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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 09.06.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190706096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19070609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19070609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-09
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au! bei der aus Ari sch ges odl G< mi 18! R- Al Gk bei I" Bi s° vei F« wi Bc rü di< Ar bei dki stil da! ras ,u> no sa, « ko Ai UN Wl für nie der das Ve son beh Ä Oertliches und Sächsisches. (Der «ochdrnck mrserrr Irtltche» OrlBnolsertcht, ist nur »N ,,«»uer Quelle»««,ate ^stattet.» Frankenberg, 8. Juni 1907. fr. Eine Ehrnu- vvd Auszeichnung langjShrig tren- ge-ienter Feuerwehrleute wurde gestern abend 8 Uhr im Stadtverordneten-Sitzungssaal im Rathaus in Gegenwart deS Kommandos der hiesigen freiwilligen Turnerfcuerwehr, des städtischen Brandmeisters Herrn Stadtrat Zeidler und seines Stellvertreters Herrn Weißbach, sowie der Mitglieder des Fcuerlöschausschusses, Herren Stadtverordneten Bosdorf und Männel, durch Herrn Stadtrat Stephan vorgenommen. In der Einleitung seiner Rede wies der Herr Stadtrat darauf hin, daß auf die freiwillige Turnerfeuerwehr immer Verlaß gewesen sei, wenn es gegolten hätte, der Stadt und ihrer Be wohnerschaft in Zeiten der Not und Gefahr beizustehen, und daß sie in ihrer dienstlichen Treue und Zuverlässigkeit gleich sam ein Kristallisationspunkt geworden und sich als Hort des städtischen Feuerlöschwesens erwiesen habe. Keine Wehr in Sachsen könne auf eine so stattliche Anzahl treugedienter Glieder blicken, wie gerade die Frankenberger Turnerfeuer wehr, die unter ihrer 140 Köpfe zählenden Mannschaft nicht weniger als 63 Mann habe, die eine Mindestdienstzeit von 20 Jahren hinter sich hätten, und unter diesen befänden sich 34 noch im Dienst befindliche Mitglieder, deren Brust das König!. Ehrenzeichen für 25jährige treue Feuerwehrdienste schmücke. Heute erwachse ihm, fuhr Herr Stadtrat Stephan fort, wiederum die angenehme Pflicht, vier Mitglieder des Korps auszuzeichnen: die Herren Hydrantenzugführer Fabrik- rxpedient Otto Bruno John und Steigerzugführer Expedient Heinrich Salomon, denen für 20jährige Dienste die städtische Ehrenlitze und das Diplom des Landesausschusses sächsischer Feuerwehren zugedacht sei, sowie die Herren Fabriktischler Friedrich August Oskar Kneisel und Weber Karl Friedrich Schaarschmidt, beide von den Retterzügen, denen das Mi nisterium des Innern daS für 25jährige Dienste gestiftete Königl. Feuerwehr-Ehrenzeichen verliehen und die die Stadt Tagesgeschichte. Deutsche» Reich. — Braunschweig und die Schiffahrtsavaabe«. Die bisher durch die Presse gegangene Nachricht, daß die braun schweigische Regierung zu den von Preußen betriebenen Schiff fahrtsabgaben den Standpunkt der preußischen Regierung ein nimmt, ist nicht zutreffend. Bisher hatte die braunschweigische Regierung sich noch nicht mit der Frage beschäftigt, erst kürzlich hat das braunschweigische Staatsministerium die Handels kammer aufgefordert, sich gutachtlich zu der von Preußen an geregten Frage zu äußern. Dieser Tage fand in Holzminden auf Veranlassung der Handelskammer eine Versammlung aller an der Weserschiffahrt beteiligten Industriellen und Kaufleute statt. Nach lebhaften Debatten, in der es nicht an scharfen Angriffen auf die preußische Verkehrspolitik fehlte, wurde ein stimmig folgende Resolution angenommen: „Die in Holzminden versammelten Vertreter der In dustrie und des Handels des braunschweigischen Weser- Kreises protestieren gegen die Einführung von Schiffahrts abgaben auf der Weser und ersuchen die HandelSkaminer für das Herzogtum Braunschweig, ihren Standpunkt beim herzoglichen Staatsministerium zu vertreten. Die Ver sammlung bittet das herzogliche Staatsministerium, durch unsere Bundesratsbevollmächtigten auf Grund des Artikels 54 der Verfassung, gegen die geplante Belastung entschieden Einspruch zu erheben." — PodbielSki — Ehrenvorsitzender des Buudes -er La«-Wirte! Der Vorstand des Bundes der Landwirte über brachte gestern v. Podbielski in Dallmin das Diplom als Ehrenvorsitzender des Bundes. — Die englische« Jourualisteu sind gestern früh nach herzlicher Verabschiedung von den Herren des Kölner Orts ausschusses und deS Berliner Komitees über Ostende nach London abgereist. — Die hessische Erste Kammer als Hemmschuh. Die Erste Kammer, die gestern wieder zusammentrat, beriet über den Zusatz des Ausschusses zur Beratung der Wahlrechts vorlage und stimmte dem Antrag der Regierung, die Wahl des Ausschusses auf Grund des Gesetzes von 1836 vorzu nehmen, aus gesetzlichen Bedenken nicht zu, sondern vertagte die Wahl des Ausschusses. Damit ist die Beratung der Wahlrechtsvorlage bis auf weiteres hinausgeschoben. — AuS -er Arbeiterbewegung. Bis gestern mittag hatten in den Adlerwerken in Frankfurt a. M. 300 von den 1000 nicht Ausgesperrten gekündigt; sie legten abends die Arbeit nieder. Die Ausgesperrten, die nicht dem Verband angehören, erhalten von den Adlerwerken während der Dauer der Aussperrung eine Entschädigung in Höhe der Verbands unterstützung. K o l» «t a l e S. — Zur Errichtung -er Hamburger Kolouial-Aka- -emie. Die Besprechungen mit dem Staatssekretär Dernburg haben zu dem Resultat geführt, daß im Prinzip die Aus gestaltung der in Hamburg schon vorhandenen Institute und der entsprechenden Vorlesungen der Ober-Schulbehörde zu einem Kolonialinstitut beschlossen ist. Fürs erste werden weder die Mittel der wissenschaftlichen Stiftung in Anspruch ge nommen, noch ein erheblicher Zuschuß des Reiches. Die nähere Ausgestaltung wird in kommissarischen Verhandlungen mit dem Reichs-Kolonialamt besprochen werden. Oesterreich-Ungar». — Einen nie-ltche« Ra-av setzte es gestern zur Ab wechslung wieder einmal im ungarischen Abgeordnetenhaus ab. Vor der Sitzung war der Abg, Vadja erschienen, der vor zwei Monaten während einer Sitzung ein Spottlied auf Ungarn verlesen hatte. Seit dieser Zeit war er nicht mehr im Abgeordnetenhause gewesen, hatte aber außerhalb eine heftige antimagyarische Agitation entwickelt. Als die Abge ordneten nun am Freitag seiner ansichtig wurden, bedrohten ihn einige und forderten ihn auf, sich zurückzuziehen. Vadja blieb jedoch unbeweglich auf seinem Platze, und die Sitzung begann unter großer Erregung. Der Abg. Eitner von der Kossuthpartei beantragte, die Sitzung zu unterbrechen, da ein Vaterlandsverräter im Saale sei. Einige Mitglieder wollten sich auf Vadja stürzen, wurden jedoch von anderen zurück gehalten. Der Präsident ermahnte vergebens zur Ruhe; er mußte die Sitzung unterbrechen. Einige Abgeordnete drangen wieder auf Vadja ein. Eine große Anzahl Mitglieder er mahnte die Angreifer, die Würde deS Parlaments nicht zu verletzen und bildeten einen Ring um Vadja, sodaß er un gehindert den Sitzungssaal verlassen konnte. Die Sitzung verlief hierauf normal. der Schwiegervater des Inhabers deS Meißner Bankhauses Kröber u. Ko., zog diese» Institut derart in Mitleidenschaft, daß es liquidieren bez. durch den Dresdner Bankverein ge stützt werden mußte. H. soll große Summen in Grundstücks spekulationen verloren haben. Der Vorfall macht weit über Meißen hinaus gewaltige» Aussehen. — Schneeberg. Der Besuch de» König» im oberen Erzgebirge wird einige Tage heiliger erfolgen, al» früher bestimmt war. Der König wird am 25. Juni in Aue em- treffen und tag» darauf in Schneeberg weilen. — Awtcka«. Bei den Firmen A. Sieber und Bach manns Erben haben sämtliche Ziegeleiarbeiter, insgesamt gegen 200 Mann, wegen Nichtbewilligung ihrer Lohnforderungen -te Arbeit «te-er-ele-t. — Crimmitschau. Nach anderthalbtägiger Arbeitsein stellung haben die Verhandlungen zwischen den hiesigen Fuhr- herren und den Speditionsarbeitern zu einer Einigung ge führt. Es wurden ihnen Lohnerhöhungen zugestanden. — Attta«. In Nieder-RupperSdorf machte sich das allein in der Wohnung anwesende 4jährige Söhnchen des Oberschweizers Sleuti mit Feuer zu schaffen. Hierbei gerieten die Kleider des Kinde» in Bran-. Es erlitt so schwere Verletzungen, daß es bald starb. — AuS -em benachbarten Böhme«. Im Meierhof zu Lust b. Leitmeritz geriet bei der Lohnauszahlung der Feld arbeiter Breitenfelder mit dem herrschaftlichen Wirtschafts adjunkten v. Neudel in einen Wortwechsel. Plötzlich zog B. ein großes Messer und stieß es dem N. zweimal in -ie Brust, sodaß dieser sofort zusammenbrach und nach wenigen Stunden starb. B. wurde verhaftet. gleichfalls mit der städtischen Ehrenlitze auSzeichn«. Hier auf händigte Herr Gtadtrat Stephan den Genannten die Auszeichnungen au», „ihnen zur Befriedigung, anderen zur Nacheiferung, der Stadt zur Ehre" und schloß seine herzlich gehaltene Ansprache mit einem freudig aufgenommenen dreifachen Hoch auf den Protektor von Sachsens Feuerwehren, König Friedrich August. Nach DankeSworten des Herrn Hauptmann Franke im Namen der Turnerfeuerwehr und des Herrn Zug führer Salomon im Namen der Ausgezeichneten fand der feierliche Akt sein Ende. fr. Die Eröffuuug -es Licht-, Lufts «ub Souueu- b«-e- deS hiesigen Vereins für Naturheilkunde und Gesund heitspflege wird bekanntlich am morgigen Sonntag nachmittag 3 Uhr unter besonderen Weihefeierlichkeiten erfolgen. Es liegt links abseits der nach der „Lützelhöhe" führenden Straße am Westhang, eingebettet zwischen Wolfsschlucht und Wil helmsgrund am Waldrand und ist von der Straße aus erst sichtbar, wenn man an die Villa „Augusta" herankommt. DaS schöne Landschaftsbild und der Ausblick auf dieses wird also so gut wie nicht beeinträchtigt. Das Bad, dessen Lage durch Wegtafeln deutlich gekennzeichnet ist, kann von mehreren Seiten bequem erreicht werden: direkt von der Ahornstraße aus «Abzweigung bei den drei Ahornbäumen nach links), von dem durch das Lützeltal bis zum Springbrunnen führenden und den Wilhelmsgrund längs durchschneidenden Pfad aus, vom Sternplatz aus auf der nach der „Lützelhöhe" führenden Fahrstraße, sowie von der „Lützelhöhe" aus auf dem zum Strohtempel führenden und kurz vor diesem im rechten Winkel nach links abbiegenden Fußweg. Die über 7000 Quadrat meter fassende Anlage, die mit einem Kostenaufwand von reichlich 6000 Mk. durch die Herren Baumeister Polster und Miersch errichtet wurde, besitzt in ihrem vorderen Teile einen sehr geräumigen mit Reck und Rundlauf, sowie Sandspiel plätzen versehenen Tummelplatz für die Jugend, den an der Ost- und Nordseite befindliche Schrebergärten (18 an der Zahl) abschließen. Gegenüber des Haupteinganges liegt die nach allen Seiten geschlossene Wärter- und Gerätehalle, links von dieser gelangt man in das hochumplankte Herrenbad, das mit Sandkasten und Sonnenpritschen, Brause, Reck und Barren, sowie mit einer großen Kegelbahn mit verdeckter An- schub- und Kegelhalle versehen ist. Hierzu kommen außer den für die in Aussicht genommenen Bäder notwendigen Re quisiten zehn An- und Auskleidezellen, sowie eine für plötz lich eintretende Witterungsunbilden vorgesehene geschützte Unter standshalle. Dieser gegenüber ist ein Waldstreifen mit hohen schattigen Bäumen vorhanden, an denen Hängematten an gebracht werden können. Aehnlich ist das vom Herrenbad getrennte, ebenfalls hochumplankte Damenbad ausgestattet, nur besitzt es statt des Barrens einen Rundlauf und statt des Kegelschubs eine Anlage zum Standkegeln. Beide Bäder haben einen Flächeninhalt von je 800 Quadratmetern. Um das nötige Wasser immer bei der Hand zu haben, machte sich die Legung einer von der Ahornstraße abzweigenden 240 Meter langen Rohrleitung notwendig, die an das städtische Wasserleitungsnetz angeschlossen und infolgedessen von dieser gespeist wird. Die Einweihung deS immerhin mit einem gewissen Risiko verbundenen Unternehmens, das die Stadt gemeinde bekanntlich durch kostenfreie Ueberlassung deS Areals unterstützte, erfolgt bekanntlich morgen, Sonntag, nachmittags 3 Uhr. Hierzu hat der hiesige Naturheilverein an über 50 Brudervereine nach auswärts Einladungen ergehen lassen. Die Inbetriebnahme des Bades ist für nächsten Montag in Aussicht genommen. fr. Der Chem«itzer Kreisverbau- -er eva«g.-lvth. MS««ers an- JüugliugSvereiue hält am Sonntag, den 16. Juni d. I., in unserer Stadt sein Jahressest ab. Dieses wird bestehen: Nachmittags 2 Uhr Festzug vom „Schützen haus" in die Stadtkirche; 2»/, Uhr Festgottesdienst mit Herrn Pfarrer Helbig-Groitzsch als Prediger und Posaunenvortrag nach der Predigt; nach dem Gottesdienst Platzmusik im „Friedenspark" (Posaunenchöre); 4'/, Uhr Festversammlung im „Schützenhaus"'Saal (Begrüßungs-Ansprachen, Dekla mationen, Gesangsvorträge, Festansprache des Herrn Bundes- Pfleger Hofmann-Dresden, dramatische Darbietungen, Posaunen vorträge und turnerische Vorführungen). Näheres über die Ver anstaltung in den nächsten Tagen. f RegimeutStag ehemaliger KarabtuterS. Für das 2. Regimentsfest ehemaliger Angehöriger des Kgl. Sächs. Karabinier- (vormals 3. Reiter-) Regiments zu Meerane ist folgendes Programm aufgestellt worden: Sonnabend, 22. Juni, nachmittags Empfang der auswärtigen Kameraden am Bahn hof, 6 Uhr Delegiertensitzung im Hotel „Kaiserhof", 8'/, Uhr abends Zapfenstreich auf dem Marktplatz (gespielt vom Trom peterkorps des Karabinier-Regiments), hierauf Kommers im „Kaiserhof" (unter Mitwirkung der Sänger-Abteilung der Vereinigten Kgl. Sächs. Militärvereine von Meerane); Sonn tag, 23. Juni, früh 6 Uhr Weckruf, vormittags Empfang auswärtiger Kameraden am Bahnhof, 11 Uhr vormittags ! Frühschoppen-Konzert im „Kaiserhof", 12 Uhr mittags Ab marsch nach den Standquartieren zum Mittagessen, 2^ Uhr nachmittags Stellen zum Festzug in der Chemnitzer Straße, hierauf Konzert und Ball in Härtels Hotel; Montag, 24. Juni, j 9 Uhr vormittags Rundgang durch die Stadt, 11 Uhr Früh- schoppen im „Fericnkolonieheim", nachmittags Ausflüge. — Chemnitz. Ein schwerer Avtomobilu«fall ereig- ' nete sich auf der Wettinerstraße. Dort kam ein Automobil, das einem Lastwagen ausweichen wollte, ins Schleudern und rutschte in eine einen Meter tiefe Ausgrabung. Ein 28jäh- riger Handarbeiter, der in dieser Ausgrabung arbeitete, wurde dabei umgerissen und erlitt außer leichteren Verletzungen schwere Quetschungen des Brustkorbes, sodaß er sofort in ärztliche Behandlung genommen werden mußte. Das Auto mobil wurde zertrümmert, die Insassen kamen mit dem Schrecken davon. — Pir«a. In der Kürze liegt die Würze! — dachte der Wirt des Hotels auf dem Hausberg bei Pirna. Er macht nämlich bekannt, daß er anläßlich der Einweihung der neuen Wasserleitung morgen, Sonntag, einen „Hochdrucks wasserlettuugsiubelriebsetzungseriuueruugs-Ball veran staltet. — Meitze«. Spurlos verschwunden ist seit dem 31. Mai auS dem benachbarten Zaschendorf der Guts- und Ziegelei besitzer Hönicke, wie eS heißt, mit Hinterlassung einer Schul-eus lost vo« mindestens 1 Million Mork. Der Flüchtige, e» für den Mittelstand außer der Umsatzsteuer noch andere, zum Teil wichtigere Dinge gibt, an die ennnert werden muß, wenn von den praktischen Ergebnissen der Mittelstandspolitik die Rede ist. Die ersten Gesetze gegen den Wucher sind unter der eifrigen Mitarbeit der nationalliberalen Partei zustande gekommen. Die erste Reform der Börsengesetzgebung wurde m der Heidelberger Erklärung der nationallweralen Partei gefordert, nicht allein aus rein finanziellen Gründen, sondern auch in der Erwartung, durch die Erträgnisse die Gewerbs stände zu entlasten oder vor neuer Belastung zu bewahren. Di« nationalliberale Partei hat sich der Gesetzgebung zur Beschränkung des Hausierwesens, des Detailreisens, der Wander lager, dem Gesetz über die Abzahlungsgeschäfte, der Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs gewidmet, eben weil sie das mittel ständische Erwerbsleben schützen wollte. Die Einfühmng deS für die Konsumvereine geltenden Verbots des Verkaufs an Nichtmitglieder und die nachträglichen Strafbestimmungen wurden von ihr beantragt und durchgesetzt. Auch an dem Gesetz über die Handwerkerorganisation beteiligte sich die Partei im Sinne einer praktischen Mittelstandspolitik, und nichts anderes wird ein objektiver Beurteiler festzustellen vermögen, wenn er ihre Mitarbeit am Bürgerlichen Gesetzbuch verfolgt. Die erste brauchbare Formulierung zu einem Gesetz über daS Ausverkaufswesen kam aus der nationalliberalen Fraktion (Antrag Patzig). Die leider wiederum unerledigt gebliebenen Gesetzentwürfe über die Sicherung der Bauforderungen der Handwerker und die Ausbildung der Lehrlinge wurden von der nationalliberalen Partei mitangeregt und befürwortet. — Damit haben wir nur auf daS Geratewohl dies und jenes auS der parlamentarischen Arbeit herausgegriffen. Wir könnten noch manches anführen, was mehr auf dem Gebiet der Fach schulbildung oder des Genossenschaftswesens liegt. Auch das Submissionswesen, das Herr Enke in seinem Vortrag behandelte, hat die nationalliberale Partei wieder und wieder beschäftigt. In ihrem Programm fordert sie: Gleichmäßige Regelung des SubmifsionSwesen, Beseitigung der dem freien Gewerbebetrieb nachteiligen Gefängnisarbeit, Heranziehung des Handwerks zu Lieferungen für Reich und Staat (Meister- Genossenschaften). Mag das Angeführte genügen, zu zeigen, wie eS um die Sachlichkeit des Urteils deS Herrn Enke bestellt ist, wenn er den Nationalliberalen vorwirft, sie haben für den Mittelstand nur -„platonische Versicherungen". Wo aber sind die praktischen Leistungen der Reform partei? Wo hat sie entscheidend mitgewirkt? ES ist längst festgestellte Tatsache, daß sie gerade bei den wichtigsten Auf gaben, siehe z. B. Bürgerliches Gesetzbuch, vollständig versagte. Was schrieb doch s. Zt. Professor Förster-Berlin bei seinem Austritt aus der Reichstagsfraktion deS Herrn Zimmer mann an diesen seinen Freund und Gesinnungsgenossen: „Mittelstand und Mittelstand, darauf sitzen wir fest, ohne daß recht ersichtlich wird, wa» wir wollen und wa» wir nicht wollen. Von dem überaus mangelhaften Besuch deS Reichstages auf Seiten unserer Fraktion, von unseren ganz un zureichenden Preßverhältnissen will ich nicht Wetter reden. Die Folge jene» Besuches und der Mangel an aller Beredung ist, daß die Stellung zu den wichtigsten Gegenständen dem Belieben deS Einzelnen überlassen bleibt. Und demgemäß wird unsere Bewegung auch im Lande keine rechten Fortschritte machen. Stillstand und Mangel an Leben überall! Oder zu viel Leben, daS heißt oberflächlicher Radau mit verbrauchten Schlag worten! Welchen Wert hat die Zugehörigkeit zu einer solchen Partei?!" Soweit die „Sächs. Natl.-Korr.". Ihre Polemik gegen Herrn Enke hat auch für Frankenberg ein gewisses Interesse insofern, als dieser selbe Herr Enke bei der letzten Reichstags wahl am Vorabend des 25. Januar in einer von konservativer Seite veranstalteten öffentlichen Wählerversammlung die Libe ralen in bezug auf ihre Stellung zum Mittelstand in ähn licher Weise anrempelte, wie letzthin in Dresden. Dieses Ver halten mußte natürlich die in jener Versammlung mitan wesenden hiesigen Nationalliberalen peinlich berühren und entrüsten, sodaß die Gefahr nahelag, daß der während der Wahlbewegung zwischen Konservativen und Nationalliberalen trotz gesonderten Operierens mit eigenen Kandidaten aufrecht erhaltene Frieden durch Herrn EnkeS Verhalten in die Brüche ging. Uebrigens ist der Herr dafür bekannt, daß, wenn er „gestellt" wird, er sich hinterher der Schwere seiner Behaup tungen nicht bewußt ist.
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