Bockenrodt und StaatSmtnifter Graf von PodewtlS stiegen auf ihrer Reife nach Dresden im Pfarrhause ab. Durch Vermittlung dieser seiner Gäste er langte Pfarrer Behrisch einen Schutzbrtef Friedrich des Großen, der de« „Effect" hatte, daß niemand „von denen umherliegenden oder in diesem Kirch spiel stehenden preußischen Truppen durch unbillige Forderung oder Extrac tionen incommodieret ward, sondern wir konnten ruhig und stille in unsern „Hütten wohnen". So berichtet Pfarrer Behrisch in seiner hinterlassenen Denkschrift. — Aber trotz dieses Schutzbriefes ereignete sich doch am 22. Dezem ber ein aufregendes Intermezzo, das auch ein unschönes Streiflicht auf die Bauern der damaligen Zeit wirft. Das Pfarrhaus verwahrte das Eigentum eines sächsischen Majors von den kurfürstlichen reitenden Trabanten, von denen eine Kompanie vor Einmarsch der Preußen in Kötzschenbroda gelegen hatte. Die Naundorfer Bauern, die verärgert über die bei ihnen einquartierten preu ßischen Dragoner, wollten dem Pfarrer einen Streich spielen und verrieten dem Dragonermajor nicht nur die Hinterlassenschaft des sächsischen MajorS, sondern „bedeuteten ihm auch, daß viele Lenthe ihre besten Effekten in die „Kirche geflüchtet hatten". Den Schutzbrief des Königs von Preußen beachtete zwar der preußische Offizier, soweit das Eigentum der Bauern in Frage kam, das des sächsischen Majors aber nahm er trotz des Protestes des Pfarrers Behrisch diesem gewaltsam weg. Auf die Beschwerde des Pfarrherrn bei dem in Kaditz liegenden General von Schwerin wurde der Major von Bronokowsky mit einem 8tägigen Arrest bestraft. Der Winter 1759/60 brachte fijr die ganze Gegend neue Quartierlasten, da das ganze große Heer Friedrich des Großen in derselben einquartiert war, die Weinberge verwüstete und auch in Kötzschenbroda schweren Schaden an richtete. 1760 !m Juli plünderten preußische Truppen das Dorf. Der Ober- schenkenwirt erlitt durch diese Plünderung einen Schaden von 780 Talern. Während der Jahre des Siebenjährigen Krieges, von 1750—63 hatte Kötz- fchenbroda fast dauernd Einquartierung gehabt. 1756/57 lag das preußische Pro viantfuhrwesen monatelang hikr im Quartier, 1758 waren es sächsische Tra banten. 1760 war im Mai das Lazarett des Lichtenfteinschen Dragonerregimen tes hier unteraebracht, im August bezog ein kurpfälzisches Kttrasfierregiment Quartier, im Dezember das Dragonerregiment Graf Rutowsky. 1761 erhielt der Ort das Dragonerregiment Vathyani und 1762 das Kürassierregiment von Odonell als Einquartierung. Pfarrer Behrisch bat aus den Jahren seiner Amtszeit, er schied 1772 aus dem Pfarramte, eine Schilderung der Moral seiner Beichtkinder hinterlassen, in der er ihnen Neid, Mißgunst, Untreue, Verräterei und ein krasse Sitten losigkeit vorwirft. Inwieweit der Pfarrherr mit dieser Beurteilung seiner Zeitgenossen objektiv geblieben ist, oder, verärgert durch die öfteren Zwistig keiten mit seiner Gemeinde, etwas zu schwarz gemalt bat, mag dahinaestellt bleiben, ganz unrecht wird der Pfarrer nicht gehabt haben, wenn man sich der gehässigen Art der Naundorfer Bauern erinnert, die das Eigentum ihrer eigenen Landsleute an die Feinde verrieten. Das 18. Jahrhundert ist für Kötzschenbroda ziemlich reich an verheeren den Bränden gewesen. 1724 brannten 48 Baustätten einschließlich der Niederschänke ab. 1744 gingen 5 Bauernhöfe zwischen der Schule und dem heu tigen Ankeschen Grundstück in Flammen auf. Gelegentlich dieses Brandes hört man zum ersten Male etwas von einer Apotheke in Kötzschenbroda, da die Brandstätten zwischen der Schule und der „sogen, alten Apotheke" gelegen waren. 3 Jahre später, 1747, legte ein gewaltiges Jener 35 Höfe der Winterseite in Asche und 1774 brannten die Ufergasse, die Glanze und ein Teil der Minterseite, heute Hauptstraße, insgesamt wieder 30 Häuser ab. Auch bei diesem gewaltigen Feuer ging, wie 50 Jahre vorher, die Niederschänke, in der der Brand auSgebrochen, in Flammen ank (Fortsetzung folgt.) 44