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Deutsche allgemeine Zeitung : 17.07.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185807178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18580717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18580717
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1858
- Monat1858-07
- Tag1858-07-17
- Monat1858-07
- Jahr1858
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 17.07.1858
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1376 <m;ehen. Namentlich ist es Ungarn, wo die Anzahl der Protestanten eine so große ist und eine Regelung ihres kirchlichen Lebens, so dringend noth wendig sie jedermann erscheint, noch in ziemlich weitem Felde sich befindet. Vor einiger Zeit machte diesfalls die Nachricht durch öffentliche Blätter die Runde, daß eine Deputation der Protestanten AugSburgischer Confessio» in Wien gewesen sei, ohne von competenter Stelle (dem Minister dcS Innern) andern Entscheid zu erhalten als die Vertröstung auf «christliche Geduld«. Diesmal nun ist eine Deputation der Neformirten auf dem Wege und ist ihre Ankunft in Wien noch für den Lauf dieses Monatö angesagt. Als beinahe trauriges Omen für das Werk dieser Deputirten muß leider der Umstand gelten, daß die Adresse, welche ste dem Kaiser zu überreichen haben und die sie zur Vcrtheilung an ihre resp. Kirchenvorsteher drucken ließen, in Pesth von der Polizei mit Beschlag belegt wurde. Der Vorgang fällt in vielen Kreisen um so mehr auf, als die Adresse, wie wol selbstverständ lich, in den loyalsten Ausdrücken sich bewegt und das Factum der Druck legung vor der Ueberreichung an den Kaiser nicht einmal als Taktlosigkeit auSgelegt werden kann, indem daS Actcnstück durchaus nicht für die Oeffent- lichkeit bestimmt ist. Es sollte, wie schon oben angedeutet ist, nur den Pa store» und Superintendenten deS reformirten Bekenntnisses zur Einsicht zu gesandt werden, damit diese ihre etwa daran zu knüpfenden Bemerkungen der Deputation übermitteln könnten." Schweiz. Aus Bellinzona wird der Neuen Zurcher Zeitung geschrieben: „In dieser Stadt hat sich die Curie von Como einen folgenschweren Schritt erlaubt. Art. 11 des Gesetzes über Kirchensachen bestimmt unter einer Buße von 5—5000 Fr.: «Bullen, Breven, Beschlüsse, Erlasse, Encycliken, Hirten briefe, Ablasse, Bekanntmachungen, unter was immer für einem Namen oder Form solche von feiten dcS römischen Stuhls oder der Nuntiatur oder den Bischöfen Herkommen, können ohne das Placet der Negierung nicht ange schlagen, veröffentlicht und in Vollziehung gesetzt werden.» Trotz dieser Ge setzesbestimmung hat die bischöfliche Curie von Como an der Pforte der Pfarrkirche von Bellinzona ein Decret angeschlagen, in welchem sie erklärt: «Da die Chorhcrrenpfründe des Hauses Mariotti vacant geworden und da die Pfrundherren von ihrem Wahlrecht innerhalb der sechs zustehenden Mo nate keinen Gebrauch gemacht haben, so geht dieses Recht an die Curie üher, welche nach Ablauf des lausenden Monats zur Ernennung des Bene- ficiatcn schreiten und auf keine weitere Vorstellung oder Beschwerde in Sa chen Rücksicht nehmen wird.» Das Decret trägt den Stempel der Curie und ist unterzeichnet vom Kanzler Ludwig Merini. Es ist der Propst Ta- ragnoli, Vorsteher des Chorhcrrcnkapitels von Bellinzona, der sich zu die ser Gesetzesüberschreitung hcrgegeben hat. Da durch diesen unerlaubten An schlag die Rechte der Pfrundherren der Mariot'schen Stiftung, welchen die Wahl zusteht, verletzt und usurpirt werden, Nnd da ferner die gesetzwidrige Bekanntmachung mitten in die Zeit der Agitation hineinfällt, so wird die tcssiner Negierung im Falle sein, über den Propst Taragnoli das Mari- mum der Buße (Fr. 5000) zu verhängen; sie entspricht damit auch der Erwar tung der Bevölkerung von Bellinzona, die aufs tiefste empört ist über die ses Verfahren des Propstes, der sich hinwegsetzt über die Gesetze des Can- tons, um der Curie zu Diensten zu stehen." Frankreich. A Paris, Juli. Als Ereigniß des Tages muß man die Greuel von Dscheddah betrachten, welche durch die obwaltenden Ereignisse eine größere politische Wichtigkeit erlangen, als man von vornherein denken möchte. Nicht nur geben die blutigen Vorfälle so empörender Art Rußland und seinen Anhängern, den Gegnern der Türkei und ihrer Existenz, ge fährliche Waffen in die Hand, sondern sie machen die Unentschiedenen ab wendig von dem Staat, der zu dem christlichen Europa nicht mehr passen will, und machen die Bundesgenossen der Pforte aus politischen Gründen stutzen und schwanken. Immer greifbarer tritt die Unmöglichkeit hervor, daß der Hat-i-Humäfum wirklich ins Leben trete, daß die Osmanen einer Civilisation gewonnen werden, die von ihrer Religion, von ihren Tradi tionen, von ihrer Gemeinheit und ihren Neigungen verworfen wird. Immer greifbarer tritt die Unmöglichkeit hervor, dieses im Zusammenstnken begriffene Reich durch unnatürliche Auskunftsmittcl zu stützen und zu halten. Daß das Journal des Debats die Gelegenheit benutzt, um der Herrschaft des Sultans schonungslose Streiche zu versetzen, kann nicht wundern, da die Vernichtung der türkischen Macht zu den Glaubensartikeln dieses Blattes gehört; ebenso begreiflich ist es, daß auch die andern pariser Journale, die doch alle für die Union sind, den Einfluß Frankreichs im Osten wünschen und den Vorfall von Dscheddah für diesen ihren Zweck benutzen, sich zu Gunsten Montenegros ausbreiten; allein die Hauptfrage ist, wie von Eng land — nicht von den Ministern, sondern von der englischen Nation— die Gcwaltthätigkeitcn, welche an seinem Vertreter, welche an seinen Landeskin dern begangen wurden, beurtheilt und ausgenommen werden, und ob nicht eine Agitation im Lande entsteht, die der Politik der St. - Jamesregierung eine unerwartete Wendung gibt und selbst auf die Verhandlungen in der Provinz ändernd einwirkt. In der diplomatischen Welt ist man sehr be unruhigt und man denkt an die treffliche Gelegenheit, die durch Verübung eines ähnlichen Frevels an russischen Unterthanen der Regierung des Zar geboten wurde, gegen die Türkei einzuschreitcn und der Verwirklichung all bekannter Plane wenigstens vorzuarbeiten. Niemand steht heute an, die Krisis im Osten von Europa für bedenklicher denn je zu halten. Fuad- Pascha ist im hohen Grade bestürzt, ja fast rathlos; er fühlt es nur zu deutlich, daß die Lage durch die Ereignisse von Dscheddah noch schwieriger geworden. Er hat unmittelbar nach dem Eintreffen der Nachricht hier nach Konstantinopel telegraphirt, um über den Hergang der Sache genaue Auskunft zu erhalten und von seiner Regierung die Erklärung zu verlan gen, daß sie die nachdrücklichsten Maßregeln ergreifen werde, um den ver übten Frevel, wie er es verdient, zu bestrafen und den betreffenden Mäch ten die vollste Genugthuung zu geben.— Eine Depesche, welche auS London hier eingetroffen, wurde auf höhere Anordnung der Ocffentlichkeit vorcnt- halten. In dieser Depesche wird angezeigt, daß die Times sich in einer Weise über den bevorstehenden Besuch der Königin ausläßt, der gerade nicht dazu gemacht ist, England freundlich für die alliirte Westmacht zu stimmen und die erfreuliche Wirkung der Friedensdemonstration zu erhöhen. Die Times erklärt es für unzart, daß Ludwig Napoleon die Königin von England zu einem Feste geladen hat, das als eine Herausforderung Groß britanniens angesehen werden muß, und meint, daß die rechte Erwiderung auf diese Einladung eine Demonstration von feiten Englands gegen Frank reich wäre, zu welcher man nicht verfehlen dürfte, den Kaiser der Fran zosen einzuladen. Auf diese Auslassungen wird höhcrn Orts nm so mehr Gewicht gelegt, als man weiß oder voraussetzt, daß die verbreitete englische Zeitung so lange mit ihren Betrachtungen über den Besuch der Königin gewartet hat, um zuvor die öffentliche Meinung über das Ereigniß zu er mitteln, um ihr dann Ausdruck zu geben, Paris, 14. Juli. In einigen Kreisen trägt man sich mit der Be hauptung, daß England an der Erblichkeit der Hospodare in den Donau fürstenthümern nicht so fest hält, als man dies vorauSsetze» zu können glaubt. Ob dies wahr ist, blclbt dahingestellt. — Von glaubwürdiger Seite wird mir versichert, daß die Nachricht eine ausgesprengte gewesen, der zu folge der Graf von Chambord die eifrigen Legitimisten veranlaßt habe, nicht nach Frankfurt a. M. zu kommen, um nicht durch ein unnützes Auf sehen seine Plane zu durchkreuzen. Im Gcgentheil seien an 400 Personen in der deutschen Reichsstadt um den Prinzen versammelt gewesen und seien die Interessen der legitimen Monarchie daselbst berathen worden. Eine zweite Versammlung dieser Art würde in Köln stattfinden, wenn der Prinz, auS dem Haag zurückkehrend, in dieser Stadt am Rhein einträfe. Die fran zösische Regierung fühle sich durchaus nicht veranlaßt, von diesen ungefähr lichen Umtrieben irgend Notiz zu nehmen. — Der General Daumas ist in den Berathungen über die Reorganisation von Algerien mit seinen Vor schlägen durchgefallen. Diese gingen dahin, daß zwischen der Kolonie und dem Mutterlandc die finanzielle Gemeinschaftlichkeit hergestellt, daß dieselbe in Provinzen eingetheilt werde, und daß schließlich gewisse Landesthelle, die schlecht oder gar nicht bebaut sind, von dem Staate ihren Eigenthümern ent zogen und bearbeitet werden. — Vely-Pascha hat seinen Secretär hier her geschickt, um die Verdächtigungen, welche gegen sein Verhalten auf der Insel Candia erhoben worden, zn widerlegen und gegen die Angriffe der Journale nöthigenfalls das Gericht zu Hülfe zu rufen. — lieber den Eindruck, den die Vorgänge in Dscheddah in Paris ge macht, schreibt man der Neuen Preußischen Zeitung von dort: „Die Nach richt von der Metzelei in Dscheddah hat in unsern diplomatischen Kreisen eine wahre Bestürzung erregt. Es stellt sich immer mehr heraus, daß der türkische Fanatismus gleich dem Stiere bei dem Anblick eines rothen Tuchs durch die Hat-i-Humaiums und andere civilisatorische Palliativmittcl nur noch wilder gemacht wird und auf dem besten Wege ist, für die europäi schen Mächte eine Verlegenheit zu werden, deren Beseitigung nicht länger aufgeschobcn werden kann." — Prinz Napoleon stand am 1.3. Juli der Preisvertheilung in dem Jndustriepalaste von Limoges vor. Die Feierlichkeit begann um 2 Uhr. Der Prinz, in der Uniform eines Mitgliedes der Akademie, eröffnete die selbe mit einer länger» Rede. Er beglückwünscht Limoges, daß es ohne Unterstützung der Regierung ein schweres und kostbares Unternehmen zu Stande gebracht habe. Er hofft, daß das von dieser Stadt gegebene Bei spiel edler Selbsthülfe nicht ohne Nachahmung bleiben werde. „Unsere Na tionaleinheit, die durch eine lange Reihe von Jahrhunderten vorbereitet und von der Revolution hergestcttt wurde, hat", sagte der Prinz, „nichts zu fürchten von dem Individualismus und dem lokalen Geiste. Die Gefahr ist nicht dort. Sie wäre vielmehr zu suchen in der entgegengesetzten Tendenz, wenn man diese bis zum Erceß entwickeln würde. Was wir in der That befürchten müssen, ist die Absorption der individuellen Kräfte durch die Gc- sammtgewalt, die Substituirung der Regierung für alle Handlungen deK socialen Lebens, die Schwächung jeder persönlichen Initiative, die man gänz lich unter eine übertriebene Administrativcentralisation stellt. Ich wünschte, daß die Bürger aufhörten, auf die Intervention des Staats und dessen Gunstbezeigungen zu zählen, daß sie einen legitimen Stolz darein setzten, sich selbst zu genügen, und den Erfolg ihrer Unternehmungen auf ihre eigene Energie und die Gewalt der öffentlichen Meinung begründeten. Ich wage zu sagen: wenn wir zu unserer politischen Einheit, Gegenstand der Bewunderung und oft der Befürchtungen für unsere Nachbarn, wenn wir zu derselben jene Kraft hinzufügen, die aus dem Zusammenwirken der Individuen und Asso ciationen entspringt, so würde unser Vaterland die großen Geschicke sich verwirklichen sehen, die von den berühmten Bürgern von 1789 vorausge sehen worden sind." Nach diesem Ausfall gegen das Centralisationswesen beschäftigte sich der Prinz in seinen Reden mehr mit den Interessen deS Departements und ließ zum Schlüsse folgende Worte über die Stellung fallen, die ihm seine Ernennung zum Minister von Algerien und den Co lonien bereitet habe. „In dem Augenblick", sagte er, „wo ich die Verthei- lung der Belohnungen vornehmen will, kann ich nicht umhin, mich daran
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