MWL Intelligenz und Wochenblatt für . . " - . Frankenberg mit Sachsenburg und Umgegend. 28. Sonnabends, den 6. April. 1850. Verpachtung. Mit Bezugnahme auf den im Amthause zu Frankenderg aushangenden Anschlag und die demselben beigefügten Bedingungen, bringen wir andurch zur öffentlichen Kenntniß, daß den zehnten April 1850 mit anderweiter Verpachtung der geistlichen Lehnsfelder, oder sogenannten Frühmeßäcker, auf sechs hinter einander folgende Jahre, von Michael 1850 ab, im Wege des Meistgebots an Amtsexpeditions stelle zu Frankenberg, Vormittags 9 Uhr verfahren werden soll. Superintendentur Frankenberg und Justizamt Frankenberg mit Sachsenburg, den 11. März 1850. Die Königliche Kirchen-Jnspection daselbst. AI. Körner, Sup. Gensel. Dietrich. - Aus dem Vaterlaude. Dresden, 31. März. Beim Stadtgerickt kamen circa 800 Personen wegen des vorjährigen Maiaufstandes in Untersuchung und rheils auch in Haft. Hiervon wurde ein Theil zur Fortstellung der Untersuchung an andere Be hörden abgegeben, gegen einen andern Theil wurde die f Untersuchung theils wegen Mangels hinreichender Unterla gen, theils in Folge des Erweises völliger Unschuld ststirt, s- gegen circa 400 aber wurden die betreffenden Untersuchun- - gen beim Stadtgericht.fortgestellt und die Acten dem Appel lationsgericht zur Entscheidung eingesendet. Bei circa 100 dieser einzelnen Untersuchungen ist die Entscheidung bereits erfolgt. Dabei befinden sich 17 Straferkenntniffe, nämlich 8 auf Todesstrafe, 7 auf Zuchthaus (zwei lebenslänglich, fünf andere auf 18, 15, 10, 4 und 3 Jahre), eins auf 8 Jahre Arbeitshaus und eins auf I Jahr Landesgefäng- niß. Die acht zum Lode Berurtheilten sind die vormali gen Abgeordneten Heubner, Röckel und Heinze, Bakunin, v. Glümer, Handarbeiter Kappler, Kellner Schreiber und der Conditorgehülfe Wagner. Die zwei zu lebenslängli chem Zuchthaus Berurtheilten sind der Postamtssecretär Martin und die vielgenannte Barricadenhelüin Wunderlich. Letztere behauptet übrigens, von 11 Kugeln getroffen wor den zu sein, obgleich man nur von einen einzigen Streifschuß weiß. Weniger romantisch klingt, daß sie bereits früher wegen Diebstahls und Lohnh y bestraft worden ist. In den übrigen Sachen wurden die Angeschuldigtrn theils freigesprochrn, theils amnestirt. In Haft befinden sich ge genwärtig noch circa 40 Maigefangene, darunter obige Aus Chemnitz. Bereits seit Mitte Decbr. v. I. liegt das Decret wegen Uebernahme der Chemnitz-Riesaer Ei senbahn in zweiter Kammer, ohne daß bis heute nur ir gend verlautete, daß es bald zur Verhandlung kommen werde. — Mögen dringliche Arbeiten oder andere Gründe diese Zögerung veranlassen, so drängt sich doch jedem Ge birgsbewohner, sei er Actionär oder nicht, die Befürchtung auf, daß das Interesse dieses so volkreichen Landestheils nur eine sehr geringe Beachtung finde, die mit um so be- gründeterm Schmerz empfunden wird, je mehr, man wahr nimmt, daß man es Seiten der Regierung und Kammern an den übrigen volkswirthschaftlichen Einrichtungen für an dere Landcstheile nicht fehlen läßt. — Soll man erst er innern, daß das Gebirge sich nur durch seine Industrie ernährt, daß der-Industrie zu ihrer Erbaltung und För derung vor Allem rasche und billige Verkehrsmittel von Nöthen sind? soll man erinnern, daß die Nothwendigkeit einer Eisenbahn für das Gebirge von der frühern Regie rung und Volksvertretung anerkannt ist, daß ohnehin schon eine Verzögerung dieses Unternehmens um mindestens 12 Jahre stattgefunden hat? man sollte glauben, es sei dies nicht nöthig, denn das unvollendete Bauwerk mit bereits aufgewendetcn 5,500,000 Thalern erinnert daran; — das Beispiel, ein solches Unternehmen noch länger zu verzögern, steht wohl einzig da in ganz Eu ropa. — Es giebt keinen Entschuldigungsgrund dafür, denn Geld mußte, wenn nicht aus eigenen Mitteln, doch durch die Garantie des Staates zu schaffen sein, vorzugs weise für eine Sache, welche ein eigenes Garantiecapital von 4 Millionen Thaler besitzt. Auch in den Verhand lungen der Regierung mit der Gesellschaft liegt kein Ent schuldigungsgrund; die Gesellschaft bat dem Staate für das Hülfscapital aus der Nöth mehr Garantie geboten als der Staat, selbst bei Uebernahme zu 30 pro cent erholtem kann. Die Gesellschaft hat 50 pro eeot von ihrem Einlage kapital gestrichen und man sollte denken, der Staat hatte damit zufrieden sein können, Angesichts der von ihm für