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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 22.09.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190509226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19050922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19050922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-09
- Tag1905-09-22
- Monat1905-09
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der sich, zu gut ist Kin« dazu, jeder in irgend einem Abhängig« keit-oerhältniS Befindliche unweigerlich zu richten hat. Geschenkt wird keinem etwa«, ob er „drin" ist oder „draußen" bei Muttern. Di« Tage freilich, die der Reservemann vielleicht im Elternhaus« zubringrn kann, find sür ihn Stunden goldener Freiheit. Aber wie lan-t dauert daS? Bald heißt e« wieder: An dir Arbeit! Also auch ein „An die Gewehre!" Da muß man denn ordentlich antrrten, w«nn man bei den heutigen Anforderungen, die da« Leben an den Einzelnen stellt, rechtschaffen durchkommrn will. Drin in den Kasernen ist der Soldat versorgt, der Vater« land«verttidiger kennt glücklicherweise, solange er de« König« Rock trägt, keine Sorgen. Im Zivilstand« ist da« ander«, da gilt e«, sür sich selbst zu sorgen. Aber die meisten, die gedient haben, bringen ja dir im bemflichen Leben erforderlichen tzaupteigenschasten mit: Treue, Ordnung-finn, Pünktlichkeit, Gewissenhaftigkeit. Und solche Leute find geschätzt, die hat man überall gern ... Die Zeiten find vorüber, da d«r Reservist im Eigentum«rock mit gerollten Achselklappen in die Heimat zurückkehrte. Der „Eigentümer", den man heute in der Regel von der Kammer bezieht, wird beim Ab« gang der Reserve gewöhnlich Erbstück; er wird von einem Rekruten, di« nun "bald zur altrn Mannschaft gehört, sür billige« Geld er standen. Er bleibt also in der Kompanie. Aber der Reserve- mann, wie wir ihn heutzutage zu sehen gewohnt find, mit der Militärmütze und dem troddrlgeschmückten Stöckchen, er bleibt dem Sinne nach doch der Alte, der der Reservist von ehedem war. Und man hört noch immer da« alte gute Trinklied: „Wer treu gedient hat seine Zeit, Dem sei ein volle« GlaS geweiht" — Die Zeiten haben sich also nicht geändet. Mögen fie so bleiben . . . -f Heimkehr aus dem Manöver. In Anwesenheit de« König« Friedrich August beendeten gestern die Truppen de« 19. (2. Kgl. sächs.) Armeekorps ihr Manöver zwischen ErdmannSdorf und Zschopau. Die Rückbeförderung nach den Garnisonen erfolgt« in d«n Nachmittag«» und Abrndstundrn mit Sonderzügen, nur die Chemnitzer Infanterie-Regimenter und die Artillerie und Kavallerie begaben sich im Marsch nach ihren Garnisonen. Die Verladung der Truppen erfolgt« in Chemnitz (Hbf ), Chemnitz-Kappel, Erd- mannSdorf und Zschopau. Die Infanterie-Regimenter Nr. 106 und 107 wurden von Chemnitz (Hbf.) au« mit drei Sonderzügen nachmittag« gegen 5 Uhr, abend« gegen ^/,7 Uhr und 7 Uhr über Geithain-Borna nach Leipzig befördert und trafen abend« r/,9 Uhr, ^10 Uhr und gegen 11 Uhr auf dem Bayerischen Bahnhofe ein. Da« Pionier-Bataillon Nr. 22 kam nachmittag« gegen 5 Uhr in ErdmannSdorf zur Verladung und traf abend» i/,9 Uhr in Riesa ein. In Zschopau wurden drei Sonderzüge abgelaffen, und zwar mit den Infanterie-Regimentern Nr. 139 und 179. Für da« Zwickauer Infanterie-Regiment Nr. 183 und das Plauensche Infanterie-Regiment Nr. 134 kamen in Chemnitz-Kappel drei Sonderzüge zur Ablaffung. Nach Abschluß der diesjährigen Manöver nahm der König, der sich gestern früh von ErdmannSdorf ouS in da- Manövergelände begab, die Parade über das gesamte 19. Armeekorps auf den Höhen bei Gornau ab. Nach ihrer Beendigung ritt der Monarch mit Gefolge nach Wald- kirchen, um den dort bereitstehenden Königlichen Sonderzug zu be steigen und sich 1 Uhr 10 Min. nach der Sommerrefidenz Pillnitz zurückzubegeben. -j- Mit der Frage der Errichtung eiae« KaufmaunS- gericht« in amtshauptmannschastlichen Bezirk« Flöha wird sich d«r Bezirksausschuß der Kgl. Amtshauptmannschaft Flöha noch vor Ablauf dieses Jahre« beschäftigen. In Anbetracht dessen und im Hinblick auf die für den gesamten KaufmannSstand — Prinzipale und Handlungigrhülfen — fraglo- bedeutende Wichtigkeit der Schaffung eine« solchen Instituts, da» sich trotz der kurzen Zeit seiner gesetzlichen Einführung in Städten von mindesten« 20000 Einwohnern schon auf« beste bewährt hat, berief dir Ortsgruppe Frankenberg im Deutschnationalen Handlung-gehülfen-Verband Hamburg für Mittwoch abend eine öffentliche LortragSoersammlung ein. Diese fand in Meyer« Restaurant (Humboldtstraße) statt, blieb aber sonderbarerweise nur verhältnismäßig schwach besucht. Al- Referent war Herr Elberding-Hamburg gewonnen worden. Er sprach in anderthalbstündigem freien Vortrage über „Die Be deutung und Organisation der KaufmannSgerichte". Erbrachten seine Ausführungen für uns, die wir der ganzen Angelegenheit bereit« einige Male nähertraten, auch nicht« absolut Neue«, so trug der Reserent doch durch die außerordentlich klare und für den, dem di« Materie dennoch fremd gewesen sein sollte, auf jeden Fall verständliche Form seiner Erläuterungen in erhöhtem Maße dazu bei, daß nunmehr, wenigsten« in den Kreisen der hiesigen deutschnationalen HandlungSgehülfcn, die wünschenswerte Klarheit in dieser Frage herrscht. Den tiefgründigen, da« Kleinste er schöpfenden Ausführungen Herrn Elberding« ist eS wohl zuzu schreiben, daß nach dem mit starkem Beifall ausgenommen«» Vor trag« ein« Aussprache oder Fcagenbeantwortung überflüssig wurde. Wenigsten- meldete sich aus dec Mitte der Versammlung niemand zum Worte, trotz Aufso-derung vom Vorstandstische. Und so wurde dann solgende Resolution einstimmig angenommen: „Die am 20. September d. I. in Hugo MeyerS Restaurant zu Frankenberg tagende Versammlung von Kaufleuten und Handlung«, zehülfen richtet an die könrgl. Amtrhauptmannschast zu Flöha die Bille, bei der demnächst statlfindenden Beratung betr. Errichtung eines KausmannSgerichteS für den Bezirk der Amtrhauptmannschast Flöha der Schaffung eine« solchen Gerichtes zuzustimmen, ent sprechend der Eingabe vom 1. Januar 1905 und früher der be» relligten Ortsgruppen des Deutschnationalen HandlungSgehülfcn- Verbandes." In einem markigen Schlußworte kam der Vorsitzende, Herr Buckhallei Clemen« Lange, dann noch auf die Bestrebungen de» deutschnattonalen Handlungsgehülfen-Verbande» zu sprechen, dem man von gegnerischer Seite noch immer sozialdemokra tische Tendenzen andichte. Eine solche Unterstellung sei ein Märchen. Die dem oeutschnationalcn Verbände »»gegliederten HandlungSgehülsen stünden wohl auf sozialpolitischem Boden, huldigten aber keineswegs umstürzlerischen Bestrebungen. Die seien, wie ihr Schild deutlich genug sage, gut deutsch und gut national gesinnt. Zur Bekräftigung dieser seiner Worte forderte oer R dner s ine Zuhörer zu einem Hoch auf Kaiser und König aus, «m Ersuchen, bim mit Begeisterung entsprochen wurde. Damit erreichte dir V.rsammiung ihr Ende. Bei etwaigem Wohnung-wechsel mögen die Umziehenden ,hre Wohnur,gSoe.änverung rechtzeitig ihren Feuerverfichcrungs- gesrllschasten zur Anzeige dringen. In den Bedingungen ist au», drücklich bestimmt, daß der einem Wechsel der DerficherungSlokali- läten Anzeige zu erstatten ist. Da zum großen Teil denjenigen Personen, die zum 1. Oktober einen Wohnungswechsel vornehmen, bererts chr« n«ur Wohnung bekannt ist, so erscheint e» empfehlens wert, der Feuerverficherung-gtsellschast schon jetzt di« n«u« Adresse mstzutrilen. s Der Rückgang der Gebürte« i« Königreich Sachsen ist deutlich ersichtlich aut dem Bericht über da- Impfwesen im Jahre 1904. Danach wurden in diesem Jahre oorgrstellt 158251 Erstimpflinge gegen 181769 im Jahre 1908. Wieder impslinge wurden oorgrstellt 93212 gegen 99211 im Vorjahre. Der allgemein seit einer Reihe von Jahrrn beobachtete Rückgang der Zahl der Lebendgeborenen hat im Berichtsjahre die ersichtliche Verminderung der Erstimpslinge herbeigeführt und auch die wesent lich geringere Zahl der Wiederimpslingr läßt sich nur dadurch er» "Iren, daß im Jahre 1902 auffallend wenig Kinder im Ver gleiche zu den voraufgegangrnen Jahren geboren wurden. s Abstemptlovg der Eise«bah«rückfahrkartea. Einem mehrfach geäußerten Wunsche d«S Publikums folgend, hat die Generaldirektion der StaatSbahnen veranlaßt, daß auf dm Rück fahrkarten neben dem Stempel de- LösungStageS auch der de» Verfalltage» angebracht wird. s Ei« brdeakliche« Mittel zur Beseitigung de-Lehrer- maugel- ist, wie die „Preuß. Schulztg." mitteilt, von der preu ßischen StaatSregierung geplant. Danach ist beabsichtigt, abgekürzte Seminarkurse zur Ausbildung von Lehrern einzurichten, die vor nehmlich zur Besetzung von Stellen auf dem platten Lande be stimmt sein sollen. Sollte dieser Weg Abhülfe schaffen, so wür den eigene Seminare gegründet werden, in denen nur Landlehrer au-gebildet würden. Da- genannte Fachorgan bemerkt zu dieser geplanten Neuerung mit Recht: „Fall» di- Regierung ihre Ab- ficht durchführen sollte, so würde die- zeigen, wie wenig von der Schulausfichtibchörde da« au- der Praxi- entstandene Verlangen der Lehrerschaft: „Die besten Lehrkräfte gehören in die ein- oder doch wenigklasfige Landschule mit meist sehr hoher Schülerfrequenz" gewürdigt und anerkannt wird. E» scheint fast so, al» ob Preu ßen auf dem Gebiet de- Volk-schulwesenS in Deutschland wirklich vorangehe — in der Rückwärtsbewcgung. Die Lehrerschaft muß jedenfalls scharf gegen die Schaffung eines derartigen Landlehrer stande» Protest rinlegen. Nebligen« ist der Gedanke, besondere Seminare für Landlehrer zu schaffen, auch früher 'schon ernstlich im Kulturministerium erörtert worden, und e« ist ein Hauptver dienst des verewigten vr. Karl Schneider, die Verwirklichung dieser' Abficht verhindert zu haben." -j- Flöha. Der Vorstand der BezirkSsteuereinnahme Flöha, BezirkSsteuerinspektor. Steuerrat GerSdorf, verläßt am 1. November d. I. seinen bisherigen Wirkungskreis und siedelt nach Bautzen über, um die Leitung der dortigen BezirkSsteuereinnahme zu über nehmen. Zu seinem Amtsnachfolger ist Bezirkrsteuerinspektor Klemm in Dresden ernannt worden. — Chemnitz. Zur Frage nach dec Eivführ««g vo« Hau- del-iuspektoreu hat neben den Handelskammern in Dresden und Leipzig jetzt auch die Chemnitzer Handelskammer in ablehnendem Sinne Stellung genommen. — Potschappel. Vorgestern nachmittag in der 6. Stunde ist beim Spielen an den am neuen Gütertorr des hiesigen Bahn» Hofs an der Bachstraße lastenden, dem Eisenbahn-Baubureau DreSden-Altstadt gehörenden Zementringen durch Zerbrechen eine» einen Meter hohen Ringe« der 10jährige Sohn de« Eisenbahn- Bureauschreibers Kliemant derart schwer verletzt worden, daß er abend» gegen i/z11 Uhr verstorben ist. — Dresden. Zur Bekämpfung der Schwindsucht hat ein freier Ausschuß, der unter dem Vorsitze Oberbürgermeister Beutlers hier zusammengetreten ist, sich die Gründung und Unter» Haltung von zwei Jürsorgestellen sür Lungenkranke in Dresden zur Ausgabe gestellt. Ihre Majestät die Königin-Witwe, der Albert» verein und die städtischen Kollegien haben diesem hochbedeutsamen Unternehmen bereits namhafte Unterstützungen gewährt. — Grimma. Die streikende« Maurer haben beschlossen, bei der Arbeitieinstellung zu verharren. Von der Streikleitung wurde geraten, daß möglichst viele abreiscn möchten; in Rhein- land-Westfalen, wo bi» vor kurzem alle Bauten gesperrt waren, werde sich jedenfalls besonder« leicht Arbeit finden lassen. — Maurerstreik herrscht auch in Brandi«, Beucha, BorSdorf, Gerich»- hain und Zweenfurth. E« feiern 97 Maurer; außerdem find 67 andere Bauarbeiter durch den Streik beschäftigungslos. Die Streikend:», erhielten dort bereits 40 bis 43 Pf. Dtundenlohn und fordern nun 45 Pf. — Leipzig. Zu den Differenzen in der Nikolaigemeinde wird berichtet, daß ein neues, also noch rin zweite« Berfahre« gege« Pastor Ebelitrg eingeleitet worden ist. Es handelt sich hierbei um einen Passus in der zweiten (und bekanntlich konfis zierten) Druckschrift EbelingS, durch den sich der ehemalige Kirchen vorstand der Nikolaigemeinde beleidigt fühlt. Auf Veranlaffung des früheren Kirch-nvorstandeS hat nun die Kircheninspektion Leipzig I als vorgesetzte Behörde des KirchenvorstandeS Strafantrag ge stellt, worauf das Verfahren im öffentlichen Interesse eingeleitet worden ist. Uebrigen» dürfte diese- Verfahren noch nicht da» letzte in der unerquicklichen Angelegenheit sein, da von Pastor Ebeling seinerzeit gegen einzelne Mitglieder de- damaligen Kirchen« Vorstandes Beleidigungsklagen anhängig gemacht wurden, die noch nicht erledigt find. — Daß der ehemalige Kirchenoorstand erst jetzt auf Grund einer Druckschrift Strafantrag stellt, die ihm schon vor dem ersten Verfahren bekannt sein mußte, denn die Broschüre ist ja schon im April konfisziert worden, also gegenwärtig nicht mehr zu haben, unverständlich. Im Interesse der Kirche liegt e», daß nun endlich die leidige Angelegenheit zur Ruhe kommt. — Leipzig. Die Direktion der Königlich Sächsischen Geo logischen Landesanstalt schreibt: Auf unsere am 20. v. M. er lassene Aufforderung sind erfreulicherweise Hunderte von ver ständnisvollen, zum Teil sehr ausführlichen Nachrichten über da» Leipziger Erdbeben vom 17. August zugegangen. Der Krei» dieser Berichterstattung überschreitet daS Weichbild Leipzig- und seine Nachbarschaft beträchtlich und umfaßt den ganzen Nordwesten Sachsen». Auf Grund der an un» gelangten Mitteilungen und mit Hülfe der von den Seismometern in Leipzig, Plauen, Jena und Göttingen bewirkten Aufzeichnungen wird er möglich werden, ein exaktes wissenschaftliches Bild diese» Erdbeben» zu geben. — Leipzig Die zweite ordentliche Delegicrtenversammlung de» Zentrolverbande» deutscher Tonkünstler beschloß einstimmig die Gründung ei«er Pe«sio«»anstalt sür die deutschen Tonkünstlrr. Ein Direktorium und ein AussichtSrat wurden gewählt und be vollmächtigt, mit dem Reichsve»sicherung»amt abschließende Ver handlungen zu führen. — Zwickau. In Zwickau-Land find 49 sozialdemokrati sche Wahlmäuuer gewählt, an der absoluten Mehrheit fehlen also nur noch zwei Stimmen. Im 41. ländlichen Wahlkreise fehlte vor zwei Jahren dem Sozialdemokraten, wie erinnerlich, nur eine Stimme. — Zwickau. Der Förder- und B«rkauf»o«rband der Awi- ckauer und Lugau-Oel-nitzer St«inkohlrnw«rkr beschloß, die Preise für Hautbraudkohlt ab ,1. Oktober d. I. um 40 Pf. pro Tonne zu erhöhen. — Hvhuepeta Erupthal. Da sich in der hiesigen Gtgend der nahende Herbst bereit« recht sühlbar macht, so wurden jetzt die im vethlehemstift untergebrachten Kinder in ihre tztimat ent- lassen. Die Kleinen langten gegen 6 Nhr aus dem hiefigrn Bahn- Hofe an. Daß der Aufenthalt in dem herrlich gelegenen Beth» lehemstift für die nunmehr Heimgekehrten ein segenbringender ge wesen ist, bewiesen die frischen roten Wangen und die vorzüglich« seelische Stimmung der Kinder. Die Kinder waren au« allen Gegenden Sachsen«, hauptsächlich au- den Großstädten Leipzig und Chemnitz. — Bom Tode de« Ertriuke«« rettete im nahen GerSdorf der dort wohnende Grünwarrnhändler Walther ein drei jährige« Kind. E« war in den dort vorbeifließenden tiefen Mühl graben gefallen und schon im Wasser verschwunden. Die Wieder belebung-Versuche waren von Erfolg. — In vorvrrgangener Nacht kurz nach 2 Uhr entstand im Schuppen de- aus der Waisenhau»- straße liegenden sog. Friedel-Hause- Fe«er, da- schnell um sich griff. DaS nebenan liegende, dem Fleischermeistrr Bretschneider gehörige Hau- brannte ebenfalls mit nieder. Durch den Brand find sech- Familien mit schwer betroffen worden, da niemand ver sichert hat. Nur geringe Habe wurde gerettet. Leider trug sich heute früh bei den Aufräumungtarbesten ein schwerer Unglück-fall zu. Der 30jährige Feuerwehrmann Leipziger wurde durch einen einstürzenden Giebel verschüttet. E» verging längere Zett, ehe man ihn befreien konnte. Schwerverletzt wurde «r in- hiesige Krankenhaus übergesührt. Brandstiftung liegt vor. — Ao« de« Bogtlaude. Die Temperatur ist in den letzten Tagen bereits tief gesunken. Am Montag, wie auch am Dienstag früh hatte e» im oberen Vogtlande stark gereist, da- Thermo meter zeigte 1 Grad Kälte. Bei dem ersten Frühzug von Klingen thal nach Falkenstein waren bereit« die Wagen geheizt. An scheinend behalten die Voraussagungen für einen frühzeitigen Winter recht. — Löba«. Einen schreckliche« Tod erlitt da» 7 Jahr« alte Söhnchen de» Färbereibefitzer» Felix Poike. Der Knabe war in eine zur ebenen Erde befindlich«, mit heiß« Quebrachoholz- lösung angesüllte Vertiefung gestürzt, wobei er furchtbare Brand- wunden erlitt, an deren Folgen er starb. Schon der Vater war im vorigen Jahre einmal in diese» au-gemauerte Bassin gestürzt und hatte lange Zeit an den Verbrennungen zu leiden. — Für Schutzvorkehrungen zur Verhütung weiterer Unfälle scheint man nicht gesorgt zu haben. Jetzt aber, da „da- Kind in den Brunnen gefallen" ist, wird man ihn wahrscheinlich zudecken. Fragen muß man nur noch, ob denn kein Gewerbeinspcktiontbeamter im ver« stoffenen Jahre den Betrieb revidiert hat. Oder sollte man seine Monita nicht befolgt haben? Lag«K«eschtcht8. »-»«sch-, ««ich. — Reich-kaazler Fürst Bülow kehrt Ende der Woche nach Beilin zurück» auch die übrigen noch fehlenden Minister werden in den nächsten Tagen hier eintreffen. In der nächsten Woche wird eine Sitzung de» Bunde-rat- stattfinden. — Möller bleibt! Die Gerüchte über den Rücktritt des Handel-ministerS Möller entbehren jeder Unterlage. Nach Infor mationen der „Tägl. Rosch." ist weder in amtlichen, noch in den dem Minister nahestehenden Kreisen von einer AmtSmüvigkeit Möller» daS Geringste bekannt. An einen Rücktritt de» Minister» in diesem Augenblick ist schon derhalb nicht zu denken, »eil in den nächsten Tagen wichtige Verhandlungen mit der Internatio nalen Bohrgrsellschast betreff« einer Beteiligung de» FiSku» bevor stehen. — Na also! Wir hatten demnach recht, al- wir die Glaubwürdigkeit der Rücktrittsmeldung anzweiselten. Unbegreiflich erscheint es, daß sich sogar große Blätter fanden, die die Nach richt, dir doch sür jeden halbweg» Eingeweihten di« Merkmale eine» „Vcrsuchrballon»" an sich trug, aufgriffen und flusS al» Grundlage für einen Leitartikel verwandten. Al» ob e» keine wichtigeren Dinge zur Besprechung gäbe! — Z« dem Aufenthalte Witte» i« Deutschland und der beabsichtigten Audienz bei Kaiser Wilhelm will ein« Korr«spond«nz ersahr«n haben, daß dieser Besuch auf eine Anweisung au» Peter- Hof zurückzuführen sei. Witte ist bereit- kurz vor seiner Rückfahrt au» Portrmouth ausdrücklich gebeten worden, die von ihm in Aurficht genommene Kur zu verschieben, da der Zar Witte« Aufent halt im AuSlande benutzen will, um ihn, Witte, mit einigen wich tigen Missionen zu betrauen. Witte soll in Frankreich und Deutsch, land mit den leitenden Staatsmännern nicht nur über die zweite Konferenz im Haag, sondern vor allem über da« gemeinsame Vor gehen der interessierten Mächte im fernen Osten eine Verständigung anstreben. — Bei den freundschaftlichen Beziehungen zwischen drm Berliner und Prter«burger Hose gehört rin Empfang Wittr» durch Kaiser Wilhelm nicht zu den Unmöglichkeiten. — Die Zolleinaahme«. Der Reichstag hat bekanntlich den vom BundeSrate im Reich»hauShatt«etat für 1905 vorgeschlagenen Ansatz für die Zolleinnahmen beträchtlich erhöht in der Annahme, daß in der Zeit vor dem Inkrafttreten de« neuen Zolltarife« die Einfuhr in den Waren, die eine Zollerhöhung erfahren werden, besonder« groß sein werde. Im ersten Drittel de« lausenden Etat»« jähre» entspricht die Jsteinnahme au» den Zöllen dieser Erwartung nicht. Obschon in den ersten beiden Monaten kleine Mehrerträge gegenüber den gleichen Monaten de» Vorjahre» zu verzeichnen waren, machte der Ende Juni vereinnahmte Betrag ungefähr so viel au», wie der im ersten Viertel 1904 erhobene. Dabei hatte bekanntlich die tatsächliche Einnahme de» Jahre» 1904 nicht ein mal den Etat»ansatz erreicht, sondern war weit hinter ihm zurück geblieben. Jetzt jedoch scheint fich tatsächlich eine Wendung zum Besseren bemerkbar zu machen. Da« die ersten vier Monate de« Vorjahre« übertreffende Mehr der Jsteinnahme au« den Zöllen war ja auch noch nicht bedeutend, e« belief fich nur auf 1,4 Millionen Mark, jedoch die Summe der zur Anschreibung gelangten Zölle hatte di- entsprechende des Vorjahre« bereit« um 5,8 Mill. Mk. überstiegen. Au« den Anschreibungen aber kann man auf die Jsteinnahme der künftigen Monate Schlöffe ziehen. Diese wären im vorliegenden Falle also günstiger Natur. Zu wünschen wäre e«, daß die Erwartungen de« Reich«tage« bei den Zollein« nahmen de« lausenden Etatrjahre« in Erfüllung gehen. Würde da» nicht der Fall sein, so würde, da diese Einnahmeansätze sehr stark in die Höhe geschraubt find, ein günstige« Endergebnis sür da« laufende EtatSjahr wieder nicht zu erwarten sein, obschon die Summ« der sür 1905 gestundeten Matrikularbriträg« di« «nt» sprrchende für 1904 ganz b«deut«nd übersteigt.
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