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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 30.04.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190704302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19070430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19070430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1907
- Monat1907-04
- Tag1907-04-30
- Monat1907-04
- Jahr1907
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UvttrLeamt«, ei« Teueruogikulaae, eine Rachtbienfienffchöbigung und eine höhere Vergütung für die Postdienststelleninhaber und Posta aeuten zu befürworten. Hierauf wird die Seitrrberatung auf Montag 1 Uhr vertagt; vorher erste Lesung der drei Beamtengesrdentwürse. vertliche« ««d «ächfische». gv« «aWwck »4«« vr««a»w^»e egz»»» «tt ,»»«»«» Frankenberg, 2S. April IS07. ^r. Dxrch-retfende Aendernnge« i« Eisenbahnverkehr bringt der 1. Mai mit sich durch die an diesem Tage be kanntlich in Kraft tretende Tarifreform. E» wird in jeder mann» Interesse liegen, sich ab kommenden Mittwoch, bevor er verreist, nicht nur vertraut zu machen mit den Verände rungen, die klüglich der Zeiten der abgehenden und an kommenden Züge im Gommer-Fahrplan Platz gegriffen haben, sondern er wird auch sein Augenmerk zu richten haben auf die mannigfachen anderen Verschiebungen, die künftighin auf dem Gebiet de» Fahrkartenwesens, der Mitführung von Ge päck usw. in Geltung sind. Einen Fahrplan, der auf alle Neuerungen und Abänderungen im Eisenbahnverkehr Bedacht nimmt und in dem neben dem vollständigen Preisverzeichnis sämtlicher auf Bahnhof Frankenberg erhältlichen Fahrkarten alle für dm Reisenden wichtigen und wissenswerten Daten in übersichtlicher Anordnung aufgeführt sind, gebm wir der am Dienstag abmd erscheinenden Nummer unseres „Tage blattes- als GrattS-Souderbeilage zu. Indem wir schon heute darauf aufmerksam machen, weisen wir noch darauf hin, daß der Fahrplan des „Frankenberger Tageblattes- über manche Ungewißheiten und Unklarheiten, wie sie grundsätzliche und umfängliche Veränderungen nun einmal mit sich zu bringen pflegen, rasch hinweghelfen wird, weshalb es sich empfehlen dürste, ihm in der Familie, im Bureau, Kontor und an üffmtlichen Orten einen Platz einzuräumen, wo er sofort fühlbar ist. f Mtuahme du« Haudge-Sck in die Persoueuwage«. Anläßlich der Durchführung der Personentarifreform am 1. Mai hat die sächsische Staatseisenbahnverwaltung eine Ver fügung erlassen, in der u. a. gesagt wird: Infolge des Weg fall» de» Freigepäcks steht zu erwarten, daß die Reisenden mehr al» bisher versuchen werden, viele und umfangreiche Gepäckstücke als Handgepäck in die Abteile mitzunehmen. Um die hierdurch entstehende Belästigung der Reisenden in ihrer Gesamtheit zu verhüten, habm die Gepäckträger, wenn ihnm Glücke von unzulässig großem Umfang zur Verbringung an die Wagen übergeben werden, den Auftrag abzulehnen und die Reffenden zu suchen, die Stücke als Gepäck abfertigen zu lassen. Ferner haben die Bahnsteigschaffner Reisende mit zu großen Gepäckstücken vor dem Betreten der Sperre an die Gepäckabfertigung zu verweisen. Die Fahrdienstleiter und das Zugpersonal haben ebenfalls nach Möglichkeit dafür zu sorgen, daß Gepäckstücke von unzulässig großem Umfang nicht in die Abteile mitgenommen werden. Sind Gepäckstücke zu beanstanden, so ist der Reisende darüber aufzuklären, daß ihm nach der Eisenbahnverkehrsordnung in der I. bis III. Klaffe nur der über und unter seinem Sitzplatz befindliche Raum zur Unter bringung deS Handgepäcks zur Verfügung stehe. Selbstver- stündlich ist bei Durchführung dieser Anordnung nur in durch aus höflicher Weise und Vermeidung unnötiger Härten vorzu- gchen. sd. Zu» bevorstehenden Koczalski-Svuzert. Wir möchten unsere Leser noch einmal besonders aufmerksam machen auf das Konzert deS Hofpianisten Raoul v. Koczalski, das am Dienstag, 30. April, 8 Uhr abends im „Roß--Saal stattfindet. In welch begeisterten Worten sich die Kunst- Kritik über die Leistungen des Raoul v. Koczalski ausspricht, möge der unten folgende Bericht des „Mainz. Anz - als Beispiel dienen: „Herr v. Koczalski ist einer von den wenigen Aus erwählten, die von dem Tiefsten und Geheimsten aus dem Wesen der Kunst zu künden verstehen. Daß seine Ton gebung und sein Anschlag von entzückender Färbung und Erkämpftes Glück. Roman von A. Below. t» Ha»»»«»»» ' lNa»dr»a »rrts«-«., Seine sonore Stimme klang von Satz zu Satz gütiger, und auS den großen, blauen Augen brach ein warmes Licht, Ludwig Günther errötete unter diesem Blick über und über, und fern Herz begann stürmisch zu pochen in der Vorahnung eines langersehnten, protzen Glücks. Mit einem gewinnenden Lächeln streckte der „Meister- ihm alsdann die Hand hin: -Schlagen Sie ein, Graf, zwischen uns beide soll sich fortan rein Mißverständnis mehr drängen. Habe ich Ihnen vordem weh« getan, so vergeben Sie dies dem verblendeten alten Manne, den jener dämonische Mensch völlig umgarnt hatte. Ich habe seinen Namen ausgelöscht im Buche meines Herzens, die bisherige Neigung zu ihm mit der letzten Wurzelfaser aus meiner Brust gerissen. Es hat weh getan, aber doch nicht so weh wie unter anderen Umständen, denn ich habe ja Ersatz. Die Lücke in meinem Dasein wird von einem besseren und würdigeren Manne ansgcfüllt werden, und wenn ich den zum Tochtermann begehre, bin ich heute schon sicher, daß Leonore Sophie nicht „nein* sagt. Weißt Du, wen ich meine, Ludwig Günther/* Er breitete die Arme auS und mit einem Jubclruf warf sich der Graf an seine Brust. Eine Weile hielt ihn der andere innig umschlungen, dann bemerkte er, sich sacht auS der Umarmung lösend: „Laß die Früchte ruhig ausreifen, mein Sohn, Tein Glück ist Dir sicher; warte nur in Geduld noch kurze Zeit. Ehe ich die Hand meines Kindes in die Deine lege, muß ich selber wieder frei dastchen und der Bund gesäubert sein von allen Schlacken, allen unlauteren Elementen, die sich vielleicht, wer weiß schon in welchem Unifange, eingedrängt haben." Ludwig Günther konnte nicht umhin, seiner Besorgnis Ausdruck zu verleihen; er erinnerte an die drohenden Worte deS SchmugglersührerS, an dessen Acußerungen über die Machtstellung, dir er sich innerhalb der geheimen Genossenschaft errungen. Allein der „Meister* wars stolz und entschieden dm Kopf in den Nacken und ries erregt: „Er soll sich getäuscht Delikatesse sind, daß alle» Technisch« den Stempel der Vollendung trägt, daß seine Phrasierung von bewunderungs würdiger Klarheit und Plastik ist, das alle» würde ihn noch nicht mit jener Würde kleiden, die er sich trotz seines jugendlichen Alters bereit» errungen: er ist ein Dichter, ein nachschaffender Poet, der in ein Wunderreich voll Duft und Blüte den Hörer geleitet und ihm einen Born köst licher, erhabenster Schönheit erschließt.- f Für die «Schstea Landtags wählen t« Sachse« be- schloß die Freisinnige Volkspartei im Königreich ein Zusammen gehen mit den Nanonalliberalen. In einer Reihe von Wahl kreisen jedoch wird sie, soweit die» noch nicht geschehen ist, eigene Kandidaten ausstellen. -f Da» Setter im Mai. Der Meteorologe Bürgel, ein Nachfolger FalbS, prophezeit für die ersten Tage im Mai kühle, regnerische Witterung, erst vom 4. ab dürfte eS nach seiner Ansicht warm und schön werden. Vom IS. ab soll sogar sommerliche Hitze eintreten, die mit Ausnahme einiger unbedeutender Niederschläge bis zum 23. anhalten werde. Hierauf »vdre ein Witterungsumschlag zu gewärtigen, der regnerische, stürmische, kühle und trübe Tage bringt. Den 12. Mai bezeichnet der Gelehrte als einen kritischen Tag von nur untergeordneter Bedeutung, während er im 27. einen starten kritischen. Termin erblickt, der uns möglicherweise Erd beben beschert. sä. Niederwiesa. Der hiesige Kra«e»-Veret« hält seinen nächsten Bereinsabend am kommenden Mittwoch im „Brauhof" ab. Herr Pastor Peißel aus Chemnitz hat zu gesagt, einen Bortrag zu halten. Die Mitglieder, sowie sonstige Angehörige unserer Gemeinde sind hierzu herzlichst eingeladen. — Chemnitz. Eine stark besuchte Versammlung der hiesigen Bau-, Erd- und Zementarbeiter nahm Stellung zu der Lohnbewegung im Bangewer-e und faßte eine Reso lution, in der das Bureau der Versammlung beauftragt wurde, den Unternehmern die beschlossenen Forderungen zu unterbreiten mit dem Ersuchen, sich dazu bis zum 7. Mai zu äußern. Die Forderungen gehen vor allem aus Herab setzung der täglichen Arbeitszeit von II auf 10 Stunden, sowie auf Lohnerhöhungen. Da aber die ebenfalls in eine Lohnbewegung eingetretenen Maurer Antwort von den Un ternehmern bis 7. Mai verlangen, scheint man ein gemein sames Vorgehen zu beabsichtigen. — Dresden. Die Ortsgruppe Plauenscher Grund des Verbands Sächsischer Industrieller hat ihren Mitgliedern auf gegeben, die Freigabe des 1. Mai alS „Weltfeiertag" be dingungslos abzulehnen, Arbeiter, die trotzdem den Werkstätten fernbleiben, auszusperren und in andere Betriebe nicht aufzu nehmen. — Leipzig. Die Untersuchung gegen den «vgetreve« städtische« Kassierer Grützma«« zieht sich sehr in die Länge, sodaß Grützmann in der im Mai stattfindenden Schwurgerichlsperiode noch nicht abgcurteilt werden kann. Grützmann hatte bekanntlich 130 000 M. städtische Gelder im Börsenspiel verloren. — Leipzig. Eine von der sozialdemokratischen Partei leitung der Leipziger Reichstagswahlkreise und den Gewerk schaften einberufene Versammlung beschloß die Grüadoag eiaeS Arbeiter-BilLvugs-Instituts für Leipzig, dessen Zweck sein soll, die Arbeiterschaft auf politischem Gebiet im Geiste des wirtschaftlichen Sozialismus aufzuklären. Dies soll durch systematische Unterrichtskurse, durch Aufführung geeigneter Theaterstücke, sowie durch Auslegung von Jugend schriften und sonstiger Bestrebungen, die die Ausbildung der Arbeiterschaft zum Ziele haben, erfolgen. Die Kosten sollen gemeinschaftlich von der Partei und den Gewerkschaften ge tragen werden. Leipzig. Verhaftet wurden eine 42 Jahre alte KesselschmiedSeyesrau aus Cölln bei Meißen und eine 25- jährige Verkäuferin aus München, die sich des Verbrechen» nach Z 218 des Str.-G.-B. schuldig gemacht haben. Wegen Beihülfe zu dem Verbrechen erfolgte die Festnahme eines 30 Jahre alten Feuermanns aus Geithain. — Leipzig. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich im benachbarten Dölitz dadurch, daß ein vierjähriges Mädchen im elterlichen Waschhaus der Feuerungstür zu nahe kam, wodurch die Kleider Feuer fingen. Das arme Kind erlitt so schwere Brandwunde«, daß es ins Kinderkrankenhaus nach Leipzig übergeführt werden mußt«. Dott ist e» seinen Wun den erlegen. — Thalheim. In der letzten GemeinderatSsttzung lag ein Antrag des Handelsmanns Sch. vor, seine Ehefrau iu einer Anstalt unterzubringen, da die Frau gemeingefährlich krank sei. Früher sei sie ein« tüchtige Wirtschafterin gavesen, aber der Verkehr i« Sette» habe thren Geist gestört. — Schwarzenberg. Die Preßspanfabrik von. Keller u. Gottschaldt m Wildenau ist am Sonnabend bis auf die Umfassungsmauern «iedergebranut. Al» Entstehungsursache wird Kurzschluß der elektrischen Leitung vermutet. Der Scha den ist durch Versicherung gedeckt. — Zwicka«. Da die Forderungen der organisierten Arbeiter nach weiteren Lohnstergerungen und Verkürzung der Schichtdauer noch nicht erfüllt wurden, wurde die U«»s Wanderung nach den westfälischen Bergrevieren in» Werk gesetzt. Etwa 500 Bergarbeiter sind am Sonnabmd früh nach Westfalen abgegangen. Jedenfalls glaubte man nun dm Boden für ein weiteres Vorgehen geebnet. Freitag abend fuhren auf dem Vertrauensschacht, am Sonnabend früh auf dem Tiefbauschacht die organisierten Bergleute nicht ein. Auf anderen Schächten sind die Bergarbeiter bis jetzt noch voll eingefahren. — Plaue« i. v. Drei schwere Jungen au» Leipzig, die iu Plauen Einbrüche verübten, wurden vom Landgericht Plauen zu schwere« Strafe« verurteilt, nämlich der Hand arbeiter Huth aus Schönefeld bei Leipzig zu 3 Jahren Zucht haus, der Handarbeiter Niederwerfer auS Leipzig zu 4 Jahrm Zuchthaus und der Arbeiter Brenner aus Leipzig zu 5 Jahrm Zuchthaus. Bei allen Verurteilten wurde außerdem noch auf 10 Jahre Ehrenrechtsverlust und Stellung unter Polizei aufsicht erkannt. — Elsterberg. Der Zusammeubruch be» Baukhause» Rietz zieht immer weitere Kreise. Es wird jetzt bekannt, daß auch Hof in Bayern starl in Mitleidenschaft gezogen ist und daß die Wechselfälschungen schon um 10 Jahre zurücklirgen. Die Zahl der gefälschten Wechsel ist bis jetzt auf etwa- 60 gestiegen, darunter sind einzelne über Beträge von 18000 M. R. hat es derart verstanden, die Unterschriften mittels Paus papier zu fälschen, dgß selbst die Bezogenen die Fälschung erst bei genauem Betrachten entdecken konnten. Besonders raffiniert ist R. bei Quittungen vorgegangen; er benutzte dafür vorgedruckte Formulare, auf denen aber stets stand, daß der Unterzeichnete von R. Geld geliehen habe. Wer nun R. Geld anvertraute, ohne die Quittung zu lesen, der hatte dop pelten Schaden. Merkte einer den Schwindel, so war eS ein „in der Eile vorgekommenes Bersehm" und die Sache wurde ordnungsmäßig geändert. In dieser Weise hat R. viele um Hab und Gut gebracht. — Bad Elster. Das Grand Hotel „Wettiner Hof-, eines der vornehmsten Logierhäuser des StaatSbadeS, ist am Sonnabend von einem empfi«dliche» Brandschaden be troffen worden. Kurz nach 8 Uhr drangen Rauchwolken aus dem obersten Stockwerk, denen bald gewaltige Flammengarben folgten. Krachend stürzte der Dachstuhl zusammm, das Feuer ' verteilte sich auf die unteren Stockwerke und so stand das Hotel in kurzer Ze t über und über in Flammen. Bei dem fabelhaft raschen Umsichgreifen des Brandes konnte nur wenig gerettet werden, und was gerettet wurde, war unbrauchbar geworden durch die Waffermengen, die die zahlreich an der Brandstätte erschienenen Feuerwehren zur Bekämpfung deS Elements in die Glut schleudern mußtm. Der angerichtete Schaden bezifferte sich auf annähernd eine Million Mark; der größte Teil ist durch Versicherung gedeckt. AmtShaupt- mann v. Bose, der gerade in Bad Elster weilte, leitete die Rettungsarbeiten. Der Schaden wird aber noch erhöht durch die Einbuße, die der Besitzer Julius Bretholz durch den Aus fall der Einnahmen erleidet, die ihm die am I. Mai begin nende Saison erhoffen ließ. Auch für Bad Elster überhaupt ist der Schaden beträchtlich, weil cs infolge der immer mehr steigenden Frequenz an größeren Hotels fehlt. Ueber die Entstehungsursache des Feuers ist noch nichts bekannt. — Leukersdorf. Tödlich verunglückt ist unter eigen tümlichen Umständen durch eigene Schuld der 23jährige Berg arbeiter Hähnel, der, als infolge des heftigen Sturme» da» Kabel der elektrischen Leitung zerriß, ein Ende des vom Mast herabhängenden Kabels berührte und sofort von dem starken elektrischen Strom getötet wurde. haben, der Bube, und die Tatzen des alten Löwen spüren. So einfach, wie er sich die Sache gedacht hat, ist sie nun doch nichts Gewarnt, wie ich jetzt bin, kostete eS mich bloß ein Wort und der Verwegene wäre bedingungslos in meiner Gewalt. Es gelüstet mich aber, diesem Charakter, in dein so viele glänzende Eigenschaften sich mit gemeinen Lastern.paaren, bis auf den Grund zu schauen, und mit einem Schlage alles, was an unlauteren Elementen sich an seine Fernen geheftet und mein großes Werk schändet, zu vernichten. O, er und seine Helfershelfer sollen mich kennen lernen" — so sprach er medr zu sich selber als zu dem Grasen — „die alte Kraft ist wieder erwacht, das frühere Feuer loht aufs neue in der Seele! Wie teuflisch hat er die entnervende Reue in mir genährt, damit an dem Tage, wo sein verruchter Plan znr Ausführung reif war, kein Mann von Energie und Mut, sondern ein geschwächter, mürber, durch Gewissensqualen seiner besten Kräfte beraubter Greis ihm gegenüber stände! Allmächtiger Gott, es ist nicht auszudenken — wie viele Sünden hat dieser schön gestaltete Teufel nicht auf seinem Cchuldkonto stehen! Seeräuber, Schmuggler, Dieb, Lügner und Betrüger! Es ist furchtbar, und keine Strafe scheint schwer gemrg für so viel Verruchtheit.* Er brach ab und streckte Ludwig Günther die Hand zum Abschied hin. „Meister," sagte dieser ein wenig zögernd, „ich bin ohne mein Zutun mit dem Bunde in Berührung ge- kommen, ich trage das geheimnisvolle Zeichen desselben, diese Agraffe, seit Jahren an meinem Hut, darf ich nichts Näheres über die Genossenschaft wissen, nicht auch Mitglied derselben werden?" „Das sollst Du, lieber Sohn,* erwiderte der ältere Mann, „aber erst später. Du sollst volle Aufklärung erhalten, aber vorher, ich wiederhole es, laß mich mit eisernem Besen die Tenne reinfegcn und die Spreu vom Weizen sondern. Widme Dich inzwischen Deinen besonderen Ausgaben. Du wolltest Tein Eigentum nach Amsterdam in Sicherheit bringen, wolltest von dem früheren Diener Deines Vaters alte Brief schaften zu erlangen suchen und Nachforschungen nach Deiner Mutter anstellen. Tue dies in der Zeit, welche Dir jetzt bleibt, und kraft des Rechtes und der Gewalt, welche mir als Oberhaupt deS Bunde» zusteht, stelle ich dessen Einfluß und weitreichende Verbindungen in den Dienst Deiner Angelegen- beiten. Vielfach vermag ich Dir den Weg zu ebnen, Du sollst dies bald genug spüren. Willst Du mir aber Kunde zukommen lassen, so wende Dich an Oltmann; dieser gehört zu den wenigen Vertrauten, welche zu jeder Zett meine» Aufenthalt kennen.* „Und Leonore Sophie, darf ich ihr wenigstens schreibe»?- fragte der Graf und sah den Vater seiner künftigen Brau flehend an. „Es sei,* entgegnete dieser nach kurzem Besinnen, „send« Deine Liebesepisteln nur ebenfalls an Oltmann; einen zu verlässigeren Vermittler kannst Du Dir nicht denken. Und nur nochmals, lebe wohl, Ludwig Günther!* „Lebe wohl, Meister!* „Nenne mich ebenfalls „Du* und. sage „Vater* zu mir!* „Mein Vater!* rief der Junker beglückt und warf fick noch einmal dem hohen Manne an die Brust. -Mein Vater!* wiederhotte er. „Oh, wie da» klingt! Ich habe ja mein ganzes Leben lang nie den süßen, heiligen Namen auSsprechrn dürfen. — Vater, Vater!* In tiefer Bewegung blieb Ludwig Günther zurück und blickte der flohen, reckenhaften Gestatt deS Manne» nach, de» ihm auf einmal so nahe getreten war. Bewunderung und Liebe stritten in seiner Seele um den Vorrang. Ja, das war echte Größe, wahre Heldenhaftigkeit. Wie ttäguch sank neben dieser hehren Erscheinung die blendende Persönlichkeit LuciferS zusammen. Es war ein falscher, trügerischer Schimmer, der jenen umgab; ein Irrlicht war er, daS andere tief hinein lockte in den Sumpf der Sünde. — Dann machte der jung« Kavalier sich erst den ganzen Umschwung seiner Lage klar, di« ganze Fülle seines Glückes kam »hm nunmehr erst zum Be wußtsein. Er stieß einen lauten, jauchzenden Ruf au», und als daraufhin Philipp höchst verwundert seinen Kopf zur Tür hineinsteckte, zog er ven treuen Diener völlig in» Zimmer ergriff ihn bei den Ohren und schüttelte den alten Vertrauten herzhaft. „Philipp, Philipp,* rief er dabei einmal über da» andere, „weißt Du, daß ich glücklich, selig bin? Ach, Philipp, Du bist ein Dummkopf, Du kannst ja garnicht ermessen, nn« wonnig mir zu Mute ist. Wahrhaftig, Philipp, ich möchte mich mit Dir prügeln vor lauter Vergnügen.* (Sattsedung sorgt.)
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