Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 26.08.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-189808263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18980826
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18980826
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-08
- Tag1898-08-26
- Monat1898-08
- Jahr1898
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Anpflanzungen zu betreten, Pflanzen autzurrißen, Zweige aizu- brechen, Wildgatter offen zu lassen, Pilze und Beeren ohne Er« laubnil der Forstvrrwaltung zu sammeln. Ferner dürfen Hund« nur an der Leine geführt in die Forsten mitgenommen werden. Auch ist beim Wegwersen von Cigarrenrrsten und Zündhölzern di« »Stig« Vorsicht anzuwrnd«n, um di« Entstehung von F«u«r zu verhüten. Den Anweisungen der Forstbeamten ist stet« Folge zu leisten. -f So ost schon in öffentlichen Blättern vor leichtsinniger Antwanderung nach Südamerika und insbesondere nach vrafi- lie« gewarnt worden ist, verstummen doch nicht die Klagen derer, die au« Unerfahrenheit den Lockungen gewissenloser Agenten Ge hör schenkten und nun, bitter enttäuscht, in der Fremde dem Mangel erliegen od«r bestenfalls mit Aufbietung der letzten Mittel in die Heimat zurückkehren, um hier da« Leben von neuem zu beginnen. In jüngster Zeit suchen namentlich die Firmen N. Fiorita L Co. in Rio de Janeiro, Santo- und Sao Paulo, sowie 3v»e ^otuoes üo» Lantos in Lissabon, denen ein gewisser MariuS Bonard in Belsort, rus ü'Lntropöt 11, als Unteragent zu dienen scheint, zur Erfüllung ihrer mit der Regierung des brasilianischen Staates Sao Paulo abgeschloffenen Verträge zahl reiche Personen als landwirtschaftliche Arbeiter nach diesem Staat« zu locken, indem sie Prospekte und ähnliche Papiere vorlegen, die t«ilw«ise falsche Angaben enthalten und jedenfalls bei Schilderung der d«m Einwanderer sich eröffnenden Aussichten stark übertreiben. So geschieht eS denn nicht selten, daß deutsche Familien, aller Mittel entblößt und der Landessprache unkundig, ohne Obdach in der Stadt Eao Paulo umherirren, bis die Mildthätigkeit ihrer Landsleute ihnen zu Hilfe kommt. Möchten diese Zeilen dazu dienen, den immer aufs neu« h«rvortr«tenden Hang zum unbedach- t«n Anlassen der Heimat einigermaßen einzuschränken! — Die kirchlichen Septemberfeste in Dresden finden in die sem Jahre am 6. und 7. S«ptember statt. Am Dienstag, den S. September, vormittag» 8 Uhr wird im JünglingSvereinSsaale deS VereinShauseS auf der Zinzendorsstraße die Hauptversammlung del sächsischen HauptmissionSoerein« und der beglaubigten Vertreter der Zweigvereine (geschloffen« Versammlung) abgehalten. Um l/,11 Uhr folgt ebendaselbst im kleinen Saale unter Vorsitz des Pastors v. Kleinpaul-Brockwitz die Jahresversammlung der säch sischen Misfionskonferenz, in welcher Pastor Wendebourg in Klein mahner (Hannover) über das Thema: „Mittel und Wege, um die Jugend für die Mission zu gewinnen", sprechen wird. Nach mittags '/,2 Uhr schließt sich an die Helserversammlung der vor genannten Konferenz, auf deren Tagesordnung folgende zwei Punkte stehen: 1. Wie stellen wir uni zu den neuerdings in Sachsen hervorgetretenen Bestrebungen, eine andere als die Leip ziger Mission zu unterstützen? Referent: Pastor Jost aus Höcken dorf. 2. Der Schriftenverkaus bei Missionsfesten. Referent: Pastor Jentsch-Striesen. Nachmittags */,4 Uhr feiert in der Frauenkirche die sächsische Hauptbibelgesellschaft ihr 84. Jahres fest; die Predigt hält Prof. v. tkeol. Kim aus Leipzig, und die kurze Ansprache an die mit Bibeln zu beschenkenden Kinder der Sekretär ArchidiakonuS Wauer. Abends 7 Uhr desselben Tages folgt dann im großen Saale des VereinShauseS eine öffentliche RisfionSversammlung unter Leitung des ObcrkonfistorialratS v. Dibelius. Am Mittwoch, den 7. September, nachmittags ^/,4 Uhr begeht der sächsische HauptmisfionSverein in der Frauenkirche seine Jahresfeier mit Festgottesdienst und Predigt de» Superin tendenten Meier-Dippoknswalde. Die Pastoralkonferenz muß wegen Behinderung des Referenten leider dies Jahr ausfallen. Zu den öffentlichen Versammlungen und Gottesdiensten find alle Freunde der Mission willkommen. — S tschechische Arbeiter stellten sich am Sonntag abend in rauflustiger Stimmung bei Moritzburg einem Omnibus in den Weg und als der Kutscher mit der Peitsche Platz machen wollte, fielen sie über ihn her, hielten den Omnibus an und rissen die Thür auf, um die Jnsaffen zu mißhandeln. Zu ihrem Unglück aber saß in dem Wagen der Verein Meißener Echmiedegesellen, 18 Mann stark, denen die kleine Abwechslung gerade gelegen kam. In der nächsten Minute lagen die 9 Tschechen, trotzdem einige von ihnen sich mit dem Messer wehren wollten, im Straßen graben und wurden so gründlich verhauen, daß der Omnibus schon wieder in der Ferne verschwunden war, ehe die WenzelSsöhne nach und nach aus dem Graben heraufkrochen. — Wie das „Chemnitzer Tageblatt" von zuverlässiger Seite ersährt, ist nunmehr wider den deS am Abende des 23. April d. I. im Gering-Walder Staatsforstrevier an der Arbeiterin Bertha Riedel aus Aschershain verübten Mordes dringend ver dächtigen Stuhlbauer Hermann Alfred Beuchel aus Altgerings- kannt, mag die kleine, hübsche Riehl wohl sehr ins Herz geschlossen haben —" „Besonders ihr Geld, Herr Assessor", fiel der Detektiv etwas despektierlich ein, „er soll bedeutende Spielschulden haben." Herr von Lingen runzelte die Stirn. „Sie werden mich in Zukunst ausreden lassen, mein Lieber!" sagte er hochmütig. „Es bleibt also dabei, jener Herr wird nicht in den Bereich Ihrer Beobachtung mehr gezogen." Lange verbeugte sich schweigend und ging. — Sein Gesicht war undurchdringlich, als er seinem Gasthos wieocr zuschritt, ob- wohl er innerlich empört und erbittert war und zum ersten Male fest entschlossen schien, seinem Vorgesetzten ungehorsam zu sein. „Oho", dachte er plötzlich, wie vor einer unangenehmen Er kenntnis stehend — „er ist viel zu klug, um meine Beobachtung nicht völlig richtig zu finden. Er weiß jetzt sicher genug und will mich nur beiseite schieben, um das ganze Verdienst sür sich allein in Anspruch zu nehmen. Ich kenne ihn wohl, den hoch mütigen Herrn, der jeden selbständigen Fingerzeig seiner Unter gebenen sür eine persönliche Beleidigung hält. Aber gemach, mein Herr Assessor, ich werde meinen Raubvogel nicht aus den Augen laffen." Während der Detektiv mit solchen desperaten Gedanken in seinen Gasthos zurückkehlte, schritt der Assessor von Lingen ebenso erregt im Zimmer aus und ab, über die Beobachtungen seines Untergebenen scharf nachgrübelnd. Er kannte den früheren Leutnant Hamburt, dessen adelige Gleichstellung er stets geflissentlich unbeachtet gelaffen, von den Manöver» her, denen er als Reserveoffizier hatte beiwohnen müssen, wußte es, daß er neben anderen noblen Passionen auch der des HazardspielS gehuldigt und absonderlich dadurch seinen Vater ruiniert, sich selber die Karriere verdorben hatte. Herr von Lingen hatte unter solchen Umständen dem Baron Reischach c» sehr verdacht, sich diesen Mann, der ohne die Osfiziersunisorm keinen Anspruch mehr aus daS nobles«« obljxe machen konnte, aufgeladen zu haben, und der Baron, ein Edelmann in de wald« da» Hauptv«rfahr«n eröffnet word«n und steht demzufolge di« Hauptverhandlung wid«r Beuchel in d«r im Lauf« d«r Monat» brpt«mb«r d. I. vor d«m Chemnitzer kgl. Schwurgerichte abzu- haltend«n Sitzungsperiode zu erwarten. — lieber 100 Gänse verendeten in einem Eisenbahnwagen, der aus der Station Hirschfeld« bei Zittau eintras, infolge der großen Hitze. — Amtlich wird geschrieben: Neuerdings find in der Tagei- preffe, insbesondere seilen» solcher Blätter, in welchen die Be strebungen der Jmpsgegner vertreten werden, mehrsach Mittei lungen über Pockenausbrüche tu verschledeneu Teilen Deutsch, land» gebracht worden. An solche Nachrichten knüpfte sich dann die Bemerkung, daß die schwarzen Blattern au» Deutschland trotz aller entgegengesetzten Erklärungen thatsächlich noch nicht ver schwunden seien, und daß ihr Austreten gegen da» vondenJmps- sreunden behauptete Vorhandensein eine- wirksamen Schutzes durch das Reich-impfgesctz spreche. Diese Bemerkung erscheint jedoch nur bei oberflächlicher Betrachtung richtig; bei weiterer Erforschung der Thatsachen wird ihre Haltlosigkeit aufgedeckt. Das hier und da bei uns noch beobachtete Ausketen der Pocken ist nicht ein Zeichen dafür, daß die Seuche in Deutschland unbesiegt wie Feuer unter der Asche weiterlebt und bei günstiger Gelegenheit als Epi demie au-bricht; eS ist vielmehr die Folg« immer wiederkehrender Krankheitseinschleppungen aus dem weniger geschützten Auslande. So bestand die für S«ehausen im Kreise Wanzleben gemeldete Epidemie im letzten Frühjahr aus drei Erkrankungen unmittelbar aus Rußland zugewanderter landwirtschaftlicher Arbeiterinnen. Der im Diakoniffenhause zu Halle a. S. behandelte vereinzelte Pocken fall betraf eine gleichfalls aus Rußland soeben angelangte Arbei terin. Nach Berlin wurde die Krankheit im Laufe dieses Jahres zweimal eingeschleppt, zuerst durch einen Portugiesen, später durch die Togoneger des Panoptikums. Auf dem Auswandererbahnhose Ruhleben bei Spandau wurden im letzten Drittel des Monats Mai drei Pockenerkrankungen, Ende Juli eine solrbe unter den Kindern der aus RußlandIeingetroffenen Auswanderersamilien sest- gestellt. Trotz dieser Einschleppungen, welche Jahr für Jahr wiederkehren, wird eine irgendwie nennenswerte Verbreitung der Pocken bei uns seit langem nicht beobachtet. Wie groß vielmehr der infolge der Durchimpfung der Bevölkerung erzielte Schutz in Deutschland thatsächlich ist, crgiebt sich beispielsweise aus der Thatsache, daß nach dem zuletzt vorliegenden amtlichen Bericht im Jahre 1806 in ganz Deutschland überhaupt nur 10 Pocken- todeisälle, also auf je 1 Million Einwohner 0,19 vorgekommen sind. Die Mehrzahl derselben gehörte Grenzbezirken an, in denen durch den Verkehr mit Rußland und Oesterreich eine vermehrte Gelegenheit zur Ansteckung gegeben ist. In demselben Jahre find in Deutschland 92 Pockenerkrankungen, dagegen in den bedeutend weniger durch Impfung geschützten Ländern Oesterreich-Ungarns 2663 (darunter 410 Todesfälle) und in Italien 9036 gezählt worden. Wenn die Krankheit bei allen jenen zahlreichen Ein schleppungen in Deutschland thatsächlich keinen Boden und keine «eitere Verbreitung gesunden hat, so verdanken wir diesen Schutz lediglich den Wirkungen unseres gut durchgeführten Jmpfgesetzes. Die Ergebnisse der Beratungen der Sachvcrständigen-Kommisfion, welche unlängst die Ausführungsbestimmungen des Jmpsgesetzes einer Prüsung zu unterziehen hatte, unterliegen gegenwärtig noch der Bearbeitung seitens der zuständigen Behörden. Was über den Inhalt dieser Beratungen bereits in die Tagespreise gelangt ist, kann weder als durchaus genau, noch auch als vollständig gelten. — Allerlei Kopfschmerzen. Bekanntlich giebt es kein all gemein wirkendes Mittel gegen Kopfschmerzen, dieses häufigste und verbreitetste Leiden, weil die Ursachen dieses Uebels mannig fachster Art sein können. Es können daher nur die Bedeutung und die Erscheinungsweise der verschiedenen Arten von Kopfschmerzen sestgestellt werden. Empfindet man einen unangenehmen Druck in der Stirn über den Augen und hat dabei über Schwindelan fälle und Appetitlosigkeit zu klagen, so ist ein verdorbener Magen die Ursache und eine kleine Hungerkur das beste Mittel. Ist der Schmerz in der Stirn sehr heftig und von Fiebererscheinungen begleitet, dann ist eine Kranktz«it des Organismus im Anzuge, und man thut am besten, sofort einen Arzt zu Rate zu ziehen. Ohne Fieber und Schwindel deutet ein andauernder Schmerz in der Stirn darauf hin, daß in den Lungenwegen etwas nicht in Ordnung ist. Hat man häufig über Schmerzen im Hinterkopf zu klagen, so ist dies ein Zeichen von beginnender Leberverhärtung, viel Bewegung wird bald Abhilse schaffen. Ein stechender, boh render Schmerz in beiden Schläfen zeigt Blutarmut an, während heftiges, einseitiges Kopfweh ein Zeichen von hochgradiger Nervo- Wortes voller Bedeutung, schien selber bereits eine geheime Reue darüber zu empfinden, zumal der Herr Volontär sich aus dem Gute mehr als ebenbürtiger Gast, denn als geduldeter Lehrling, der seine Existenz sich hier durch Fleiß und Lerneifer verdienen sollte, zu betrachten schien. Herrn von LingenS Gedanken beschäftigten sich in diesem Augenblicke mit dem Kardinalpunkt, ob Hamburt noch immer dem Spiele huldige. Er wußte, daß die reiche Jugend des Städtchens im „Weißen Roß" einen geheimen Spielklub unterhielt, und zweifelte keinen Augenblick daran, daß der Herr Volontär dem selben angehöre. — Mit dieser Ueberzeugung aber fühlte er seinen bisherigen Standpunkt nicht bloß wanken, sondern verhängnisvoll sortgerückt, und im hartnäckigen Groll beschloß er, ein letztes Experiment mit dem schweigsamen Gesangencn, dem alten Riehl, vorzunehmen, um ihn aus seiner Apathie oder wie er vielmehr glaubte, auS seiner berechneten Reserve zu treiben und zu irgend einem Geständnis zu zwingen. Er klingelte, um den Gefangenen vorführen zu laffen. Es war im Grunde noch kein ordentliches gerichtliches, mit den ge setzlichen Formen ausgestatteteS Verhör, sondern nur eine Vor untersuchung, um aus fester Basis die gerichtliche Prozedur fort setzen zu können, doch war Herr von Lingen mit dem Vorsatz gekommen, die Hauptsache hier allein abzumachcn und den über führten Verbrecher dem Gerichte in M. zu präsentieren. „Der alte Riehl sieht heute sehr schlecht aus, Herr Assessor!" bemerkte der Aufseher ehrerbietig. „Ist er krank? Klagt er über Unwohlsein?" „DaS gerade nicht — er sagt ja überhaupt nichts. Es scheint aber, als stände «S nicht gut mit ihm, da er im Bett ge blieben ist." „So, so", sagte der Assessor nachdenklich, „warten Sie, ich will doch lieber zu ihm gehen. Sie können den Arzt benach richtigen, Ramm!" Er schritt voran, der Aussetzer folgte. (Fortsetzung folgt.) fität ist und sich nur durch Ruh« in völliger Still« und Dunkel heit lindern läßt. Sitzt der Schmerz ganz oben im Kopf, sodaß man meint, e« ruh« ein Zentner auf der Schädeldecke, dann ist geistige Ueberanstrengung die Ursache. Schonung, frisch« Luft und kräftig« 8p«is«n find hi«r die besten Heilmittel. Treten di« Schmerzen mit kurzen Unterbrechungen- auf und ziehen sich durch den ganzen Kopf, so sind sie rheumatisch. In diesem Fall« Hilst nur Warmhalten deS Kopfes und ein tüchtige« Schwitzbad. TageSgeschlchte. Deutsches Reich. — Zur Orientreise de» deutschen Kaiser« wird gemeldet: Die neuere Wendung in dem Verhältnisse zwischen d«r Türkei und Griechenland dürste voraussichtlich auf die Reise Kaiser Wil helms insofern einen Einfluß ausüben, als in da- Reiseprogramm noch ein kurzer Besuch in der griechischen Hauptstadt eingeschoben werden dürste. Die vom Sultan ausgesprochene Geneigtheit, in engere Beziehungen zu Griechenland einzutreten, hat in den amt lichen griechischen Kreisen die Hoffnung aufleben laffen, daß da mit auch die Grundlage zu einem dauernd freundschaftlichen Ver hältnisse zwischen Deutschland und Griechenland gegeben werden könne. Man nimmt daher an, daß Kronprinz Konstantin bei seinem Besuche de- Kaisers diesem auch di« Einladung zu einem zweiten Besuche Athens überbracht hat, den Kaiser Wilhelm vor aussichtlich auf seiner Rückfahrt abstatten wird. — Das franzö sische Depeschenbüreau „Agence Havas" verbreitet die Nachricht, England habe den Wunsch ausgesprochen, Kaiser Wilhelm möge bei seinem Besuche in Aegypten der Gast Englands sein. Diesem Wunsche habe der Kaiser nicht entsprochen, da er die Gastfreund schaft des Vicekönigs genieße, und aus diesem Grunde fühlten sich die Engländer in Aegypten verletzt und gäben dem Ausdruck durch abfällige und spöttische Bemerkungen über die Reise. Der „K. Z." wird dazu aus Berlin telegraphiert, von der Möglichkeit, daß die Reise des Kaisers nach Aegypten eine Verstimmung in England Hervormfen könne, sei gar keine Rede, wie sich dar aufs Klarste bei der Reise selbst herausstellen werde. Die Unterstellung der „Agence Havas" falle lediglich in das System, mittels dessen sich Frankreich zur Zeit bestrebt, Deutschland Unannehmlichkeiten zu verursachen. Gehe es nicht mit Oesterreich und mit Rußland, so versuche man es mit Aegypten. — Au« Wilhelm»höhe: Die kaiserliche Familie wurde am Dienstag im Schlöffe durch einen Schornsteinbrand erschreckt. Die Feuerwehr war alsbald zur Stelle und löschte unter Befehl des Kaisers in kurzer Zeit den Brand. — Zu den Mitteilungen über Proben mit einem neue« Gewehr kleineren Kalibers erfährt die „Münch. Allg. Ztg.", daß sich die Probe als eine wesentlich verbesserte Konstruktion der bis herigen Systems und Kalibers ergiebt, dessen allenfallsige Ein führung nicht auf dem Wege der Umbewaffnung, sondern auf jenem der Auffrischung unbrauchbar werdender Gewehre älterer Konstruktion vor sich gehen würde. — Die unbefugte photographische Aufnahme der Leiche BiSmarckS. In Schwarzenbeck sand ein Untersuchungstermin wider den früheren Bismarckschen Förster Spörcke wegen Ver trauensbruchs und Beihilfe zum Hausfriedensbruch der Photo graphen Wilke und Priester statt. Spörcke entschuldigte sich damit, daß, da die Photographen Wilke und Priester vom verstorbenen Fürsten die Erlaubnis des jederzeitigen Zutritts zum fürstlichen Schloß und Park zu photographischen Aufnahmen gehabt, «r an genommen habe, daß diese Erlaubnis auch au-reiche zum Einlaß in daS Stcrbezimmer des Fürsten und zur Aufnahme eines Bildes von der Leiche desselben, welche Ausnahme nach Aussage der Photographen sofort nach eingetretenem Tode habe geschehen müssen, da sich die Gefichtszüge im Tode schon nach wenigen Stunden verändern. Er habe deshalb völlig im guten Glauben gehandelt. ES wurde dem Angeschuldigten »orgehalten, daß sein Gehilfe bei der Leichenbewachung, der fürstliche Stallausseher, ihn auf das Bedenkliche seiner Handlungsweise aufmerksam gemacht, und daß er in seiner mehrfachen Vertrauensstellung als Forstbeamter, al- Amtsvorsteher u. s. w. umsomehr Ursache gehabt habe, in seiner Handlungsweise vorsichtig zu sein, wie auch der den Photographen gewährte Einlaß durchs Fenster in das verschlossene Sterbezimmer nicht sür einen besonders guten Glauben spreche. Di« Photo graphen berufen sich aus die vom verstorbenen Fürsten ihnen ganz allgemein gewährte Erlaubnis de» jederzeitigen Zutritts zum fürst lichen Schloß, behaupten ebenfalls, sich vollkommen im guten Glauben befunden zu haben, und klagen auf Auslieferung der beschlagnahmten photographischen Platten. Oesterreich-U««ar>». — Ein deutscher Volkstag hat am Sonntag in der im äußersten Nordwesten Böhmen- gelegenen Stadt Asch stattgefun den. Ungeachtet der umfänglichen Vorbereitungen in Asch, der überaus starken Teilnahme von Deutschböhmen und Reich-deutschen, der Abhaltung zweier Einspruchsversammlungen, eines Volk-konzert- und eines nationalen Kommerses im Innern der Stadt und deS vorher bekannt gegebenen Austretens dreier zungenscharfer Redner (vr. Reiniger, Reichsratsabgeordnete Glöckner und Wolf) war übrigens laut dem „Leip. Tgbl." weder ein großes Gendarmerie ausgebot erfolgt, noch wurden die Redner irgend einmal bei ihren recht heftigen Angriffen auf die Regierung von den überwachen den Beamten unterbrochen. Beide Versammlungen nahmen folgen den Beschlußantrag an: „Mit Rücksicht auf die augenblickliche innerpolitische Lage spricht die Versammlung die Erwartung auS, daß auch nach abfällig erfolgter Aufhebung der Sprachenzwangt- verordnungen die Opposition und Obstruktion so lange aufrecht er halten bleib«, bis die unbedingt sichere Gewähr dafür geschaffen ist, daß ein weiterer Eingriff in die Rechte de- deutschen Ostmark« volles in Zukunft unmöglich ist, und macht schließlich mit beson derer Betonung im Interesse deS deutschen Volker und dem deS einheitlichen Fortbestandes der StaateS di« Einführung der deut schen Sprache als Staatssprache geltend." Insbesondere machte der Abg. K. H. Wolf in langer Rede geltend, daß daS Arfenal des Widerstandes der Deutschen gegen die Regierung noch lange nicht erschöpft sei, daß man lange genug mit krummem Rücken bescheidentlich mit dem Finger an die Thür geklopft habe, di« d«n Deutsch«» ihr R«cht verschließt. An der alleinigen Aufhebung der Sprachenzwangsverordnungen liege den Deutschen Oesterreichs gegenwärtig nicht sonderlich viel; wenn die Regierung sich nicht zu weiteren Einräumungen verstände, sei an rin Aufgeben der Obstruktion nicht zu denken. Er werd« so lang« absolute und rückhaltlose Radikal-Politik getrieben werden, bis auch für di» Deutschen Oesterreich« geordnete und vernünftige Verhältnisse ge schaffen seien. Die Redner wurden wiederholt von begeisterten
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder