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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 28.08.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190708287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19070828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19070828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1907
- Monat1907-08
- Tag1907-08-28
- Monat1907-08
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(kachdruL verd-v«.) l» Srrtsrtzunr) Um des Kindes Glück. Novelle von Fritz Gantzer. Lsgergerebledtt. Deutsche» Reich. — Der Kaiser traf gestern nachmittag 2,10 Uhr mittels Sonderzugs in Hannover ein. — Der Kaiser und die Presse. Ueber eine ostentative Zurücksetzung der Presse beim Empfang des Königs von Eng land in Kassel hatte eine Reihe von Zeitungen Klage geführt. Jetzt stellt sich heraus, daß nicht, wie man angenommen hatte, eine Ungeschicklichkeit des Oberhofmarschallamts vorlag, son dern daß man sich tatsächlich auf eine direkte Anordnung des Kaisers berief, wonach alle Pressevertreter bis auf vier englische Journalisten von den Begrüßungsfeierlichkeiten auf dem Bahnhof auszuschließen seien (!)- Ein Mitarbeiter der „Braunschw. Landesztg." schickte seinem Blatte die folgende Darstellung: Auch ich war beim Polizeipräsidenten Freiherm v. Dalwigk in Kassel und erhielt auf meine Bitte nm Er leichterungen für die Berichterstattung wörtlich den Bescheid: „Seine Majestät der Kaiser haben sich ausdrücklich mit Ausnahme von vier englischen Journalisten, die Anwesen heit und Nähe jeglicher Pressevertreter verbeten!!" Die deutsche Presse wird diese Zurücksetzung mit Würde zu tragen wissen. Gn Grund mehr, die Kaiserreisen- und „Vinn, nun, Io eilig wird's nicht sein; Hanne treibt immer. Toch ich will nicht der Verführer sein, sonst könnten's doch erst ausruhen," lud er ein. „Nein, nein, Jensen, ich kann nicht." Das kam so bestimmt von ihren Lippen, daß Jensen ihre Büchse aus dem Korbe nahm und in's Haus giug. Nach weuigeu Minuten kehrte er zurück. „Hier, Fräulein Torchen, sehen Sie, goldklar wie die Sonne," sagte er mit vielem Stolze und hielt Dora das Glas vor die Augen. „Schön! Jensen. Hier ist das Geld und nun adieu!" Der lies das blanke Talerftü^t zufrieden schmunzelnd in seine Westentasche gleiten und bot Dora die Hand zum Ab schied. „Kommen's gut Heini, Fräulein Tora, und einen schönen Gruß an den Herrn Doktor und die alte Hanne." „Danke, danke, Jensen," rief sie schön halb im Gehen zurück. Nur erst fort, daß der Alte nicht die verräterischen Tropfen bemerkte, die über ihre Wangen rannen. — Dieser schaute ihr kopfschüttelend nach. War ja ganz das Gegenteil, die Dora, wie sonst. Hatte stets gescherzt und gelacht mit ihm, und heilte — — —. Er kramte seinen ledernen Tabaksbeutel aus der Tasche und ging, seine Pfeife frisch stopfend, wieder zu den Bienen. Erwartungsfroh war Doras Herz gewesen, als sie vor einer halben Stunde denselben Weg ging. Und jetzt? Nieder geschlagen, enttäuscht kehrte sie heim. — Für die blühende, sonnige Heide hatte sie lein Auge, gesenkten Hauptes schritt sie langsam dahin. — Jetzt wußte sie nicht nur, daß sie Fritz Tornberg gern um Verzeihung gebeten hätte, jetzt war ihr etwas anderes, bis dahin nur ungewiß Geahntes, unbe wußt im Herzen Schlummerndes mit elementarer Geivalt zur Gewißheit geworden: sie liebte ihn mit der ganzen Innigkeit ihres jungfräulichen, unberührten Herzens. Und diese Ge wißheit der neuen Erkenntnis hatte die Hoffnungslosigkeit ihrer Liebe zur logischen Folge. — Tora!! Wie war doch sein ganzes Sein erfüllt von dem lieblichen Bilde dieses Mädchens. Noch nie hatte ein weib liches Wesen solchen Eindruck bei ihm hinterlassen wie dieses anmutige Kind der Heide. — Er sieht sie wieder vor sich in ihrer ganzen unschuldigen Kindlichkeit, ihrer wunderbaren, Schönheit. - Kann er denn weiterwandern, ohne sie noch einmal gesehen zu haben? Nein, tausendmal nein! Er überlegt nicht länger, nicht auf Weg und Steg achtend geht es quer durch die Heide. Er muß sie noch einnial sehen, muß ihr die Hand drücken zum Abschied muß ihr sagen, daß er sie liebt. Aber — wo sie finden? Ist sein Beginnen nicht nutzlos, nicht Torheit? Aufatmend bleibt er stehen, Dort muß der Weg vorübcrsühren, den er gestern kam. Jensens Hütte liegt schon wieder hinter ihm. Geht dort nicht jemand? Ein weißes Kleid? Sein Herz klopft in wilden, stürmischen Schlägen. — Das kann nur Dora sein! Jetzt hall ihn nichts mehr! — O, daß er sie erst erreichte! — — Nun trennt ihn nur noch ein kleiner Hügel von der langsam Dahinschreitcnden. Er stolperst saft, das kniehohe Heidekraut umschlingt den eilenden Fuß, und er achtet nicht auf den Weg, nur der eine Gedanke — — erst bei ihr sein erst bei ihr sein. Als er die Höhe des Hügels erreichte, war Dora ver- schwuudcn, — sic Ivar weinend ins Heidekraut gesunken. — Fritz Dörnberg stand einen Augenblick verzweifelt. Wo ist sie geblieben? Als er aber ihre Gestalt m der Richtung suchte, wo er sie eben noch gesehen, erblickte er in der blühenden Heide das schimmernde Kleid und den in die Hände ver grabenen, tnsgescultcn Kopf des Mädchens. — Tora weinte?? Was mußte ihr begegnet sein, daß sie ihrem Schmerz mit solcher Heftigkeit und Starke Ausdruck verlieh? Unhörbar trat Fritz an die hcrzzcrbrecheud Schluchzende heran und nannte leise ihren Namen. Mit einem Nusschrei fuhr Dora aus ihrer knieenden Stellung hoch und starrte den vor ihr Stehenden mit tränen« übcrßremlen Blicken feDungchlos am Aber nur einen Moment. . Bürgermeister Vr. Irmer und Stv. Schweitzer teilnahmen, in zustimmendem Sinne erledigt. Ueber den Beitritt z«m A»Ssch«ß des deutsche« ZeutralkvmiteeS zur Bekämpfung der Tuberkulose und Verwilligung eines Jahresbeitags von 20 Mk. hierzu berichtete Herr Stv. vr. Költzsch unter Be zugnahme auf eine ministerielle Verordnung, betr. die Tuber kulosebekämpfung, und ein Sachverständigen-Gutachten des Herrn Stadtrat Sanitätsrat vr. Birkner. Das Kollegium gab der Ratsvorlage seine Zustimmung. Genehmigung fand ferner die Ratsvorlage über die Verwilligung der Kosten für Herstellung eiues Unterstandsranms im Turnplatz am Grabeuweg, nachdem sie Herr Stv. Bergmann in seiner Eigenschaft als Referent zur Annahme empfohlen und in der von den Herren Stvv. Rau und Seminardirektor vr. Hözel, sowie Vorsteher Amtsrichter vr. Bähr bestrittenen Debatte grundsätzliche Ein wendungen nicht erhoben worden waren. Den Beschluß der Tagesordnung bildete die Prüfung und Mchtigsprechung vo« Rechnungen. Zur Erledigung kamen die Rechnungs abschlüsse der Armen-, Feuerlösch-, Neumühlen-, Wasserwerks und Sparkasse; Referenten waren die Herren Stvv. Held, Weißbach, Rau, Schweitzer und Kattermann; von der Tagesordnung abgesetzt wurden die Rechnungen der Kranken haus-, Anleihe-, Gasanstalts- und Elektrizitätswerkskasse. Da mit erreichte die Sitzung ihr Ende. fsij. Der Verkehr am vorigen Sonntag zeigte wiederum einen Rückgang gegen den vor acht Tagen. Es wurden in Chem nitz an Fahrkarten verkauft nach: Niederwiesa 721, Mittweida 600, Frankenberg 518, Braunsdorf 257, Oberlichtenau 140 usw. Auf hiesigem Bahnhof wurden insgesamt 1244 Fahr karten ausgegeben. fr Urwählerversammlnugen tm 32. ländlichen Wahl kreis finden statt — soweit unser Amtsbezirk in Betracht kommt — in folgenden Ortschaften: heute, Dienstag, abends Uhr in Haubolds Gasthof in Niederwiesa (Referenten: der nationalliberale Kandidat Herr Ernst Stephan Clauß- Plaue und Herr Landtagsabg. Langhammer); Mittwoch abends 8 Uhr in Nerzes Saal in Gunnersdorf (Referent: der konservative Kandidat Herr Geh. Oekonomierat Schubart), abends ^,9 Uhr im Gasthof Sachsenburg (Referenten: der nationalliberale Kandidat Herr Clauß-Plaue und General sekretär vr. Westenberger-Leipzig). Beide Herren werden ferner am Donnerstag abends */,9 Uhr im Gasthof „Weißer Hirsch" in Merzdorf in einer Versammlung sprechen. Für Freitag ist von konservativer Seite eine Wählerversammlung nach Jrbersdorf einberufen. Redner ist Herr Geh. Oekon omierat Schubart. Näheres im Inseratenteil. f KreiSa«Sschuß zu Ehemattz. In der morgen, Mitt- woch, in Chemnitz stattfindenden Sitzung des Kreisausschusses der Kreishauptmannschaft Chemnitz wird u. a. auch über den Gemeindeanlagenrekurs des Heizers Püschmann in Franken berg beraten werden. f Das Verhängen der Schaufenster a» Souutageu. In Leigziger Mittelstandskreisen ist seit längerer Zeit eine Bewegung im Gange, die sich gegen das Verhängen der Schau fenster an Sonntagen richtet. Der Verband deutscher Hand lungsgehilfen hat sofort eine Gegenbewegung eingelertet und in einer Protestresolution seiner Ueberzeugung Ausdruck ge geben, daß die Freigabe der Schaufenster viele Geschäftsinhaber zur Uebertretung des Verkaufsverbots geradezu anreizen werde, und daß dadurch die Bestrebungen verstärkt würden, die Sonntagsruhe noch weiter zu beschränken, ganz abgesehen da von, daß mit der Freigabe der Schaufenster Mehrarbeit für das kaufmännische Personal eintreten werde f Die Aufschrift der Briefe uach Berlin, BreSlau «ud Hamburg muß zum Zwecke einer beschleunigten Bestellung die Bezeichnung des Bestellbezirks unter Angabe der Himmels richtung und des Bestellpostamts (nach Breslau und Hamburg nur die Nummer des Bestellamtes) enthalten, z. B. Berlin 6, Breslau I, Hamburg 12; daneben muß natürlich die genaue Wohnungsangabe erfolgen. Da die Briefsendungen nach großen Orten schon unterwegs nach Bestellämtern getrennt werden, hat eine Nachlässigkeit in der Briefaufschrift häufig eine Verzögerung zur Folge. — Chemnitz. Der städtische Berwalluugsbertcht auf das Jahr 1906 ist erschienen und gibt eine Uebersicht über richt, sowie reichlich Zimmer für Orgel-, Molin« und Klavicr- spiel enthaltende Neubau. Ein Verbindungsgang führt vom Hauptgebäude nach dem Neubau. Die Kosten betrugen 142 000 Mk. für Neubau und Verbindungsweg, 11500 Mk. für Um bauten im Hauptgebäude- und 14700 Mk. für neue Schul möbel. Die Entwürfe und die Leitung des Baues lagen dem Landesbauamt Meißen ob. — Eibenstock. Der Lagerhalter C. des hiesigen Konsum- Vereins ist seines Postens enthoben worden, da er mehr als Ivo« Mark unterschlagen hat — Eibenstock. Eine in Sosa wohnende Fran versuchte dort sogenannte Blüte« als echte Kassenscheine auszugeben. Sie klebte zwei derselben aufeinander, sodaß sie nunmehr einem Hundertmarkschein sehr ähnlich sahen. In einem Falle glückte der Betrug, jedoch bald darauf wurde der Schwindel entdeckt und die Frau zur Rückzahlung des Geldes veranlaßt. Hier mit wird jedenfalls die Angelegenheit für die Frau noch nicht erledigt sein. — Zwickav. Zwei Gauner haben einen Handwerker im Vorort Wilkau unter der Vorspiegelung, ihm eine Hypothek verschaffen zu wollen, um 10V« Mark betröge«. — Werda«. Eine ««fregeade Szene spielte sich in der hiesigen Bahnhofspolizeiwache ab. Der diensthabende Schutzmann wurde darauf aufmerksam gemacht, daß auf dem Leipziger Perron sich ein entsprungener Sträfling aus Zwickau befinde. Der Sträfling wurde sofort abgefaßt und in die Polizeiwache des Bahnhofsgebäudes gebracht. Hier zog der Verhaftete plötzlich einen fünfläufigen Revolver und schoß damit zweimal auf den Schutzmann Mittelmeier, sowie einen Fleischergesellen. Der Schutzmann wurde glücklicherweise nur leicht an der Stirn verletzt. Der Fleischer und der Schutz mann stürzten sich sofort auf den Mordbuben und warfen ihn zu Boden. Während des Kampfes gab er noch einen Schuß auf das erschienene Bahnhofspersonal ab, ohne jedoch jemand zu treffen. Er wurde nunmehr gefesselt und per Droschke dem Amtsgerichtsgefängnis zugeführt. Der Ent sprungene führte Papiere, auf verschiedene Namen lautend, bei sich. — Bautze«. Rabeneltern hatten sich vor dem hiesigen Schöffengericht in der Person des zweimal vorbestraften Fri seurs Böhme und dessen zweiten Ehefrau wegen gemeinschaft licher lebensgefährlicher Mitzha«dla»g der siebenjährigen Tochter Ella, die aus erster Ehe stammt, zu verantworten. Dem armen Geschöpf wurde von den gewissenlosen Leuten seit Herbst 1905 die Hölle auf Erden bereitet. Die Kleine wurde täglich geschlagen, mit allen möglichen Instrumenten mißhandelt, bekam wenig zu essen und mangelhafte Kleidung. Es befand sich, als man den Eltern das Kind entzog, in er bärmlichem Zustand. Das Gericht verurteilte den rohen Vater zu sieben Wochen und die Stiefmutter zu vier Wochen Ge fängnis. — Aus dem beuachbarten Böhmen. In der Glas fabrik Rudolfshütte brach infolge einer Benzinexplosion Groß- feuer aus. Die Schleiferei stürzte ein. Der Schaden über steigt eine Drittelmillion. das Wachstum der Stadt und die Ausdehnung des Verwal tungsdienstes. DaS Berichtsjahr war für die Erwerbs- und Wirtschaftsverhältnisse der Stadt sehr günstig. Industrie, Gewerbe und'Handel waren derart beschäftigt, daß vielfach empfindlicher Mangel an geschulten Arbeitskräften hervortrat und die Beförderung der Ausfuhrgüter mit dem Umfang ihrer Erzeugung nicht allenthalben Schritt zu halten vermochte. Der allgemeine Hochstand in der Geschäftslage herrschte in den beiden wichtigsten Zweigen der hiesigen Fabriktätigkeit, dem Maschinenbau und der Spinnerei, Weberei und Wirkerei samt den mit ihnen zusammenhängenden Betrieben gleichmäßig vor, äußerte sicy in allen Zweigen mehr oder weniger durch eine außerordentlich lebhafte Beschäftigung, brachte aber, von einigen Ausnahmen abgesehen, den Unternehmern nicht allent halben einen dem Warenumsatz entsprechenden Nutzen. Die Bevölkerungszunahme betrug 9651 Köpfe, die Bautätigkeit war rege, das Durchschnittseinkommen der zu den Gemeinde anlagen eingeschätzten Personen hat sich erhöht, das Einleger guthaben bei der Sparkasse ist bedeutend gewachsen, die Ar beitslöhne sind gestiegen. Der nach der Einwohnerzahl be rechnete Durchschnittsaufwand für die öffentliche Armenpflege ist zurückgegangen. — Freiberg. Unsittlicher Handlange« wegen im Sinne von 8 176 des Reichsstrafgesetzbuches wurden zwei hier wohnhafte Arbeiter zur Verantwortung gezogen. Auch wurde eine hiesige Einwohnerin zur Anzeige gebracht, die verdächtig erscheint, seit längerer Zeit fortgesetzt im Sinne von 8 180 des Strafgesetzbuches sich schuldig gemacht zu haben. — Dresden. Kultusminister v. Schlieben ist vom Urs lavb zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder übernommen. — Dresden. Furchtbare Brandwunden erlitt vor gestern abend beim Anzünden des Gaslichts im Hause Löß nitzstraße 16 ein 12jähriges Schulmädchen im Gesicht und am Körper dadurch, daß vom Dochte des Anzünders ein brennender Spiritustropfen auf das Kleid des Mädchens her abfiel. Das Mädchen schwebt in Todesgefahr. — Stolpen. Die Genickstarre, die uns bisher verschont hatte, ist jetzt in der hiesigen Gegend aufgetreten. Heimgesucht wurde von ihr in Lauterbach der Sohn eines Wirtschafts besitzers nach der Rückkehr von der Wanderschaft, die ihn durch Westfalen, das Ruhrgebiet und das Rheinland geführt hatte. Bekanntlich war in verschiedenen Orten des Ruhrgebiets die Genickstarre epidemisch aufgetreten. Es ist also augenscheinlich eine Ansteckung anzunehmen. Zur Verhütung der Weiter verbreitung sind die umfassendsten Maßregeln getroffen. — Taubenheim. Ein großer Krawall entstand am Montag im Ortsteil Wassergrund. Dort hatte sich in der Nähe eine größere Zigeunerbande gelagert. Die Zigeuner, die schon seit Wochen die Umgegend unsicher machten, sollten des Orts verwiesen werden, und waren zu diesem Zwecke drei Gendarmen erschienen. Als man die Entfernung der braunen Gesellen mit Gewalt vornehmen wollte, setzten sich diese zur Wehr, und die Beamten kamen gegenüber der großen Ueber- macht in eine bedrängte Lage. Um Hilfe herbeizurufen, gab die Kuhnesche Ziegelei Signale mit der Dampspseise, worauf die Feuerwehren von Taubenheim und Oppach am Platze er schienen, die denn auch bald an die „Aufräumungsarbeiten" gingen; doch sollen diese nicht ganz glatt abgelaufen sein. Mit verstärkten Kräften wurde dann die ca. 40 Köpfe starke Bande bis auf einige ihrer Mitglieder, denen es gelang, zu entweichen, in das Amtsgerichtsgefängnis Neusalza transpor tiert. Der Vorgang erregte am Tatort großes Aussehen; auf die Alarmsignale hin hatte sich eine nach Hunderten zählende Menschenmenge eingefunden. — Wurzen. Gestern wurde an einem Bahnübergang auf Dehnitzer Flur von einem Eisenbahnzug ein Erntewagen des Gutsbesitzers Thalemann aus Dehnitz überfahre«. Th. und ein Pferd wurden getötet, ein Knecht wurde schwer ver letzt, das zweite Pferd trug ebenfalls schwere Verletzungen davon. Der Wagen wurde zertrümmert. — Oschatz. Eine bedeutende Vergrößerung deS Oschatzer Lehrerseminars ist vollendet worden; die neuen Räume wurden nunmehr dem Gebrauch übergeben. Unweit des zur Gewin nung vorzüglicher Lehr-, Schlaf- und Waschsäle umgebautcn Hauptgebäudes befindet sich der sechs Uebungsschulzimmcr, Lehrer- und Lehrmittelzimmer, ein großes Lehrzimmer für Physik, Säle für Zeichen-, Gesangs- und Handfertigkeitsunter- Der Geliebte'wär hmeiügewandert in die Fernen. Ob sie ihn je wiedersah? Das war das eine! Und dann: Wenn er wiederkam, wer sagte ihr, daß auch er sie liebte? lind wenn er sie liebte — ein inniges Glücksgesühl durchzitterle bei dieser Möglichkeit ihre Seele — die Hoffnungslosigkeit blieb dieselbe; denn zwischen ihrer Liebe stand der Haß des Vaters. — Er würde nie, nimmer — wahnwitziger Gedanke! — die Hand seines einzigen Kindes in die eines Dornberg legen. Nie!! War es da nicht das beste, dieser hoffnungslosen Liebe zu entsagen, sie tief einzuschließen in des Herzens verborgensten Winkel? Gewiß! Mochte das Herz auch brechen, — Sich gegen den Willen des Vaters aufzulehnen, kam ihr nicht in den Sinn. Das waren die Gedanken, die in wilder, jagender Hast durch ihre Seele zogen. Und im wehen Gefühl ihrer hoffnungslosen Liebe sank sie ins blühende Heidekraut und ließ den brennenden Tränen freien Lauf. So fand sie Fritz Dornberg. — Als er am frühen Morgen dem biederen Jensen die Hand zum Abschied geschüttelt hatte, war er nach kurzer Wanderung unschlüssig stehen geblieben. Von einer Anhöhe schaute er den gekommenen Weg zurück. Dort lag die gastliche Lehmhütte Jensens und dort, weiter hinaus - er überschattete die Angen gegen die blendende Sonne und strengte das scharfe Ange an — dort verschwamme» die Umrisse eines anderen von hohen Bäumen umgebenen Gebäudes. Das mußte Erich Karstens Haus sein. — Dort wohnte Dora Karstens!! — Er überlegte eine ganze Zeit. — Sollte er umtehren und Karstens zu einer Erklärung auffordern, warum er ihm gestern so feindselig entgegcngetrcteu? Mein Gott, der Mann mußte für diese Haltung doch seine Gründe gehabt haben, ganz erhebliche, tiefliegende Gründe! Aber bald darauf ver. warf er den Plan ebenso schnell, wie er ihn gefaßt hatte. — Es wäre ja nutzlos gewesen. Karstens Hütte ihm ganz sicher die Tür gewiesen. Dann hätten des Mannes Blicke nicht mit solchem unversöhnlichen Haß auf ihm ruhen müssen. Gewiß, er konnte gewaltsam eine Erklärung fordern, er war als Ehrenmann dazu berechtigt, aber nm Doras willen wollte er den damit unvermeidlich verbundenen Eklat veuneideu. -
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