— 21 — gesellschaft für National-Oekonomie in Berlin. Das war im Früh jahr 1939. Im Sommer desselben Jahres leistete er im Sudeten land bei einem Kleinbauern in Halbehaupt bei Leitmeritz Erntehilfe. Selbstverständlich wurde nach Beendigung der freiwilligen Ver pflichtung, vor Wiederantritt in der Dienststelle Berlin, das Böhmische Mittelgebirge zu wenigstens flüchtiger Kenntnis genommen. Dann kam bald der Krieg. Geradezu mit Ingrimm sah er zu, daß seine Brüder am Feldzug in Polen und Frankreich teilnehmen konnten, während er, obwohl seit August 1939 Soldat, in Dresden und Königsbrück, später an der belgischen Grenze bei Aachen, dann in Tetschen, schließlich bei Ostende gegenüber England stand, aber bloß auf Wacht, nicht im Kampfe. Mit Hilfe eines Freundes wurde dann sein Wunsch, „eingesetzt" zu werden, erfüllt. Nach einer fast dreimonatigen Ausbildung in Döberitz mittlerweile Leutnant geworden, rückte er mit seinem Infanterie-Regiment im Frühjahr 1941 nach Osten. Wohin, wissen wir nicht recht. Mit dem ihn charakterisierenden Schweigenkönnen ließ er uns darüber völlig im Unklaren. Nach Ausbruch des Krieges gegen Rußland zog er mit seiner fast ohne Unterlaß schwer kämpfenden Truppe weiter nach Osten. Wir wissen zunächst bloß, daß er an den Kämpfen um Uman teilnahm und dort am 5. August 1941 seinen Tod fand. Sein Hauptmann schrieb: „Er fiel durch Granattreffer, als er einem verwundeten Kameraden Hilfe bringen wollte." Damit ging ein makelloses, kurzes, aber glückliches Leben zu Ende. Wir wissen, er hat es gern hingegeben für Führer und Vaterland, da es so sein mußte. Sein Wesen zu schildern ist für Eltern nicht leicht, vielleicht auch peinlich. Darum sei gebracht eine Stelle aus dem Beileids schreiben seines von ihm überaus geschätzten Lehrers, des Studien rates Martin Hesse: „Ich weiß, was für ein gediegener, wertvoller und wahrhaft liebenswerter Mensch er gewesen ist." Aus einem Briefe des Konrektors a. D. Prof. Dio. tbeol. Höhnet: „.. .. er kann wohl als ganz echte Ausprägung des deutschen Jungmannes edelster Art gelten." Sein Professor in Halle, Or. Woermann, bei dem er zu promovieren gedachte, sagte von ihm: „Schon frühzeitig stand Ihr Sohn in den Reihen Adolf Hitlers und hat in studentischen Diskussionen manch klärendes Wort gesagt. So sehr sein Herz von den Idealen der neuen Zeit erfüllt war und so begeistert er dafür eintrat, so war sein Urteil doch stets von Bescheidenheit und Ehrfurcht vor den überkommenen Leistungen und großen Traditionen getragen. Auf den Exkursionen war er unser fröhlichster und bester Kamerad. Seine hohe Begabung und sein zielbewußtes Streben berechtigten für seine Zukunft und Lebensarbeit zu den besten Hoffnungen." Wir Eltern finden diese Urteile durchaus treffend und der Wahrheit entsprechend. Verfaßt von Herrn Oberlandwirtschafts- ».Schulrat Or. Horst Höfer, Meißen (als Vater). ') Afraner 1883 —1889, Lehrer an St. Afra von 1914—1934.