Nr. L 9. J«hvg>m«. B«Uag» »«m Gc»er«l-«nzeiger S«9rMr 19«. Lrnstes unä SteUeves aus RLlrsvßenbrväa vor bv Zakrm. „Es ist ein groß Ergötzen, sich in den Geist der Zeiten zu versetzen, zu schauen, wie vor uns ein weiser Mann gedacht und wie wirs dann so herrlich weit gebracht". So läßt Goethe den Famulus Wagner in der Studierstube Dr. Fausts vom Stu dium vergangener Zeiten schwärmen. Und heute, wo wir es so „herrlich weit" gebracht haben, stöbert man auch gern, wie weiland Wagner, in den Zeugen ver gangener Zeiten herum, um zu sehen wie unsere Väter und Großväter gelebt, sich gesorgt und gefreut haben, kurz, wie es in der „guten alten Zeit" war. der Zeit, die immer nur zwei oder drei Generationen vor der des jeweilig lebenden Ge schlechtes zurück liegt. Zwar ists kein „würdig Pergamen" wie es den Famulus Fausts entzückte, das vor mir liegt, sondern nur ein schmächtiges kleines Zeitungs bändchen von 1872, aber, da es der Vorgänger unseres General-Anzeigers und die alte schlichte Kötzschenbrodaer Wochenzeitung ist, so kann sie mancherlei Inter essantes von unserer Stadt erzählen aus einer Zeit, als der damalige Marktflecken den ersten Anlauf nahm, von der Entwicklung des Deutschen Reiches in der Nach kriegszeit von 1870/71 so viel wie möglich zu profitieren. Der Ort ivar in den Jahren von 1867 bis 1872 schon stark emporgeblüht. Hatte er doch in diesen 5 Jahren fast denselben Bevölkerungszuwachs aufzuweisen, wie in den vorherver gangenen 25 von 1842 bis 1877. Während dieses Vierteljahrhunden eine Steige rung der Bevölkerungsziffer von 1110 Seelen auf 1551, also 441 brachte, schnellte die Zahl in den 5 Jahren von 1867—1872 auf 1971 Köpfe hinauf, mehrte sich um 420 Personen. Binnen 4 Jahren wurden 41 neue Häuser gebaut Die Bauspeku lation bemächtigte sich auch hier, wie überall in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts des Grund und Bodens und trieb deren Preise ganz erheblich hoch. So berichtet unsere Zeitung zu Anfang des Jahres aus Niederlößnitz, daß mit dem herannahenden Frühjahr die Bautätigkeit, Spekulationsbauten, ungemein rege sei, und daß für ein Stück Weinberg an -er Moritzburger Straße, das 1850 knapp 100 Taler gekostet habe, 2400 Taler bezahlt worden seien! Die Alteinge sessenen, namentlich die hauptsächlich in der Hauptstraße ansässigen Geschäftsleute S