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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 17.11.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190611172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19061117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19061117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-11
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doch gegen Rußland beobachtende Truppen aufstellen, da die russische Revolution bei unS liebe Freunde hat. Oesterreich ist uns ein treuer Verbündeter in Algeciras gewesen, aber doch scheinen die Verhältnisse in Oesterreich nicht besonders geeignet, daß es unS einen wirksamen Beistand in einem Weltkrieg leisten könnte. In Italien hegt die Presse Mißtrauen, aber daS Ministerium Hot den Briiall des Reichskanzlers erregt. Italien wäre rin merk würdiges Land, wenn zwischen dem Ministerium und der Presse keine Beziehungen beständen. Zu England haben wir heute etwas bessere Beziehungen, aber ich kann die Meinung de» Reichskanzlers über die VerdrüderungSbesuche der Bürgermeister und Pressever treter doch nicht teilen, denn solche Schübenseststimmungen be deuten blutwenig. Daß Amerika um eine Nuance freundlicher gegen uns gesinnt ist, glaube ich. Das mag schon der sympathi- schen Persönlichkeit de» dortigen Präsidenten zu,»schreiben sein. Ich warne aber auch hier und wünsche, daß der Handelsvertrag mit Amerika nach unseren Interessen abgeschlossen wird. Uns vor einer Isolierung zu fürchten baden wir, Gott sei Dank, nicht nötig. Die Unzufriedenheit im Lande ist ja die eigentliche Ursache zu der Interpellation gewesen. An den Reichskanzler wendet sich mit Vertrauen das Volk. Es erwartet von ihm. daß er die be rechtigten Ursachen der Unzufriedenheit au» der W lt schaffen möge. Aus die Liebe des Auslandes geben wir eigentlich blut wenig. Achtung »vollen wir haben, oder, wenn es sein muß, Haß. Das ist die sicherste Friedensbürgschaft, daß man uns im Aus land noch fürchtet. Der Reichskanzler sagte gestern mit Recht, man könne die Bismarckiche Politik nicht sklavisch nachahmen. Er vergriff sich nur in dem Beispiel, wenn er sagte, B'smarck habe nicht »vie Friedrich der Große handeln können. Zwischen diesem und Bismarck lag ein Jahrhundert, zwischen Bismarck und Bülow aber liegt ein Jahrzehnt. So rasch ändern sich die Berhältniss - nicht. Ich weiß nicht, was die Anführung Hohenlohes in diesem Hause bedeuten soll. Der Abstand zwischen dem Riesen Bismarck und dem Zwerg Hohenlohe ist so kraß in die Erscheinung getreten, daß man sich aus Hohenlohe nie mehr in Deutschland berufen kann. Der Weihrauchnebel, den eine g wisse Presse verbreitet Hit, hat die Köpfe verwirrt. Der Byzantinismus muß fort aus Deutsch land, wenn eS bei uns besser werden soll. Das Volk will den Kaiser sehen, und der Kaiser soll sein Volk sehen. Die Parole sollte sein: „Volksherz erkannt, Byzantiner verbannt, Schwert in die Hand!" So, wie es in der Germania auf dem Niederwald symbolisiert ist. (Zustimmung.) Gothein (freis. Vgg): Für die Einbringung der Interpellation waren wohl politische Parteigründe bei den Natwnalliberalen maßgebend. Wir erleben säbelraffelnde Reden, Hinweise auf die scharsgeschliffenen Waffen, auf die wir, weil sie zum militärischen Ganzen gehören, im Inland keinen besonderen Werl mehr legen. Aber im Ausland wird dadurch andauernd Mißtrauen gegen die deutsche Politik hervorgerufen. Das persönliche Regiment läßt sich nicht wegleugnen, trotz der gestrigen Kanzlerrede. Minister zum Gegenzeichnen wird unter den gegenwärtigen Verhältnissen der Monarch stets finden. Der Hauptsehler liegt darin, daß unsere Politik die Bedeutung der Kabinette überschätzt, die Volksstimmung aber unterschätzt. Beseitigen Sie unsere heutige reaktionäre Politik im Innern, unsere Absperrungspolitik nach außen, dann wird die internationale Stimmung schon besser werden! (Beifall links.) Zimmerman« (Ref.): Der Vorwurf des persönlichen Regiments ist nicht beseitigt. Wer regiert denn in Deutschland? Es ist ein offenes Geheimnis, daß der Reichskanzler der leitende Staatsmann nicht ist. Da liegt auch der Grund für die Unstetigkeit unserer Pobtib Damit schließt die Besprechung. Es folgen Wahlprüiungen. Nächste Sitzung: Freitag 1 Uhr. Zur Verhandlung gelangt der Rest der heutigen Tagesordnung, die Novelle zur Gewerbe ordnung. * * d . Berlin. Das Zentrum hat im Reichstag den Antrag eingebracht, den Reichskanzler zu ersuchen, dem Reichstag über die internationalen Beziehungen des deutschen Reiches besonderes Material zugehen zu lassen. * /* Berlin. Das Zentrum hat im Reichstag einen Antrag eingebrackt, der zur Sicherung und Erweiterung der Immuni tät der ReichstagSabgeordneteu eine Aenderung des Artikels 30 der Rl ichsverfasfung Vorsicht. Außerdem beantragt das Zentrum, alle hierzu von den verschiedenen Fraktionen gestellten Anträge einer besonderen Kommission zur Vorberatung zu überweisen. * /* Rom. In italienischen Kreisen macht die gestrige Rede des Reichskanzlers einen vortrefflichen Eindruck. * /* Loudon. Bülows Rede wird hier als Ereignis be trachtet und dementsprechend von den englischen Zeitungen be handelt. Sämtliche groben Blätter veröffentlichen beinahe wört liche Berichte der Rede, die außerdem in den Leitartikeln besprochen Wird. Der „Standard" schreibt, wenn Deutschland ganz allein und vereinsamt stände, würde seine Sicherheit nicht im geringsten bedroht sein, denn keine Macht hätte je das Bedürfnis, einen Kampf mit der deutschen Armee auhunehmen. — Die „Äorning Post" bespricht die Rede mehr im kritischen Sinne. Fürst Bülow habe sich in der Vergangenheit als Englands Gegner enthüllt und sei selbit vielfach für die Verstimmungen zwischen England und Deutichland verantwortlich. Bülows Ausführungen über die deuhch-englischen Beziehungen seien in mancher Hinsicht irrefüh rend z!). OertlichcS und Sächsisches. lDrr Nachdruck »vlern Srriichku Origiuaibrrichle ist uur mit »kULuer Ourlieuangabk,cftatt-tN Frankenberg, 16. November 1906. - fr. Ei« Eiseubahnuufall ereignete sich heute früh 5^ Uhr zwischen dem HarraSsprung-Tunnel und der Haltestelle Gun« nerSvorf. Die Ui fache war da» Defektwerden eine« Gü erwägen des von Chemnitz kommenden, früh 5,20 Uhr in Frankenberg fälligen Gülerzugr«; infolgedessen blieb der Train aus freier Strecke liegen und hinderte den Personenzugoerkehr. Die hinter dem defekten Gefährt befindlichen unversehrt gebliebenen 16 Güter wagen wurden zunächst abgekoppelt und zurück nach Braunsdorf gerollt, zugleich aber von Chemnitz Hüls-mannschaft verlangt, die denn auch bald auf der U-sallftrUr rintraf. Aus den Strecken Frankenberg Chemnitz und Frankenberg-Hainichen.Roßwein brachte der Zwischcrsall natürlich mannigsoche V-rühr-stockungen mit sich; nach beiden Richtungen hin gingen die Züge mit erheb! chen Ver spätungen von hier ab während an der U"srllstellr der Personen verkehr durch Umsteigen «ufrecht erhalte« «erde« muht«. Außer, dem blieb aber auch di« Frühpoft au-, wo- im Geschäft-verkehr ebensall- Störungen hervorgerufen Haden wird. Auch der Zei« tung-betrieb, der hinsichtlich de- Nachrichtendienste- von der Post abhängig ist, erlitt unangenehme Unterbrechungen. Nutz den un- heute vormittag zuteil gewordenen Au-künstrn hoffte man da- Berkehr-hinderni- bi- mittag befestigen und um diese Zeit di« Bahnstrecke für den ungehinderten Verkehr wieder sreigeben zu können. - j- Fe»erbeftatt»»g «ub Klrcheubehörde i« Sachse». Nach, dem durch da- G setz vom 29. Mai d. I. die F.uerbestattung ftaatlch zugelaffen und geregelt worden ist, und infolgedessen Feuerbestattungen auch im Bereich unserer Lanvetkirche selbst Vor kommen werden, haben sich die Bestimmungen der früheren Ver ordnung de- Lande-konfistorium- vom 1. Juli 1901, die sich lediglich aus solche Fäll« bezogen, in denen Leichen zur Verbren- nung aus dem Lande gebracht wurden, erledigt. Da- Landes« konfistorium erläßt daher, zugleich in Berücksichtigung eine- An trag- der jüngst geschloffenen Lande-synode, in der letzten Nummer seine- Berordnung-blatte- eine neue Verordnung über die kirchliche Beteiligung in Feurrbestatlungtfällen, und bemerkt darin: „Die grundsätzliche Stellung der Kirche zur Feuerbestattung, wie sie in der Verordnung vom 1. Juli 1901 bargelegt ist, bleibt unberührt. Die Feuerbestattung ist keine kirchliche Be- stattung-weise. De-Halb bleibt auch weiterhin jede kirchliche Beteiligung bei der Feuerbestattung selbst, wie auch bei der Beisetzung von Aschenbehältniffen, sie geschehe, wo sie wolle, ausgeschlossen. Vielmehr ist feiten- der Kirche auch fernerhin daS Begraben der Toten al- ehrwürdige christliche Sitte hoch und heilig zu halten und rzmso treuer zu bewahren, al« diese Sitte der schristgemäßen Auffassung de- verstorbenen L-ibc- al- eine- Samenkorns, da- in Gotte- Acker einer fröhlichen Auferstehung harrt, entspricht und einen wertvollen Besitz für da- Glauben-, und G-müttleben de- Volkes bildet. In allen diesen Beziehungen besteht, wie die Verhandlungen der 8. ordent lichen Lande-synode und die von dieser ihrem Antrag beigegr- denen Einschränkungen ergeben, volles Einverständnis zwischen dem Kirchenrrgimrnt und den Vertretern der Landeskirche." Unter Wahrung alle- dessen ist folgendes verordnet worden: Die amtliche Beteiligung an Trauerfeirrn in FeuerbrstattungS- sällen ist dem pflichtgemäßen Ermessen der Geistlichen srei. gegeben. Verpflichtet zur amtlichen Beteiligung ist kein Geistlicher. Die kirchliche Trauerstier darf im Hause oder in der Redehalle gehalten werden, in dieser auch dann, wenn sie sich auf dem Grundstück der Verbrennung-anlage befindet. Die kirch liche Trauerfeier besteht in Wortverkündigung, Gebet und Segen. Sie endet vor der Verbringung oder Versenkung der Leiche in den Verbrennung-raum, sodaß während derselben ein Amtieren det Geistlichen nicht mehr stattfinvet. Der Geistliche hat daraus zu achten, daß seine Mitwirkung nicht al- kirchliche Billigung dec Feuerbestattung zu deuten ist. Zwar wird e- weder geboten, noch rötlich sein, in der Rede au-drücklich über die einma' ge wählt« Bestattungtart vom kirchlichen oder auch vom persönlichen Standpunkt au- zu urteilen. Wohl aber wird der christlichen Auferstehung-Hoffnung klarer und deutlicher Ausdruck zu geben sein. Gefäße mit Ueberrrsten solcher Leichen, die durch Feuer be stattet find, dürfen auf Gottesäckern nur mit Vorwiff-n des KirchenoorstandeS oder der kirchlichen GotteSackeroerwaltung bei gesetzt, nicht aber über der Erde ausgestellt werden. Die Bei setzung hat unaussällig zu geschehen. Wie bei allen Beisetzungen von Ajchengrfäßen, so find auch bei den auf Göltet äckern erfol genden kirchliche Feierlichkeiten und amtliche Beteiligung von Geist lichen ausgeschlossen. Die äußeren Ordnungen, unter denen dat hiernach Zugelaffene statlfinden soll, können vom K'rchenoorstand örtlich fefigrsetzt werden. Auch ist dabei dir grundsätzliche Stellung der Kirche zu wahren. - j-10. BötkerschlachtdeokmalLotterie. Am dritten Ziehung!« tage wurden an größeren Gewinnen gezogen: Nr. 68329 mit 500 Mt., Nr. 17 317 mit 100 Mk., Nc. 333 mit 200 Mk., Nr. 12 025 mit 100 Mk., Nr. 140687 mit 300 Mt., Nr. 136559 mit 200 Mk., Nc. 167 275 mit 100 Mk., N. 62424 mit 100 Mk., Nr. 10602 mit 200 M., Nr. 68510 mit 200 Mk., Nr. 26626 mit 25000 Mk., Nr. 184503 mrt 100 Mk., N. 149658 mit 300 Mk, Nc. 44391 m,t 100 Mk, Nc. 178 584 mit 400 Mk, Nc. 38006 rml 300 Mk., Nr. 15294 m.t 1000 Mk., Nc. 67010 mit 100 Mk., Nc. 193095 mir 100 Mk. (Oqne Gewähr.) — Freiberg. Vorgestern abend starb nach längeren Led-n Stadtrat Beitsclv. Er hat von Neujahr 1881 bis Env« 1886 dem Etavtoeroronetenkollegium und von Anfang 1887 dem Rail- kollegium al« unbesolvrteS Mitglied ununterbrochen angehört. Bei fernem Austritt au« dem Rat-kollegium wurde ihm mit Allerhöchster Gcnchmigung vom Kgl. Ministerium de« Innern in Anerkennung seine- lanojägrigrn verdienstvollen Wirken« für die Stadtgemcinve Freiberg der Titel „Sladtral" verliehen, nachdem er bereits im Jahre 1897 durch di« Verleihung de« Ritterkreuze- II Klaffe de- Albrechi-orden- au-gez-ichnet worden war. Es war ihm vor kurzem vergönnt, sein bOjährigeS Jubiläum als Bürger unserer Stadt zu begehen. — Co»radsd»rf bei Freiberg. Der pensionierte und per« witwete Bergarbeiter Straßburger von hier mischte seiner Schwieger« mutter, der im 78. L-ben-jahre stehenden Aukzüglerin Dachselt, mit der «r stet- in Unfrieden lebt«, Ltzsvl i» H-ka«, m» sie, wir «r selbst zugab, zu vergiften. Die Schwiegermutter schöpft« jedoch infolge scharfe« Geruch« Verdacht und trank de« Kala» nicht. Der Schwiegersohn wurd« verhaftet. — Dre-dr». Ci» zrmetnsam« Gemrinhetag für di« Gemeinden der Amt-Hauptmanaschaftin Dre«den-Altf»abt und «Neu stadt wurde gestern vormittag 11 Uhr in den „Drei Rab«»" ab« grhaltrn. Den Vorsitz führt« G«mri»d«»orstand Reinhardt-Cofie« baude. Der Versammlung wohnt«n Amt-Hauptmann l)r. Krng o. Nidda al« Vertreter der Amt«hauptmannschast DriSven-N«. stadt, Regierungiaffkffor vr. Drechsel und die juristischen Beam ten beider AmlShauptmannschaftea bei. Am Schluffe referiert« Gemeindeoorstand Werner-Radebeul über »Fleischnot brz. Fleisch- teuerung". Der Gemeindetag beschloß neuerding«, die Regierung um Geltendmachung ihre« En fluffe« beim BundeSrat zu ersuchen, daß die Reichlregierung Nüttel und Wege zur Beseitigung der Flrischnot suchen möchte. — Meißen. Zum Nachfolger de« vor »tu»« zw«i Wochen plötzlich verstorbenen Archidiakonu» Lampadiu« hat der Kirchenvor stand der Frauenkirche einstimmig, wie zu erwarten war, den bis herigen hiesigen Diakonu« Pastor Km«pe gewählt. Pastor Kru-p« ist ein tätige« Mitglied der jüngeren sozialen Richtung d« «van- gelischen Geistlichkeit. Er ist der Gründer und geistige Leit« deS hifigen Evangelischen Arbeiterverein« und de« Arbetter-LauoereinS und rin geschätzter Kanzelredner. — Oschatz. Sm merkwürdige« Berka»ge» stellt ein hie« siger Hau-defitzer durch «men Dr««oner Anwalt (!) an da« hiesig« SladtoerordnUenkollegium. Ec oerlangte nicht mehr noch weniger, al« daß da- „Dlavtoeiordnrtenkollegium auf den Rat einen Druck au«übe", um einen Vergleich in einem Prozeß herbeizuführen, den er gegen di- Stadt anaeftren t hat. Der Prozeß, in dem er rm- gen ei« e« angeblichen V.ischuldenS der Baupolizei, durch da« er in seinem Besitz geschädigt zu sein meint, eine Entschädigung von 6000 M verlangt, ist in erster Instanz anhängig. Da« Stadt« verordnetenkollegium lehnt« da« merkwürdig« Verlangen natürlich ab, namentlich auch, da sachlich« Grund« für ditfr« nicht sprachen. — Leipzig. Wer einen Eisenbahnwagen verläßt, möge sich stets an den Seitengriffen festhalten.. Dieser Rat muß jedem Reisenden im Hinblick aus ein interessante« Urteil de« Reichs gericht» gegeben werden, daS die »Jur. Wochenschr." Mittritt. Ein Eisenbahnpaffagier war an einem kalten Wintertag beim Ver lassen de« Wagen« die Trittftufen hinabgestürzt und hatte sich erheblich verletzt. Der schwere Unfall war daraus zurückzuführen, daß die Plattform und die Trittftufen infolge de« starken Frost«« gefroren und somit glatt geworden waren. Landgericht und Ober« landeSgericht erklärten den Kiageanspruch dem Grunde nach für gerechtfertigt, ohne ein Selbst»« schulden de« Verletzten (ß 254 B. G -B.) anzunehmen. Da« R-ich«gericht war anderer Ansicht und vertrat den Standpunkt, daß in bestimmtem Umfang der Un« fall auch durch fahrlässige« Verhaften de« Reisenden oerschuldet sei. Zur Begründung der Entscheidung wird folgende« ! geltend gemacht: Nach der allgemeinen Leben-n-fahrung ist anzunehmen, daß, wenn eine Person ohne erkennbare Ursache von einer steil«» Treppe abstürzt, der Sturz gemildert oder verhindert worden wäre, fall» der Absteigend« sich de« vorhanden«» Schutzgeländer« bedient Härte. Der Beschädigte wird daher dem Vorwurf de« Selbst»«-, schulden« nicht entgehen, wenn er nicht zu rechtfertigen vermag» warum er diese nächstliegende und allrrgewöhnlichst« Vorsicht unter« lassen hat. Die Benutzung der gebotenen und jedermann ge läufigen Sicherun,Soorkehrungen zur Verhütung von Unfällen bei dem Betrieb der Eisenbahn muß gegenüber der strengen Haftpflicht der letzteren in-besondere von den Reisenden gefordert werden. Waren die Wagentritte steil, so mußte der Kläger damit rechnen, daß er zu kurz treten, abgleiten und zu Fall kommen könne. Er mußte sich deshalb beim Absteig«» an d«n Geitengriffen halten. Versäumte er die», so hat er die im Verkehr erforderlich« Sorg falt außer Augen gesetzt. — Zwönitz. Vorgestern mittag gegen ^1 Uhr ist »wischen Zwön tz und Bernsbach die Maschine de« Stollberg-Schlettau« P-rsoncnzug» infolge Schie»eabr»ch« mit zw«i Achsen entgleist., Verletzt wurde dabei niemand. Der genannte Zug mußt« durch eine von Schlettau herbeigezogen« Maschine weiterbefördert werden. Weitere Bet, iebSstörungen find nicht entstanden. — Schönheide. Di« Streikbewegung iu der Bürste»- indnstrie dauert unverändert fort. Die Fabriken suchen von aus wärts Arbeitskräfte heranzuziehen, mit denen sie den Betrieb teil weise ausrecht erhalten wollen, waS ihnen, unter Verbesserung der maschinellen Einrichtung auch gelingt. Von den in den Reihen der Streikenden zahlreich vorhandenen Arbeitswilligen wagt kein« die Arbeit wieder auszunehmen, auS Furcht vor den Gewalttaten der sozialdemokratischen Hetzer. Neuerding« find, nachdem di« Streikleitung in der am 28. Oktober stattgefundenen Holzarbeiter- vr-sammlung darauf hingewiesrn hatte, daß sie für während der Nachtzeit begangene Handlungen nicht verantwortlich gemacht werden könne, nächtlicherweile schwere Sachbeschädigungen an den Eigen- iumSobjekten der Bürstensabrikrn vorgrkommen. So ist der Firma Fl-mming eine Anpflanzung jung« Bäume vernichtet, d« Firma Lenk u. Co. der Wachhund vergistrt, der Firma Baumann u. Eo. ein BetriebSseil durchschnitten, auch find verschiedentlich Fenster scheiben eingeworfen. Solche Sachen geschehen alle unverantwort lich, ab« e» ist unschwer zu erkennen, wer dahinterftrht. Auch in anderer Weise versucht die Streikleitung die Fabrikanten zu schädigen und zwar durch Abschiebung von Arbeitskräften, besonn driS weiblichen. Die Kurzsichtigkeit d« Maßregel liegt auf dev Hand, denn die Mehrzahl der streikenden männlichen Arbeit« wird solange keine Arbeit finden, al« die von weiblichen Händen be« di nte Einzieherri nicht in dem bisherigen Umfang wieder auf-
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