Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 28.05.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-188105282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18810528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18810528
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-05
- Tag1881-05-28
- Monat1881-05
- Jahr1881
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
SIS — durch Gesetz zuließen, auseinandergesetzt, wurde die Wei terberatung auf den 27. Mai vertagt.' durch wertvolle Stiftungen und Geschenke sich schon längst ein Denkmal in vieler Bürger Herzen gesetzt hat, hat von Neuem durch eine namhafte Schenkung seine Liebe zur Stadt Frohburg, der er nun fast ein halbes Jahr hundert angehört, bewiesen, indem er dem Bürgermeister 6000 M. zum Fond für Erbauung einer eisernen Wyhra brücke und 500 M. zum Pflastern der Goldgasse überwies. — Der Dresdner „Deutsche Reform-(Antisemiten-) Verein" hat nach einem am Mittwoch Abend von dem bekannten Berliner antisemitischen Agitator vr. Henrici gehaltenen Vortrag über die „Reichstagswahl und die Judenfrage" beschlossen, für die Reichstagswahl auch in Dresden-Altstadt einen eigenen Kandidaten (gegen Ober bürgermeister vr. Stübel, der die ihm von den Konser vativen und Nationalliberalen angetragene Kandidatur angenommen hat) aufzustellen. — In Frankenau bei Mittweida wurden vor einigen Abenden drei junge Mädchen von einer im Dorfe herum bummelnden Schar junger Burschen in unsittlicher Weise belästigt. Zweien der Mädchen gelang es, den scham losen Angriffen sich zu entwinden, das dritte aber wurde das Opfer bestialischer Roheit und gemißbraucht. Der Gendarmerie gelang es, die 5 Teilnehmer an der Schand- that, unter denen sich 2 Gutsbesitzerssöhne befinden, am andern Morgen schon zu ermitteln. Sie sehen im Amts gerichtsgefängnis zu Mittweida der verdienten Strafe entgegen. — In voriger Woche wurde auf dem Friedens schachte zu Oelsnitz bei Lichtenstein ein Fördermann für seine unvorsichtige Neugier empfindlich bestraft. In der Meinung, daß es mit den schlagenden Wettern mcht so gefährlich sei, wie man gewöhnlich annchme, entfernte er gewaltsam den Lattenverschlag, welcher vor einem Orte wegen der schlagenden Wetter angebracht war, und leuch tete mit brennendem Grubenlichte hinein. Sofort er folgte eine Entzündung der Gase, welche ihm das Ge sicht, besonders die Zunge, und den übrigen Körper in entsetzlicher Weise verbrannten. — Viel Unglück auf einmal ereignete sich am Sonn abend in den Nachmittagsstundcn in Großschirma. Es wollte ein Fuhrmann seinen Wagen einlenken; das Pferd aber wurde schüchtern, raste davon, riß den Fuhrmann um, so daß der Wagen ihm über beide Beine ging. Auf dem Wagen saß ein Kind, welches bald herunter stürzte und vom Wagen an der Seite gestreift wurde. Eine Strecke weiter wurde wieder ein Kinderwagen mit einem Kinde überfahren und das Kind am Kopfe leicht verletzt. Das Pferd sprengte die Straße entlang nach dem benachbarten Rothenfurth, wo es schließlich aufge fangen wurde. — In Antonstadt-Dresden sind dieser Tage eine Anzahl Personen unter Auftreten von Vergiftungssym ptomen erkrankt und nur durch schnelle Anwendung von Gegenmitteln wieder außer Lebensgefahr gebracht wor den. Dieselben hatten Speisen aus braunen irdenen Schüsseln mit vermutlich stark bleihaltiger Glasur ge nossen gehabt. SöchstscheS. Frankenberg, 27. Mai 1881. — Aus Ems wird mitgeteilt, daß unser Königspaar sich fortgesetzt des besten Wohlseins erstellt und täglich größere und kleinere Ausflüge in die prachtvollen Um gebungen des Lahngebietes unternimmt. — Im Befinden des Prinzen Albert ist nach einer Meldung des Dr. I. auch durch den Landaufenthalt, den die Familie Sr. kgl. Hoh. des Prinzen Georg seit nun fast 4 Wochen auf der Villa zu Hosterwitz genom men, und durch den damit gebotenen Genuß der stärken den Luft die gehoffte Besserung bis jetzt leider nicht erzielt worden. Der Prinz liegt fortwährend zu Bett und nimmt nur sehr wenig Nahrung zu sich. Die Blutun gen kehrten in der letztvergangenen Woche etwas seltener wieder. — Die Landessynode nahm in ihrer Sitzung vom 25. Mai den ihr mittelst Erlasses zugegangenen Gesetz entwurf an, demzufolge zur Giltigkeit der vom Kirchen vorstande in Vertretung des Kirchenlehns oder der Kir chengemeinde ausgestellten Urkunden, durch welche einem Rechte entsagt oder eine Verbindlichkeit übernommen wird, nicht mehr die unterschriftliche Vollziehung feiten der sämtlichen Mitglieder des Kirchenvorstandes, sondern nur diejenige des Vorsitzenden und zweier anderer Mitglieder des Kirchenvorstandes als Erfordernis anzusehen ist. Auf Antrag des Prof. Pötzschke-Plauen beschloß die Sy node weiter, das Kirchenregiment um Vorlegung eines Auspfarrungsgesetzes zu ersuchen, welches unter Regelung der dabei in Bettacht kommenden Rechtsfragen, bei nach gewiesener Notwendigkeit der Trennung, einerseits der ausscheidenden Gemeinde dieselbe auf alle Weise erleich tere, andererseits aber auch den renitenten Teil zur Lösung des bisherigen Verbandes verpflichte. Einem Anttage des Pastor Leonhardi entsprechend beschloß die Synode ferner, dem Kirchenregiment das Ersuchen zur Kenntnis nahme zu überweisen, die Kircheninspektion dahin mit Anweisung zu versehen, daß durch Verhandlungen mit dem Kirchenvorstand in jeder Kirchengemeinde mit einer Seclenzahl von mehr als 4000, in welcher nur ein Geist licher im Amte stehe, spätestens während der nächsten Pfarrvakanz ein stetig wachsender Fond zur Errichtung einer zweiten geistlichen Stelle begründet werde. Schließ lich erstattete Professor vr. Luthardt Bericht über die Petition des Pastor Richter in Leutewitz und Genossen um Hebung des Religionsunterrichts in der Volksschule. Staatsmimster vr v. Gerber nahm hierbei Veranlassung, der Synode mitzuteilen, daß die Kircheninspektionen zur Einlegung einer fünften Religionstunde in den Volksschul unterricht ermächtigt werden würden. Die Synode be schloß auf Anttag des Petitionsausschusses, nach den von feiten des Landeskonsistoriums gemachte» Mittei lungen über neuerdings mit dem Ministerium des Kul tus und öffentlichen Unterrichts gepflogene Verhandlun gen und in Aussicht stehende weitere Maßnahmen des selben die Petition als erledigt zu erachten. — Der Verein sächsischer Schuldirektoren hält seine diesjährige Versammlung kurz nach Pfingsten in Mei ßen ab. Die diesjährige Generalversammlung des All gemeinen sächsischen Lehrervereins findet in der Zeit vom 25. bis 27. September in Pirna statt. — Aus Dresden wird berichtet: Infolge der un sicheren Zustände in Rußland ziehen viele vornehme Rus sen vor, ihr Vaterland zu verlassen. Ein großer Teil wendet sich nach hier und es steht eine beträchtliche Ver mehrung der russischen Kolonie hierselbst bevor. — Der Besitzer und Direktor des Körner-Museums zu Dresden, vr. Peschel, hatte an den Reichstag eine Petition des Inhalts gerichtet, derselbe möge die Ueber- nahme des gedachten Museums in die Verwaltung oder Oberaufsicht des deutschen Reichs gegen mit vr. Peschel festzustellende Bedingungen Aeneigtest veranlassen oder die Bewilligung einer Subvcntwnssumme in der Höhe von 6000 M. jährlich beschließen. In dem vorliegenden Berichte der Petitionskommission, den der Abg. Streit verfaßt hat, schlägt dieselbe vor, die Petition dem Reichs kanzler zur Kenntnisnahme mit dem Ersuchen zu über weisen, durch Verhandlungen und in sonst geeigneter Weise erörtern zu lassen, unter welchen Bedingungen das Fortbestehen des Körner-Museums gesichert werden könne und von dem Ergebnisse der Erörterungen dem Reichstage Mitteilung zu machen. — Die Hoffnungen, die sich so vielfach an die Ein führung der Fabrikation von StrohbordÜrcn und Stroh spitzen in unserm Erzgebirge knüpften, erweisen sich lei der als gefährdet. Der Artikel hat in den Barmer imitierten, aus gelbgcfärbtem Eisengarne gefertigten Strohspitzen und Bordüren einen gefährlichen Konkur renten erhalten. Obgleich die imitierten Sachen nur von geringem Werte und kurzer Dauer sind, verdrängen dieselben die Strohspitzen immerhin. — Kürschnermelster Sparborth in Frohburg, der Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Gegenüber der in einer öffentlichen Versamm- ung ausgesprochenen Behauptung, daß der Reichsinvaliden- önd in zweifelhaften Papieren angelegt sei, hat der Abg. Hermes im Reichstage konstatiert, daß die etwa 520 Mill. M. dieses Fonds in folgender Weise angelegt ind: In Schuldverschreibungen des Reiches und deul- cher Bundesstaaten 196 z Mill., in Eisenbahn-Prioritä- en mit Staatsgarantie und Rentenbriefen 24z Mill., in Schuldverschreibungen deutscher kommunaler Korpora tionen 179 Mill. M., in Eisenbahn-Prioritäten zu 4H pCt. der Bergisch-Märkischen, Breslau-Schweidnitz-Frei- burger, Köln-Mindener und Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn 121 Mill., — eine Anlage, wie sie solider und sicherer nicht möglich sei. — Die Verkaufsstellen der Straßburger Tabakmanu- äktur breiten sich immer weiter über ganz Deutschland aus und die geschädigten Privatindustriellen und Händler wissen nicht mehr, an wen sie sich wegen einer Abhilfe wenden sollen. Wahrscheinlich wird sich der Reichstag noch einmal mit der Sache beschäftigen müssen, nachdem der Statthalter von Elsaß-Lothringen, an den die Pe tenten verwiesen waren, rund heraus erklärt hat, so sehr er bedauere, den Interessen der deutschen Fabrikanten nicht entgegenkommen zu können, so sei er doch im In teresse Elsaß-Lothringens, zu dessen Vertretung er in erster Linie berufen sei, nicht in der Lage, hinsichtlich des Betriebes der Tabaksmanufaktur die gewünschten Be- chränkungen eintteten zu lassen oder gar die Aufhebung rer Manufaktur herbeizuführen. — Die Jmpfgegner haben im Reichstage einen Für- brecher in dem ultramontanen Abgeordneten vr. Rei chensperger (Crefeld) gefunden. Derselbe hat im Verein mit anderen Abgeordneten, größtenteils Mitgliedern des Lentrums, den Anttag gestellt, der Reichstag wolle beschlie fen, die eingegangenen Petitionen, welche die Aufhebung des Impfzwanges verlangen, dem Reichskanzler behufs Beseitigung desselben zur Berücksichtigung zu überweisen. Der Anttag wird voraussichtlich mit großer Mehrheit abgelehnt worden. Orstrrrrich - Ungarn. — Die Reise des kronprinzlichen Paares nach Prag zum feierlichen Einzuge, für welchen dort alle Vorkeh rungen nahezu beendet waren, hat infolge Unwohlseins der Kronprinzessin Stephanie, das sich schon in Pest ein stellte, aufgeschoben werden müssen. Die Reihe von Empfangsfestlichkeiten, Audienzen, Rundfahrten, offiziellen Couren u. dgl. nervenangreifenden Akten machte bei der ohnehin kürzlich noch als zu zart zum Heiraten bezeich neten Prinzessin ihre Folgen geltend. In Prag rief die am 24., am Tage vor dem projektierten Einzuge — man hatte also bis zur letzten Stunde in Wien noch auf Ermöglichung der Reise gehofft — einlaufende amt liche Nachricht, daß der Einzug überhaupt nicht in die sem Monate erfolgen könne, große Bestürzung und Be trübnis hervor. Der Fremdenzufluß war bereits ein außerordentlich starker. Die angesetzten Extrazüge konn ten noch rechtzeitig sistiert werden. Das pompöse Fest gewand der Straßen aber ist verloren. — Das österreichische Abgeordnetenhaus hat den mehrerwähnten, die Schulpflicht auf 6 Jahre herabse tzenden Lienbacherschen Antrag mit 151 gegen 141 Stim men angenommen. Die Vororte Wiens demonstrierten gegen diesen Beschluß in drastischer Form: an den Schul gebäuden wurden Trauerfahnen ausgesteckt, die aber auf Befehl der Polizei wieder eingezogcn werden mußten. Frankreich. — Die allgemeine Aufmerksamkeit ist jetzt nach La hors, dem Geburtsorte Gambettas, gerichtet, wohin sich derselbe seit einigen Tagen begeben hat. Auf vielen Stationen dahin wurde der Exdiktator so festlich mit Glockengeläut, Kanonendonner und von zahllosen begei stert ihm zurufenden Volksmengen begrüßt, wie es sonst nur bei Monarchen zu geschehen pflegt. Am stürmisch sten war der Empfang natürlich in Lahors, wo Gam betta vom Präfekten, dem Bürgermeister und seinem al ten Vater zuerst begrüßt wurde. An seinem Geburts hause wurde eine Erinnerungstafel angebracht. Am Sonnabend findet ein großes Bankett statt, zu dem sich über 800 Personen gezeichnet haben und bei dem Gam betta eine große Rede halten wird. Viele Journalisten sind in Lahors. England. — Die Königin Victoria vollendete am 24. Mai ihr 62. Lebensjahr, ein Alter, das nur 11 Souveräne seit der normannischen Eroberung überschritten haben. Am 20. Juni wird die Königin 44 Jahre über das Königreich Großbritannien und Irland regiert haben, ein Zeitraum, der nur von 4 englischen Souveränen überschritten wurde. — Der deutsche Revolutionär Most ist am 25. Mai vom Schwurgerichte der Aufreizung zum Meuchelmorde ! schuldig erkannt worden. Die Verkündigung des Ur- , teilsspruchs wurde verschoben. Spanien. — Die 1875 erlassene Verordnung, durch welche der frühere radikale Ministerpräsident Ruez Zorilla aus Spanien verbannt wurde, ist jetzt aufgehoben worden. Rufjland. — Die Nihilisten haben eine neue Proklamation als Antwort auf das Manifest des Czaren erscheinen lassen, welche vom „Kongreß" und vom „St. Petersburger Exe- kutiv-Komitee" unterzeichnet ist. Der Inhalt der Proklama tion führt in ernster eindringlicher Sprache alle Reform- ! bedürfnisse Rußlands an und protestiert gegen die sum marische Abfertigung aller Bolkswünsche durch das kai- I serliche Manifest. Die Sprache der Proklamation ist I m ganzen eine gemäßigte. Den Schluß bildet die Dro- jung, daß wenn der Kaiser nicht nachgäbe, er selbst die Revolution in Permanenz erkläre und das Land in wei tere Katastrophen stürzen werde. Der Kaiser fand die I Proklamation vor seinem Bette! — Die zum Tode verurteilte Nihilistin Jesse Helf mann sollte nach einem Berichte in Rocheforts „Jnttan- I igeant" nach einer Frühgeburt im Gefängnisse, um Ge- I tändnisse zu machen, täglich gewürgt und während einer I olchen Prozedur tot geblieben sein. Das „Petersb. I Journ." erklärt alle diese Angaben für unwahr. — Berichten aus Südrußland zufolge wird der durch I die Plünderungen bei den Judenkrawallen verursachte ! Schaden bisher auf 100 Millionen Rubel geschätzt. Türkei. — Die Konvention über die griechisch-türkische Grenz- 8 rage ist am 25. Mai in Konstantinopel unterzeichnet Z worden. Bulgarien. — Der Fürst hat in einem Schreiben an den Mi nisterpräsidenten die Vorschläge, welche er für die Füh rung der Regierung für unerläßlich hält, in S Artikeln wäzifiert, Die Nationalversammlung soll einfach zwi- I chen der Genehmigung dieser Artikel oder der Abdan-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder