18 Kinderparadies mit seinen Holz- und Sandsteintreppen, Terrassen, stellenweise bis zu fünfen gestaffelt, mit seiner Stadtmauer und dem einen der noch in Meißen erhaltenen zwei Wachttürme, in dem schon ein früherer Altafraner, Keck von Schwartzbach^), Glücks- fahre verlebte. Begeistert betrieb Dietrich hier, die Schülerjahre hin durch, die Imkerei, in die ihn Lehrer Richard Scholz, jetzt „Landes bienenvater" für Sachsen, eingeführt hatte. Früh erweiterte sich für den Jungen die Heimat. Der Vater nahm ihn auf Dienstgänge und Dienstreisen in Dörfer und auf Güter im Kreise Meißen, auch weiter in das übrige Sachsen mit. Dadurch gewann er bald Interesse für die Natur, für Landwirtschaft, für Stall und Hof, Wald und Flur. In die Fürstenschule trat er 1925 ein. Seine Klassengenossen aus Untertertia entrückten ihm, als er im November desselben Jahres durch Milchgenuß aus einem infizierten Kuhbestande erkrankte und viele Monate zu seiner völligen Genesung brauchte, — davon je zwei in Garmisch-Partenkirchen und in Cuxhaven an der Nord see —, nachdem ihm die begnadete Chirurgenhand des Ober medizinalrates Or. Beck in Meißen das Leben erhalten hatte. Nach bestens vollendeter Untersekunda mußte Dietrich abermals seinen Klassenkameraden entsagen, weil es der Wunsch des Vaters war, daß er wie sein älterer Bruder Bernhardts ein ganzes Jahr lang als sogenannter Osterjunge „bei den Bauern dienen" sollte, um selbst zu erfahren, wie schwer das Brot gewonnen wird, das dann später einer sein ganzes Leben lang, oft gedankenlos, ißt. Daß diese praktische Betätigung, die jetzt für die deutsche Jugend Pflicht ge worden ist, zugleich seiner späteren Berufsausbildung diente, war damals noch nicht vorauszusehen. Erledigt wurde das Jahr bei dem Bauern Willi Dietze in Löbschütz bei Meißen. Durch ihn, einem namhaften Pflanzen- und Tierzüchter, und durch die Mit glieder seiner Familie erlebte Dietrich eine ungetrübt glückliche Zeit. Dafür werden Eltern und Geschwister den Dietzes immer dankbar sein. Nach der Beurlaubung wollte dem nun an freie Luft und körperliche Betätigung gewöhnten Jüngling die straffe, gebundene Schularbeit erst nicht recht behagen. Mit einem gewissen Grimm ging er an die alte, neue Arbeit. Aber er faßte nach seiner Art den Stier bei den Hörnern. Das Erste, was zu Hause nach dem Un terricht und der Mahlzeit erledigt wurde, waren die Schulaufgaben, auf einem Sitze, ohne Pause und Unterbrechung. Es geschah manchmal mit verbissener Wut. Gleichwohl: Ostern 1933 bestand er mit guter Zensur seine Reifeprüfung. — Ein tiefes und beglückendes Erlebnis war dem Oberprimaner die Teilnahme an den Goethe-Feiern in Weimar 1932 geworden. Schon auf der Fürstenschule hat Dietrich sich mit Heller Be geisterung der nationalsozialistischen Bewegung angeschlossen, ganz i) Afraner 1843 —184S, -h 1916, Stifter eines Viaticums für afranische Abiturienten. 2) Afraner 1924 — 1931.