Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 17.07.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-188007175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18800717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18800717
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-07
- Tag1880-07-17
- Monat1880-07
- Jahr1880
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
markt eröffnete Ausstellung von Erzeugnissen des türkischen Reiches aufmerksam gemacht, welche ein imposantes Gesammtbild der dortigen We berei, Stickerei rc. bietet. Prächtige Teppiche aus den verschiedenartigsten Stoffen, einfache so- wohl als solche mit brillanter und kostbarer Stickerei versehen, antike Gefäße und Ausstat tungsgegenstände, ganze Zimmerausstattungen, Ausschmückungsgeräthe für Moscheen rc., die türkische Tabaksindustrie, sowie zahlreiche und werthvolle Sammlungen aus Museen und Pri vaten sind hier veranschaulicht. — Die Chemnitzer Kleinkinderbewahranstalt hat in den jüngsten Tagen zwei ansehnliche Spenden erhalten: Fabrikdirector Loose stiftete ein Kapital von 3000 M., dessen Zinsen zu Weihnachtsbescheerungen für die Kleinen zu ver wenden sind, und Kaufmann Ernst Otto Clauß, der schon das kürzlich erst eröffnete dritte Sta tionsgebäude mit voller Einrichtung dem Vereine geschenkt, übergab ein Kapital von 15000 M., besten Zinsen zur Deckung der Verwaltungs kosten verwendet werden sollen. — In Dresden sind bereits als Folge des vom Reichstage erlassenen Wuchergesetzes gegen einzelne Pfandleiher, und bez. als notorische Wucherer bekannte Persönlichkeiten, Erörterungen seitens der Staatsanwaltschaft wegen Verdachts des Vergehens gegen obiges Gesetz im Gange. — Aus Dresden verlautet, daß der Führer der Fortschrittspartei im Reichs- und preußi schen Landtage, Eugen Richter, demnächst eine Agitationsreise durch Sachsen unternehmen werde. — Unglückssälle und Verbrechen. Im Gasthofe zu Doberzeit bei Pirna kehrten vergangene Woche zwei Leute nebst einem Kinde im Alter-von etwa 20 Wochen ein, angeblich um das Gasthofsgrundstück zu kaufen. Nach dem sie sich einige Tage daselbst aufgehalten hatten, ver schwanden sie jedoch plötzlich, und zwar ohne Bezahlung der Zeche und ohne Mitnahme des Kindes, nach welch' letzterem bis heute noch nicht wieder gefragt worden ist. — In Lauterbach bei Stolpen schlug am Montag Abend der Blitz in ein Gut, tödtete den gerade zum Fenster heraussehenden Besitzer und zündete im Gebäude, das bis auf dm Grund mederbrannte. — Einen eigenthümlichen Tod fand Lie dem Trünke ergebene verehel. Kunitz in Mitt weida: sie wurde in einem Tragkorbe sitzend, Kopf und Füße nach oben gerichtet, todt aufgefunden und ist jeden falls in einem durch die erwähnte Leidenschaft hervorge rufenen Zustande in den Korb gefallen und in jene Situ ation gerathen, aus der sich zu befreien sie nicht im Stande gewesen, bis em Schlaganfall ihr Leben beendete. — In Zittau hat ein Rabenvater, der Tischler B., seinem jüng sten erst 4 Jahre alten Kinde die abscheulichste Behand lung zu Theil werden lassen. Das arme Geschöpf war erst 6 Wochen alt, als sich dessen Vater schon mit unvä- terlich roher Hand an ihm vergriff, und von diesem Tage an ist das kurze Dasein dieses bedauernswerthen Kindes eine einzige Kette brutalster Foltern gewesen. Da am Sonntag auf der Polizeiwache die Anzeige einlies, daß von B. eben wieder solch ein Act grausamer Mißhand lungen an der Kleinen, die man häuserweit schreien und jammern hören könne, verübt werde, begab sich ein Schutz mann in Begleitung eines Arztes nach der Wohnung B's. Beide sanden das Kind in einem entsetzlichen, bemitlei- denswerthen Zustande: die linke Brust, beide Oberarme, die ganze rechte Seite geschwollen und voll blau und braun unterlaufener Striemen, beide Augen völlig mit Blut unterlaufen rc. Auch die Mutter war von Lem Unmen schen arg mißhanLelt worden, als sie sich ihres Kindes annehmen wollte. Das Kind wurde auf ärztliche Anord nung ins Krankenhaus gebracht, über den unmenschlichen Vater aber Lie gerichtliche Anzeige erstattet. Tavesgeschichte. Vor zehn Jahren. Am 16. Juli erläßt der commandirende General des 12., sächsischen, Armeecorps, Kronprinz Albert, den Mobilma chungsbefehl, der das ganze Armeecorps auf den Kriegsfuß setzt und alle Beurlaubten zu den Fahnen ruft. Am selben Tage wird die Mobi- lisirung der gesammten Armee des Norddeutschen Bundes von Berlin aus angeordnet und auch König Ludwig von Baiern erläßt den Befehl zur Mobilifirung des bairischen Heeres, damit die Angelegenheit als eine allgemein deutsche kennzeichnend. Der Reichstag des Norddeutschen Bundes wird auf den 19. Juli nach Berlin ein berufen. Alle auf Urlaub befindlichen preußi schen Regierungspräsidenten unv Landräthe wel chen vom Minister des Innern aufgefordert, sich sofort auf ihre Posten zurückzubegeben. Amtlich wird von Berlin aus bestimmt versichert, daß der Minister Gramont am 12. Juli dem Ge ¬ sandten des Norddeutschen Bundes erklärt hat, die Entsagung des Prinzen von Hohenzollern sei Nebensache, da Frankreich dessen Thronbesteigung nie geduldet haben würde, die Hauptsache sei vielmehr, daß der König von Preußen in einem eigenhändigen Briefe an den Kaiser Napoleon wegen des Vorgefallenen Abbitte leiste!I Diese unerhörte Forderung wird gesteigert durch die Bemerkung, daß in diesem zur Veröffentlichung bestimmten Briefe der verwandtschaftlichen Be ziehungen des Prinzen von Hohenzollern zum napoleonischen Hause nicht Erwähnung geschehen dürfe. Ob Napoleon bei seinem ersten Begegnen mit König Wilhelm nach der Schlacht von Se dan dieser frechen Anmaßung seines Ministers gedacht hat? —Wie schon Tags vorher die Lon doner Presse, machte am 16. die gesammte englische Presse Frankreich für den Ausbruch des Krieges verantwortlich ; die „Times" äußerten: Napoleon beging das allerschwerste Verbrechen, er allein rief den ungerechten Krieg hervor, Preußen dürfe allgemeine Sympathien erwarten. Im Londoner deutschen Turnverein fand eine enthu siastische Kundgebung statt. Eine starkbesuchte Versammlung erklärte sich für Wahrung der Ehre Deutschlands mit Aufwand aller Kräfte. In Florenz machte die nationale Demokratie eine antifranzösische Demonstration; große Volks massen zogen unter dem Geschrei: Nieder mit Frankreich! Hoch die Neutralität! Es lebe Preußen! nach dem Ministerium des Auswärti gen und von da nach dem Gesandtschaftshotel des Botschafters des norddeutschen Bundes. Deutsches Reich. — Das Problem, den deutschen Hinterlader ohne große Kosten in ein brauchbares Repetir- gewehr umzuwandeln, ist durch die Actiengesell- schaft Ludwig Löwe u. Co. in Berlin glücklich gelöst worden. Genannte Firma hat nämlich ein Patronenmagazin construirt, welches allen Anforderungen genügt, ca. 11 Stück Munition in sich aufnehmen und beliebig am Gewehr be festigt und abgenommen werden kann. Dasselbe funclionirt lediglich durch das Oeffnen und Schlie ßen der Kammer in der Weise, daß beim jedes maligen Oeffnen der letzteren eine Patrone in das Gewehr fällt. Ein besonderer Handgriff zu diesem Zwecke ist absolut nicht nöthig. Das Gewehr mit abgenommenem Magazin ist ganz der gewöhnliche Einzellader. Die Schießschule in Spandau scheint mit der praktischen Prüfung des Apparats zur Zeit noch beschäftigt zu sein. Nach den bisher erhaltenen Resultaten läßt sich aber schon jetzt mit voller Sicherheit annehmen, daß derselbe wenigstens für einzelne Truppen gattungen zur Einführung gelangt. — Preußen. Die im „Reichs- und Staats- Anzeiger" nunmehr aus einem großen Theile der Monarchie veröffentlichten Mittheilungen über den Stand der Hauptfruchtarten constatiren fast ausnahmelos, daß die allgemeinen Ernteaussich ten durchaus nicht unbefriedigend sind, und in mehreren Berichten wird ausdrücklich erklärt, daß an einen Nothstand, von welchem sogar schon in einem Theile der Presse die Rede war, nicht entfernt gedacht werden könne, ja, daß nicht einmal ein Mangel an irgend einer Frucht art zu erwarten stehe. . . . Lassen immerhin die Aussichten der Roggen- und Futterernte zu wünschen übrig, so sind dagegen die Meldungen über den Stand von Weizen, Sommerfrüchten und Kartoffeln fast allgemein sehr erfreuliche. Eine eigentlich schlechte, ja selbst nur mittelmä ßige Ernte in diesen wichtigen Fruchtarten wird kaum irgendwo befürchtet, sondern beinahe überall werden reiche oder wenigstens gute Erträge erwartet. . . . „Zu so weitgehenden Befürchtun gen, wie sie hier und da verbreitet worden, wird in keinem Berichte ein Anlaß gegeben, man er wartet vielmehr mit Zuversicht das schließliche Resultat der Ernte, vorausgesetzt natürlich, daß nicht noch jetzt besonders ungünstige Witterungs verhältnisse eintreten, welche die gegenwärtig voll berechtigten Hoffnungen wieder zu Schanden machen. Oesterreich»Ungar«. -7- Ueber die ungarische Ernte wird berichtet, daß die diesjährige Getreideernte in Bezug auf Quantität die reichlichste sein dürfte, die Oester reich-Ungarn überhaupt noch erzielt. Die Quali tät aber wird den 1867er und vielleicht auch den 1877er Ergebnissen nachstehen. Frankreich. — Das Nationalfest vom 14. Juli ist in Paris auch nach den neuesten Nachrichten ohne Ruhestörung verlaufen. Volksmassen durchzogen dieStraßen, fröhlich die „Marseillaise" und an dere patriotische Lieder singend und „Vivo la röxubiicjao!" rufend. Auf öffentlichen Plätzen fanden Tanzbelustigungen statt. Die Illumina tion war höchst glänzend. Bei der Truppen revue wurden infolge der Hitze etwa 12 Sol daten vom Sonnenstich betroffen. Von sonsti gen Unfällen im Verlaufe des Tages ist nichts bekannt geworden. — Am Tage nach dem Nationalfest wurde die Session der Deputirtenkammer und des Se nats geschloffen. In der Ansprache, womit der Präsident die Sitzung des Senats schloß, heißt es: Sie sahen gestern vorüberziehen die französi sche Armee, vertreten durch ihre Führer und Fahnen, die Armee, welcher Frankreich die Sorge für seine Ehre und Sicherheit anvertraut. Sie können ruhiger wie jemals sich den Arbeiten der friedlichen Wiedergeburt überlassen, welche der Gegenstand aller Ihrer Gedanken sind und welche der Regierung der Republik am Herzen liegen. England. — In der Grube Bisca unweit Newport fand am 15. Juli eine heftige Explosion infolge ei ner Entzündung schlagender Wetter statt. Die Zahl der Umgekommenen wird auf 119 geschätzt. Griechenland. — Den Vorstellungen der Vertreter Eng lands und Frankreichs, der Pforte kemen Vor wand zur Ablehnung der Conferenzbeschlüsse durch ein vorzeitiges Vorgehen zu liefern, haben sich auch die Vertreter der anderen Mächte an geschlossen. Die Versicherungen der griechischen Regierung sind beruhigend. Vermischtes. * Ein Theil von Schlesien, und zwar die Um gebung von Hirschberg, ist am 13. d. wieder von Unwettern schwer heimgesucht worden. Heftiges vielstündiges Gewitter mit wolkenbruchartigen Regengüssen richtete vielfache Verheerungen, na mentlich in Seidorf, Schreiberhau, Greifenberg und Rabishau an. In Seidorf sind mehrere Häuser von den Fluthen weggeriffen. Zwischen Rabishau und Greifenberg war der Bahnkörper unfahrbar. * In dem kaum 800 Einwohner zählenden rheinpreußtschen Dorfe Eisenschmitt brach am 8. d. bei starkem Südwestwinde eine Feuersbrunst aus, welche in wenigen Stunden 64 Wohnhäu ser nebst Scheunen und Stallungen zerstörte. Die Häuser der Betroffenen sind nur zum Theil, die Mobilien fast gar nicht versichert. * Auch bei der am Montag stattgefundenen 18. Aufführung des Oberammergauer Passions spiels (der Nachspiele) waren wieder alle Plätze vollständig vergriffen und das Theater vollstän dig besetzt, was noch bei keinem Nachspiele vor- gekomwen war. In Ober- und Unterammergau wurden in den ersten 3 Tagen dieser Woche bei läufig 10000 Personen beherbergt. * Ein rührendes Beispiel von Hundetreue wird aus dem Coburgischen gemeldet. Ein rei cher Engländer hatte einen Jagdhund für 1500 M. gekauft; der treue „Leo" ging aber seinem neuen Herrn bei dessen Einschiffung in Havre durch und traf vor einigen Tagen mit blutenden Füßen wieder bei seinem alten ungetreuen Herrn auf Carolinenhöhe (bei Lichtenfels-Coburg) halst verhungert ein. < * Wie das Bier mehrfach, so hat jetzt auch die edle Rauchliebhaberei ihren Lobredner in origi neller Form erhalten. Bei einem Ausfluge der Breslauer Gesellschaft „Deutsches Rauchcollegium" hielt ein Mitglied folgende „Rauch-Rede": „Rau cher! Richtige Rauchende Raucher Rauchen Rau chende Rauch-Rippe Ruhig Runter; Ruhig
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder