte ein an sein Grundstück ostwärts angrenzendes Hausgrundstück erworben, welches zum Teil schon recht in Verfall geraten war, sodaß umfangreiche Reparaturbauten sich nötig machten. Besonders warew die Abortanlagen in einem Zustand, der für die Benutzer gefahrdrohend sich auswirlen konnte. K. wollte im Erd geschoß des neuerworbenen Hauses Lagerräume einrichten, da er einen Laden in seinem Hauptgebäude zu räumen gedachte. Sm Erdgeschoß des neu erworbenen Hauses war bisher eine Tischlerwerkstatt, es mach e sich deshalb bei all diesen Reparaturbauten eine baupolizeiliche Ge nehmigung nicht notwendig. Da trat eine Wendung ein. Ein hierher versetzter Beamter der Arbeitsfront wünschte und bat darum, daß K. ihm die zu Lagrrzwecken bestimm ten Parterreräume zu Wohnzwecken umbauen möge, da er hier keine Wohnung finden konnte. Das Baugesuch, das daraufhin eingereicht wurde, fand keine Genehmigung. K. weigerte sich nun, Ms Räume an den Beamten zu vermieten. Höchstens könne er sie zur Einstellung der Möbel hrrgeben, zu Wohnzwecken aber nicht. Er würde aber ein Zimmer im Vorderhause bereitstellen, in wel chem der Beamte wohnen könne. Nun gelang es dem Beamten doch noch von der Behörde die nachträgliche Genehmigung für diese Räume als Wohnung zu er halten. Das war am 4. Oktober d. I., bis dahin waren, jedoch nur Reparaturbauten ausgeführt worden. Am 26. September erhielten die beiden Angeklagten die Straf verfügungen, gegen welche sie natürlich im Gefühle ihrer Unschuld Einspruch erhoben. Nach den umfänglichen Vernehmungen der Angeklagten und der Zeugen wurde die Beweisaufnahme geschlossen. Der Amtsanwalt stellt die Bestrafung in das Ermessen des Gerichts. Die Erweiterung der Abortanlage könne als genehmigungspflichtig angesehen werden und in die sem Falle stellt er einen Strafantrag. — Der Verteidiger der Angeklagten, Rechtsanwalt Dr. Kretzschmar, rollt den ganzen Hergang nochmals auf und beantrag, zum Schluß die Freisprechung und die Uebernahms der not wendigen Auslagen auf d'.e Staatskasse. — Die beiden Angeklagten schließen sich diesem Antrags ihres Ver teidigers an. Das Urteil lautete: Om Namen des deutschen Volkesl Die Angeklagten werden freigesprochen. Die Kosten des Verfahrens fallen der Staatskasse zur Last. Dis Aus» lagen für die Verteidigung werden nicht übernommen.
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