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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 09.01.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190101091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19010109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19010109
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1901
- Monat1901-01
- Tag1901-01-09
- Monat1901-01
- Jahr1901
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 09.01.1901
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folgendem Tänzchen veranstaltet, der in allen seinen Teilen einen äußerst gelungenen Verlauf nahm. Die Männerchürr — unter Leitung des langjährigen bewährten Dirigenten Herrn Schuldirektor Schmidt — legten beredtes Zeugnis ab von der Leistungs fähigkeit dieses Vernns. Ferner erfreuten mehrere Sologesänge, Zithervorträge, eine humoristische Szene die Anwesenden, die mit lebhaftem Beifall für die gediegenen Darbietungen nicht kargten. Der Schluß dieses schönen Abends, das Tänzchen, hielt die fidele Sängerschar bis zu früher Morgen stunde beisammen. *— Calluberg. Die Anmeldung der Mili tärpflichtigen zur Rekrutierungs-Stammrolle hat in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar im Rathause hierselbst (bei Herrn Expedient Gehler) unter Vorlegung der Geburts- und Losungs scheine zu erfolgen. Zwickau. Einer der Geretteten vom „Gneise- nau", der Sohn des Bergmanns Markert in Schede-, witz, Matrose Markert, befindet sich zur Zeit auf 14tägigem Urlaub in der Heimat. Den Geretteten ist es verboten worden, Nachrichten bezw. Einzel- heilen über die Katastrophe im Hafen von Malaga an die Presse zu geben. St. Ggi-ien Am 4. d. M. wurde auf dem hiesigen Bahnhof beim Räumen der Abortgruben der Leichnam eines neugeborenen Kindes gefunden. Wer die Mutter des Kindes ist, konnte noch nicht ermittelt werden. Luga». An Stelle des vor einigen Wochen verstorbenen kaufmännischen Direktors Kreil wurde in der Aufsichtsratssitzung des Steinkohlenbauvereins „Gottes Segen" zu Lugau der langjährige Prokurist der Firma Rud. Facius in Lugau, Klöden, gewählt. CberSdorf bei Chemnitz. Am Sonnabend nachmittag verunglückte im Stiftswalde der Arbeiter Thierbach dadurch, daß ihm beim Holzfällen ein stürzender Baum die Hirnschale einschlug. Oederan. Von Zigeunern entführt wurde in Frankenstein bei Oederan — wie die Staatsan waltschaft bekannt giebt — der sechsjährige Sohn des Kutschers Künzel daselbst. Gröditz bei Riesa. In der Stahlgießerei der Aktiengesellschaft Lauchhammer explodierte der Kessel eines Schmelzofens, wobei sieben Arbeiter mehr oder weniger schwer verletzt wurden. Einer von ihnen ist bald darauf gestorben. Pirna. Eine unerhoffte Freude erlebte ein Einwohner von Ranis. Derselbe ließ eine Fuß boden-Reparatur in seiner Wohnung ausführen, wobei ein Beutel aufgefunden wurde, der ein Schuld buch der städtischen Sparkasse mit einem Guthaben von 1500 Mark enthielt. Da diese Summe bereits seit 20 Jahren unberührt bei der Sparkasse steht, so beziffert sich das unerhoffte Weihnachtsgeschenk auf etwa 3000 Mark. Geistesstörung des letzten Besitzers des Wertobjektes ist die Ursache zur Wahl eines so ungewöhnlichen Aufbewahrungsortes gewesen. Mutzschen. Der 19jährige Gutsbesitzerssohn Edwin Wadewitz-Zaschwitz, Soldat des 107. Re giments, der den Weihnachtsurlaub überschritten hatte, erhängte sich auf dem Heuboden in der elterlichen Wohnung. Leutzsch. Am Sonnabend früh fand man die Frau des Schulhausmannes tot, den Ehemann bewußtlos auf. Sofortige ärztliche Hilfe führte zu einer Besserung im Zustande der Mannes. Die Ursache des Unglücksfalles war nicht sofort zu er kennen. Auf dem Ostrttzer Bahnhof suchte ein 13jäh- rigeS armes Mädchen unter einer Lowry nach Kohlen. Da wurde die Lowry fortgestoßen und fuhr ihr ein Bein ab. Aerztliche Hilfe war nicht sofort zur Stelle, sodaß das Kind verbluten mußte. MMt niniWW L im ds Ais ui in ZiMmM« p Mafia vom 7. Januar 1901. Außer den Herren Zscherp und Niehus (ersterer entschuldigt) sind die Mitglieder des Rates und die derzeitigen des Stadtverordneten-Kollegiums sämt lich erschienen. Herr Bürgermeister Steckner eröffnet die Sitz ung gegen Uhr, legt den Zweck derselben klar und geht, .da besondere Wünsche vorher nicht geltend gemacht werden, sofort zur Tagesordnung über. Dieselbe umfaßt als einzige Gegenstände die Durchberatung des Biersteuer-, sowie Vergnügungs steuer-Regulativs. Die einzelnen Paragraphen des Biersteuer- Regulativs gelangen in ihrem Wortlaute zum Voc- trag. Ausnahmslos beteiligten sich die Angehörigen beider Kollegien an der sich anschließenden, weit gehenden Debatte. Schließlich wird das Regulativ nach mehrfach vorgenommenen Abänderungen ein stimmig angenommen und Herrn Bürgermeister Steckner die Ermächtigung zugesprochen, die sich noch als nötig erweisenden redaktionellen Aende- rungen an demselben vorzunehmen. (Die Anführung des Wortlautes der einzelnen Paragraphen, an welchen Abänderungen vollzogen sind, erscheint unzweckmäßig, indem das gesamte Regulativ später doch zur Veröffentlichung kommt. Nur einzelne Punkte aus demselben herauszu greifen, würde für die große Allgemeinheit nicht von Interesse sein). Die sich anschließende Beratung bez. Debatte über das Vergnügungssteuer-Regulativ war eben falls eine weitgehende. Der Entwurf desselben ist in Nr. 4 des „Tageblattes" veröffentlicht worden und daher dem größten Teile der hiesigen Ein wohnerschaft bereits bekannt. Die an dem Regu lativ vorgenommenen h a u p t s ä ch l i ch st e n Aenderungen sind folgende: In 2 (a., öffent liche Lustbarkeiten) ist unter Absatz 1 die Gebühr von außerordentlichen Tanztagen bis nachts 12 Uhr von 8 auf 6 Mark herabgesetzt worden. Absatz 5 erhält folgende Fassung: für Vorträge auf Klavieren, größeren mechanischen und sonstigen Musikinstru menten in Wirtsstuben für den Tag 50 Pfg. bis 2 Mk. Absatz 6 (Schmaus betr.) wird gänzlich gestrichen. In Absatz 7 (Masken- oder Kostümball) wird die zu erhebende Höchstgebühr von 60 Mk. auf 50 Mk. herabgemindert. Den Absätzen 10 und 1l wird bekgefügt: für den Tug. Für Tanzver gnügen (b., Lustbarkeiten von Vereinen vder Gesellschaften in Gast- oder Schank wirtschaften betr.) werden erhoben: 6 Mk. beim ersten, 8 Mk. beim zweiten, 10 Mk. beim dritten und 15 Mk. bei jedem weiteren Vergnügen. Der Absatz 3 erhält dahingehende Fassung, daß er lautet: für ein sog. Schweinschlachten oder größeres Essen bei einer Beteiligung von . mindestens 10 oder mehr Personen 3 Mk. Absatz 4 wird fotzend geändert: für einen Unterhaltungsabend ohne Ball, falls ein Eintrittsgeld erhoben wird, wozu jedoch noch der in 8 3 erwähnte Zuschlag mit zu erheben ist, 8 Mk. Bei Absatz 5 (MaSken- oder Kostüm- ball) wird geändert: 20 bis 40 Mk. Z 3, Absatz 2 erhält den Zusatz: außerdem wird im einzelnen Falle ein Zuschlag von 25 bis 50 Prozent erhoben. Bezüglich der Strafbestimmungen (Hinterziehung der Steuer betr.) ändert man die Sätze folgender maßen: im ersten Falle 2 Mk., im Wiederholungs fälle 4 Mk. und in jedem weiteren Falle 10 bis 20 Mark. Das Vergnügungssteuer-Regulativ wird unter den zum Teil angeführten Aenderungen einstimmig angenommen. Herr Bürgermeister Steckner dantt den beiden Kollegien für die während der Be ratung gezeigte große Aufmerksamkeit und schließt nach Verlesen des Protokolls die Sitzung gegen V4I Uhr. Neues aus aller Welt. P In Berlin leuchtet allnächtlich der Mond auf ein Maß von Elend hernieder, das jedes Herz erbarmen muß. Die Asyle für Obdachlose reichen nicht mehr. Allabendlich müssen Scharen frierender, schlechtgenührter Menschen weggewiesen werden und ihrem Schicksale überlassen bleiben. In den Zei tungen wird vorgeschlagen, die städtischen Turnhallen in Nachtquartiere umzuwandeln. - j- In Hannover hat sich der Bankier Olling erschossen. Man vermutet, das Motiv liege in finanziellen Schwierigkeiten, als den Folgen des jüngsten Bankkrachs. - ß Breslau. In Bielitz brach in dem Grund stück der Firma I. G. Vartholdt Söhne in einer Arbeiterbaracke, in der 16 Personen übernachteten, gegen Mitternacht Feuer aus. 8 Personen konnten sich retten, 7 wurden in völlig verkohltem Zustande als Leichen hervorgezogen. Dse Gefahren des hohen < erlebte ein fideler Sanger in einer Wirtschaft in Schoppershof bei Würzburg. Ihm blieb beim schönsten Jodler der Mund weit offen stehen, er hatte sich die Kiefer ausaerenkt. Auf der Polizeiwache richtete ein Arzt die Kiefer wieder ein. Uattowitz. Auf der Schlackenhalde der Ferdinandgrube bei Kattowitz sind zwei Personen, die auf der Haide vor der großen Kälte Schutz ge sucht hatten, völlig verbrannt aufgefundeu worden. Jedenfalls sind die Beiden durch die Gase betäubt worden, sodaß sie von der ihnen drohenden Gefahr nichts merkten. Die Leichen sind bis zur Unkennt lichkeit verkohlt, sodaß keine Feststellung über die Persönlichkeiten möglich gewesen ist. - ß Teplitz Auf dem Viktoria-Tiefbau- und dem Habsburg-Schacht bei Vrür sind 450 Bergleute ausständig. - s Pest. In der Ortschaft Csehi kam es bei einer Tanzunterhaltung zu einem Kampfe zwischen Husaren und Bauern. Zwei Husaren und vier Bauern blieben tot auf dem Platze. - s Nom. Zum erstenmale ist hier wieder feit mehreren Jahren Schnee gefallen; die Stadt und die Umgebung sind in eine weiße Decke gehüllt. Ada. Roman von * * * «Nachdruck verboten). (8. Fortsetzung.) Vielleicht mochte ein ähnlicher Gedanke auch Hugo für einen Moment gekommen sein, denn als er die ihm zur Begrüßung gereichte Hand der Baronesse — ein Vorzug, den er nie erhofft hätte — an seine Lippen führte, schoß ihm das Blut heiß in das Gesicht. Diese Dame kam und siegte schon durch die Macht ihrer Anmut, ihrer bezau bernden Erscheinung. „Gnädigste Baronesse, Sie sehen mich ein wenig überrascht, Ihr Besuch ist für mich eine so unverhoffte Ehre. Vielleicht haben Sie die Güte, mir mitzuteilen, welchem Umstande ich das Glück verdanke, daß Sie zu mir herabgestiegen sind." Ada sah halb überrascht, halb fragend auf Hugo. War das eine aufrichtig gemeinte Huldigung oder versteckte Ironie? Woher hatte nur dieser Bürgerliche, der Plebejer, das sichere Auftreten eines Gentlemans, die tadellosen Salonmanieren? Auch die Einrichtung des Salons entsprach ganz dem verwöhnten, vornehmen Geschmack der Baronesse; hier verriet keine geschmacklose Ueber- ladung die Sucht des Geldprotzen, sich hervorzu- thun. Hier waltete ein gebildeter Geschmack und das einzige, durch was man daran erinnert wurde, das man sich in der Wohnung eines Millionärs befand, waren einige Oelgemälde, die zu besitzen eben nur die Mittel eines solchen gestatten. „Es ist eine sonderbare Angelegenheit, die mich Lu Ihnen führt, Herr Weichert." Sie zögerte ein wenig und Hugo sah sie er wartungsvoll an. „Ich vermute, gnädige Baronesse, daß Sie mich in meiner Eigenschaft als Hauswirt besuchen, vielleicht in einer Angelegenheit, welche die Woh nung betrifft, die Sie mit Ihrem Herrn Papa und Ihrem Herrn Bruder inne haben? Wünschen Sie Veränderungen, Verschönerungen?" „O nein!" unterbrach ihn Ada. „Wir sind in jeder Hinsicht und mit allem zufrieden. Aber in Ihrer Eigenschaft als Hauswirt will ich Sie allerdings in Anspruch nehmen. Ich möchte Sie nämlich ersuchen, mir, mir persönlich den Betrag der Miete, welchen wir morgen zu entrichten hätten, für die Dauer eines Vierteljahres zu leihen oder vielmehr denselben ohne meines Vaters Wissen bis zum nächsten Quartal zu stunden." Hugo sah die Baronesse lächelnd und über rascht an. „Gnädige Baronesse sind hinsichtlich Ihrer Toilette jedenfalls ein wenig über den Etat ge gangen, den das von Papa gewährte Nadelgeld vorschreibt. Halten Sie sich meiner Diskretion versichert, es macht mich stolz, Ihnen diesen kleinen Dienst erweisen zu können." Ada errötete leicht. „O nein, Herr Weichert, um mich handelt es sich hier nicht, sondern um meinen Bruder. Der selbe hat, wie ja alle jungen Herren seines Standes, noble Passionen, leider aber überschreitet er in dieser Hinsicht mitunter die ihm zu Gebote stehen den Mittel. So auch gestern, er hat gerade diese Summe von tausend Mark im Spiel verloren und fürchtet nun Papas Zorn. Er nahm seine Zuflucht zu mir, da er wußte, daß Papa mir den Mietzins übergebe, um ihn durch den Diener an Sie zu senden. Dieses Auskunftsmittel ist die geniale Erfindung meines Bruders und ich brachte ihm dieses aus schwesterlicher Liebe." Ada glaubte die Unwahrheit, die ihre Erzäh lung enthielt, sich und ihrem Stande dem Bürger gegenüber schuldig zu sein. „Welch eine entzückend liebenswürdige Schwester Sie sind, gnädigste Baronesse, ich beneide Ihren Herrn Bruder um so viel Nachsicht und Opfermut." Ada lächelte über die neue Schmeichelei, die der hübsche, elegante Mann ihr sagte. Fast vergaß sie, daß er kein Adeliger war. „Was die pünktliche Zahlung dieser Summe znm nächsten Quartal betrifft, so seien Sie ganz unbesorgt, Herr Weichert, wir werden im Haushalte 'Einschränkungen einführen, ich werde auf einige neue Toiletten verzichten; jedenfalls werden Sie Ihr Geld pünktlich erhalten und vergessen werde ich Ihnen diesen Dienst niemals!" Ada reichte Hugo bei den letzten Worten ihre kleine Hand, und als er dieselbe küßte, hielt er sie wohl etwas länger an die Lippen, als sonst bei dieser konventionellen Zeremonie üblich ist; die Baronesse errötete, entzog ihm dieselbe jedoch nicht. „Gnädigste Baronesse, ich bitte Sie, sich durch den Gedanken an die Bagatelle, welche Sie mir schulden, nicht inkoinmodieren zu lassen. Ich wäre trostlos, wüßte ich, daß Sie meinetwegen sich auch nur die geringste Einschränkung auferlegen, vielleicht sich gar irgend einenToilettenwunsch versagen würden." Wieder streifte ihn ein verwunderter, über raschter Blick der Baronesse. Dieser Mann hatte so aristokratischen Gesinnunge und eine Art, sich auszudrücken, die Ada unwillkürlich imponierte. „Wie glücklich Sie sind, Herr Weichert, von einer solchen Summe als von einer Bagatelle sprechen zu können, für uns sind tausend Mark schon immerhin von Belang. Wenn der Bruder öfter derartige Summen verspielte, so würde PapaS Einkommewbald nicht mehr zur Deckung auSreichen." Fortsetzung folgt.
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