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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 17.01.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191501173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19150117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19150117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1915
- Monat1915-01
- Tag1915-01-17
- Monat1915-01
- Jahr1915
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befand sich ein solche- Kommando, aus einige»« Landwehr- kompagnien und einer Schwadron Landwehrhusaren be stehend. In letzter Zeit hatte man unter biesm Etappen truppen eine lebhafte Bewegung bemerkt. Es trafen an den Hauptpunkten Verstärkungen ein, denn von Süden her drohte dieser Rückzugslinie der Deutschen durch die Truppen Bourbakis und Cremers große Gefahr. Schon mehreremal hatten diese Truppen versucht, die Etappen linie zu durchbrechen. Jeanne begrüßte ihre Heimatstadt mit inniger Freude. Wenn auch die liebliche Gegend ringsum, die Weinberge, die Felder und Wälder von tiefem Schnee bedeckt waren, so übte die anmutige Landschaft selbst in dein starren Winterkleide einen erfreuenden und beruhigenden Einfluß auf ihr Gemüt aus, daS in den lebten Monaten so manche Erschütterung und Aufregung erfahren hatte. Chateau St. Agathe, das Besitztum von Jeannes Eltern, lag vor dem südlichen Tor der Stadt, sich an lehnend an eine sanfte Anhöhe, die von einem herrlichen, meilenwetten Wald gekrönt wurde, während die nach Südwesten blickenden Abhänge freundliche Weinberge be deckten, die sich bis an die große Straße und die Seine herab zogen. Von den Fenstern St. Agathes genoß man einen weiten Blick über daS Seinetal und die altertümliche Stadt. Die von Wald und Weingärten bedeckten Höhen- rüge mit zahlreichen Chateaus und Landhäusern schlossen die Fernsicht nach Westen und Norden ab. Die Reise hatte Jeanne doch wieder etwas angegriffen, so daß sie die nächste Zeit in Aller Zurückgezogenheit auf Chateau St. Agathe zubrachte. Auch das Weihnachtsfest und der Neujahrswechsel gingen still vorüber. Sonst hatte man die Feste in Gesellschaft von Freunden und Ver wandten gefeiert, dieses Jahr war aber zu solchen Ver gnügungen nicht angetan. In Chatillon langten von Tag zu Tag mehr deutsche Truppen an, und Gerüchte durch schwirrten die Einwohnerschaft der Stadt und Umgegend, daß Bourbaki und General Cremer mit ihren Scharen nahten, um die Rückzugslinie der Preußen zu durchbrechen. „Wenn ich diese Wendung der Dinge oorausgesehen hätte", sagte Herr de Parmentier einige Tage nach dem Jahreswechsel, „dann hätte ich dich und Maina doch in Pfalzburg gelassen. Dort hättet ihr das Ende des Krieges abwarten können, der jene Gegend nicht mehr beunruhigen wird. Wer weiß, ob wir hier nicht noch ernste Kämpfe erleben." „Unser Platz ist bei dir, mein Vater", entgegnete Jeanne ernst, „und in unserem unglücklichen Vaterlande. Wenn unsere Armee den Feind in der Tat von hier ver treibt, wenn Chatillon der Schauplatz von Kämpfen werden sollte, dann harren unserer hier heilige Pflichten. Es wäre eine Schmach, sollten wir uns diesem entziehen." Herr de Parmentier strich sanft und zärtlich über den braunen Scheitel seiner Tochter. „Du bist mein mutiges, starkes Mädchen", sagte er mit bewegter Stimme. „Ich denke an meinen Bruder, mein Vater, und schäme mich, daß ich so gar nichts für das bedrängte Vaterland tun kann." „Du hast für Frankreich dein Blut vergossen, mein Kind. Wer wollte mehr von dir fordern?" Jeanne senkte das Haupt, wahrend eine heiße Blut welle ihre Wangen überflutete. Ihr Vater, wie alle, mit Ausnahme des alten Kapitäns, glaubten, daß eine preußische Kugel Jeanne verwundet habe. Jeanne wagte nicht diesen Gedanken zu zerstören. Und doch schlich sich ein leises Schamgefühl in ihr Herz, wenn sie daran dachte, daß sie nicht Mr ihr Vaterland geblutet, sondern baß sie die Wunde empfangen, als sie einen Feind ihres Vater landes beschützte. Sie erwiderte ihrem Vater nicht, sondern trat an das Fenster, gedankenvoll in die ver schneite Landschaft hinausblickend, auf die sich bereits die Schleier des Abends langsam niedersenkten. Hinter den westlichen Bergen versank die Sonne. In flammender Glut strahlte der Himmel und warf blutigrote Reflexe auf die weiße Schneedecke. Vom Sienlt unlrrer sskldprediger (Ein Bries aus dem Felde, zur Veröffentlichung zugelaffen vom Generalkommando des XII. (1. K. S.) Armeekorps Lieber Freund! Sie wollen gem etwas Näheres über unsere Tätigkeit wissen. Nun, ich habe zur Anfertigung eines 31 — amtlichen Berichte« kürzlich über die ersten 76 Kriegstage Rück' blick gehalten und dabei folgende Feststellungen gemacht: In der genannten Zeit waren 12 Feldgottesdtenste gehalten worden. Die Beteiligung war immer sehr groß; manche Truppen kamen oft von weither dazu marschiert. Eine einfache Feldkanzel «ar meist aufgeschlagen; sie wurde umkleidet mit der schönen Altar- decke au» dem Amtskoffer, der in unserem Wagen mitgenommen wird. Eine Musikkapelle begleitete die kräftig gesungenen Lieder au« unserem trefflichen Feldgesangbuch. Kraft zur Tapfer- kelt und Ausdauer mußte auch die Predigt bringen. Da in letzterer Zett unsere Feldgottesdtenste vielfach durch feindliche Flieger beunruhigt wurden, mußten wir mehr auf Kirchen- gotteadienste zukommen, deren 10 abgehalten wurden. Oft spielte rin Offizier oder ein einfacher Mann da« Harmonium; Orgeln gibt e« hier fast gar nicht. Sin mehrstimmiger Sänger- chor, freiwillig au« dem Kameradenkreise gebil et, verschönte hie und da den Gottesdienst Bei den kurzen 4 Feldandachten schwieg wegen der Nähe de« Feindes meist feder Gesang. Dafür schlugen mehrere Male die Granaten krachend neben uns ein und predigten gewaltiger al« Menschenmund. Während unsere« raschen Vormarsches habe ich auf Wunsch Sr. Exzellenz in 14 Feldansprachen meist vom Pferde herab die neuesten Kriegs- und Siegsnachrichten, mit einem Hinweis auf Gott und Vaterland, bekannt gegeben. Dazu kamen Be grüßungen vorbeimarschierender oder in den Kampf ziehender Truppen. Abendmahlsfeiern können meist nur für die nicht in erster Linie stehenden Truppen in Kirchen abgehalten werden. In der genannten Zeit hatten wir außer der großen Feld kommunion kurz vorm Ausracken 12 Feiern in Feindesland mit über 2000 Teilnehmern. Die Küsterdienste leisteten Unter offiziere, die auch bei den Feldkommunionen (2) den Abend mahlstisch mit Hilfe der Geräte des AmtSkoffer« schön her- richteten. Alle Feiern waren tiefergreifend; Tränen sah man in vielen Heldenaugen. Ganz anders wieder an unseren Verbandsplätzen, wo ich an den 29 Tagen meiner Verwundetenseelsorge selten Träne« sah und Klagen hörte, dafür aber viel Empfänglichkeit und Dank fand für die auf Geduld und Gottvertrauen hinzielenden Trostworte, die helfenden oder Speise und Trank reichenden Handgriffe, die ausgeteilten Postkarten zur Benachrichtigung der Angehörigen, die mitgenommenen Postsachen und die verbreiteten Schriften (Neue Testamente), Losungs- und Betbüchletn usw ) und Blätter (Predigten, Flugblätter usw ), deren im ganzen an Gesunde und Kranke etwa 2500 verteilt wurden und immer noch mehr geschickt und verteilt werden können, so begehrt find sie. 1S Beerdigungen von 56 Toten wurden zumeist an den Verbandsplätzen und bei den Feldlazaretten vollzogen. Die sofort gefallenen Kameraden werden meist von den Truppen selbst an Ort und Stelle beerdigt, da sich eine kirchliche Feier wegen der Nähe des Feindes meist verbietet. Ein Gebet wird an jedem Soldatengrab gesprochen. Nach Verlauf der 76 Kriegslage wurde auch unserer Division ein kriegsfrciwilliger Feldprediger zugeteilt. Da wir auch die nicht der Dioikon unterstellten rückwärtigen Ver bindungen wie Kolonnen, Fltegerabteilungen, Feldlazarette usw. bedienen, habe ich diese Unterstützung mit Freuden begrüßt. Doch über unsere gemeinsame Arbeit ein andermal. Für heute beste Grüße aus dem Felde und ein herzinnige» Gott befohlen! von Ihrem treuergebenen Felddivtstonspfarrer --Gr- Des ksilers Sonntag sn der jfront So ist ein Aufsatz der Chikagoer Zeuung „Tribune" über schrieben, der gerade im englisch sprechenden Ausland, wo man sich jetzt in den rüdesten Schmähungen unseres Kaiser» gefällt, weiteste Verbreitung verdienen würde. Der Sonderbericht erstatter der „Tribune" schildert darin einen Gottesdienst im Felde, den er im Beisein de» Kaiser» erleben durste. Au allem erkennt man: die Persönlichkeit de« Kaiser» übt im Felde in ihrer Schlichtheit und kameradschaftlichen Verbindlichkeit bei allem Ernst und Entschlossenheit womöglich einen noch tieferen
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