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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 30.11.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191311307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19131130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19131130
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und ...
- Jahr1913
- Monat1913-11
- Tag1913-11-30
- Monat1913-11
- Jahr1913
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Wegs, aber wohl war er der Ansicht, das; der Ex pedient seine Füße nicht gerade dahin hätte zu halten brauchen, wohin die Pakete gefallen waren. Weil er aber der Jüngere und Ehlers als Vorsitzender des Athletenvereins „Eiserne Muskel" leider auch der Stär kere war, behielt er diese Meinung für sich. Wenn ein Mensch am nächsten Morgen mit sich und der Welt zufrieden war, so war es Fränzchen Schlemm. Wie schön war solch ein Sonntag, wo man von den Mühen und Beschwerden der Woche ausruhen konnte. Außerdem hatte es in der Nacht gefroren und nun schneite es, was vom Himmel herunter wollte, und das war riesig gemütlich. Und dann hing am Küchenfenster eine feiste Gans, für die der Bratofen schon geheizt war. Gänsebraten mochte er aber für sein Leben gern. Da besann er sich, daß er seinem Chef ja einen Ent- schnldigungsbesuch abznstatten hatte und der Gedanke warf auf seine sonnige Stimmung einen Schatten. Wenn er nicht hinging l Der Herr Ehlers würde ihn furchtbar hän seln und der Chef vielleicht sehr ungnädig werden. Nein, um diesen Besuch kam er nicht herum. Herr Deubner wohnte in einer Villa außerhalb der Stadt und der Weg wäre dem jungen Maune gewiß recht lang geworden, hätte er nicht zwei frühere Schulkameraden getroffen. Mit diesen begann er ein Schneeballgeplänkel, aus dem sich bald eine hitzige Schlacht entwickelte. Die ver einten Gegner trieben ihn bis dicht an die Pforte der Deub- nerschen Besitzung, gingen dort zum Nahkampf über und be siegelten Fränzchcns Niederlage, indem sie ihn auf die Knie drückten und ihm mehrere Fäuste voll Schnee in den Nacken stopften, wo er sich binnen kurzem in Wasser verwandelte. Dann liefen sie davon und überließen ihn seinem Schicksal. Es erforderte geraume Zeit, bis er sich wieder in einen einigermaßen salonfähigen Zustand versetzt hatte und es Ivagen konnte, die Villa zu betreten. Der Chef empfing ihn in einem eleganten Zimmer. „Freut mich, daß Sie das Bedürfnis empfunden haben, mich um Verzeihung zu bitten," sagte er gutgelaunt. „Neh men Sic Platz! Rauchen Sie schon? Hier, die Sorte ist leicht I" lind Fränzchen nahm, ließ sich von Herrn Deubner Feuer geben und Ivar überglücklich. Er saß auf einem mit Seide überzogenen Sessel, er rauchte eine Echte und bekam einen Likör zu trinken. Wie seinesgleichen behandelte ihn der Alte. Warum tat er das nicht immer? Man würde dann ja prachtvoll miteinander auskommen und nie ein Zerwürfnis haben. Nach einem netten Plauderviertelstündchen hätte er mit Vergnügen eine zweite Echte geraucht und noch einen Likör getrunken, aber der Chef machte ihn darauf aufmerksam, daß man doch wohl zu Hause auf ihn warten werde. Bei der Verabschiedung fiel Herrn Deubners Blick auf den Sessel, auf dem sein Gast gesessen hatte. „Was ist denn das?" fragte er mit langem Gesicht. „Drehen Sic sich doch mal uml Aber wie sehen Sie nur aus? Haben Tic ctiva im Straßengraben gelegen? Diese Nässe I Diese Schmutzflecke! Ja, wie ist es denn möglich? Wie können Sie — -?" „Es kann nur Schnee sein!" rechtfertigte sich Schlemm- chen. „Ich' hatte den ganzen Rücken voll davon, aber hier bin ich wieder trocken und warm geworden." „Ist mir lieb zu hören!" spottete Herr Deubner. „Sic werden es noch weit bringen, wenn Sie sich diese Herzens einfalt bewahren. Aber nun rate ich Ihnen: gehen Sic! Gehen Siel Ich stehe für nichts, wenn meine Frau sicht, was Sie hier angcrichtct haben. Es ist einfach unerhört!" Und er schob den Besucher zur Türe hinaus. Fast im selben Moment ertönte ein gellender Schrei, begleitet von einem nichts Gutes kündenden Gepolter und Geklirr. Teubner stürzte auf den Korridor. Durch die Haustüre sah er Schlemm in fluchtartiger Eile verschwinden und auf der Diele stand Bertha das Hausmädchen, und starrte voll Verzweiflung auf den Fuß boden, der mit Glasscherben besät Ivar. „Er hat mir das Brett mit den Gläsern aus der Hand gestoßen!" wehklagte sie. „Zwölf Nheinwcingläser! Nicht eines ist ganz geblieben!" Herr Deubner rang dw Hände. „Holen Sie ihn zu rück! Nein, lassen Sic ihn laufcn, sonst reißt er uns noch das Haus ein. Dieser Tap^l O, dieser Taps!" Im Zirkus. Bankier: „O, Miß Mary, wenn ich Ihr Gaul wäre, ich würde mit Ihnen durchgehen!" „Ich glaube, daß sicb die Leute gar nicht darüber wundern würden, wenn Sie mal durchgehen, Herr Mayer!" Der Gänsebraten mundete Fränzchen vortrefflich. Wie rasch vergaß man darüber solch kleines Mißgeschick, wie cs ihm in der Villa des Chefs passiert war. Morgen freilich morgen! Ach, man mußte nicht zu weit voraus den ken. Er war cs ja auch gewohnt, gescholten zu werden. Sie mußten einen haben, den sie Hofmeistern konnten, einen, der cs ihnen nie zu Danke tat — einen Taps. Mochten Sic ihn immer dafür halten. Er kannte sich besser.
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