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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 20.09.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191109209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19110920
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19110920
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-09
- Tag1911-09-20
- Monat1911-09
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(Frankenberg). 6. «Lobet den Herren", Motette von C. Stein, Leiter: Herr Airchenmusikdirrktor Sühnel (Zschopau). 7. Amt ltch« Mitteilungen. 8. Schlußgesang: «Hilf fernerhin, mein treuer Hort", wach der Versammlung findet '/,! Uhr ein gemeinschaftliche- Mahl statt. Nach dem Mahle gesellige- Beisammensein. Dit Hertftferte» beginnen mit dem letzten Sonnabend im September und endigen mit dem zweiten darauffolgenden Sonntage, währen also vom 30. September bi- mit 8. Ok tober. DieSerien fallen somit dieses Jahr auf den nach den gesetzlichen Bestimmungen letztmöglichen Termin. — In den Landgemeinden, die nur drei Wochen Sommerferien haben, dauern dir MichaeliSserien zwei Wochen. f* Grtz-Hnug des Zinsfußes. Die Reichsbank erhöhte den Diskont von 4 auf 5 Prozent, den Lombardzinsfuß von 8 aus 6 Prozent. f Die S. ordentliche Evaugelisch-lnthertsche LaadeS- synode, die von den in Evangelicis beauftragten Staats- ministern für Mittwoch nach Dresden einberufen worden ist und ihre Plenarsitzungen im Sitzungssaal« der Zweiten Kammer des Ständehauscs abhalten wird, wird sich vor Be ginn ihrer Arbeiten in der evangelischen Hofkirche zu einem Gottesdienst versammeln, bei dem Herr Oberhofprediger Vize präsident drS Evangelisch-lutherischen Landeskonsistoriums Dr. Dibelius (Dresden) die Predigt hält. Die feierliche Eröff nung der Synode erfolgt mittags in besagtem Sitzungssaale durch Se. Exzellenz den Herrn Kultusminister Dr. Beck. Danach übernimmt Se. Exzellenz Herr Wirkt. Geheimer Rat D. Graf Otto Vitzthum v. Eckstädt (Dresden) als ältestes Mitglied der Synode deren Vorsitz und leitet die Wahl des auS einem Präsidenten, einem Vizepräsidenten und zwei Sekre tären bestehenden Direktoriums. Die Wahl des Präsidenten wird voraussichtlich wieder auf Se. Exzellenz Herrn Wirkt. Geh. Rat D. Graf Vitzthum v. Eckstädt fallen, der dieses Amt bereits in der 8. ordentlichen und in der außerordent lichen Synode 1909 innehatte. Nach der Direktorialwahl geht die Verpflichtung des Direktoriums durch das Zweit älteste Synodalmilglied vor sich, worauf dann der Präsident die einzelnen Synodalen verpflichtet. Die Synode besteht auS 77 Mitgliedern, von denen 35 dem geistlichen Stande und 42 weltlichen Ständen angrhören. 29 geistliche und 36 weltliche Synodale haben ihr Mandat durch Wahlen erhalten, 10 Synodale sind von den in Evangelicis beauftragten Herren StaatSministern in die Synode berufen worden; ferner dele giert dir theologische und die juristische Fakultät der Uni versität Leipzig je eines ihrer Mitglieder in die Landes- synodr. j Die Maul? ««d Klavevkettche ist am 15. September im Königreich Sachsen in 247 Gemeinden und 76'7 Gehöften amtlich festgestellt worden. Am 1. September war der Stand 231 Gemeinden und 549 Gehöfte. f Die sächsische Regieraug »ad Sie Viehhändler. Dir sächsischen Viehhändler hatten sich an die sächsische Regierung gewandt und gebeten, die Einrichtung von Beobachtung«- gebieten bei Ausbruch von Maul- und Klauenseuche fallen zu lassen, weil sie sich zur Bekämpfung der Seuche nicht be währt, den Händlern und Viehbesitzern aber unermeßlichen Schaden zngesügt haben. Dafür wurde die Einrichtung ".ng- begrenzter Sperrgebiete empfohlen. Auf diese Eingabe der sächsischen Viehhändler hat jetzt das Ministerium geantwortet, es trage Bedenken, mit Rücksicht auf die gemachten Erfah rungen dem Gesuch zu entsprechen, wobei noch zu berück- s Im Dunkel. Roman von Reinhold Ortmann. 88 «achMRL virbokn.) . 18. Kapitel. Die Wirtschafterin haue dem Detektiv bei seiner Heim kehr nicht gesagt, daß er von jemandem erwartet werde, rnd es war darum wohl begreiflich, wenn er in äußerster Ueberraschung auf der Schwelle seines Arbeitszimmers stehen blieb, als er die schlanke, dunkle Frauengestalt er kannte, die sich aus einem der Sessel erhoben hatte. „Fräulein Brüning — Sie!" „Ja, ich bin es. Geradeswegs vom Bahnhof kam ich hierher zu Ihnen." „Aber wie ist das möglich? Sind Sie denn überhaupt nicht in Denver gewesen?" „Doch, ich war da. Aber nach einem Aufenthalt von kaum zwei Stunden bin ich wieder abgereist, weil ich Ihnen persönlich Mitteilung machen wollte von der Ent deckung, die mir beschieden war " „Eine Entdeckung? — Sie haben dort unten also doch eine Spur ihres Bruders gefunden?" „Eine Spur von ihm? Nein! Aber ich meine jetzt mit voller Bestimmtheit, daß nicht er es gewesen ist, der jenen Abschiedsbrief an meine Schwägerin gesandt hat." „Und woher konnte Ihnen innerhalb dieser winzigen Zeitspanne solche Gewißheit kommen?" „Ich würde Ihnen antworten: durch einen Zufall, wenn ich nicht nachgerade dahin gekommen märe, in diesen Fügungen des Schicksals mehr als bloße Zufälligkeiten zu sehen. Ich empfinde sie vielmehr als ein Walten der Vorsehung, die gnädig genug sein wird, uns zu dem er sehnten Ziele zu führen." Auf seine stumme Einladung hin hatte sic sich wieder gesetzt, Lexow aber war neben ihrem Sessel stehen ge blieben, und sie mochte den Blick, mit dem seine Augen auf ihrem schönen Antlitz ruhten, lediglich für einen Aus- druck erwartungsvoller Spannung nehmen, da es ihr sonst doch vielleicht schwer gefallen wäre, ihre vertrauensvolle Unbefangenheit zu bewahren. „Und dies Walten der Vorsehung?" fragte er ohne Spott. „Wie hat es sich offenbart?" »Lassen Sie mich erzählen I Wir hatten auf das aus drückliche Verlangen meiner Schwägerin die Reise ohne jede Unterbrechung zurückgelegt, und meine Begleiterinnen waren bei der Ankunft so erschöpft, daß sie sich sofort zur Ruhe begeben mußten. Ich aber fühlte keine Müdigkeit, und als auf mein Klingeln eines der Zimmermädchen erschienen war, um mir irgendeine Handreichung zu besorgen, ließ ich mich in ein Gespräch mit ihr ein — in der schwachen Hoffnung, vielleicht schon in dieser ersten Stunde etwas über meinen unglücklichen Bruder zu erfahren. Sie wußte natürlich nichts von ihm; aber der Name Brüning, den ich ihr genannt hatte, schien sie nachdenklich zu machen, und als ich forschte, ob sie ihn vielleicht schon einmal gehört hatte, kam ihr plötzlich die Erinnerung. Ja, sie kannte ihn; aber sie hatte ihn nicht gehört, sondern vor einer Reihe von Tagen auf dem Umschlag eines Brieses sichtig«» sei, daß es sich nicht allenthalben um Sondrrvor- schristen für daS diesseitige Staatsgebiet, sondern vielmehr teilweise um Bundesratsbestimmungen handelt, für deren ein seitige Aufhebung oder Abänderung die sächsische Staats- regierung nicht zuständig ist. f Die höchste» »aö die niedrigsten Aletschpretse ta Sachse«. Eine lehrreiche volkswirtschaftliche Studie über die Bewegung der Fleischprrise in verschiedenen sächsischen Ge meinden hat das Statistische Landesamt zusammengestellt. Nach den Ermittelungen dieser Behörde kostete das Schweine fleisch pro Kilogramm in Dresden 1,94 Mark. Am billigsten stellte sich der Preis des Schweinefleisches in Meißen, näm lich auf nur 1,40 Mark. Zwischen den beiden größten Städten SachsenS, Dresden und Leipzig, bestand ein Preisunterschied von 44 Pfg. für das Kilogramm. ff Wohltätigkeit« Geldlotterie des «Vereins mr Be kämpfung der Schwindsucht in Chemnitz. Am 1. Aehungs- tag wurden folgende größere Gewinne gezogen: 5000 Mark auf Nr 138879, 500 Mark auf Nr. 120525, 200 Mark auf Nr. 49214 49562 88961 89269 129451 138389, 100 Mark auf Nr. 51420 55171 80737 89703 93908 137039. (Ohne Gewähr.) ff Einweihung der M«-erwalderholu«gSstStte bet Averswalde. Ihre Königl. Hoheit Prinzessin Johann Georg wird nächsten Freitag mit ihrem Hofstaate zum Be such auf Schloß Lichtenwalde eintreffen und sich von dort am Sonnabend vormittag nach Oberlichtenau begeben zur Einweihung der Chemnitzer Kinderwalderholungsstätte. Der Einweihungsfeier werden ferner Se. Exzellenz Oberst marschall Graf Vitzthum von Eckstädt auf Lichten walde mit Frau Gemahlin und möglicherweise auch der Mi nister des Innern, Se. Exzellenz Graf Vitzthum von Eckstädt, Dresden, beiwohnen. Für die Chemnitzer Teil nehmer an der Weihefeier fährt Sonnabend früh 9 Uhr 55 Min. vom Hauptbahnhofe zum ersten Male ein Zug nach dem für die Kinderwalderholungsstätte kurz vor Oberlichtenau errichteten neuen Haltepunkte „Kinderwalderho lungsstätte Chemnitz" und trifft dort 10 Uhr 4 Min. ein. In etwa zehn Minuten gelangt mau von diesem Halte punkte aus, zunächst auf hoher Holzbrücke die Gleise der Chemnitz-Rieiaer Linie überschreitend, bequem nach der An stalt, wo ^11 Uhr die Weiheseier beginnt. Sie besteht in einer Begrüßungsansprache des Herrn Regrerungsrats Dr. Oertel, einem Weihespruch deS Superintendenten Jentsch, einem Vortrage des stellvertretenden Vorsitzenden, Herrn Dr. weck. Thiele, über „Die Bewahrung der Jugend vor der Tuberkulose" und in Mitteilungen des Herrn Stadtbaumeistcrs Luthardt über die bauliche Anlage d^r Erholungsstätte. Die Feier wird umrahmt von Gesäugen des Chores der Höheren Mä'ochenbildungsanstalt. Für die Rückfahrt der Chemnitzer Teilnehmer wird nm 12 Uhr 7 M!n. auf der Station Kinderwalderholungsstätte ein Zug nach Chemnitz bereitstehen. Die Gemeinde Auerswalde wird Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Johann Georg bei der Fahrt zur Weihefelcr an der Flurgrenze Auerswalde feierlich begrüßen. . " * * j-n. Nieder- und Oberltchtrnsa. Am vergangenen Sonntag fand zwischen dem Turnverein N'.ederlichtenau und dem Turnverein Oberlichtenau ein Vereins-Welt- Staffett-Laufen statt. Dir. Strecke betrug vier Kilometer zwischen Gasthof Oberlichtenau und Gasthof mühle in Ebersdorf. Als Sieger ging der Turnverein „Turnerbund" Riederlichteyau mit einem Borsprung vor. 22 Sekunden (150 Meter) hervor. Niederwiesa. AuS den letzthin abgehaltenen Ge« meinderatsfitzuugen ist folgende- zu berichten: Der Ge meinderat nimm. Kenntnis von der Veranstaltung einer Aus stellung in Freiberg, von dem Ergebnis der bisherigen Verhand lungen beim Ankauf von Wafferqurllen, von dem befriedigenden Er gebnis der Gemeindekaffen-Revtston und von der ablehnenden Stellungnahme deS Bezirksausschusses wegen deS Ankauf» der Hellerscheu Grundstücke. Bon wetteren Maßnahmen in dieser Angelegenheit foll zunächst bis nach einer noch zu erfolgenden Aufklärung deS Herrn Sachverständigen Abstand genommen wer den. Hieraus wurden verschieden« weniger wichtige Beschlüsse deS Bau-AuSschusseS, sowie die Bildung eine» Tuberkulose-AuSschusseS im Anschluß an den bereits bestehenden OrtSgesundheitS-AuSschuß gutgeheißen. Dem Tuberkulose-Ausschuß sollen außer dem Kranken- kassen-Vorsitzenden auch die hiesigen Lehrer angehören. Während die Beschlußfassung über die Gewährung von Sttllprämien aus gesetzt wurde, wurde der Beitritt der hiesigen Gemeinde zum Pen- sionSkassen-Verband für Gemeistdebeamte und die erbetene Be willigung eines Ehrenpreises anläßlich der in Frankenberg statt findenden Beztrks-Jung-Geflügelschau abgelehnt. Genehmigung fanden mehrere vorgetragenc Steuergestundungsgesuche, ferner ein solches bezüglich der zu zahlenden Anliegerleistungen und auf Vor schlag deS VersassungS-AuSschusseS gegen 1 Stimme der Entwurf zum neuen OrtSstatut. — Chemnitz. Dem Verwaltungsbericht der Stadt Chemnitz für 1910 sind folgende interessante Angaben zu entnehmen: Die Geschäftslage hat sich, wenn auch nur all mählich, gehoben. Das traf nicht für alle Wirtschaftszweige gleichmäßig zu, cs waren aber Beschäftigung und Absatz im allgemeinen gut. Notstandsarbeiten wurden von Ende Januar bis Ende März durchgeführt und kosteten 32 000 Mark. Die Einzahlungen bei der städtischen Sparkasse und ebenso die Einlegerguthaben sind mehr als im Vorjahr gestiegen. Die Einschätzung zur Einkommensteuer ergab als Durchschnitts einkommen der Steuerpflichtigen 1868 Mark gegen 1857 im Jahre 1909. Die Straßenbahn beförderte 25,1 Millionen zahlende Fahrgäste, 2,8 Millionen mehr als im Vorjahr. Die Bautätigkeit stieg weiter; Baugenehmigung wurde erteilt für 323 Wohnhäuser und 27 Fabrik- und Gewerbe-Anlagen. Die Zahl der leerstehenden Wohnungen betrug 1,78 Prozent gegen 1,61 Prozent im Vorjahr. Der auf den Kopf der Bevölkerung berechnete Fleischverbrauch stieg voll 49,99 auf 50,71 Kilogramm; es stiegen aber auch erheblich die Preise für Rind-, Kalb- und Schaffleisch. — Chemnitz. Der Chemnitzer Lehrergesangverein wird im Jahre 1912, einer an ihn ergangenen Einladung folgend, eine Sängerfahrt nach Hamburg unternehmen und sowohl in Hamburg wie auf der Heimreise in Berlin je ein Konzert unter Leitung des Kirchenmusikdirektors Prof. Mayer- Hoff geben. — Fraukettfteiu. Montag früh gegen 4 Uhr brannte im benachbarten Wegefahrt das Gut des Gutsbesitzers Ernst Hubrich nieder. Es sind 10 Schweine mit verbrannt. In kaum einer Viertelstunde waren alle vier Gebäude des Gutes vernichtet. — AugustttSbttrk. Die hiesige Bürgerschule ist wegen den unter den Kindern auftretenden Krankheiten am Sonn abend auf 14 Tage geschlossen worden. — In Vorfschellen- bcrg wurde ein Evangelischer Arbeiterverein Leubs dorf-Marbach und Umgebung gegründet. — Freiberg. Einen plötzlichen Tod erlitt der Ober- telegraphenleitungsausseher Heinrich Weise hier. Er fiel bei seiner Arbeit plötzlich um und mit der Schläfe auf einen harten Gegenstand, wodurch ihm eine blutende Wunde bei gebracht wurde. Der Arzt konnte nur den Tod feststellen, der durch Herzschlag eingetreten war. — ErbisSorf. Ein betrübender Unglücksfall, durch den gelesen — eines Briefes, der an Mrs. Ellen Brüning in Neuyork gerichtet gewesen war. Sie können sich denken, wie stürmisch 'mir das Herz bei dieser Mitteilung klopfte. Um das Mädchen nicht stutzig zu machen, gab ich mir den Anschein, als ob die Sache keinen sonderlichen Wert für mich hätte; aber ich forschte doch weiter, und was ich nach und nach herausbrachte, war folgendes. An einem Tags, den sie mir nicht mehr genau bezeichnen konnte, war eine auffallend schöne junge Dame in Begleitung einer schwarzen Dienerin in dem Hotel abgestiegen, wo sie zwei der besten Zimmer bezogen hatte. Sie nannte sich Mrs. Lindsay, aber das Mädchen war überzeugt, daß dies nicht ihr richtiger Name gewesen sei. Nach ihrer Aussprache des Englischen hielt sie sie für eine Französin oder Italienerin und nach ihrem Aussehen für eine Dame vom Theater. Die Fremde war von der Reise oder aus irgendeinem anderen Anlaß etwas angegriffen, so daß sie zwei Tage lang das Zimmer hüten mußte. Sie lag nebenan im Bett, während das Mädchen am zweiten Tage den Salon aufräumte. So hatte die Neugierige Gelegenheit, die im Salon umhergestreuten Gegenstände einer genaueren Musterung zu unterziehen, und dabei fiel ihr auch jener auf der Platte des Schreibtisches liegende verschlossene Brief in die Augen, der ohne jeden Zweifel kein anderer gewesen ist, als das an seine Frau gerichtete angebliche Abschiedsbillett meines Bruders. Sie würde sich, wie sie sagte, die Adresse vielleicht weniger genau eingeprägt haben, wenn nicht plötzlich die schwarze Zofe hereingestürzt wäre, um — offenbar auf ausdrücklichen Befehl ihrer Herrin — den Brief wegzunehmen und in das Schlafzimmer zu tragen. — Vierundzwanzig Stunden später reiste die an gebliche Mrs. Lindsay wieder ab, ohne daß man im Hotel erfahren hätte, zu welchen: Zweck sie sich in Denver auf- gehalten habe. — Da es nun keinem Zweifel unterliegen kann, daß sie mit dem Verschwinden meines Bruders in irgendeinem Zusammenhang steht, und da mein eigener Scharfsinn nicht ausreicht, die Art dieses Zusammenhangs zu erraten, faßte ich auf der Stelle den Entschluß, nach Neuyork zurückzukehren, und Ihnen von meiner Entdeckung Mitteilung zu machen. Glauben Sie, daß sie uns dazu verhelfen werde, Licht in dies schreckliche Dunkel zu bringen?" Mit dem Ausdruck höchster Spannung sah sie zu ihm auf, und es mochte sie ein wenig enttäuschen, daß er einer direkten Antwort auf ihre letzte Frage auswich, wie sich auch in seinen ernsten Mienen nichts von dem Erstaunen spiegelte, das sie durch ihre Erzählung hervorzurufen ge glaubt hatte. „Hat Ihnen das Mädchen auch eine Personal beschreibung jener vermeintlichen Schauspielerin gegeben?" fragte er nur. „Hat sie Ihnen vielleicht gesagt, daß sic auffallend schönes, rotblondes Haar und dunkle Augen hatte?" »Ja —ja — genau dasl Mein Gott, Sie missen also bereits von diesem Mädchen?" „Ja, ich kenne sie. Und wenn ich auch bisher nicht wußte, daß sie zur Absendung jenes gefälschten Briefes benutzt worden ist, so hatte ich doch schon seit mehreren Tagen die Gewißheit, daß sie eine Vertraute und Mit- j schuldige des Mannes sei, der den Anschlag gegen Ihren I Bruder ersonnen hat." „Das war Ihnen bekannt? Aber dann sind wir ja am Ziel. Was kann uns dann noch abhalten, die Elenden der Gerechtigkeit auszuliefern, damit man sie zu einem Geständnis zwinge?" Hubert von Lexow starrte ein paar Sekunden lang ins Leere, dann erwiderte er langsam und mit einer gewissen Feierlichkeit, wie sie seinem Wesen sonst nicht eigentümlich war: „Hören Sie mich an, Fräulein Brüning l Sie haben mir bis zu diesem Augenblick trotz aller scheinbaren Wider sprüche und Unklarheiten in meinem Verhalten Ihr Ver trauen geschenkt, und jetzt ist der Augenblick gekommen, wo ich Ihnen rückhaltlose Offenheit schuldig bin, wenn ich dieses Vertrauens noch länger würdig bleiben soll. Ich hatte geglaubt, diese Angelegenheit aus eigener Kraft bis zu dem erhofften Ende durchführen zu können: aber es scheint, daß ich meine Fähigkeiten überschätzt habe. Mein letzter Schritt ist ein entschieden unglücklicher gewesen, und ich werde mich vielleicht eines verzweifelten Mittels be dienen müssen, um den Folgen dieses übereilten Schrittes vorzubeugen Aber Sie können das natürlich nicht ver stehen, wenn ich mich nicht deutlicher erkläre. Daß ich von vornherein einen Verdacht auf Ettore Dalbelli hatte, ist Ihnen bekannt. Der Mann hegte ohne allen Zweifel einen Haß gegen Ihren Bruder, und er verbarg ihn hinter der Maske der Freundschaft, weil er hoffte, auf solche Art seinen Rachedurst leichter und gefahrloser befriedigen zu können. Aber so fest ich mich überzeugt hielt, daß er der geistige Urheber des Anschlages gewesen sei, so sicher war ich auch, daß er die Ausführung anderen überlassen hatte. Ich stellte mir darum die Aufgabe, zuerst seine Mitschuldigen ausfindig zu machen und ihnen das Ge ständnis zu entlocken, das ihm selber ohne die erdrückendsten Beweise auch der geschickteste Untersuchungsrichter nimmer mehr entrissen haben würde. Durch allerlei Mittel, die Sie von Ihrem höheren moralischen Standpunkt aus sicherlich auf das schärfste verurteilen werden, suchte ich Dalbellis Argwohn gegen mich zu überwinden und mich in sein Vertrauen einzuschleichen, um auf solche Art vielleicht etwas über seinen Umgang und seine Beziehungen zu erfahren. In dieser Richtung bin ich nun zwar zu nennens werten Erfolgen nicht gelangt, wohl aber habe ich es dahin gebracht, daß ich in meinen Schritten nicht durch sein Miß trauen behindert wurde, und daß er zuweilen die Vorsicht außer acht ließ, die er jedenfalls aufgewendet haben würde, wenn er mich diese ganze Zeit hindurch für seinen Feind gehalten hätte. Ein Zufall hatte mich den einzigen Zeugen entdecken lassen, der die Entführung Ihres Bruders be obachtet hatte, und es war selbstverständlich meine Absicht, diese wertvolle Entdeckung vor Dalbelli geheim zu halten. Die Haltung, die Sie, Fräulein Brüning, bei unserer ersten, auf der Straße stattgchabten Unterredung gegen mich einnahmen, und die Wahrnehmung, daß Dalbelli unsere Begegnung beobachtet hatten, zwangen mich jedoch, meins Absicht zu ändern." - (Fortsetzung folgt.)
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