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Sächsische Staatszeitung : 11.06.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192906113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19290611
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19290611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Staatszeitung
- Jahr1929
- Monat1929-06
- Tag1929-06-11
- Monat1929-06
- Jahr1929
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 11.06.1929
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- SLchMch- Staaiszetkrng -- Das Ergebnis der Zeichnungen für die Reichsanteihe. Berlin, 1«. Juni. Auf die Reichsanleihe sind bisher 177,7 Millionen Reichsmark gezeichnet morden. Da» endgültige Ergebnis wird erst in einigen Lagen mitgeteilt werden können, da noch Meldungen ausstehen. ES kann jedoch schon jetzt gesagt werden, daß der größere Teil des gezeichneten Betrages in Sperrstücken nnd Schuld bucheintragungen übernommen worden ist. Wie den Annahmestellen schon heute telegraphisch mitgeleilt worden ist, gelten alle gezeichnete« Beträge als voll zugeteilt. Bon den Zeichnern, soweit sie nicht bereits Zahlungen ge leistet haben, wird daher eine schrist- liche Zuteilung zur Begleichung der am 12. Juni d.J. fälligen SinzahlnngS- rate von 4« Prozent nicht abzuwarten sein. Wenn man bedenkt, daß man bei Auflegung der ersten Tranche der Anleihe mit einem Er gebnis von 300 Mill. M. rechnete, erscheint das Ergebnis ziemlich unbefriedigend. Tas um so mehr, als bekanntlich die eigentliche Zeichnung?» l um frist seinerzeit um eine volle Woche verlängert worden war. An diesem Ergebnis hat auch der sogenannte .Erfolg" der Pariser Sachverständigen» konferenz nichts ändern können. Natürlich ist mit dem Betrag von 177,7 Mill M. der Kassen- bedarf deSReichs bei weitem noch nicht gedeckt. Die erste Einzahlungsrate von 40 Proz. ist am 12. Juni zu leisten und stellt sich aus 71 Mill. M. Davon kann der von den Banken bewilligte Vorschuß von 120 Mill. M. nur zum Teil abgedeckt werden. * vr. Vorpmüller dementiert die Gerüchte über eine Ausländs anleihe der Reichsbahn. Wie die Blätter melden, benutzte der General direktor der Deutschen Reichsbahn, vr. Dorpmüller, die Gelegenheit seines Aufenthalt« in London dazu, die am Montag an der Berliner Börse verbreiteten Gerüchte, wonach er über eine Ausländsanleihe für die Reichsbahn in Höhe von 400 Mill. RR. verhandle, mit Nachdruck für falsch zu erklären. Derartige Anleihepläne beständen nicht. Im übrigen wies er darauf hin, daß die Reichsbahn auch im Inland über genügend Ansehen verfüge, auf solche Anleihepläne verzichten zu können. Sette r zu Nr. iss Kultur- und Schulsragen im Reichstag. 81. Sitzung am 10. Juni Die zweite Beratung de« Hauthali« de« Rrich-innenminiflrrinmS wird fortgesetzt. Damit wird verbunden die erste Beratung der Vorlage, Lurch welche die Geltungs dauer des GesctzeS zum Schutz« der Nepndlik um drei Jahre verlängert werden soll. Bei der Geschäftsordnungsdebatte über die Rede- zeit wird vom Abg. vr Frick (Notsoz.) die Be schlußfähigkeit des Hauses angezweifelt. Auf die Alarmsignale des Präsidiums füllt sich der Saal nur sehr langsam. Der Präsident erklärt, er werde die Frage der Beschlußfähigkeit durch eine namenlliche Abstimmung entscheiden lasten. Daraufhin erscheinen unter dem Gelächter der Sozialdemokraten verschiedene Koni- munisten, die vorher draußen geblieben waren, im Saal. Bei der Abstimmung werden nur 239 Karten statt der zur Beschlußfähigkeit erforderlichen 246 ab gegeben. Präsident Löbe beraumt für fünf Minuten später eine neue Sitzung an Bei Eröffnung der neuen Sitzung bezweifelt Abg. vr. Frick «Natsor ) wiederum die Beschluß fähigkeit. Präsident Löbe stellt die Einigkeit deS Bureaus darüber fest, daß jetzt das Haus beschluß fähig sei. In der Fortsetzung der Aussprache über den Etat des Inneren bezeichnet es Abg. vr. Hellpach (Dem.) als notwendig, die Gegensätze zwischen Katholiken, Evangelischen und Freidenkern zu schließen. Diese tragische Zerreißung deS deutschen Volles habe anderseits auch eine große Bereicherung des deutschen Kulturlebens herbeigesührt. Die Grenze der Freiheit für die Kunst der Satire werde sich schwer ziehen lasten. Der Satiriker will mit seiner Peitsche nicht bloß knallen sondern auch zuschlagen und verletzen. Um die Gewissen aufzurütteln muß der Künstler auch einmal an die heiligsten Gefühle der andern rühren. Das gilt für George Groß und seine katholischen Kritiken. Von der Spitze der katholischen Kirche sind auf der andern Seite oft Töne gegen evange lische und freigeistige Kreise angeschlagen worden, die es berechtigt erscheinen ließen, wenn auch diese Kreise einen Schutz ihrer Gefühle verlangen würden. Alle Kirchen und WeltanschauungSgemeinschasten können in dieser Beziehung vor der eigenen Tür kehren. Das Scheitern des Schulgesetzes ist zum großen Teil aus die fehlerhafte Anlage zurück- zusühren, die ihm vom Zentrum in Verbindung mit den Teutschnationalen gegeben wurde. Eine ähnliche Jehlrechnung wie beim Schul gesetz scheint in der Konkordatsfrage gemacht zu werben. Bedenklich ist hierbei, daß das Konkordat von Einjelländrrn adgcschlossen wird, statt vom Reiche. Diese Länderkonkordate sind ein schweres Hindernis für die Unitarisierung des Reiches. Bedenklich genug ist schon die Ver- schiedenartigkeit der Lehrerbildung in den ver- schiedenen Ländern. Unsere Jugend fühlt sich heute mehr deutsch als bayrisch, preußisch oder badisch. Dieses Gefühl sollte gefördert werden. Das Schulwesen muß zur Sache des Reiches werden. Jetzt wird es in der Hauptsache von Preußen ge leitet Wir bekunden unsere dankbare Anerkennung dem ausgezeichneten Leiter des preußischen Schul- wesens vr. Becker. Wir warnen davor, ihn nur deswegen zu stürzen, weil man einen anderen an seine Stelle setzen will. Bedauerlich ist der neuer- dinzs geführte Kampf gegen die Notgemeinschast der deutschen Wissenschaft. Ter Ersatz dieser Or ganisation durch die Ministerialbürokratie der Län der würde ein Rückschritt sein. Abg. vr. Löwenstein (Soz.) danlt dem Minister dafür, daß er für die Erziehungsbeihilfen eingetreten sei. Die soziale Frage dürfe bei den Echulfragen nicht vergessen werten. Tas Bildungsprivileg kes Besitzes müsse verschwinden auch in seinen Wirkungen beim Berechtigungswesen. Macdonald erzählt sein Leden. Als James Ramsay Macdonald, der jetzt zum zweitenmal berufen ist, die Geschicke des britischen Weltreiches zu leiten, zuerst nach London kam, hatte er nicht einmal den sprichwörtlichen „Taler" in der Tasche, sondern keinen roten Heller. Über seinen langsamen, nur durch größte Sparsamkeit und Energie erreichten Aufstieg erzählt er selbst in einem Londoner Synntagsblatt: „Ich wurde zu Lossiemouth, einem kleinen Dorf im Nordosten Schottlands, ge boren. ES >var ein Dorf mit nur 2000 Ein wohnern, auf der einen Seite von Fischern, auf der anderen von Ackerbauern bewohnt. Ich kam ' von der Landmanns-Seite. Meine Schultage ver liefen in der üblichen Form. ES gab schöne Wälder, um darin herumzustreisen, prächtige Felsen, um sich in ihnen zu verstecken, und ich glaube, daß wir Jungens damals zu den „schlimmsten Lausbuben" gehörten. Von früher Kindheit an hatte ich Interesse an der Politik. Der ganze Teil von Schottland, in dem ich geboren wurde, war radikal, und so schien der demokratische Geist von Anfang an stark in unS verwurzelt. In- folgedessen blickten wir von jeher auf die Leute, die sich „feine" nannterr, herunter und hielten unS selbst für ebensogut, ja für ein gut Teil besser als sie. Nach meiner Schulzeit mußte ich irgend wie mein Leben selbst verdienen, und ich versuchte daS zunächst beim Ackerbau. Ich gmg also eine Zeitlang aufs Feld und fand die Arbeit des Land manns prächtig und niemals zu anstrengend. Ich hatte damals die schöne Tätigkeit eines Pflügers und lebte mit den anderen Pflügern glücklich zu sammen. Jeder von ihnen kannte seinen Burns fast ebensogut aurwendig wie die Bibel. Daneben versuchten sie sich alle darin, ihre eigenen Lieder z» machen, und im Herbst schien da« ganze Land erfüllt von dem Pfersin und Singen der Pflüger. Man konnte sie hören von Feld zu Fe», wie sie fröhlnh bei ihrer Arbeit waren. Ich unterschied mich darin von ihnen, daß ich mir nicht meine Lieder selbst verfertigte, und da mein Schullehrer Abg vr. Spahn (Dngt.) bedauert das Scheitern des Reichsschulgesetzes. Ohne ein solches Gesetz sei eine erfolgreiche Kulturpolitik nicht möglich. Tie Ausführungen des Zentrumsredners gegen den „Stahlhelm" seien unberechtigt. Die marxistische Auffassung veranlasse den Minister, sein Augenmerk mehr aus die Verfassung als auf dir Kultur zu richten. Von dem sozialdemokratischen Parteimann sei das Bekenntnis zum Weltbürgertum zu ver- stehen, nicht aber vom deutschen Innenminister. Volksgedenltag werde in diesem Jahre nur der 28. Juni sein, der Jahrestag des Versailler Diktats, nicht der Jahrestag der Weimarer Verfassung. Abg. Runkel (D. Vp.) bedauert, daß nach den von starkem Kuliurgeist erfüllten Verhandlungen der Weimarer Nationalversammlung in den letzten zehn Jahren nur das kleine Grundschulgejetz zu» stände gebracht worden sei. Das Reichsschulgesetz sei an der Kostensrage und an den weltanschaulichen Gegensätzen gescheitert. Die Notwendigkeit der schleunigen Schaffung eines Schulgesetzes ergebe sich allein aus den Schulverhältnissen in Braunschweig. Ter Minister sollte das Grenz- und Aus- landsdeutschtum fördern, besonders in der Nordmark Abg. Hofmann-Ludwigshasen (Z) fordert die Vorlegung eines Reichs-Spielplatzgesetzes, wünscht Forderung kor Jugendherbergen und beklagt die bürokratischen Erschwerungen, die von der Reichsbahnverwaltung den Jugendfahrten zu ermäßigten Preisen gemacht werden. Abg. vr. Moses (Soz.) verteidigt den Abstrich von einer Million bei der Unterstützung der Not gemeinschast der Teutschen Wissenschaft. Die Soziologie wird von dieser Notgemeinschast ver nachlässigt zugunsten spezialistischer Spielereien. Unter den zweihundert Professoren der Nolgemein- schast ist in den Fachausschüssen nicht ein einziger Sozialdemokrat. Unsere Kritik soll nur jein ein Signal zur Selbstbesinnung in diesen Kreisen. Wir haben zu viele wissenschaftliche Organisationen und Universitäten. Hier wäre Rationalisierung angebracht. Abg. Frau vr. Stegmann (Soz) begründet eine Entschließung, in der die beschleunigte Vorlage > einer Denkschrift über die beschleunigte Nachprüfung mit meiner Feldarbeit nicht zufrieden war, sondern mich zu etwas Bessercin berufen hielt, so nahm er mich zurück in die Schule; ich half ihm beim Unterrichten und sollte Schullehrer werden". Toch Macdonald blieb nicht lange in der Schule, sondern ging als Privatsekrctär zu einem Herrn nach Bristol, bei dem er sich nicht wohl fühlte, und so machte er sich denn auf den Weg nach London, wo er kaum jemanden kannte. „Ich verbrachte meine Tage damit, nach Arbeit zu jagen", erzählte er, „denn als ich ankam, hatte ich nicht den sprichwörtlichen Taler in der Tasche. Ich wäre sroh gewesen, wenn ich ihn gehabt hätte, denn ich hatte keinen roten Heller. Meine erste Stellung bekam ich als Adressenschreiber mit einem Gehalt von 10 M. die Woche. Aber das war keine dauernde Arbeit, und ich habe damals er fahren, was es heißt, durch London zu laufen, ohne einen Pfennig in der Tasche, mit Schulden belastet uno ohne Arbeit. Eine dauernde Stellung erhielt ich zuerst in einem Warenhaus als Schreiber mit 1b M. die Woche. Davon lebte ich nicht nur, sondern ich sparte noch Geld, fuhr zu den Ferien nach Schottland, unterstützte meine Mutter und bezahlte die Vorlesungen, die ich au der Londoner Universität und an anderen Instituten hörte. Wie ich das anstellte? Zunächst einmal kaufte ich mir, was ich an Esten brauchte, selbst in den billigsten Geschäften oder ließ eS mir von zu Hause schicken, wofür ich natürlich bezahlte. Kaffee oder Tee konnte ich mir nicht leisten, ich fand aber, daß heißes Wasser ebensogut war wie Tee und daß es sogar ebensogut schmeckte, wenn man sich daran gewöhnte. Tie Hauptmahlzeit am Mittag nahm ich in einer billigen Garküche und gab dafür niemals mehr als 1b bis 2b Pf. auS, sie bestand gewöhnlich aus Beessteak-Pudding, aber freilich mit sehr viel mehr Pudding als Beef steak, da« sich nur irgendwo versteckt in der Ecke fand. Meine Ernährung kostete mich im ganzen nicht mehr als bb bis 6b Pf. pro Tag, und so hatte ich eS leicht, zu sparen. Nach einiger ZeU rückte ich eine Stufe auf und kam in die der wissenschaftlichen Grundlagen des Jmpfgesetzes veilangt wird. Um Uhr wird Lie Weiterberatung auf Dienstag 3 Uhr vertagt. Vom Berliner Königsbesuch. Festessen beim Reichspräsidenten. Berlin, 11. Juni. PünlUich um 15,30 Uhr bewegte sich gestern durch die flaggengeschmückte Wilhelmstraße aus der Richtung deS Palais Prinz Albrecht in langsamer Fahrt ein Zug Kraftwagen nach dem Reichs- PräsidentenpalaiS mit den ägyptischen Gästen, an der Spitze KönigFuad, der dem Reichspräsidenten v. Hindenburg seinen Gegenbesuch abstaitete. Bei der Einfahrt in den Vorgarten des Reichspräsidenten- palais präsentierte die dort ausgestellte Ehrenwache das Gewehr. 40 Minuten dauerte der Empfang, worauf sich die hohen Gäste, begleitet von Ver- tretern des Reiches, in ihr Palais zurückbegaben. Anschließend hieran statlete der Reichskanzler dem König seinen Besuch ab. Zu Ehren König Fuads gab dann der Reichs präsident am Abend ein Essen, zu dem u. a. die Chefs der in Berlin beglaubigten diplomatischen Vertretungen, der Reichskanzler, der ReichStagS- präsident, die Reichsminister sowie der preußische Ministerpräsident mit ihren Damen geladen waren. Bei der Tafel brachte der Reichspräsident einen Trinkspruch aus, in dem er König Fuad als Gast des Deutschen Reiches herzlich willkommen hieß und auf die freundschaftliche Ge sinnung des deutschen Volkes sür Ägypten, das zu den ältesten Kulturländern der Erde gehöre, hinwies. Ter Reichspräsident erhob zum Schluß sein GlaS auf das Wohl des Königs, auf die weitere Entwicklung seines Landes und auf die Vertiefung der Freundschaft zwischen Deutschland und Ägypten. Nachdem die Musik die ägyptische National- Buchhaltung mit 20 M. in der Woche. Bald danach beschäftigte mich ein Freund in seinem La boratorium mit chemischen Arbeiten. Dadurch konnte ich meine Stelle aufgeben, hatte nun nicht mehr viel zu tun und arbeitete zu Hause den ganzen Tag über und die Nacht. Ich war so eifrig, daß ich davon krank wurde. Sobald ich mich erholt hatte, mußte ich mit der Arbeitsuche von vorn anfangen. Der erste Sekretär des liberalen Nationaltlubs erzählte mir, daß Thomas Lough einen Sekretär brauche. Ich wollte eigentlich nicht, aber ich nahm doch die Stellung, weil mir nichts anderes übrig blieb. AlS ich sah, daß es nicht gut war, seine Interessen zwischen Wissenschaft und Politik zu zersplittern, und als Krankheit mich daran hinderte, eine Prüfung abzulegen, wie ich beabsichtigt hatte, be- schloß ich, mich ganz der Politik und dem Journalis mus zu widmen. Ich blieb vier Jahre bei Lough, bis ich so weit war, daß ich von meiner journalistischen Tätigkeit leben konnte. Danach beschäftigte ich mich dann viel mit sozialistischer Schriststellerei. Ich war der Sozialistischen Partei beigetreten, sobald ich nach London kam, obwohl sie damals recht unbedeutend war. Einer der ersten Männer, mit denen ich zusammentraf, war John Burns In deir Anfängen der „Gesellschaft der Fabier" traf ich auch häusig mit Bernard Shaw zusammen, an den ich mich aus damaliger Zeit als einen rotköpfigen Mann erinnere, den niemand kannte; er schrieb damals sür Frau Besants „Monatliche Ecke", und seine Witze galten allgemein als schlecht." Macdonald trat dann in seiner Partei immer mehr hervor und brachte eS allmählich zum Führer. Wie die Germanen belehrt wurden. Da- folgenreichste Erlebnis in der Geschichte der Germanen ist die Bekehrung zum Christentum gewesen die sich über zwei Jahrhunderte erstreckte. Wie sich die wilden Hriden der deutschen Wälder dem neuen Gotte beugten, wke sie durch da» Band Dienstag, 11. Iuni lyry Hymne gespielt hatte, erwiderte der König i, französischer Sprache. Er dankte zunächst sür die herzlichen Willkommenkgrüße und den warmen Empfang, der ihn um so mehr bewege, als « darin et« neues Zeichen der Freundschaft beider Länder erblicke. Mit den aufrichtigsten Wünschen für die weiter« Entwicklung der traditionellen Be- ziehungen erhebe er fein Glas auf die Gesundheit des ReichSpräsiventen und auf die Wohlfahrt Deutschlands. Hierauf spielte die Musik daS Deutschlandlied. Rach Tisch wurden die Gäste, soweit sie nicht bereits bekannt waren, dem König vorgestellt. Um 22,15 Uhr fand dann im Vorhof des HaufeS deS Reichspräsidenten zu Ehren König Fuads ein großer militärischer Zapfenstreich statt. Sine AoveAe zum Vereinsgeseh. Berlin, 11. Juni. Ter Reichsinnenminister hat dem Reichstag eine Novelle zum Vereinsgesetz vorgelegt, die im vorigen Reichstag nicht mehr erledigt wurde. Der Entwurf bezweckt, das ReichSoerelnSgesetz von 1908 mit der Verfassung in Übereinstimmung zu bringen. U. a. wird bestimmt, daß Vereine aufgelöst werden können, wenn ihr Zweck den Strafgesetzen zuwiderläuft. Bezweckt der Verein eine Einwirkung auf politische Angelegenheiten, so ist der Vorstand verpflichtet, die Satzung und daS Verzeichnt« des Vorstände« der Polizeibehörde ein zureichen Vereine, die vorübergehend sür Wahlen oder Abstimmungen gebildet werden, sollen nicht al« politische Vereine gelten, ebenso nicht Ver- einigungen von Arbeitgebern oder Arbeitnehmern. Versammlungen unter freiem Himmel sind mindestens 48 Stunden vorher bei der Polizei an- Mnelden, die solch« Versammlungen bei unmiltel- barer Gefahr für die öffentliche Sicherheit ver bieten kann. . Der zweite Autonomisten- - Prozeß. Besanyon, 11. Ium. Tie Verlesung der Anklageschrift im zweiten Nutouomiflenprozcß nimmt 30 Minuten in An spruch Ter Staatsanwalt unterrichtet sodann in längerer Rede die Geschworenen über den Inhalt der Anklageschrift. Er erwähnt u. a., die ganze autonomistijche Bewegung im Elsaß hätte, wenn sie durchgesührt worden wäre, nicht nur die fran zösische StaatSautorität untergraben, sondern zu einem vollständigen Separatismus geführt, und der Angeklagte vr. Roos sei einer der Hauptfahrer dieser Bewegung. Nach dem Staatsanwalt sprachen die Ver teidiger, Rechtsanwalt Fo urrier und Rechts anwalt Berthon. Beide widersprachen auss schärfste der Ansicht des Staatsanwalts, daß die elsässische Heimatbewcgung, der sogenannte Auto- nomiSmus, etwa mit Separatismus gleichzu setzen sei. Tie Gefühle der Elsässer hätten nichts mit Separatismus zu tun. TaS Elsaß habe nur den einen Wunsch, seine kulturelle Freiheit wiederzugewinnen und wolle nicht ein Prellbock, sondern ein Mittler zwi schen Frankreich und Deutschland sein. Nach einer kurzen Verhandlungspause sprachen auch noch die beiden anderen Verteidiger vr. Klein und Thomas. Sie unterstrichen und erweiterten die Ausführungen ihrer beiden Vor redner. Um 6 Uhr nachmittags unterbrach der Vorsitzende die nach den Ausführungen der Ver teidiger angeordnete Verlesung der Aussagen mrs dem Kolmarer Prozeß und vertagte die Verhand lung auf Dienstag ^9 Uhr vormittags. der Religion zu einem einheitlichen Volkskörpcr zusammengeschweißt wurden, das offenbart sich uns in anschaulicher Lebendigkeit aus den Berichten über die Bekehrer, die Heinrich Timerding in seinem soeben bei Eugen Diederichs in Jena er schienenen Werk „Die christliche Frühzeit Deutsch lands" gesammelt hat. Bisher ist nur der erste Band erschienen, der die rrisch-fränkische Mission behandelt, während der der angelsächsischen Mission gewidmete zweite Band bald nachfolgen soll. ES sind Geschichten nicht nur von größtem kultur geschichtlichen Wert, sondern auch von hoher dichte rischer Schönheit, die unS hier geboken werden, nnd sie führen uns tief hinein in die geistige Um wälzung jener Zeit von 600 bis 800, in der den Deutschen ein neues Licht und eine neue Wahr heit ausdämmerte. Lange Zeit lief noch Christ liches und Heidnisches in den Anschauungen des Volkes nebeneinander; ja die letzten Reste des alten Glaubens sind nie auSgetikgt worden und leben noch heute im Volksbrauch fort. Ter Über gang zu der neuen Lehre vollzog sich im all- gemeinen friedlich und ohne Erschütterungen, be sonders merlwürdig bei einem Volk, dessen trotzige Wildheit allgemein gefürchtet war. Nur selten kommt eS zum Blutvergießen, und bei den weni gen Ausnahmen spielen Umstände mit, die mit der eigentlichen Bekehrung nichts zu tun haben; so ist z. B. Bonifatius nicht seines Glaubenswerkes wegen getötet worden, sondern einem räuberischen Überfall erlegen, der den bei ihm vermuteten reichen Schätzen galt. Tie Bekehrung vollzog sich ganz allmählich und nahm auf die Denkart des Volkes die verständnisvollste Rücksicht. Tie Bilder der christlichen Religion drängten die alten Göller- gestallen mehr und mehr in den Hintergrund, und er war dem Germanen zwar schmerzlich, daß die alten Götter durch Christus und seine Heiligen besiegt wurden, aber er übertrug nun die Ver ehrung aus diese Heiligen. So verbanden sich die Feuer, die zur Sonnen wende dem Douar angezündet wurden, mit dem Ramen de« heiligen Johanne«; da« Orakekwesen
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