Nr. 11. 1v. Jahrgang Beilage zum General-Anzeiger. September 1933. Nark unä Äektvp ÄrvfiselllUL. Ein «ollendeies Werk Augusts -es Starke«. Wenn Dresden — und darüber hinaus ganz Sachsen — das 200. Todesjahr -es Kurfürsten Friedrich August I. von Sachsen, des großen Lebenskünstlers, recht feiern will, dann'am besten damit, bah man an erste Stelle die Werke rückt, die die Jahrhunderte überdauerten, seine Bauten und Gartenanlagen. Gewiß mag am 1. Februar 1733, als August der Starke in Warschau die Augen schloß, ein Aufatmen durchs Sachsenland gegangen sein, denn unsere Voreltern zu jener Zeit mußten die Prachtliebe des Fürsten aus ihrer Tasche bezahlen. Wir Heutigen aber geben an diesem Gedenktag unserem Bedauern Ausdruck, daß der schnelle Tod die Vollendung so manchen Planes zunichte machte. Wie ganz anders wäre noch die Anlage des Zwingers geworden, der schon in seiner fragmentarischen Gestalt die ganze Welt bezauberte, und wie manches Werk hätte noch geschaffen oder vollendet werden können, das unvollendet geblieben ist. Mindestens ebenso berühmt wie der Dresdner Zwinger wäre dann auch der Großsedlitzer Schloßgarten geworden, der heute, abseits vom großen Ver kehr, ein stillverträumtes Dasein führt. Nur wenige wissen, -aß an der Bahnstation Heidenau-Großsedlitz der Linie Dresden—Pirna—Bodenbach jenseits der Bergeshöhe ein Stück Erde liegt, bas seinesgleichen sucht. Und das ist vielleicht ganz gut so, denn der beste Reiz des Parkes besteht ja gerade darin, daß er unberührt ist vom Berkehrsgetüm mel und der Schönheitssucher sich dort ungestört den stets wechselnden Stim mungen hingeben kann. Schon Friedrich Augusts vertrauter Freund, der Feld marschall August Christoph Graf von Wackerbarth, hatte dies erkannt, als er 1719 Groß- und Kleinsedlitz kaufte, weil er „die schönste Lage auf der Welt für Aussicht, Annehmlichkeit und Bequemlichkeit gefunden zu haben glaubte, indem auf der einen Seite die Elbe und eine außerordentliche Fernsicht, auf der an deren eine hübsche Ebene sich befand." Allerdings mußte er erst mit ungeheuren Kosten einige Berge abtragen und Unebenheiten der Landschaft ausfüllen lassen, ehe an die Anlage des Parkes und Schlosses gedacht werben konnte. August der Starke, der wiederholt Wackerbarths Gast war, fand immer mehr Gefallen an dem von Jahr zu Jahr prächtiger werdenden Parke und kaufte 45