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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 24.11.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-188111240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18811124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18811124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-11
- Tag1881-11-24
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— II«» — — Das Tagesgeschichte Montag den Besuch Deutsches Reich. — Der Kaiser empfing am Montag den Besuch des Kronprinzen und der Kronprinzessin, sowie der Prinzen Wilhelm und Heinrich und des erbprinzlichen Paares von Sachsen-Meiningen. Am Dienstag erledigte er die laufenden Regierungsgeschäfte und nahm die lau fenden Vorträge entgegen. Italien. Individuum, welches am 21. d. in der Deputiertenkammer einen Revolver von der Sitzung der . , Tribüne in den Sitzungssaal mit den Worten „Für Depretis" (den Minister) warf, ist als ein 30jähriger Sizilianer, der bereits wegen Mordversuchs verurteilt gewesen, ermittelt worden. Der Mann wurde auf Wei sung des Präsidenten sofort verhaftet. zweiten Sekretärs an der deutschen Botschaft zu London betraut worden und hat sich am 21. d. auf seinen Po sten begeben. — Die Wiener „Montagsrevue" bringt die angeb lich zuverlässige, geheimnisvoll klingende, aber von Ber liner Blättern noch nicht dementierte Mitteilung, die I Besuche Kaiser Wilhelms im Hotel du Nord zu Berlin gelten einer Dame, welche die geheime politische Ver trauensperson des russischen Kaisers sei. Dieselbe trifft in regelmäßigen Zwischenräumen in Berlin ein, Kaiser Wilhelm bestimmt ein Hotelzimmer als Rendezvous- Ort und nimmt während der oft zweistündigen Besuche bei der Dame, welche übrigens eine Gräfin ist, den Thee ein. — Im Hinblick auf die Bedeutung der kaiserlichen I Botschaft, mit welcher die Eröffnung des Reichstags stattgefunden hat, ist von dem preußischen Minister des Innern angeordnet, daß dieselbe in Plakatform in sämt lichen Gemeinden des preußischen Staates durch Aushang an den für die Bekanntmachung lokaler Verordnungen bestimmten Oertlichkeiten noch besonders zur öffentlichen Kenntnis gebracht werden soll. In der Reichsdruckcrei werden zu diesem Behufe 90 OM Exemplare der Bot schaft hergestellt. — Der Bund es rat hat beschlossen, den über Berlin verhängten kleinen Belagerungszustand noch um ein Jahr zu verlängern. — Der Seniorenkonvent des Reichstags hat sich nunmehr über die nummerische Vertretung der einzelnen Fraktionen in den Kommissionen geeinigt und dabei die Stärke der Fraktionen unter Berücksichtigung der Doppel- und Neuwahlen wie folgt festgesetzt: Zentrum 110, Fortschritt 60, Deutschkonservative 50, Liberale Bereini gung 48, Nationalliberale 45, Reichspartei 27, Volks partei 7. In eine Kommission von 7 Mitgliedern entsendet das Zentrum 2 Mitglieder, Konservative, Deutsche Reichspartei, Nationalliberale, Liberale Verei- I nigung und Fortschritt je 1 Mitglied. Dieser Fall wird nur bei der Rechnungskommission praktisch. Bei allen stärkeren Kommissionen zählen Konservative und Deutsche Reichspartei als eine Fraktion und die Verteilung findet in folgender Weise statt. In eine Kommission von 14 Mitgliedern sendet das Zentrum 4, Konservative und Fortschritt je 3, Nationalliberale und Liberale Vereini gung je 2 Mitglieder. In eine Kommission von 21 Mitgliedern entsendet das Zentrum 6, die Konservativen 5, Fortschritt 4, Nationalliberale und Liberale Vereini gung je 3. In eine Kommission von 28 Mitgliedern entsendet das Zentrum 9, die Konservativen 6, Fort schritt 5, Nationalliberale und Liberale Vereinigung je 4 Mitglieder. — Bebel und Liebknecht haben in Berliner Blät- I tern eine Erklärung über die Berliner Wahlen erlassen, woraus hervorgeht, daß die Konservativen ihnen ein I Wahlbündnis und das Eintreten gegen das Sozialisten- I gesetz angeboten haben, unter der Bedingung, daß die Sozialisten sich verbindlich machten, die Bismarcksche So- zial-Politik zu unterstützen. Die Sozialdemokraten l hätten dies abgelehnt, weil sie sich nicht mit der „reak- l tionären Partei" verbünden wollen und Bismarcks Wirt- I schaftspolitik nicht als arbeiterfreundlich ansehen. Die I Erklärung giebt zu, daß in Berlin am 27. Oktober viele ! Sozialdemokraten für die Kandidaten der Fortschritts partei, der größere Teil derselben aber für die Konser- I vativen gestimmt hat. — Im Wahlkreis Coburg ist nach einem Telegramm I der „Tnb." am 22. d. der berühmte Historiker Theodor l Mommsen in der Nachwahl an Stelle von Rickert mit ! großer Majorität gewählt worden. — Wie dem „Münch. Fremdenbl." aus Nürnberg I geschrieben wird, erhält ein sozialdemokratischer Abgeord- ! neter 4 M. pro Tag Diäten für die Dauer der Reichs- I tagsverhandlungen aus der Parteikaffe, die natürlich trotz I des Sozialistengesetzes irgendwo existiert und immer noch f — Die Kaiserin erfreut sich wieder besten Wohl seins, sodaß sie sich am Montag von Baden-Baden nach ihrem Lieblingsaufenthalte Koblenz begeben konnte. — Der Kronprinz, dessen Gemahlin eine we sentliche Förderin des Berliner Kunstgewerbemuseums ist, erwiderte auf die bei der Einweihungsfeier vom Kul tusminister an die Kronprinzessin gerichtete Anrede: Er und seine Gemahlin seien hocherfreut, in dem nunmehr fertigen Werke einen in der Kronprinzessin vom Prinzen Albert, ihrem Vater, angeregten Gedanken verwirklicht zu sehen ; sie hofften beide, daß durch die Anregung, welche der vaterländischen Industrie, namentlich dem Kunstgewerbe, mit einem derartigen Institut gegeben werde, sowie durch das Interesse, mit welchem man das selbe in weiteren Kreisen aufnehme, dem deutschen Er werbsleben neue Gebiete des Schaffens und gedeihlichen Wirkens und eine fernere Quelle fruchtbringender Thä- tigkeit erschlossen werde. — Der älteste Sohn des Reichskanzlers, Legations rat Graf Herbert Bismarck, der in letzter Zeit dem persönlichen Dienste des Fürsten beigegeben war, ist kommissarisch mit der Wahrnehmung der Geschäfte des gltichzkwg auch auf eine kritische Erörterung der eingebrachten Vorschläge, sowie der gefaßten Beschlüsse einzugehen, dach werden wir auf dieselben jedenfalls noch de» öfteren zurückkommen, denn fie bieten uns zahlreiche Anhaltspunkte zu mannigfachen Erörter ungen über hochwichtige prinzipielle Fragen. Nur in Kürze wol len wir bemerken, daß, wenn ungeachtet der Umstand zu beklagen ist, daß gerade rücksichtlich einiger höchst wichtiger Fragen, wie bei spielsweise der Exrichtung von SparkassenverbSnden und der Ab haltung von Sparkassentagen, ein präziser Ausdruck über die An schauung der Kommission in dieser Beziehung nicht vorliegt, die Verhandlung eine zielbewußte ist und das verständnisvolle Streben der Kommission-Mitglieder unsere Anerkennung verdient; hoher Ernst, gründliche» Fachwissen und wirklicher Gemeinsinn spiegeln sich in allem und jedem, was in dem Verlause der Verhandlung vorgebracht, wa« gesprochen wurde. Wir wünschten, daß die Leiter unserer österreichischen Sparkassen, die in ihrer Mehrzahl gemein- samen Beratungen und allem Zusammenwirken abhold sind und durch nicht« aus ihrem unerschütterlichen Phlegma aufgerüttelt werden können, an den Vorständen der sächsischen Gemeindespar- lassen sich ein Beispiel nehmen möchten, wie man gemeinsam eine die Interessen der Institution bedrohende Gefahr bekämpft und sich vorsteht, nur wohlgerüstet dieselbe erwarten zu können, und wir wollten auch, fie wären mit der gleichen Kraft und mit dem gleichen Eifer auf die gedeihliche Weiterentwickelung der ihrer Ob hut anvertrauten Institute bedacht und wahrlich, e» stünde dann l so gestellt ist, daß auch die gewählten 13 Abgeordneten I mit Diäten unterstützt werden können. — Die neuen Wechselstempelmarken ge langen vom 1. Dezbr. an bei den Postanstalten zur Ausgabe. Wir bemerken dabei, daß die alten Marken auch nach diesem Zeitpunkte verwendet werden können. — Die Feier des 60. Geburtstages Prof. Virchows, welche am 19. d. abends in Berlin in den Festräumen des Rathauses stattfand, gestaltete sich zu einem großen Feste der wissenschaftlichen Welt Berlins, an welchem gegen tausend Personen beider Geschlechter aus der Elite der dasigen Gesellschaft teilnahmen. Zuerst wurde dem Jubilar, der mit seiner Familie den Ehrenplatz einnahm; I die Stiftungsurkunde der an diesem Tage von seinen I Verehrern gegründeten Virchow-Stiftung überreicht. Das I Kapital derselben betrug 59344 M. Hierauf beglück wünschte ihn Prof. Geh. Rat v. Langenbeck namens der Berliner Medizinischen Gesellschaft und überreichte einen Beitrag von 3000 M. zur Virchow-Stiftung. Dann feierte den Jubilar namens des Komitees für Holland Prof. Stockvis aus Amsterdam und diesem folgten An sprachen von den Vertretern von 28 Korporationen» I welche zumeist durch eigene Delegierte repräsentiert I waren. Unter diesen Korporationen befanden sich die I Universitäten Bonn, Rostock, Basel, Würzburg (wo Virchow vor seiner Berufung nach Berlin lehrte), ferner die Universi- I täten Charkow, Kasan, die Medizinischen Gesellschaften zu Kasan, Wilna und Aberdeen. Auch eine Deputation auS Virchows Geburtsort Schievelbein in Pommern war er schienen, um den gefeiertsten und berühmtesten Sohn der Stadt zu beglückwünschen. Telegramme waren einge troffen von gelehrten Gesellschaften aus Rom, Wien, Athen, Petersburg, Pest, Bukarest, Belgrad rc. Die I Universitäten Bologna und Kasan ernannten Virchow zum Ehrenmitgliede. Der Gefeierte dankte zum Schluffe in längerer Rede. — Baden. Die Genesung des Großherzogs macht die besten Fortschritte. — Der Landtag ist bis Mitte Januar vertagt worden. Oesterreich - Ungarn. — Die Ernennung des bisherigen Botschafters zu St. Petersburg Grafen Kalnoky zum Minister des Auswärtigen ist nunmehr erfolgt. Dieselbe wird bereits von der Petersburger Presse, die dem Botschafter warme Abschiedsworte widmet, mit lebhafter Sympathie begrüßt. Graf Kalnoky, Generalmajor a. D., begiebt sich in den nächsten Tagen nach Petersburg zurück, um dort per sönlich sein Abberufungsschreibcn zu überreichen. Er ist 1832 in Mähren geboren, trat 1854 die diplomatische Laufbahn als Gesandtschaftsattachö in München an, war von 1856 bis Beginn der 60er Jahre bei der Botschaft in Berlin, später in London, Rom, Kopenhagen und seit 1880 Botschafter in Petersburg. Frankreich. — In einem Rundschreiben Gambettas an die Ver treter Frankreichs im Auslande wird die Stellung des Ministeriums betreffs der tunesischen Frage also definiert: Beschützung der französischen und europäischen Interessen in der Regentschaft, sowie vollständige Ausführung des Vertrags mit dem Bei. England. — Prinz Leopold, der jüngste (1853 geborne) Sohn der Königin Viktoria, hat sich mit der Prinzessin Helene von Waldeck (geb. 1861), der Schwester der Prinzessin Wilhelm von Württemberg und der Königin der Nieder lande, verlobt. — In Irland geht es wieder recht bedrohlich zu. Dieser Tage ist ein Gutsverwalter erschossen und ein Agent tödlich verwundet worden. Mißliebigen Pächtern oder Gutsherren wird in die Wohnungen gefeuert, Far men werden angezündet und bei Roskommon wurden mehr als 1M Ochsen, die einem Viehhändler angehö ren, die Schwänze abgeschnitten. Mittlerwelle erhält das Gefängnis in Kilmainham täglich neuen Zuwachs an „Verdächtigen". Der verhaftete Agitator Parnell ist von seinem jüngsten Unwohlsein wieder hergestellt; allein er lehnt es ab, Besuche zu empfangen, ausgenommen in wichtigen Geschäften, da ihm die Ueberwachuug seitens der Gefängniswärter nicht behagt. um das österreichische Sparkaffenwesen besser." — In den 7 Abteilungen des Reichstags, denen bereits die Wahlakten behufs Prüfung der Wahlen durch das Los zugeteilt worden sind, befinden sich von den sächsischen Mitgliedern des Reichstages: in der 1. Ab teilung vr. Stübel, in der 2. Niethammer, in der 3. Dietze, Fährmann, Günther, ür. Stephani und Walter, in der 4. Reich, in der 5. Ackermann und Leuschner, in der 6. Eysoldt, vr. Hartmann und vr. v. Schwarze und in der 7. Richter. — Die in Berlin so viel Aufsehen erregenden Feuerländer werden nun bald auch in Leipzig zu sehen sein. — Das Jubelfest der Deutschen Kunstgenossenschaft, welches Mitte September in Dresden, Meißen und in der Sächsischen Schweiz im Amselgrunde, unterhalb der Bastei, zu so herrlichen Veranstaltungen Veranlassung gab, hat ein nicht unbeträchtliches Defizit im Gefolge ge habt. Ta die Genossenschaft finanziell sehr gut situiert ist, überdies auch ein Teil des Defizits von der Dres dener Künstlerschaft gedeckt wird, so hat der erlittene Ausfall nichts zu bedeuten. — In Leipzig hat unvorsichtiges Umgehen mit Petroleum wieder einmal großes Unheil angerichtet: ein Dienstmädchen wollte in eine ziemlich ausgebrannte Lampe Petroleum nachgießen und bediente sich dabei ei ner mit Petroleum gefüllten Blechkanne, war aber so leichtsinnig, die Flüssigkeit an die noch brennende Lampe nachzugießen. Dabei entzündete sich der Inhalt der Kanne, diese platzte und augenblicklich standen die Kleider des Mädchens in Flammen, welche dasselbe so schwer verletzten, daß es mittelst Siechkorbs nach dem Kranken- j Hause gebracht werden mußte. — In Oschatz wurde ein Dienstmädchen inhaftiert, welches m den Kaffee seiner Herrschaft Phosphorköpfe von Streichhölzern gemischt hatte, um sich für erhaltenen Tadel seitens der Herrschaft zu rächen. Bei einem Kna ben, der schon von dem Kaffee getrunken, stellte sich hef tiges Erbrechen ein. — In Nossen hat sich am Freitag ein höchst be klagenswerter, die allseitige Teilnahme weckender Vorfall ereignet. Ein 18jähriger, hoffnungsvoller und durchaus unbescholtener junger Mann, der einzige Sohn einer Witwe, hat in einem Anfalle von Schwermut seinem Leben durch Vergiften mit Blausäure, die er sich als Apothekerlehrling zu verschaffen gewußt, ein Ende ge macht. — Bei einem Schleußenbau auf der Albrechtsgasse in Dresden (Pirnaische Vorstadt) ist kürzlich in einer Tiefe von 2j Metern der Backzahn eines Mammut ge funden worden. Das seltsame Fundstück wurde an das kgl. mineralogisch-geologische Museum abgeliefert. I — Das Restaurant „Polnische Hütte" zu Münsa bei Altenburg war in der Nacht zum Sonntag der Schauplatz eines tragischen Ereignisses. Wegen zur Zeit nicht zu beseitigender Hindernisse, die sich der von ihnen ! beabsichtigten Verehelichung entgegenstellten, beschlossen der 23 Jahre alte Bauunternehmer Max Friedrich und I die 24 Jahre alte Lina Fischer aus Altenburg, sich zu töten und so schoß denn in jener Nacht im gedachten Lokale Friedrich 4 Kugeln aus einem Revolver auf die Fischer ab, die deren Tod herbeiführten, und 2 Kugeln sich selbst in den Kopf und 1 in die Brust, die zwar nicht augenblicklich tödlich waren, aber doch lebensgefähr- I liche Verletzungen verursachten. Rustland. — Das Hofministerium hat den Befehl erhalten, daß bis zum 1. Mai sämtliche Vorbereitungen zur Krönung in Moskau beendet sein müßten. Aste«. — Den letzten, vom 6. d. aus Metta datierten Be richten zufolge ist die Cholera dort noch immer im Zu-
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