Suche löschen...
Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 15.03.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191303157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19130315
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19130315
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und ...
- Jahr1913
- Monat1913-03
- Tag1913-03-15
- Monat1913-03
- Jahr1913
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abschiedsgedicht. Die Borträge wurden gehalten von den Schülern Bachmann, Lenk, Mühlig und oem Schü lerinnen Johanna Zeeh aus Schönheide und Concor dia Mobl aus Eibenstock. Belobigt wurden für Fl-ifi und Leistungen di? Schüler der 8. Klasse Bachmann (bei der Firma H. Meißner) und Männel (Schurig- Schönheide); 2. Klasse Meinelt (Paul Meinelts Lenk I (Emil Scheiter), Mühlig «Anger u. Co), Arno Müller (Grube und Co): 1. Klasse Täschner (K. O. Täschner«, Tittel (P. Rich. Müller). Dir vom Turn verein zur Verfügung gestellten Prämien „Jahrbuch der Turnkunst 1913", gestiftet für regelmäßigen Turn- besnch, erhielten in der 3. Klasse Bachmann (H. Meiß ner); 2. Klasse Lenk l (Emil Scheiter), Rudolf Seidel (Göp u Meichßner); 1. Klasse Wendler (H. Wagners Töpfer (Stegmann u. Funke), Heymann ^Emil Schei ter« und Radecker (Eduard Friedrich u. Sohn) Ei ne vom deutschnationalen H.-G.-V. gestiftete Prämie „Deutschland als Weltmacht" erhielt der Schüler Wendler (H. Wagner), und der Schüler Radecker «Ed. Friedrich u. Sohn) erhielt die Buchprämie „Der deut scke Staatsbürger", die vom deutschen H -G.-B. gestif tet war. Aus den Zinsen der Kantor Ludwig-Stiftung und dem Prämienbeitrag des Kaufmännischen Vereins waren zwei Buchprämien beschafft, und zwar Dr. Bernh. Dietrichs „Klcinasiatisch? Stickereien". Diese fielen an die Schüler Pilz (Diersch u. Schmidt) und Sandler (Rich. Schubart). Herr Fabrikant Max Lud wig dankte dann im Namen der Handelsschule d?e hohen Staatsregierung für die geleisteten Unterstützun geu, u. Herrn Gewerberat Täger, der sich sehr lobend über die Erfolge der.Schule ausgesprochen habe Red ner dankte auch den städtischen Behörden für ihr b,? wiesenes Interesse, Herrn Haudelsschuldirektor Illgen und dem aus Urlaub weilend« n Herrn Lehrer Meichs ner für ihre unermüdlichen Bestrebungen und gab dem Wunsche Ausdruck, daß die viele Mühe und Arbeit, welche die Schule erheische, nicht umsonst geleistet sei en, sondern daß aus den Schülern tüchtige Kaufleute und rechte Männer werden möchten. Hierauf über reichte als Zeichen der Dankbarkeit gegenüber der Schule und Lehrerschaft der abgehende Schüler Pilz I mit einer kurzen Ansprache ein Klassenbild und dau« betrat Herr Handelsschuldirektor Illgen das Podium, um noch einige Abschiedsworle an die Scheidenden zu richten, denen er die Schillerworte: „Groß ist, rver das Furchtbare überwunden " unterlegte- Redner ging davon aus, daß die Entrajsungsfeierlichkeit unter eigenartigen Zeitverhältnissen vor sich gehe im großen ErinnerungSmonat März, der vor hundert Jahren den „Aufruf an mein Volk" brachte, und im großen Erinnerungsjahr 1813, das die Freiheit vom Frankenjoch uns wied. rgab. Schiller sowohl als den König Friedrich Wilhelm III. möchten sich die Schü ler zu Vorbildern nehmen; beide hätten das Furcht bare großzügig überwunden. Großzügig möchten des halb die nun ins Leben tretenden.sein im Denke», großzügig im Handeln und auch großzügig in ihren Idealen. Hoffend, daß di? gelegten Keime dereinst reiche Früchte bringen möchten, schloß Redner «eine in warmen Tönen gehaltene Rede mit den Worten: „Be hüte Sie Gott auf ihren Lebenswegen! ..Glück auf." Zum Abschluß der würdevollen Feier wurde das Lied „Nun danke! alle Gott" gesung-u. ' - — Eibenstock, 14. März. Mit einem vaterländi scheu Kunstfilm allerersten Ranges wartet gegenwärtig das Lichtspielhaus „Weltspiegel" auf. Er betitelt sich „Königin Luise" und zeigt uns das Leben und Lei den dieser hohen Dulderin in anschaulichster Weise. Die Bilder führen uns hinein in das innige Familienleben der schlichten preußischen Königsfamilie, sie zeigen uns die edle Königin auf ihrem Lieblingsplag, die Pfaueninsel, unter dem Weihnachtstisch usw und schließlich bricht die Zeit der großen Not für Preußen, ja ganz Deutschland, an, da die ersten französischen Truppen den Uebergang über die preußische Grenze erzwingen. Da die zur Aufnahme des Films benötigten Gegenstände sämtlich aus dem Hohenzollernmuseum stammen, wird das Interesse an der Aufführung noch erhöht. Der Be such des Lichtspielhauses .Weltspiegel' zur Vorführung der „Königin Luise" war ein sehr guter. Heute abend wird der Film zum letzten Mal» gezeigt. — Leipzig, 13. März. Der Großherzog von Sachsen-Weimar kam auf der Durchreise nach Borna zum Besuche des Karabinier-Regiments, dessen Chef er ist, heute früh 7 Uhr 24 Minuten in Leipzig an. Die Weiterfahrt nach Borna erfolgte im Auto. — Der Groß herzog traf kurz nach ' .9 Uhr in Borna ein. Er wohnte einer Reitbesichtigung der 5. Eskadron bei und nahm sodann im Kreise des Offizierkorps im Kasino das Frühstück ein. Kurz vor '^3 Uhr nachmittags trat der Großherzog im Au tomobil die Rückreise nach Leipzig an. - Leipzig, 13. Mürz. Der am 5. Mai 1885 in Wilkischken im Kreise Tilsit geborene Hand lungsgehilfe Hermann Naujoks, der unter der An klage des schweren Diebstahls und des Verrats militärischer Geheimnisse sich heute vor dem Reichsgericht zu verantworten hatte, wurde we gen Spionage und schweren Diebstahls zn 10 Jah ren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust sowie Stel lung unter Polizeiaufsicht verurteilt. — Mühlau bei Burgstädt, 13. März. Gestern nach mittag waren mehrere Arbeiter im Langeschen Sägewerk da mit beschäftigt, Kummetleisten auSzusägen. Jedenfalls wegen eines im Holz befindlichen AsteS wurde einem Arbeiter eine Leiste mit solcher Wucht aus den Händen gerissen, daß diese dem in der Nähe befindlichen Sattlermeister Kugler an die Stirn flog und ihm die Hirnschale einschlug. Der bedauernswerte Mann war sofort tot. Der Fall ist um so tragischer, als die Ehefrau deS Verunglückten schon seit län gerer Zeit an einer schweren Krankheit darniederliegt. — Lößnitz, 13. März. Heute nachmittag findet die Wahl de» neuen Bürgermeisters an Stelle des demnächst in Ruhestand tretenden Herrn Bürgermeisters Zieger statt. Zur engeren Wahl stehen die Herren Ratsassessoren Dr. Fabian Chemnitz, Hoppe-Chemnitz und Dr. Schneider- Reichenbach. — Schneeberg, 13. März. Gestern abend wurde eine bekannte Taschendiebin, die 68 Jahre alte Au guste Anna gesch. Flemmig, auf dem Wege nach ihrer Woh nung festgenommen. Sie hat gestern nachmittag in Schwar zenberg auf dem Jahrmarkt ein Portemonnaie mit beträcht lichem Inhalt gestohlen. Bei der Festnahme wurde fast daS gesamte gestohlene Geld bei ihr vorgefunden; einen kleinen Teil hatte sie bereits für Eßwaren ausgegeben. Trotz ihres Leugnens wurde sie des Diebstahls überführt. Burkhardts grün, 14. März. Die Frühlingsboten treten jetzt in allen Formen auf. Nachdem bereits die ersten Staare im Erzge birge wieder ihren Einzug gehalten, gelang es am Mittwoch einem Postboten in der Nähe des Steph ari schen Gasthauses bei Burkhardtsgrün eine starke Kreuzotter zu fangen und unschädlich zu ma chen. — Plauen, 12. März. Im Dorfe Schwand bei Weischlitz ist am Dienstag abend die 9 jährige Tochter eines dortigen Einwohners beim Wasserholen in den am elterlichen Hause gelegenen Brunnen gefallen und darin er trunken, da der Unglücksfall leider zu spät bemerkt worden war. — Ebmath, 13. Mürz. Unter Schmuggelver dacht wurde am Mittwoch nachmittag von hier stationierten Grenzbcamten der im Jahre l879 in'Portitz bei Leipzig ge borene Landstreicher Bötz festgenommen. Da man ein» Menge zollpfl'chtiger Waren bei ihm fand und da er auch im Ver dachte steht, am 27. Februar in einem Grenzorte ein schweres Sittlichkeitsverbrechen an einem INjähriyen Mädchen verübt zu haben, so sperrte man ihn zunächst ms Ebmarher Orts gefängnis. Dort hat er sich durch Erhängen dem irdischen Richter entzogen. Aus der Zeit der Befreiungskriege. : Nachdruck oerbotra 15. März 1813. Dieser Tag bringt eine gro ße Reihe berichtenswerter Ereignisse. Das wichtlgstc ist wohl, daß an diesem Tage Napoleon dem preu ßischen Gesandten in Paris, Fürsten Hatzfeld, mit teilen läßt, er sei geneigt, Preußen Zugeständ - nisse zn machen. Es war zum Glück zu spät; zum Glück, weil unter Umständen der preußische König zum Anschluß an Napoleon bereit gewesen wäre, und daW! die Geschichte einen völlig anderen, für Deutschland ungünstigeren Verlauf genommen hätte. — An diesem Tage hielt Kaiser Alexander von Rußland seinen feierlichen Einzug in Breslau, vom Volke mit jubelnder Begeisterung begrüßt. Der König war ihm bis Oels entgegengefahren, die Truppen hatten bis weit über die Tore Breslaus hinaus Spalier gebil det. - Am gleichen Tage wurde durch preußische Kabinettsordre das ganze preußische Land in vier nach rein militärischen Gesichtspunkten geschaffene M i litär-Gouvernements geteilt, an deren Spitze je ein Militär- und ein Zivilgouverneur stand. Mit außergewöhnlichen Machtbefugnissen ausgestattet, soll ten sie es als ihre Hauptaufgabe erachten, für die kräftige und schleunige Ausführung aller auf den Krieg gegen Frankreich bezüglichen Erlasse zu sorgen. Die vier Gouvernements umfaßten: das Gebiet rechts der Weichsel, zwischen Weichsel und Oder, zwischen Oder nnd Elbe, Schlesien. — Am selben Tage zieht Gc neral York in Berlin ein und zur selben Zeit er läßt Napoleon seine Befehle an seine Generale für den Angriff auf die Verbündeten. Ler Vizekönig hat sein Hauptquartier nach Magdeburg zu verlegen, nm. welche Festung herum die französischen Truppen znsaminenzuziehen sind; die Stellungen sind durch Verschanzungen zu stärken und von hier aus jijnd be ständige Ausfälle zu machen. Marschall Victor soll die Elbe bis Torgau bewachen und Rechner dm Teil von Torgau bis zur böhmischen Grenze. So schaltete und waltete mitten im Herzen von Deutsch land der Franzosenkaiser vor 100 Jahren, während ein einziger energischer Gesamtangriff aller deut schen Truppen das französische Heer in deutschen Lan den einfach erdrückt oder über den Rhein hinweggefegt hätte. Und das wäre wohl im Sinne der Völker gewesen, aber die Fürsten zögerten, teils aus Vor sicht, teils bänglich vor dem militärischen Genie ei nes Napoleon, teils aus diplomatischen Rücksichten. — Uebrigens geht aus den damaligen Briesen und Be fehlen Napoleons herber, daß er mit seinen Genera len und Vertretern in Deutschland sehr unzufrieden ist; mit Recht, denn Napoleons umfassende Pläne wur den von den wenigsten seiner Generale verstände» nnd richtig gewürdigt. Höhen und Tiescn. Roman von M. Eitner. (10. Fortsetzung.) Die Baronin dachte wohl viel in diesem Augenblick, aber sie sagte nichts. Sie folgte Hildegard. Beide gingen in ein kleines Zimmer, das neben dem Wohnzimmer des Barons lag. Sie ließen die Tür zum Korridor ofseustehen, damit auch das leiseste Geräusch ihnen nicht entgehe. Gerade, als sie das Zimmer betreten hatten, kamen die drei Brüder von einer anderen Seite her. Erwin war der erste, der in des Barons Zimmer ging. Die beiden anderen gesellten sich zu Hildegard und der Tante. Keiner sprach ein Wort. Dem sonst gegen alle Gefühle gefeiten, wetterfesten Seemann liefen die Hellen Tränen aus den 'Augen. Er ging mit großen Schritten im Zimmer auf und ab, um sich Gemalt anzutun und Ruhe zu erringen. Der alte Anton stand vor der Tür seine» Herrn. Er war e», der nach einer kleinen Weile Werner bat, zum Herrn Baron zu kommen, und wieder nach einem kurzen Zeitraum Gerhard holte. Weder Erwin noch Werner waren zu den beiden Damen zurück» gelehrt. Gerhard gejellte sich wieder zu ihnen. Er schloß Hilde» gard in die Arme nnd sagte: „Dazu helfe mir Gott, daß ich einmal dem Tode so enlgcgengehe, wie Papa e» tut. Er wünscht, daß du und Tante Elisabeth bei ihm bleiben möchten. Mit euch zusammen wünscht er Senden noch einnial zu sehen. Wo ist er eigentlich?" „Ich hab» schon nach ihni geschickt. Er war im Park." Eben kam der Rittmeister, dem man getagt hatte, da» Hilde» gard in diesem Zimmer weile. Er trat aus seine Braut zu, wollte sie an sich ziehen und ihr etwas saaen, doch Hilden- wußte das zu vorhin er». Sie sagte nur: „Guten Morgen, Artur Willst du noch einen Augenblick mit uns zu Papa kommen? Es ist wahrscheinlich das letzte Mal." Der Rittmeister sah, daß seine Braut marmorbleich war. Er schob ihre Abweisung der Erregung zn, di« des Vaters Zu stand veranlaßte. „Ich iverde Papa fragen, ob es ihm auch letzt uicht zu viel ist," sagte die Barvueß noch hastig nnd ging. Bald kam der Diener und bat, daß die Frau Baronin und der Herr Rittmeister kommen möchten. Tiefernst streckte der Baron seiner Schwägerin und Senden die Hand entgegen. „Ich wollte dir noch ein Lebewohl sagen, Artnr," begann der Baron. „Es wird alles anders, als wir gedacht haben. Ich werde meine Tochter nicht in deine Händ« geben. Ich gehe schneller, als ihr glaubtet." Der Rittmeister wollte etwas sagen und fand doch nicht da» rechte Wort. Er schwieg. Der Baron deutete mit keinem weiteren Wort auf das Ver löbnis zwischen Senden und seiner Tochter. Er sagte nicht: „Hüte meiner Hilde Glück." Er sagte auch nicht: „Gott segn« «uch, mein« Kinder." Plötzlich begann er: „Es ist -mir leid, daß ich Graf Erbach nicht mehr sehen und sprechen kann- Er wird dir eine treu« Stütze sein," wandte er sich an Hildegard. Diese sah, daß der Baron sehr schwach war. Sie bat deshalb den Rittmeister: „Laß Papa jetzt lieber allein." „Tante Elisabeth und ich wollen ganz still sein," fuhr st« fort, „vielleicht kannst dn ein wenig ruhen." „Ich glanbe beinahe selber, daß ich müde bin," sagte der Baron lächelnd. Er schlies wirklich ein wenig ein, schlief länger als eine Stande. Die Baronin und Hildegard vermieden jed« Bewegnng, um ihn nicht zu stören. Als er erwachte, sagte er: „Das war wirklich eine Erquickung. Ich sühle mich gan- gestärkt." Er nahni aus Hildegards Bitte ein Glas Wein. Er ver langte, da die Zeit des Mittagessens Heranlam, daß die beide« Damen in den Eßsaal gingen. „Geh nur, mein Kind," drängt« er Hildegard. „Es ist noch nicht so weit." Um ihn nicht zu betrüben oder aufzuregen, mußten dir Baronin und Hildegard gehen. Es war ein stilles, traurige» Zusammensein an der Miitagstasel. Anna von Rohr fehlte. Als Hildegard nach ihr fragte «rhielt sie die Antwort, das gnädige Fräulein fühle sich nicht wohl, habe gewünscht, das Essen in ihrem Zimmer einzunehmen- Für Hildegard war das eine Erleichterung. Sic eilte, sobald sie konnte, zu ihrem Vater zurück, der wunderbar srisch erschien, so daß sie schon hoffte, er habe sich getäuscht, und die Kraft kehre noch einmal wieder. Abwechselnd kamen die Söhne noch einmal auf kurze Zeit. Die Baronin saß still in einem Lehnsessel. Es war ihrem Schwager angenehm, sie in seiner Nähe zu wissen. Hildegard hatte sich einen Stuhl dicht an des Vaters Seite gezogen. Lächelnd sagte der Baron: „Laß meinem alten Rollo auch noch einen Platz. Er wird mich suchen, wird sich dann an dich halte« müssen." Die Sptttnachmütagsstundcn kamen heran. Der Baron saß, wie am Morgen, in seinem Lehnstuhl und sprach mit Hildegard. „Sieh," sagte er, während er die Hände zusammenschloß und während seine Augen auswärts blickten, „es ist etwas Wunderliche» um manchen Menschen. Solange er die Kraft des Lebens in sich fühlt, glaubt «r sich göttlichen Dingen gegenüber so groß. Ich tat das auch. Ich habe immer geglaubt, ich würde und müßt« das Göttliche mit meinem menschlichen Verstände fassen können, habe vernicht, die göttlichen Rätsel mit meiner menschliche« Weisheit, die ich für groß hielt, zu lösen. Ich habe nie zu dene« gehört, die ich dennoch bewunderte, denen die göttlichen Ding« unantastbar erschienen, die sich keine Gedanken über das W« und Warum machten, die eben glaubten, was offenbart war. Ich sühlle, daß solcher Glaube etwa» Großes war. Aber ich wollte nicht bloß glauben, ich wollte verstehen. Jetzt, wo da» Leben fliehen will, fühle ich, wie die Weisheit der Menschen ei» Nichts ist. Jetzt erkenne ich klar, daß hier den Menschen da» Glauben gesetzt ist, daß das Schauen drüben kommt. 8ch hoffen mein Gott und mein Herr Jesus werden dem kleinen Mensche« verzeihen, daß er große, ewige Din^e erkennen wollte, solange «r noch hier unten wanderte. Ach, drüben, Hilde, drüben wird alle», was mir dunkel schien, klar werden. Drüben werden alle RätsÄ gelöst. Alles Unvollkommene wird abgestreift. Drüben gibt e» nur Einheit, nur Vollkommenheit. Heterogenes kommt nimmer zusammen. Nur was sich ergänzt, das findet sich, und daher Einheit, Vollkommenheit, Seligkeit, die im Schauen deS Gotte» gipfelt, dem man hier geglaubt hat." Hildegard wagte sich nicht zu rühren. Ueber Erde und Erdenweh hinweg fühlte sie sich gehoben, als sie in die wunderbar glänzenden Augen ihre» Vaters blickte. Sie sagte auch nichts, als der Baron schwieg. Die Sonne sank gegen Westen hinab. Durch die hohen Fenster des Zimmers drang das herrliche Leuchten, das dem Sonne«» Untergang vorauszugehen pflegt. „Hilde!" flüsterte plötzlich wieder der Baron. Wieder, wie heut früh standen große Tropfen auf seiner Stirn. Sein Haupt sank plötzlich auf die Brust herab. Hildegard schlang leise den Arm um seinen Hals. In diesem Augenblick trat Gerhard ein. Im Nu stand er neben Hildegard und legt« die Hand auf des Vaters Herz. An der Tür standen Erwi» und Werner, wie gelähmt durch dir Gewalt des Augenblicks. „Er ist gegangen," sagte Gerhard leise. „Ich will de« Doktor rufen, den wir heimlich haben holen taffen." „Aber leise, nur leise," bat Hildegard. „O stört ihn nicht wieder auf." Der Doktor kam. Er konnte nur bestätigen: „ES ist z« Ende." S. Kapitel. Während der Nacht, die jetzt folgte, tat niemand im Schloß ein Auge zu. Es herrschte viel Unruhe, aber kein Lärm. Alles, was geschehen mußte, geschah so still, wie es überhaupt möglich war. Die Dienerschaft ging anf den Fußspitzen umher. Jeder Befehl wurde im Flüsterton« erteilt. Jede Frage wurde leise gestellt. Es durchzuckte jeden, wenn hier und da rin Hammer schlag zu tun war, und dadurch die Stille momentan unter brochen wurde. Born Hof ans jagten GIpanne zur Stadt und kamen wieder zurück. In der Nähe und Hörweite des Schloff«» -wangen di« Kutscher die Pferde zu ganz langsamem Tempo, Gegen Mitternacht wurde ein großer Metallsarg durch da» Hanptportal des Schlosses in den Saal getragen, wo die Auf» bahrung stattfinden sollte. Am Morgen, um die Stunde, da di« Baroneß am vorigen Tage in den Park ging, herrschte Totenstill« im Schloß. Die Fahne war auf Halbmast gezogen und hing schwer herab. Das Wappenschild über dem Portal war mit schwarzem Flor verhangen. Im Saal, der schwarz ausgeschlagen war, lag der Baron ausgebahrt, den Johannitcrmantel um die kraftvolle Gestalt gercänugen. Zu seinen Haupte» lag auf einem Stuhl ein weiße» Samttqsen mit mehreren hohen Orden. Sticht wie fein Tot«« erschien d«r Baron, sondern wie ein Schlafender. Die schönst«» Palmen und andere exotische Gewächse, die das Treibhaus auf zuweisen hatte, waren in einiger Entfernung vom Sarg« arrangiert. Sträuße von Veilchen und Maiglöckchen lagen i» Sarg. (Fortsetzung folgt)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder