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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 14.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-188109145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18810914
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18810914
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-14
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der 1878 Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Kaiser Wilhelm kommt am Mittwoch von den Manöver» in Holstein nach Hamburg, um der Einwei hung des neuen Gebäudes der Seewarte beizuwohnen. Ein glänzender Empfang wird ihm hier werden. Der Präsident der Handelskammer forderte die Kaufmann schaft auf, nicht allein den Börsenbesuch zu sistieren, son dern auch ihren Angestellten frei zu geben, damit sich alle an den Empfangsfestlichkeiten beteiligen könnten. Die Aufforderung wurde sehr enthusiastisch und mit einem 3maligen stürmischen Hoch auf den Kaiser ausgenommen. — Bon der Abreise des russischen Kaisers aus Neu fahrwasser wird gemeldet: Als der russische Aviso von Neufahrwasser abfuhr, entwickelte sich ein herrliches Schau spiel: auf beiden Ufern der Weichsel wurden rote und grüne bengalische Feuer entzündet, auf der äußersten Landspitze brannten Teertonnen in Pyramidenform, von der deutschen Flotte flammte elektrisches Licht, das weit hin die See erleuchtete. Die Dacht des Zaren selbst war vom Bord an bis zur äußersten Mastspitze illumi niert; der Mond brach aus den Wolken und bei der Spiegelglätte der See war die Wirkung eine außer ordentliche. Das Schiff des Zaren blieb die Nacht über auf der Rhede und ging Sonnabend morgens gegen 10 Uhr in See. Die deutsche Flotte gab zum Abschied den Kaisersalut, während der Zar auf der Kommandobrücke seines Schiffes stehend, unter Aufhissung der deutschen Flagge seinerseits den Salutschuß kommandierte. — Die Magdeb. Ztg. schreibt: „Gegen die leicht fertige Auswanderung nach Amerika ist bekannt lich wiederholt feiten der Regierung gewarnt worden, ohne daß man dadurch einen Erfolg erreicht hätte. Bei I Schweiz. I — Ein neues Eisenbahnprosekt findet regierungssei- I tig Unterstützung: eine Bahn über den Brünig paß, l der bekanntlich den Vierwaldstätter See auf dem kürze- I sten Wege mit dem Berner Oberlande verbindet. Die I neue Verkehrsader soll hauptsächlich als Touristenbahn, I sowie dem lokalen Personen- und Warenverkehr dienen und 7 Mill. Frks. kosten. Frankreich. — Die Unterhandlungen betreffs des französisch- I italienischen Handelsvertrags wurden am 12. d. wieder I ausgenommen. Der Minister des Auswärtigen äußerte I bei der Begrüßung der italienischen Delegierten, die französische Regierung werde es an keinem Entgegen- ! kommen fehlen lassen, um zwischen beiden befreundeten I Ländern eine wirtschaftliche Verhaltungsnorm herzustellen, geeignet, die guten politischen und kommerziellen Bezie- I Hungen, die beide Nationen stets einen sollten, weiter auszubilden. Der italienische Delegierte sprach gleich falls das freundschaftlichste Entgegenkommen aus. England. — Es wird immer gemütlicher in Irland. In Kildorrery «bei Cork und in Roscona, Grafschaft Tip perary, haben Kämpfe zwischen Polizei und Volk statt gefunden, wobei auf beiden Seiten Blut floß. In erst genanntem Orte zwang das Volk die Polizei zum Rück- I zuge in die Kaserne, welche die ganze Nacht hindurch belagert wurde. Am Mittwoch wurde ein Versuch ge macht, die Jnfanteriekaserne von Castlebar in die Lust zu sprengen. Eine mit Pulver gefüllte Büchse wurde über die 9 Fuß hohe Mauer geworfen, aber glücklicher weise fiel der brennende Zünder heraus, sonst würde I Lebensverlust und großer Eigentumsschaden zu beklagen gewesen sein. Verhaftungen sind bis jetzt nicht erfolgt. Rußland. — Der Schles. Ztg. wird aus Petersburg geschrie ben: Die Abreise des Kaisers nach Deutschland hat un- I geheures Aufsehen verursacht und selbst bei sonst deutsch feindlichen Persönlichkeiten des Adels, der Hofgesellschaft und des Offiziercorps ungeteilte Befriedigung erweckt. Diese Reise, obwohl, wie ich aus sicherer Quelle weiß, bereits seit 4 Wochen beschlossen, wurde dennoch so mei sterhaft geheimgehalten, daß selbst die meisten Mitglieder der kaiserlichen Familie keine Ahnung von derselben hatten l und von dem großen Ereignis gleich dem Publikum erst I dann näheres erfuhren, als der Kaiser bereits abgereist j war. Man ist, wie bereits bemerkt, im hiesigen Publi kum mit dem Ereignis zufrieden, ja man fühlt sich ge wissermaßen beruhigt, da die hier fortwährend in ver stärktem Maßstabe auftauchenden Gerüchte von einer be vorstehenden deutsch-österreichisch-italienischen Allianz doch in den Gemütern unserer dilettierenden Politiker Be sorgnisse erregt haben. — In diesen Tagen hat die Uebergabe der Erspar nisse in der Verwaltung der kaiserlichen Schlösser und Theater durch den bisherigen Chef Baron Küster statt gefunden, und zwar erreicht dieselbe die Höhe von 56 Millionen Rubel, eine Summe, die niemand erwartet hatte. Man muß hierbei allerdings in Berechnung zie- I hen, daß die Abgaben jeder Art auch nur der geringsten Privatschaustellungen, ja jedes Künstlers, welcher sich als Solist hören ließ, an die kaiserl. Theaterkasse zu unver hältnismäßiger Höhe hinaufgeschraubt sind. So hat in Petersburg z. B. ein gewisser Hoppe das Monopol auf die Affichen der verschiedenen Volksgärten, des Zirkus und anderer öffentlicher Lustbarkeiten und zahlt hierfür der Direktion der kaiserl. Theater 60OM Rubel jähr lich. Keine in Petersburg erscheinende Zeitung darf ir- werden, Aegypten zu occüpiercn, bis die Ordnung wie der hergestellt sein würde — eine Idee, die andernseits lebhaft bekämpft wird. Amerika. — Vereinigte Staaten. Die Gefahr für das Leben des Präsidenten Garfield ist noch keineswegs geschwunden, wie die Nachrichten der letzten Tage wieder zeigen. Während bis Ende der Woche der Zustand ein günstiger war, nahm am Sonntag das Fieber wieder zu, sodaß der Staatssekretär Blaine den auswärtigen Vertretern der Republik melden mußte, der allgemeine Zustand erwecke wieder Besorgnisse. Die letzte Nachricht, vom 12. d. früh, lautet aber wieder günstig. Nach ärztlichem Urteil ist ein Teil des rechten Lungenflügels entzündet, aber Hoffnung, daß der Präsident das Uebel überwinden werde. — In Washington schoß am 12. d. während der Ablösung der Schildwache ein Unteroffizier aus den At tentäter Guiteau. Die Kugel streifte dessen Kopf und schlug in die Wand der Zelle ein. Der Unteroffizier wurde verhaftet. Frankfurt a. M. in betreff der dortigen viel wichtigeren Ausstellung ungünstigere Nachrichten. Der Vorstand derselben hat an die Garantiezeichner ein Zirkular er lassen, in welchem er mitteilt, daß er sich genötigt ge sehen habe, bei einem Bankhause gegen Zession der sämtlichen Garantiezeichnungen einen größeren Kredit in Anspruch zu nehmen und daß, da die Einnahmen bisjetzt hinter den in das Budget eingestellten Beträgen zurück geblieben, die Garantiezeichner zur Deckung der Unkosten wahrscheinlich erheblich herangezogen werden müssen. * Das „Sioux City Journal" erzählt: In den Zel ten der Indianer herrscht große Erbitterung über die Art und Weise, wie im letzten Jahre die Jagd von den Weißen betrieben worden, lieber 200000 Büffel wur den in wenigen Monaten erlegt und dürfte, wenn die sem Massenmord nicht bald Einhalt gethan wird, der mächtige Tierstamm binnen wenigen Jahren gänzlich ausgerottet werden. Die Indianer selbst töten nur so viele Tiere, als sie zu Nahrungs- und Bekleidungszwek- ken unbedingt nötig haben. Die Weißen hmgegen lie fern das Fleisch an die großen Konservenfabriken ab und verkaufen die Felle zum Preise von 2—3 Dollars. Auch ganze Herden von Elentieren, Hirschen und Antilopen bildeten die Beute der kühnen Jäger, und fast täglich fahren die Schiffe schwer beladen in den Gegenden von. Nebraska und Aelkewston umher, die blutenden Bewoh ner des Urwaldes ihrer Heimat entführend. beiden Pferde gestellt. In dieser Situation traf ihn der Blitz, welcher aber merkwürdigerweise die beiden Pferde völlig unversehrt ließ. — Den Landbriefträgern können bekanntlich auf ihren Bestellgängen gewöhnliche und eingeschriebene Briefsendungen, Postanweisungen, Nachnahmesendungen, Briefe mit Wertangabe im einzelnen bis zum Wertbe trage von 150 M. und nach Befinden auch Pakete — Wertpakete ebenfalls bis zu 150 M. Einzelwert — zur Abgabe bei der nächsten Postanstalt übergeben wer den; auch Zeitungsgelder nehmen die Landbriefträger zur Ausführung der Zeitungsbestellungen von den Landbe wohnern entgegen. Jeder Landbriesträger führt auf sei nem Bestellgange ein Annahmebuch mit sich, in welches er die vorbezeichneten Sendungen — mit Ausnahme der gewöhnlichen Briefsendungen — und die Zeitungsbestel lungen einzutragen hat. Den Absendern ist aber auch freigestellt, die Sendungen selbst einzutragen, der Land briefträger muß ihnen auf Verlangen das Buch zu die sem Zwecke vorlegen. Es ist den Absendern dringend zu empfehlen, entweder die Sendungen selbst in das An nahmebuch einzutragen oder darauf zu halten, daß der Landbriesträger die Eintragung sogleich beim Empfange der Sendungen rc. in Gegenwart der Absender besorgt. Das Annakmebuch des Landbriefträgers wird nach je dem Bestellgange durch einen Beamten der Postanstalt durchgesehen und es ist auf diese Weise die sichere und pünktliche Weiterbeförderung der in diese Annahmebücher eingetragenen Sendungen sichergestellt. Den Postem- lieferungsschein über die betr. Sendungen bezw. dieZei- tungsgeldquiltung muß der Landbriefträger bei dem näch sten Bestellgange überbringen. der erstaunlichen Zunahme der Auswanderungen scheint man es für geraten zu erachten, auf anderem Wege vor zubeugen, daß zahlreiche Deutsche in andere Weltteile ziehen und meist dem sicheren Unglück entgegengeheu. Man will zunächst ein umfangreiches statistisches Mate rial nicht nur über die Anzahl der Auswanderer und ihre verschiedenen Ziele aufstellen, sondern auch eine Darstellung der Schicksale der Auswanderer geben. Ob und inwieweit das so gewonnene Material dazu bestimmt ist, spätere legislatorische Schritte zu motivieren, welche jedenfalls beabsichtigt sind, läßt sich noch nicht vorher sehen." — Das posensche Organ des früheren Erzbischofs Ledochowski, das vor kurzem noch jeden Gedanken an ei nen Verzicht desselben auf seine erzbischöfliche Würde zurückwies, giebt jetzt zu, daß man sich auf eine Resig nation Ledochowskis gefaßt machen könne, da Rom des Friedens halber Konzessionen in Personalfragen zu ma chen bereit sein dürfte. — Die Zahl der Dampfkessel-Explosionen im deut schen Reiche hat, trotz der vorauszusetzenden Steigerung in der Verwendung der Dampskraft, während des Jah res 1880 nicht zugenommen, die Zahl der durch die Ex plosionsfälle verunglückten Personen ist sogar gegen die Vorjahre nicht unerheblich zurückgegangen. Im Jahre 1877 fanden 20, in den Jahren 1878 bis 1880 dagegen übereinstimmend je 18 Explosionen statt; die Zahl getöteten oder verletzten Personen betrug 1877 58, 1 32, 1879 78, 1880 dagegen nur 29. — Während die Ausstellung in Halle ein befriedi gendes finanzielles Resultat haben wird, kommen aus gcnd eine Vergnügungsannonce dieser Art aufnehmen, ohne die Erlaubnis jenes Hoppe, ^welchem der Einsender hierfür einen bestimmten Preis zu zahlen hat. Afrika. — Die französischen Truppen, 3 Bataillone und 1 Batterie, haben am 10. d. die tunesische Stadt Susa widerstandslos besetzt. Sie wurden vom tunesischen Gouverneur und den Notabeln der Stadt gut ausge nommen. — Die aus Kairo gemeldete revolutionäre Militär bewegung ist gegen den Khedive selbst gerichtet, den 4000 Soldaten mit 30 Geschützen in seinem Palais einge schlossen halten, und dürfte die Einmischung Englands und Frankreichs zur Folge haben. Die „Times" ver langt die Auflösung des ägyptischen Heeres; einer ge meinsamen oder getrennten Occupatiott AegyvtenS feiten Englands und Frankreichs ständen unüberwindliche Schröft- rigkeiten entgegen, die Türkei solle daher aufgefordert 1 Vermischtes. * Das malerisch gelegene Dorf Reichenbach im Ber ner Oberland ist durch einen Felssturz nahezu zerstört worden. Von einem weiteren Bergsturz, der wahr scheinlich noch weit verheerender gewesen als der bei Reichenbach, berichtet ein Telegramm aus Zürich. Dar nach ereignete sich derselbe am Sonntag abends Z6 Uhr I bei dem Dorfe Elm (höchster Ort des Kanton Glarus) und sollen dabei 30 Häuser und 200 Personen verschüt- I tet worden sein. Das Thal von Elm steht unter Was ser. Diese und die oben erwähnte Katastrophe sind je- I denfalls auf die lang anhaltenden Regen, welche in den letzten Tagen in der Schweiz fielen, zurückzuführen. * Von einem Hunde erschossen! So komisch die Sache klingt, so beruht sie dennoch auf trauriger Wahr heit. Bei der am 24. v. M. eröffneten Jagd auf Reb hühner ereignete' sich besagter Fall in der Feldmark Deibow bei Lenzen (Reg.-Bez. Portsdam), wo ein Hund, der ein geschossenes Rebhun apportierte, auf Liebkosungen seitens eines der Jagdliebhaber demselben mit den Pfo ten in den Abzug des bei Fuß gehaltenen Gewehres sprang, das sich entlud und dem Jäger die Ladung eines Laufes in den Hals sandte; der Tod erfolgte nach einer Stunde. * Der „Grazer Männergesangverein", welcher bei dem großen deutschen Wettsingen zu Wiesbaden außer der großen goldenen Ehrenmedaille auch noch den Geld preis von 1200 M. erhielt, hat diese letztere Summe dem Komponisten Wöckl zu Salzburg zugesandt, dessen „Früh lingslied" die Steirer bei der engeren Konkurrenz so wundervoll sangen, daß ihnen einstimmig ihre Auszeich nung ward. Wöckl lebt in nicht besonders glänzenden Verhältnissen und dürfte sehr freudig durch die hochher zige That der Grazer überrascht worden sein. * Ein frecher Raub wurde am 7. d. abends an ei nem Zuge der Chicago- und Altoneisenbahn im Walde unweit Kansas City, Missouri, verübt. Der Zug wurde durch Signale in der regelrechten Weise zum Halten ge bracht, und alsdann wurden die Passagiere und die Be amten des Zuges durch eine vollkommene Füsilade in Schrecken gesetzt. Der Geldschrank der Eisenbahnkom pagnie war das Hauptziel der Räuber. Der betreffende Beamte verweigerte den Schlüssel dazu, obgleich ihm mit gespannten Revolvern gedroht wurde, und alsdann miß handelte man ihn auf schreckliche Weise. Da aber nichts seinen Entschluß zum Wanken bringen konnte, wurde schließlich der Geldschrank gesprengt. Der geraubte Be trag wird verschieden bis auf 30 OM Dollars angegeben. Demnächst wurde jeder Passagier geplündert, und die Beute war so reichlich, daß 2 Männer daran zu tragen hatten. 12 gut gedrillte und vermummte Personen führ ten den Raub in 10 Minuten aus, und alles geschah in der systematischsten Weise. Die Räuber entkamen, doch ist gegenwärtig die ganze Nachbarschaft in ihrer Verfolgung begriffen. * Dem jüngst verstorbenen Parteiführer aus den 1848er Jahren, Friedrich Hecker, wird in Illinois ein Denkmal errichtet werden.
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