Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 06.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-188004066
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18800406
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- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-04
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80. Dienstag,, den 6 April. Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des Königl. Amtsgerichts und -es Stadtraths M Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag. — Jnscraten-Annahmc für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags io Uhr. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis vierteljährl. 1 50 Einzelne Nummern 5 H. Inserate werden mit 8 Pf. für die gespaltene CoquSzetle oder deren Raum berechnet. Geringster Jnseratenbetrag M pltctrte oder tabellarische Inserate nach Ueiereinkommen. Die Knrsi ober äie Meuerrrnbeter in Inüien. Von Emil Schlagintweit. (Schluß.) ES lag nahe, Zvroaster'S Lehre auS der Einse- tzung je eines obersten Leiter- über die beiden Reiche eine dualistische Richtung zur Last zu legen; dieser Borwurf ist aber ungerechtfertigt. Nur den Geistern de- LichleS werden Opfer dargebracht und ihre Hilft erbeten; dtr endliche Sieg fällt Ahura> mazda und seiner Schöpfung zu. Die Lehre der Parsen ist deshalb streng monotheistisch, jederzeit halten sie sich ferne von Vielgötterei im Glauben der Hindu-. In einem Religion-system, welche- da» Licht als die Quelle alle- Guten über die ganze Schö- pfung stellt, mußte dem Feuer wegen der Helle, die «» auSstrahlt, ein hoher Werth belgelegt wer- den. Ganz natürlich entwickelt« sich die Borstel- lung, daß da» Entzünden von Feuer, also die Her vorbringung von Glanz und Licht, der Gottheit angenehm sei und ihre HelferShelfkr zu den Sitzen der Menschen führe; da-Feuer wurde dadurch au ßer einem Gegenstände der Verehrung an sich auch da- Mittel der Ehrenbezeugung für andere Gott heiten und noch heule Hal bei den Parsen der ganze Cultuö im Hau- und im Tempel die Enizün- vung und Unlerhallung de- heiligen Feuer- zum Mittelpunkte. Die Tempel sind kahl, auch die Kanzel fehlt, denn Predigt kennt der Parse nicht, höchsten- eine Art Chorgesang an einigen Festtagen im Jahre; vor dem von Priestern, deren Geschäfte in bestimm, ten Familien erblich sind, unterhaltenen Feuer ver richtet der Andächtig« sein Gebel oder zählt hierzu in den Mund. Im Beginne de- vorigen Jahr- hundert- fand ein Streit über einige liturgische Neuerungen, eine Spaltung der indischen Parsen in Altgläubige (Kadami) und Neugläubige statt (Schahanschahi oder Rasami); letztere bilden die große Mehrzahl. Im täglichen Leben wird der rreue Streiter für va» Reich de» Lichte» von einer außerordentlich Das Rathhaus ist auch da« öffentliche VcrgnügungShau», der Festsaal wird zu jeder Gelegenheit sreigegeben. Die Patrizier führen um jene Zeit ein etwa» verweichlichte» Leben, sie haben Bedürfnisse, die da» große Volk nicht ° kennt, sic kommen in rohe Ausschreitungen, sodaß sogar - RathSordnungen gegen Unschicklichkeiten dieser Klaffe er- . lassen werden mußten. Da» Handwerk will dem Patrizier- stand auch nachahmen, verfällt aber dadurch und läßt im Laufe der Zeiten (bis 30jährigen Krim) an LeistungSsähig- ' keit und bürgerlicher Zähigkeit und Ausdauer nach, wäh- rend es bis dahin der Vertreter der Volks- und Berthei- digungskraft war (Schützen- und Bllrgergilden). In der Schilderung der Gewohnheiten aller Stände je ner Zeit in Bezug auf Speise, Trank und Kleidung er- wähnt der Redner die LebenSmittelsälschungen rc. dieser Zeit und deren scharfe Bestrafung, die ost durch Lynch- zustiz ausgeübt wurde. Wir hören von den Löhnen und PreiSvcrhältnissen des Mittelalters, von den Modethor- heiten, die sogar im Handwerkerstand so bedenklich um sich griffen, daß Kleiderordnungen nothwendig wurden. Da» gesellige Leben der alten Zeit bot, obwohl der Hand- Werker und kleine Mann der Häuslichkeit gut pflegte, doch schließlich mehr und ravschendere Vergnügungen al« der Mittelstand der Neuzeit aufsuchcn kann (die Trinkstuben, die JnnungSquartale, die Trinkbrüderschaften der Innun gen, die blauen Montage, an denen die alten Zinnhum pen und WillkommenSbecher von Zünften und Lorporatio- nen zum „rechtschaffnen Zutrinken und Bescheid thun" kreisten, bi» Zank, Streit und Rauferei oft die Festlich keiten schloß). Wir erhalten ein Bild von den Schauspie, len, den Gauklern und Spielleuten, den Volksfesten (Scheff- ertanz, Wursttragcn rc.), den Schützengenossenschaften, die, ich aus der Bürgerschaft bildend, von Fürsten und Bi chöfen durch ihre Theilnahme und Preisstiftungen geehrt vurden. Wir lernen aber auch das Düstre der grausigen Rechtspflege kennen: wie Schwert, Rad und Galgen so viele geringe Vergehen sühnen mußten und wie viele Un» chuld dabei gelitten haben mag. Der Vergleich, den der Redner zieht, gipfelt darin: der Handwerker damals war gedrückt, eingeschränkt und hatte harte Arbeit. Die Selbstständigkeit war schwieriger und das geistige Wohlbefinden weit geringer. — Jetzt ist da» l Loo» des Handwerkers"«» günstigere» — aber der Stand i hat große Aufgaben, die ihm die Gegenwart vorschreibt, und es gilt mit allen Kräften einzutreten, wenn in der Lage des Bürgers und Handwerker« kein schädlicher Rück gang sich zeigen soll. Allseitiger Beifall wurde dem Redner für seine gewandten und bilderreichen culturgeschichtlichen Schilderungen gewidmet, die ziemlich 1Z Stunde Zeit füllten. -f Aus unserer Nachbarstadt Mittweida wird . geklagt, daß seit einigen Wochen die Vergehen gegen fremdes Eigenthum sich in einer ganz un gewohnten bedenklichen Weise mehren. Diese Diebstähle scheinen in durchaus keinem Zusam menhangs mit den gedrückten Erwerbsverhält nisseil , die sich in letzter Zeit doch etwas auf- gebessert haben, zu stehen, sondern dürsten viel mehr von gewerbsmäßige» Dieben, die die dor tige Pflege wieder einmal besonders auf's Korn genommen, herrühren. Bei einigen in die Kate gorie des „nächtlichen Eindringens in fremde Wohnungen" gehörenden Vergehungen dieser Art sah es der Dieb lediglich auf Geld und Schlüs sel ab, während bei anderen, geschäftlichen Eta blissements abgestatteten Besuchen Waaren das begehrenswerthe Object bildeten. Die Sicher- jeits-Organe haben in Folge dieser Vorfälle ihre Wachsamkeit auf's Möglichste geschärft. —* Niederlichtenau. Sonnabend, den3. April, hatte unsere Schulgemeinde die freudige Aufgabe, den zum 2. ständigen Lehrer erwählten Hilfslehrer Weiske in Prebau in seine neue Hei- großen Zahl von Obliegenheiten belästigt, soll er nicht der Verunreinigung und damit dem Einflüsse Ahriman'- und seine- Spießgesellen verfallen. Der Parse ist ängstlich, da- Feuer zu entheiligen; er enthält sich deS Tabakrauchen», betet und wäscht sich nach jeder Handthierung, wie nach Verrichtung der natürlichen Bedürfnisse. Reinigende Kraft wird dem Urin deS Rinde« und der Ziege belgelegt; x. beim Aufstehen befeuchtet man Hand und Gesicht damit. Auch den fortgeschrittensten Parsen beherrscht die Furcht vor Verunreinigung Naht der Tod eine« Menschen heran, so sam meln sich nach Ansicht der Parsen die bösen Gei ster in der Nähe und «S erfordert die größte Acht samkeit, um sie an der Besitzergreifung de» Ster benden zu hindern; die Fliege gilt al» Träger de» Leichengespenste«. Der Arzt wird emlaffen und der Sterbende ToMenwärtern überantwortet, die Ihn völlig entkleidest und in da» Erdgeschoß deS Hau se« herabtragen; hier setzt man ihn auf zwei Steine und erhält ihn in sitzender Stellung. Zuerst wird Kuh-Urin »ingeriebest und der Krank« veranlaßt, OerllichcS und Sächsisches. Frankenberg, 5. April 1880. -s Im Bürgerverein hielt am letzten Sonn abend Hr. Realschuloberlehrer Leistner aus Mitt weida den schon erwähnten Vortrag über den deutschen Handwerkerstand am Ende des Mittel alters. Leider war die Zuhörerzahl infolge der ungünstigen Witterung eine nur geringe. Der Redner gab in trefflich durcharbertetem, mit vielen Zeit-Citaten ergänztem Vortrag ein recht deut liches Bild über die Lage des Handwerkers zu Ende des 15. Jahrhunderts. Der Redner führte die Zuhörer mitten in die vielge priesene „gute alte Zeit" und schilderte eine mittlere deut sche Provinzialstadt mit ihren Einrichtungen, Sitten und Gebräuchen zur Zeit der Reformation. Von der Stadt- regierung durch den Stadtvoigt und die Patrizier fübrt er über aus den Handwerkerstand, der noch nicht gleich berechtigt in dem Gemeindewesen war, sondern sich ge wisse Rechte erst erkämpfen mußte. Er geht ein aus da» ost stark zopfige Zunftwesen, da« aber trotzdem in jenen Tagen eine gewisse Berechtigung gehabt habe. Er er- wähnt die ärmlichen Häuser der Handwerker, mit Wohn- räumen ohne Dielung, nur mit Lehmboden, der an beson- deren festlichen Tagen mit Stroh überdeckt wurde; es sind die Fenster noch nicht von Glas, da« kennt bisher nur das offizielle und Patrizicrhau«; geöltes Papier und Horn lassen da» Licht in des Handwerker« Heim ein, da« noch keine Uhr und noch keinen Ofen, nur eine Art Ka- min kennt. Da« Meublement ist einfache, solide und mas- sive Arbeit, die Bequemlichkeitsgegenstände, wie sie heute im einfachsten Haushalt sich befinden, kennt man nicht im Entferntesten. Die Kirchen und Rathhäuser find bevor- zugte Häuser in ihrer Bauart, an denen da» Handwerk seine Kunstfertigkeit zeigen kann, daher die schätzbaren al- terthümlichen Bauwerke, die unserer Zeit überliefert sind, i vom Lützelthal aus nach der Eisenbahnbrücke mit Steinen zu werjxtt. Wir bitten zur Erhaltung der Sicherheit des Verkehrs und zum Schutze der Forsten im Lützelthal künftig solchen Unfug zu unterlassen. Sollte derselbe aber wider Erwarten fortgesetzt werden, so werden wir die Ue- bertreter dieses Verbots auf Grund des Reichsstrafgesetzbuches zur Strafe ziehen. Frankenberg, am 5. April 1880. Der Stadtrat h. Kuh«, Brgrmstr. Nachabonnemmts Boten, sowie von uns selbst noch angenommen. Bekanntmachung. Es ist zur Anzeige gekommen, daß sich gestern nicht nur Kinder, sondern auch sogar Erwachsene damit belustigt haben, theils von dem runden Platz aus, welcher sich hinter der Berthold'schen Schankwirthschaft auf der Lützelhöhe befindet, ins Thal herab, theils
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