Nr. 14. 12. Jahrgang Beilage zum General-Anzeiger Dezember 1935. Line WvtUagil vor 60 Inkren. Man ist gemeinhin der Ansicht, das; dem letzten Wolfe in unserer Gegend vor über 300 Jahren im Friedewald, im Kreyener Revier, bei einer Hofjagd deS Kurfürsten Johann Georg I. durch den wackeren Jägerjungen Johannes Vruhm anno 1618 das Lebenslicht ausgeblasen worden sei. Diesem letzten Wolfe des Friedewaldes, der damals schon eine Seltenheit war, setzte man deswegen das bekannte Wolfsdenkmal im Friedewald, um den letzten Meister Jsegrimm im Gedächtnis kommender Zeiten zn erhalten. Und der Jägerbnrsche, der sich damals den Ruhm des Wolftöters errang, eben dieser Johannes Bruhm, wurde der Ahnherr eines bekannten sächsischen Förstergeschlechtes, das bis in die jüngste Vergangenheit hinein in der Forstgeschichte des sächsischen Landes eine hervor ragende Rotte spielte. Daß aber über zweieinhalb Jahrhunderte später noch einmal eine Wolfs jagd in unserer Gegend veranstaltet werden mußte, dürste so gut wie gar nicht bekannt sein. Zum mindesten hat man diesem letzten Jsegrimm, der aller dings nicht mit dem großen fürstlichen Gepränge einer Hofjagd, sondern von einfachen Bauern und dem Rittergutspächter von Klipphausen zur Strecke ge bracht wurde, kein Denkmal gesetzt. 1875 hatte sich ein Dresdener Hnndehändler zur Blutaufbesserung seiner Meute einen richtiggehenden Wolf beschafft. Dem Meister Jsegrimm muß aber die ihm zngedachte Rotte, Stammvater einer neuen Hundespezies zu werden, nicht besonders zngesagt haben und der Trieb in die Freiheit muß stärker gewesen sein, als die von ihm erwartete Zuneigung zu den Hundedamen seines Besitzers, der ihn, wie der zeitgenössische Bericht lautet, unlängst mit schweren Opfern erworben hatte. Kurz, das „völlig wilde Raubtier" rückte eines schönen Tages ans, verschwand aus dem schützenden Zwinger des Dresdener Hnndezüchters. Anfang Juni 1875 erschien das Tier plötzlich in der Nähe von Gauernitz, verschwand wieder und tauchte auf seinen Streifzügen am jenseitigen Ufer bald hier bald dort auf und brachte die ganze Gegend in Helle Aufregung. Auch Weistropp stattete der unheimliche Geselle einen Besuch ab und in Pegenau richtete er unter dem Federvieh des Dorfes ein greuliches Blutbad an