SirnsrkunOS Nr. K. 14. Jahrgang Beilage zum General-Anzeiger Mai 1S37 —— > —— - , —. M - . . — Vrvßseuer in ^aunävrs annv 1746 Am 14. Mai des Jahres 1746 standen die Dorfaerichte des Amtsdorfes Naundorf, der Richter George Lotter und die beiden Gerichtsschöppen mit be sorgten Mienen inmitten des Dorfes am Spritzenhause und betrachteten die schweren Wetterwolken, die sich gefahrdrohend drüben vom Bettelgrund und dem Kynast her in das Elbtal gerade auf Naundorf zu schoben. Dunkel und dunkler wurde es, obwohl man erst die 6. Abendstunde auf den altmodischen großen Wandseigern in den dämmrigen Bauernstuben ablas. Schwer hatte die Hitze schon seit Anfang des Monats über Feldern und Weinbergen gebrütet, eine Hitze, wie man sie seit anno 1706 noch nicht wieder im Mai erlebt hatte. Da mals waren fast alle Brunnen der Umgegend ausgetrocknet. Weither mußte man das Wasser für Vieh und Wirtschaft holen. Unten durch die Elbe konnte man durchwaten, ohne daß man sich die Kniehosen dabei naß gemacht hätte. Und vor zwei Jahren war es im Hochsommer ähnlich gewesen. Eine Teuerung war eingefallen, an die die Bauern noch mit Schrecken dachten. Dazu sollte es in diesem Jahre anscheinend nicht kommen. Tie heraufziehenden Wetterwolken versprachen zwar einen ausgiebigen Regenguß, deu die Fluren sehr nötig brauchen konnten, aber würde es dabei bleiben? Dunkler und dunkler wurde der Himmel. Ein schweres Wetter stand ohne Zweifel bevor. Würde es gnädig vorübergehen? Drüben in Kötzschber wimmerte schon die Wetterglocke, die der Schulmeister altem Brauche uach bei heraufziehendem, uahen Gewitter zu läuteu hatte. Eilig kameu die Bauern, die Knechte, die Mägde von den Feldern ins Dorf gelaufen. Es war nicht gut, auf deu Neckern zu weilen, wenn der Blitzstrahl herniederfuhr. Konnte es doch jedem gehen wie vor einem Menschen alter dem Martin Drache oben in Lindenau, den der Wetterstrahl auf freiem Felde erschlage» hatte. Die Großmütter sammelten in den Stuben die Kinder um sich uud betete« laut, daß das Uuheil gnädig vorübergehe. Dumpf grollte schon der Donner über dem Friedewalde, grell zuckten die Blitze um das hohe Weiugebürge hiuteu am Gelchenhübel und immer näher schob sich das unheil volle Gewölk heran. Eilig sammelte der Richter die Spritzenmannschaft um die Dorsspritze und schickte den Nachtwächter in alle Höse, auf daß Wasserzuber,