—! ^7 4^- Das neue König-Albert-Museum in Zwickau i. S. Phot. Presse-Bureau, Leipzig. (Mit Text.) wie die Sonne am Himmel, wenn es Abend wird, und die Schat ten der Entsagung legten sich leise aus seine Seele. — Es wurde Abend. Die Sonne zog sich hinter die Dächer der n Mut dazu. Schließlich tat er es doch, und dann saß er sinnend s)a, und das Schreiben lag vor ihm auf dem Schoß. Er überlegte ^mge, aber seine Gedanken kehrten immer wieder auf denselben Lin Gaunerstreich. ^«^nter der Regierung Louis Philipps wurde in Paris ein MH-Gaunerstreich mit solchem Raffinement ansgeführt, daß inan wochenlang kaum noch von etwas anderem sprach. Bei den Tuilerien entstand ein Lärm; ein eleganter Herr hielt einen Burschen am Kragen und beschuldigte ihn, ihm die silberne Tabaks dose gestohlen zu haben. Polizeibeamte begleiteten beide zum nächsten Sicherheitsbureau und man fand bei der Untersuchung des Angeschuldigten in der Tat im Rockfutter die Dose. „Sehen Sie," rief der Elegant triumphierend, „wie recht ich hatte!" Er wollte seine Dose einstecken, besann sich aber und wandte sich höflich Punkt zurück: Karl Wendt hatte gelogen und Grundmann ge weint. Und dann die Geschichte von dem Schatten. Er zerriß das Papier und knüllte die Fetzen zusammen. „Es vereinigt sich alles, um mir zu beweisen, daß ich alt und verbraucht bin", sagte er bei sich und ging hinaus, um die Papier- iügelchen in Rikes Herd feuer zu werfen. — Man glaubt es kaum, mit wie geringer und schlechter Nahrung die menschliche Hoffnung bisweilen zufrieden ist. Wird sie mit ihren Wurzeln aus dem Felde gerissen, auf dem sie üppig grünte und blühte, dann gräbt sie ihre Ranken in den Wegesrand, wohin inan sie geworfen, und grünt weiter. So erging es dem alten Schulmeister. Auf dem fruchtbaren Acker, den er in treuer Berufsarbeit ein halbes Jahrhundert hindurch bestellt hatte, fühlte er sich jetzt alt und untauglich, aber am Wegesrande seines Amtes fand er einen Platz, auf dem er sich sicher wußte. Das war sein Garten, und als er wieder zwischen den Rosen, Levkoien und Reseden umherwandelte, da lebte er noch einmal auf, da vergaß er sein Leid, und eine Freudigkeit tam über ihn, als müsse alles noch einmal gut werden. Hinten im Obstgarten blickte in den scheidenden Tag hinaus. Er sah einen Knaben die Straße heraufkom men, und er erkannte ihn auch: es war Karl Wendt. Aber der Junge hatte kaum seinen Lehrer aus der Entfernung bemerkt, als er schnell über eine Mauer kletterte, um nicht an dem Schulhause vorübergehen zu müssen. Der Alte sah es und lächelte trübe. Ein Glockenton schlug an sein Ohr — ein zweiter — ein dritter . . . Das war nicht Abendläuten, denn den Feierabend hatte er ja selbst dem Dorfe anzuzeigen: das war die Totenglocke: der alte Pastor hatte geendet. Langsam nahm Hartstock die Mütze vom Kopfe und hielt sie zwischen den gefalteten - Händen. Ein tiefer Seufzer löste sich aus seiner Brust. „Es ist Zeit, daß ich gehe." * Noch an demselben Abend wurde das Abschiedsgesuch geschrieben, und an dem selben Abend erfuhr auch Rike, was den alten Schulmeister während der letzten Tage bedrückt hatte. Als dann der Herbst kam, verließ Hartstock die Stätte seines Wirkens, seiner Freuden und seiner Sorgen, zwar wehmütig, aber ohne Groll. Der Alte konnte gerechtfertigt seine Straße ziehen. — Rike zog mit ihm. Bauernhäuser zurück, und die Herden kehr ten von der Weide heim. Feierabend! Die Erde ging zur Ruhe, müde zwar, und doch stark, wie ein Held nach vollbrachter Tat, wie ein Riese nach gewaltiger Arbeit. Hartstock stand in seiner Haustür und mmmten dre Bienen wie wnst, und Hartstock sah ihnen zu, wie er so oft ge- !an. Sie flogen aus und »logen ein, in rastlosem Eifer, und summten dabei ihr Lied — das Lied von der Liebe zur Arbeit und von der Lust am Schaf- ien. Und der Alte, der ihr Lied verstand, trat nun aoch näher, denn die Tiere hatten ihm nie ein Leid getan. Doch wie er so da stand und sinnend ihrem Treiben zuschaute, fühlte er Plötzlich einen Schmerz auf der Hand. Ach, er spürte ihn nicht nur dort, es schmerzte ihn weit hef tiger im Herzen, und auf der Hand die kleine Beule, aus der noch der Stachel verräterisch hervorsah, tat ihm lange nicht so weh wie die Enttäuschung, die er nun auch an dieser Stelle erleben mußte. Seine Freudigkeit verflog lind seine Hoffnung sank Der Neubau der Dresdener LrtSlrankenkasse. (Mit Text.)