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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 10.09.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191309100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19130910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19130910
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und ...
- Jahr1913
- Monat1913-09
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ist nach den Plänen des Baurate» Zeißig in Leipzig erbaut und im HcimatSstile gehalten. Da» Gotteshaus ist ein Ge schenk deS Gustav Adolf-VereinS, da die Gemeinde sehr arm ist DaS Geläute ist von der Ephorie Schneeberg, der Bür gerschaft Johanngeorgenstadt und dem evangelischen Pfarrer Felber in Karlsbad gestiftet worden. Kanzel und Altar sind ein Geschenk eines Exulanten-Nachkömmlings Von den drei bunten Fenstern der Krypta sind zwei vom hiesigen Exulanten verein und eins von der Familie Printz in Stuttgart gestiftet worden. Der Taufstein ist eure Geschenk der Gemeinde Neu- wrlt in Sachsen und die Oefen hat die Firma Nestler u. Breitfeld, hier und Erla, gestiftet. Die evangelische Gemeinde Asch ließ durch Licential Held (Asch) eine Kanzel- und Altar- bibel überreichen. Es fehlt noch gar viel: Orgel, Kanzel- und Altarbekleidung, Teppiche, Läufer. Da die Gemeinde, wie erwähnt, arm ist, so wäre sie herzlich dankbar, wenn sie von vermögenden Glaubensgenoffen unterstützt würde. Zu schriften sind an Vikar Lepper zu richten. An der Weihe nahm eine große Anzahl sächsischer Glaubensbrüder teil. Die Festrede in der Küche hielt Herr Pfarrer v. Blantmeister, Dresden, die Festrede auf dem Kirchplatze Pfarrer Starke auS Eibenstock. Der hiesige Kirchenchor und der von Thalheim hatten den Gesang übernommen, die Begleitung lag in den Händen des hiesigen Lehrers Härtel. Abordnun gen waren aus vielen Gemeinden der Ephorie Schneeberg eingetroffen. Der Jugendlag des Versandes für Jugend pflege im Amtsgerichtsvezirk Giömstock. Ein selten schöner Hcrbsttrg stieg heran), als die Turnzöglinge am Sonntag Morgen in den verschiedenen Gemeinden unseres 'Amtsgerichtsbezirks sich aufmach- ten und mit klingendem Spiel dem Kuhberg entge- gcnzogcn, um dort im schattigen Waldesdom ans Ber- gcshöh' mit einem Festgottesdicust ihren E^r-ntag zu beginnen. Wirkt das Außergewöhnliche einer sol chen Andacht schon an und für sich aus empfängliche Ge müter, so konnte der Ausdruck dieser Feier kaum ein größerer sein; denn es waren glühende, wohl erwo gene Worte, die aus einem Herze sprachen, das treu für die Jugend schlägt, die Herr Pfarrer Wolf aus Schönheide an die stattliche Jünglingsschar und de ren Freunde richtete, nachdem die wuchtigen Klänge des Kremserschen Dankgebetes verklungen waren Von der Lcbenserweckung des Jünglings zu Nain ausgehend, mahnte er mit lapidaren Motten von monumentaler Wucht, deutsche Jugend, ergreife das Leben! Was heißt das? Laß Dich nicht vom Zeitgeist umgarnen, sondern verharre in Demut, m Sittlichkeit Und inne rer Kraft und Begeisterung. „Und setzet Ihr nicht das Leben ein, nie wird Euch das Leben gewonnen sein/' Wie geschieht das? Und wie wirkt das? Nicht Krümm linge und Mucker sollen deutsche Jünglinge jeu., daß ist nicht evangelisch, sondern innerlich erleuchtet zum Hei le des Vaterlandes, dessen Zukunft auf ihnen ruht. Gebet und Segen und ein gemeinsamer Gesang beschloß die erhebende Feier, die den Anstalt zu den Wettkämpfen bildete, denen der Tag gewidmet war, und die eingelettet wurden durch ein Kriegsspiel, dem der Gedanke zu Grund lag: Rot, von Auerbach kommend, erhält die Nachricht, daß der Feind (Weiß), von Schwar zenberg anmarschierend, bereits in Stützengrün ange langt ist, und den Kuhberg besetzen will. Du'aus er gibt sich für Rot die Aufgabe, seinerseits diesem Vorhaben zuvorzukommen. Zu diesem Zwecke teilten sich die Zöglinge in zwei gleich starke Parteien und zo gen alsbald mit ihren Führern (Herrn Bankvorst i»d Schenk für Rot und den Herren Müller und Kolbe für Weiß) in entgegengesetztem Richtung nach dem Fuße des Kuhberges ab. Auf ^11 Uhr war der Beginn der Operationen angesetzt, die mir dem Siege von Rot endeten, dessen Zentrum die noch unbesetzte Bergeshöhe gewann. Huch 12 Uhr erfolgte der Abmarsch nach Ober stützengrün, wo halb 2 Uhr auf dem herrlichen Turn platz hinter dem Gasthaus „zum Löwen" die Wettlämpfe mit Freiübungen begannen, nachdem Herr Töpfer- Eiicnstock die fast dreihundert Mann zählende Tur nerschar begrüßt und ein Hoch auf Kaiser, König und Vaterland ausgebracht hatte und der Gesang tes Lie des: „Deutschland, Deutschland über alles" über der weiten Fläche verhallt war. Die Turner trennten sich in zehn Riegen, und die zu bewertenden llebuugeU begannen: Freiübungen, Stabweitspringen, W?.thoch- ipnngen, Kugelstoßen und Welllauf über 75 Meter. Es war eine Lust, die vom Eifer geröteten Wangen der Turner zu sehen! Es stellte sich denn auch gar bald eine große Anzahl Zuschauer ein, die mit Interesse den Veranstaltungen folgte. Besonders ehrens war es für den Ausschuß des Verbandes für Jugendpflege und zugleich auch ein Beweis, daß die Bestrebungen von amtlicher Seite unterstützt werden, daß Herr Amts- houptmann Dr. Wimmer-Schwarzenberg »chon zu Beginn der Predigt erschien, am Festzug sich beteilig te und bis nach 3 Uhr auf dem Kampfplatze verweil te. Auch Herr Landtagsabgeordncter Singer- Rothenkirchen war erschienen, desgleichen bre Leiter ver drei Fachschulen Eibenstocks und der Fortbildungsschule Schönheide. Von Herrn Bezirksschulinsprktor Dr. Wildfeuer - Schwarzenberg traf ein Begrüßungs- und Glückwunschtelegramm ein. Es sei festgesrellt, daß von den größeren Gemeinde» des Amtsgerlchtsbezir- kes Eibenstock nur Schönheide amtlich durch seinen Vorstand, Herrn Winzer, vertreten war- Allen den Herren, die ihr Interesse für die gemein nützige, vaterländische Veranstaltung bekundet yaben, sei im Namen des Ausschusses für Jugendpflege der herz lichste Dank gesagt, ganz besonders auch den Herren vom Erzgcbirgsturngau, Bezirk Aue, für ihre im Dien ste der guten Sache geleistete aufopfernde Arbeit. Dank gebührt"auch dem Turnverein Oberstützengcün, der in freundlichster Weise seinen Turnplatz den Veranstaltern des Festes zur Verfügung gestellt hatte. Tunispiele und ein Eilbotenlauf bildeten bei» Ab schluß der turnerischen Darbietungen, woraus Herr Ha»- delsjchuldirektor Illgen, der 2. Vorfttzende des Aus schusses, der Mühe und Arbeit nicht gescheut, um den Tag zu einem gelungenen Festtag zu machen, noch ein mal die Turnzöglinge um sich vereinigte und sie in beredten Worten aus die Kämpfe von 1ü13 und die Taten dls Erinnerungsjahres hinwies, ihnen die Be deutung der Monumentalsiguren des Leipziger Völker- schlachtdenkmals veranschaulichte und ihnen warm ans Herz legte, immerdar dem Baterlande treu ergaben zu sein, allezrit gesund an Körper und Seele sich zu er halten, vor allem aber stark im Glauben -u bleiben. Auch diese Ansprache schloß mit einem Hoch aus Kai ser, König und Vaterland. Dann erfolgte die Verkündigung der Lieger, de nen ein Eichenkranz aufs Haupt gedrückt wurde. Es gingen als Sieger hervor: 1847 66 65 63 62 h 62 79 78 77 75 73 5. 6. 7. 7. 8. S. S. 10. 11. 11. 12. 13. 13. 14. 15. 70 Alfred Frieß-Schönheide, Tklb. Otto Müller-Carlsfeld, Tv. Arthur Weigel-Aue, Allg. To. Carl Emmrich-Schönheide, Jahn Kurt Richter-Bockau, Tv. Rudolf Meyer-Lößnitz, Tv. Kurt Arnold-Aue, Tsch. Richard Heinze-Lößnitz, Tv. 16. Willy Flach Aue, Allg. Tv. 17. Paul Schädlich-Schönheide, Tv. 1861 17. HanS Schott-Schönheiderhammer, Tv. 18. Ehrhardt Weiße, Gewerbeschüler, Eibenstock 1847 60'/, 1. Otto Schädlich-Oberstützengrün, Germania 86 Punkte, 2. Rudolf Heymann-Eibenstock, F. a 3. HanS Schreckenbach-Schönheide, Jahn 4. Eugen Gläß-Eibenstock, F a. Walter Friedrich-Aue, Tsch Emil Oschatz-Schönheide, Tv. 1861 Martin Barch-Bockau, Germania Bernhard Marlin-Aue-Zelle, Jahn Fritz Römisch-Eidenstock, F. a Fritz Lenk, Handelsschüler, Eibenstock ! Ernst Scheibner-Aue, Tsch 56'/, 55 Sekunden. Sekunden. 59 59 57'/, 57 Belobigungen: Paul Wappler-Oberstützengrün, Tv. Treu Wetlin 59'/, Walter Müller-Aue, Tsch. Henry Sippach-Schönheide, Jahn Max Oeser-Auerhammer Walter Queck-Auc-Zelle, Jahn Curt Arnold, Kunstschule, Eibenstock, Tv. 1847 Albert Mehlhorn-Aue-Zelle, Jahn Ernst Unger-Eibenstock, F. a. Carl Weck-Schönheide, Handelsschüler Eiben- Curl Friedrich-Lößnitz, Tv. fftock, Tv. 1861. Walter Schmidt-Bockau, To. 1869 55'/, Richard Anger-Aue, Tsch. Paul Huster-Eibenstock, F. a. Willy Meinhold-Bockau, To. 1869 Im Eilbotenlauf waren Sieger: 1. Turnerschaft Aue mit 44'/, 2. Turnverein Frisch auf Eibenstock mit 46'/, Das Faustballspiel ergab: Turnverein Jahn-Aue Turnverein Frisch auf-Eibenstock 23 :17 Turnverein Eibenstock 1847 Turnerschaft Aue 17:17. Pünktlich gegen 7 Uhr erfolgte bann der Ab marsch Allen aber, die an diesem Tage teilgenommen ha ben, wird dicfcr in Erinnerung bleiben; bot er doch dem frühen Morgen an ein solch abgerundet Bild, daß die Veranstalter darin den schönste» Loh» für ihre viele Mühe und Arbeit erblicken dürfen. Möge dieser Tag an sciuem Teile aber auch dazu beitragen, das Band zwischen der Jugend u»d denen, die es wohl mit ihr meinen, immer enger zu knüpfe» zum Heile des Vaterlandes! Aus allseitigen Wunsch hin wird Herr Pfarrer Wolf die Festpredigt in Druck erscheinen lassen. kl! Aus der Zeit der BelreiMgsMege. (Nachdruck 10. September 1813. Napoleon war sich jetzt bereits über die Gefährlichkeit seiner Lage klar ge worden. Das beweist ein Bri-'f an den frangösiscye» Kriegsminister, Herzog von Bassano, von diesem Tage, in welchem der Minister angewiesen wird, die Festungen in guten Stand zu setze», und in den Rhein- vlätzen außerordentliche Vorräte anzuhäusen. Napo leon rechnete also mit der Wahrscheinlichkeit seines Rück zuges nach dem Rhein. Tatsächlich kam er in seine» Unternehmungen »irge»ds vorwärts and nicyt einmal zu festen Entschließungen. A» diesem Tage hielt Na poleon eine große Erkundung gegen die Hauptarmec. Es kam dabei zu einem Gefecht am Geiersberg, bei dem die Russen den Feind zurückwarfen. Schwarzen berg erwartete für den nächsten Tag bestimmt eine große Schlacht, allein Napoleon hätte bereits den Vor stoß auf Böhmen, als aussichtslos aufgegebcn Genau in derselben Weise hatte >um diese Zeit Blücher erwar tet, dre Boberarmee werde sich zu einer Schlacht stellen; allein auch diese setzte ihren Rückzug fort unb war am 10. September bis dicht vor Bautzen ange kommen. » Ein tapferes Mädchen. Von A. R. <7. Fortsetzung.) „Gewiß, ja, aber wie können Sie es nur wissen?" „Mir hat es Rose Müller erzählt, die weiß es von Herrn Dassel, dem ersten Kommis bei Günther und Söhne, mit dem sie verlobt ist, — und der hat die Binder mit jenem sitzen sehen, spät abends, denselben Tag, an dem er im Geschäft war." Ganz wirr im Kosts fühlte sich Käthe. Dieses und ähnliches Geschwätz war ihrem vornehmen Empfinden w verhaßt und ließ sie den Abstand zwischen sich und de» Kolle ginnen immer peinlich empfinden Heute aber war es noch etwas Anderes, was sie bei Fräulein Röhrs Enthüllung empfand, — der entsctzltche Ver dacht, den sie in der Arbeitshetze der letzten Zett mit Gewalt zurückgedrängt hatte, erhob wieder sein Haupt, -- der Verdacht gegen den eigenen Bruder. — — So viele elegante Herren gab es ja gar nicht in die ser Provinzialstadt, daß jener Kommis sic nicht we nigstens von außen kennen sollte. Und stimmt- nicht die Verabredung, die Theodor mit einem V-kannten wollte getroffen haben, genau mit seiner Anw-se»- hcit in dem Restaurant überein? — Ach, — daß sie so wenig Zutrauen zu ihccm Bruder besaß i — Tat sie ihm nicht vielleicht ein schweres Unrecht? — Schweigen, — schweigen wollte und mußte sie, — aber oie Angst und der Abscheu nagten an ihrem Frieden. Weihnachtsabend! — Die Glocken läuteten von den erleuchteten Kir chen, — in vielen Häusern bran»ten schon die Lich- ter an den Tannenbäume». — Attn und reich fri ert! Nur die Kaufläden mit ihrem Personal frier- ten nicht, — denn immer noch gab es Käufer, dir in der letzten Stunde ein Geschenk für die Ihrige» kaufen wollten. Wie im Traum Hötte Käthe die oft wiederholten Worte: „Ich möchte ein Spielzeug für einen kleine» Jungen!" — und dann die Antwort: „3 Treppen hoch, bitte!" — Oder: „Geben Sie mir ganz schnell ein Geschenk für eine Dame, wissen Sie, etwas recht Hübsches? — oder ein Karton Briefpapier? — Dar- rin haben wir reizende Aufmachungen!" Plötzlich der Ruf: „Kasse!" War sie wirklich eingenickt? - - Endlich ebbte der Strom der Käufer hin weg. Und nun begann das Aufräumen und Ordne», — das Zählen und Klirren der Münzen, — vas Ab liefern der Kassen, — endlich das Forteilen und die hin- und herfliegenden Festwünsche. — Der Chef schmunzelte. Das Weihnachtsgeschäft war flott ge gangen Küthe atmete auf, als sie in die klare Wutterluft hinaustrat. Ihre Wangen, brannten und ihr Kops schmerzte, aber jetzt wollte sie froh sein, sie Halle ja Urlaub bis nach Neujahr! Suchend blickte sie sich um, — La stand ja schon G.vrg in seiner roten Tertianermütze und steckte sei nen Arm durch den ihren. „Na, das muß ich sagen, ich dachte, du kämest erst um Mitternacht, ich habe schon ewig gcwattcr!" „Ja, du armer Gockel, Weihnachtsabend ist nicht mehr wie früher! Uno üocrdies bin ich so furchtbar müoe, mein alter Gockel," — sagte sie mit einem Seufzer. „Du rackerst dich für uns alle ab, — Las soll nicht so Wetter gehen," — schalt Georg; „ich gehe ab, wenn ich den Einjährige» habe, und werde Kauf mann, dann verdie»e ich balv etwas!" — Die alte Tora ösfnete die Etazentür und tauschte mit dem Knaben einen kur^e» Blick des Einverständ nisses aus. Käthe hatte keine Ahnung von de» feslliawn Vor bereitungen, die Georg in aller Stille mit Doras Hül fe getroffen hatte, und in die selbst Krau Schwab nur teilweise eingeweiht worden war. Käthe hatte keine Zett gehabt, auch nur an eine» Baum zu denken. In Len letzte» Jahre» hatte die Mutter nichts von einem solchen wisse» wolle». — Heute war alles anders. Georgs strahlendes Gesicht mußte auch die Sei nen froh machen. Geschäftig hantierte er in dem kleinen Eßzimmer umher, während die Schwester abgespannt in ei»em Sessel im Wohnzimmer lehnte. „Und dann klingelte der K»abe und ne, lachend: „Kinder, kommt herein!" Da stand ein von Lichtern erglänzender Christ baum, und darunter lagen kleine geschnitzte Gegen stände, von Georg selbst verfertigt. Frau Schwab und Käthe waren beseligt. * * Aus diesen Weihnachtsabend folgte eine Reihe von schönen Tagen für die Geschwister. Die Teiche in den Anlagen des kleinen Städtchens waren gefroren, und Käthe lief einmal wieder Schlitt schuhe. — Es hatte sie Ueberwindung gekostet, als Georg sie aufgefordert hatte. Sie mußte an jene fröhliche Zett denken, die dem Eissport altern ge widmet gewesen war. Wie war sie doch egoistisch und saul gewesen in jenen Tage» und Wochen, — die meiste Zeit fern von der Mutter, die doch schon da mals der Pflege und Unterhaltmig bedurft hatte! Zu Haust hatte Käthe nichts anzufangcn gewußt, — oft war die Langeweile über sie gekommen. Sw schämst sich ;etzt über sich. War sie nicht glücklicher, seit sie von früh bis spät arbeitete? — Sie mußte es zu- geben, so unsympathisch ihr diese Tätigkeit auch war, das Bewußtsein, Nützliches zu leisten, war köstlich, und dic Ferien genoß sie in vollen Züge». — O, diese frische, klare Luft, diese wohlige Empfindung, Hand in Hand mit ihrem Bruder bahulzufliegen, während irgendwo eine Militärkapelle lustige Tänze spielte. — „Zu schön!" sagte sie unwillkürlich vor sich hi». „Ja, famos!" entgegnete Georg, „da kommt mein Klassenlehrer Cato, der La, rechts, der große Blonde, er läuft brillant, siehst du ihn?" Des Knaben Augen leuchteten, während ec sprach. Käthe wußte, daß er für Herrn Ritter schwärmte, unb folgte mit den Augen Georgs Unterweisung. Da mochte der bezeichnete Herr eine Schwenkung Und befand sich plötzlich an -es Knaben Seite. Er lüftete seinen Hut und sagte: „Willst Lu mich nicht vorstel le», Schwab!" Schwab war von dieser Ehre so überwältigt, daß er dunkelrok wurde und nur undeutlich etwas mur melte „Werden Sie einmal mit mir taufen, gnädiges Fräulein?" Käthe zögerte einen Augenblick; sie kannte diesen Mann ja gar nicht und fand sein Ansinnen reichlich dreist
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