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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 29.08.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190108290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19010829
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19010829
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-29
- Monat1901-08
- Jahr1901
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 29.08.1901
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f Ni«e lebensgefährliche Astomobil- f«hrt Der Kaufmann Wenzel aus der Lands bergerstraße in Berlin hatte sich von einem Be kannten einen Motorwagen geliehen und machte einen Ausflug nach Tegelort, wo seine Verlobte in der Sommerfrische weilt. Mitten auf der Tegeler Landstraße blieb der Kraftwagen plötzlich stehen und war nicht zum Weiterfahren zu bewegen. Der mit maschinentechnischen Kenntnissen wenig beschwerte Kaufmann „reparierte" nun auf gut Glück so lange an dem Mechanismus, bis das störrische Fuhrwerk plötzlich mit ohrenbetäubendem Geknatter wie toll davonsauste, direkt gegen einen Prellstein, an dem es zertrümmert wurde. Wenzel flog in weitem Argen auf die Straße und erlitt einen doppelten Beinbruch. Eine des Weges kommende Gesellschaft lud ihn auf einen Kremser. In Lachseuried bei Kempten erschlug ein geisteskranker Bauer seine Schwester und zündete dann das Haus und die Scheune an, die völlig niederbrannten. -j- Der Kirchenkonflikt in der Gemeinde Penzig bei Görlitz, dessen Ursache die Versetzung eines in der Gemeinde beliebten Predigers ist, nimmt immer schärfere Formen an. Der jetzt amtierende Geist liche befindet sich in einer höchst peinlichen Lage. Ganz offen wird ihm entgegengetreten, kein Bar bier will ihn rasieren, kein Bäcker ihm Brot ver kaufen, und als vor einigen Tagen Fabrikdirektor Albin Lasch von der Penziger Glashütte gestorben und dessen Beerdigung erfolgen sollte, bekam er im ganzen Ort keinen Wagen, ihn nach dem Trauer- Hause zu bringen, bis er ihn endlich von privater Seite im letzten Augenblick erhielt. Sämtliche Ar beiter sowie das übrige Trauergefolge warteten vor dem Fabrikhof, um sofort umzukehren, falls der Geistliche sich an dem Leichenzuge beteiligte. Da dies nicht geschah, setzte sich der imposante Zug in Bewegung nach dem Friedhöfe, wo mehrere Choräle geblasen und ein stilles Vaterunser gebetet wurde. Aus Reichenbach in Schlesien wird ge meldet: In Seherrswaldau brannte die Heilitzsche Besitzung ab. Eine auf Besuch anwesende Frau Scholz aus Steinseiffen stürzte in die Flammen, um ihr 8jähriges Töchterchen zu retten, doch kamen beide darin um. Arbeiterbewegung. Sämtliche Handschuhmacher in den Haynaner Handschuhfabriken haben die Arbeit eingestellt. Treue. Von Björnstjerne Björnjon. Deutsch von H. Flick. Auf einem Dorfe in meiner Heimat wohnte ein Ehepaar mit sechs Söhnen, welches sich die redlichste Mühe gab, auf einem großen, aber ver fallenen Hofe vorwärts zu kommen. Leider aber machte eines Tages eine verirrte Flintenkugel dem Leben des Mannes ein Ende, und die Frau blieb mit der großen Wirtschaft und sechs Kindern zu rück. Sie verlor jedoch nicht den Mut, sondern führte ihre beiden ältesten Söhne an den Sarg und ließ sie vor der Leiche ihres Vaters geloben, für ihre jüngeren Brüder zu sorgen und ihr zu helfen, soweit es in ihren Kräften stände. Das gelobten sie auch und erfüllten ihr Versprechen, bis der jüngste Bruder konfirmiert war. Dann erachteten sie sich von ihrem Gelübde entbunden. Der älteste Bruder heiratete die Witwe eines Hof besitzers, und der zweite führte bald darauf ihre wohlhabende Schwester heim. Die vier zurückgebliebenen Brüder sollten nun selbständig die Wirtschaft besorgen, nachdem sie bis dahin stets selbst geleitet waren. Es sehlte ihn allen an Mut dazu. Sie waren seit ihrer Kindheit gewohnt, zusammenzuhalten, und thaten es jetzt um so mehr, als sie Hilfe bei einander suchen mußten. Keiner von ihnen sprach seine Meinung aus, ehe er diejenige der übrigen gehört hatte, ja sie kannten kaum ihre eigene, bevor sie einander in die Gesichter gesehen hatten. Ohne daß sie es ausgesprochen, war es eine stillschwei gende Uebereinkunft zwischen ihnen, daß sie sich nicht trennen wollten, so lange ihre Mutter lebte. Diese wollte es indessen anders und bekam die beider: ältesten Söhne auf ihre Seite. Die Felder des Bauernhofes hatten sich durch die verständige Bearbeitung bedeutend verbessert, und außerdem war das Gut durch zugekauste Aecker io sehr ver größert, daß mehr Hilfe zu seiner Bearbeitung nötig wurde. Die Mutter schlug nun vor, die beiden ältesten Brüder mit Geld abzufinden und das Gut zwischen den vier Zurückbleibenden zu teilen, so daß zwei zusammen je eine Hälfte be kämen. Ein neuer Hof sollte aufgebaut und von zwei Brüdern bewohnt werden, während das andere Bcüderpaar bei der Mutter bleiben würde. Von den beiden aber, welche nach dem neuen Hof zogen, sollte einer heiraten, denn sie mußten weibliche Hilfe im Haufe und für das Vieh haben. Die Mutter nannte gleichzeitig das Mädchen, welches sie sich als Schwiegertochter wünschte. Die Brüder hatten nichts dagegen einzuwenden, aber jetzt kam die Frage: Welche beiden sollten ausziehen, und welcher von diesen beiden sollte heiraten? Der Aelteste sagte, er wolle wohl aus ziehen, aber nicht heiraten, und jeder der anderen lehnte es auch ab. Da einigten sie sich mit der Mutter darüber, daß das Mädchen selbst die Entscheidung treffen sollte. Als die alte Frau die Dirne eines Abends am Bache beim Wasserholen traf, fragte sie die selbe, ob sie nicht Lust hätte, als Frau auf den Hof zu ziehen. Das Mädcheu zeigte sich dazu durchaus nicht abgeneigt. Welchen ihrer Jungen sie denn haben möchte, sie könnte kriegen, wen sie wollte. Darüber hatte die Dirne noch nicht nach- gedacht. Dann müßte sie es jetzt thun, denn die Wahl läge in ihrer Hand. Nun, dann könnte sie ja den Aeltesten nehmen. — Nein, ihn könnte sie nicht bekommen, denn er wollte nicht. — Darauf meinte dos Mädchen, dann konnte sie ja den Jüngsten heiraten. — Die Mutter meinte aber, es wäre so sonderbar, daß es gerade der Jüngste sein sollte. — Nun dann den Nächstjüngsten. „Warum nicht den Nächstältesten?" „Ja, warum nicht den Nächstältesten?" antwortete die Dirne, denn an ihn hatte sie immer gedacht, darum hatte sie ihn nicht genannt. Die Mutter hatte gleich geahnt, daß ihr zweiter Sohn und das Mädchen sich gern hätten, als der Aelteste sich weigerte, sie zu heiraten. Der Nächstälteste heiratete also das Mädchen, und der Aelteste zog mit ihm. Wie das Gut nun ge ¬ teilt wurde, erfuhr kein Unbeteiligter. Die Brüder arbeiteten nach wie vor zusammen, bald auf dem einen, bald auf dem anderen Hose. Nach einiger Zeit fing die Mutter an, schwach zu werden. Sie bedurfte der Ruhe und der Hilfe. Die Söhne beschlossen deshalb, ein Mädchen zu mieten, welches schon seit einiger Zeit bet ihnen arbeitete. Der Jüngste sollte sie am nächsten Tage fragen, ob sie zu ihnen ziehen wollte, denn sie meinten, er kennte sie am besten. Er mußte sie aber wohl schon im Stillen geliebt haben, denn er fragte sie so sonderbar, daß die Dirne glaubte, er machte ihr einen Heiratsantrag, und „Ja" ant wortete. Er erschrak furchtbar, ging sofort zu seinen Brüdern und erzählte ihnen, wie es ihm ergangen wäre. Alle vier wurden ernst und keiner wagte das erste Wort zu sagen. Der Nächstjüngste aber sah dem Jüngsten an, daß er das Mädchen wirklich lieb hatte und nur deshalb so erschrocken ivar. Damit war zugleich sein eigenes Los be siegelt, denn wenn der Jüngste heiratete, mußte er Junggeselle bleiben. Das war hart für ihn, denn er hatte selber ein Mädchen, welches er lieb hatte, aber dabei war nun nichts zu thun. Er sagte denn auch das erste Wort, nämlich, daß sie des Mädchens am sichersten wären, wenn sie Frau auf dem Hofe würde. Darauf waren denn auch die anderen Brüder einig und wollten es der Mutter sagen. Die alte Frau war aber inzwischen ernstlich erkrankt. Sie mußten nun warten, bis die Mutter wieder gesund war, und als sie nicht wieder gesund wurde, hielten sie aufs Neue Rat. Nun setzte der Jüngste durch, daß keine Verände rung stattfinden sollte, solange ihre Mutter lebte, denn das Mädchen sollte nur für die Mutter allein sorgen. Dabei blieb es. Die alte Frau lag sechzehn Jahre krank. Sechzehn Jahre pflegte ihre künftige Schwieger tochter sie still und geduldig. Sechzehn Jahre lang kamen die Söhne jeden abend an ihr Bett, um dort eine Andacht zu lesen, und Sonntags fanden sich dazu auch die beiden Aeltesten ein. Sie bat sie oft in diesen stillen Stunden, sich der jenigen zu erinnern, welche sie gepflegt hätte, und sie gelobten es ihr auch. Sie segnete in diesen sechzehn Jahren ihre Krankheit, weil sie derselben so viele Freuden verdankte; sie dankte ihren Kindern bei jedem Zusammensein, und dann kam zuletzt der Abschied auf immer. Als sie tot war, trugen ihre sechs Söhne sie selbst zu Grabe. Es war Gebrauch, daß auch die Frauen mit nach dem Friedhöfe gingen, und dieses mal folgte die ganze Gemeinde, Jung und Alt, Männer, Frauen und Kinder. Zuerst kam der Küster als Vorsänger, dann die sechs Söhne mit dem Sarge und darauf die ganze Gemeinde, die so laut sang, daß man es eine Viertelstunde weit hören konnte. Als die Leiche bestattet war und die sechs Söhne das Grab zugeschaufelt hatten, begab sich der ganze Zug in die Kirche, wo der Jüngste getraut werden sollte. Die Brüder wollten es so haben, weil es im Grunde zusammengehörte. Als das Brautpaar an den Altar trat, sprach der Prediger, dec mein verstorbener Vater war,, über Treue, und er sprach so, daß ich beim Verlassen der Kirche meinte, seine Rede paßte zu den Fjelden und Fjorden und der Größe der ganzen Natur. Die rechte Crbi«. Roman v. I. Pia. Nachdruck verboten. <27. Fortsetzung.^ „Liebste Irma, wer, der Sie kennt, könnte überhaupt schlecht von Ihnen denken! — Doch noch eine Frage: halten Sie es für möglich, daß Kle- mentine bei Ihrem Vater war, bevor Willmers zu ihmkam und nachdem die Aerzte ihn verlassen hatten?" Irma überlegte ein paar Augenblicke. „Nein," sagte sie alsdann seufzend; „sie ist jedenfalls an die Thüre gegangen, zu hören, wie es dem Kranken geht, und dabei wird die Pflegerin, Schwester Marie, ihr gesagt haben, daß er Willmers sprechen wolle." „Schwester Marie ist nicht aus der Kranken stube gegangen?" „O nein! Ich glaube es wenigstens nicht!" „Wissen Sie, wo dieselbe sich jetzt aufhält?" „Ich glaube, sie ist in der Stadt. Sie reiste noch am selben Abend nach Papas Tode ab." Dülzen schwieg. Er sah eine Weile nachdenklich vor sich hin. „Lassen wir dieses unerquickliche Thema fallen", meinte Irma nach kurzer Paus?, es macht mich so unglücklich und der Versuch, das Rätsel zu lösen, ändert ja nichts an der traurigen Thatsache." „O doch; wenn die Baronin Ihnen ihr Haus nicht verschlösse, wäre das für Sie doch etwas ganz anderes! — Was in aller Welt soll aus Ihnen werden? — Was gedenken Sie zu thun?" Alle Farbe wich bei dieser Frage aus ihren Zügen; sie blieb stehen, entzog ihm leise ihre Hand und sah ihn schweigend an. „Irma, man sagt, Sie würden den Oberst heiraten", sagte dann Dülzen mit verschleierter Stimme und leise bebenden Lippen. „Wenigstens versprach ich das meinem Vater." „Werden Sie Ihr Versprechen halten?" Sie sah zu ihm auf. Offenbar war er nicht minder erregt, als sie selbst. Ihre Blicke begeg neten sich; und noch bevor sie ihm antworten konnte, stieß er in leidenschaftlicher Gewalt hervor: „Irma, Gott allein weiß, wie schwer es mir wird, so zu Ihnen zu reden — daß es mir fast das Herz bricht, Ihnen einen solchen Rat geben zu müssen — aber ich darf ja nicht an mich dabei denken! - Ach, Irma, mein Liebling — ich muß es Ihnen sagen, — ich habe alles versucht, daß Klementine mich freigiebt, aber sie will nicht, Irma — sie will nicht! Wenn ich doch arm wäre, nicht Rang und Stellung hätte — das allein ist's ja, wonach es sie verlangt! Ach, Irma, wäre ich frei — frei, Sie heiraten zu können. O, der Gedanke, Sie als Frau eines anderen sehen zu müssen — reißt mir das Herz in Stücke!" Stöhnend schlug er die Hände vor das Ge sicht, daß Irma, ihre Hand auf seinem Arm, mehrere Augenblicke hilf- und ratlos dastand. „Fort mit dieser Schwäche!" stieß Dülzen dann, die Hände sinken lassend, hervor; „ich wollte ja von Ihnen, Ihrem Leben, Ihrer Zukunft reden. — Irma, meinen Sie nicht, daß es das Beste ist, Sie halten Ihr Versprechen und heiraten den Oberst?" „Nein, nein!" wehrte sie heftig ab, „unmöglich! noch heute will ich Ihn bitten, mich meines Ver sprechens zu entbinden. Er liebt ja nicht mich, es verlangt ihn nur nach meinem Geld, um standesgemäß leben zu können. Außerdem habe ich noch einen Grund, den ich Ihnen nicht sagen kann, welcher diese Heirat ganz unmöglich macht! Selbst wenn Sie frei wären — wenn Klementine Ihnen heute Ihr Wort zurückgäbe — ich könnte nicht die Ihre werden. Es giebt nur einen Mann in der Welt, den ich je heiraten kann!" „Doch nicht Der, mit dem ich Sie einst hier im Garten sah?" In stummemSchweigen senkte Irma traurig den Kopf. „Das wäre ja entsetzlich!" stieß Dülzen erregt hervor. „Was kann ein solcher Mensch mit der Tochter des Baron von Steinfels zu thun haben? Welche Rechte könnte er an Sic geltend machen ?" „Ein Recht, welches die Tochter des Barons selbst ihm gegeben hat," erwiderte sie traurig. „Sagen Sie nichts weiter! — Meine' Vergangenheit ist mit eisernen Fesseln an die Zukunft gekettet; ich kann mich nicht von denselben losmachen!" „Und Sic wollen dielen — diesen Mann wirklich heiraten?" „Wenn ich nicht muß, wenn ich unverheiratet bleiben kann, gewiß nicht", entgegnete Irma achsel zuckend, „aber was soll ich thun? — Hier kann ich nicht bleiben, die Baronin mag mich nicht, und allein leben in meinem Alter ? —" „Liebste Irma, das Alleinleben ist jedenfalls noch besser, als sich durch eine unselige Heirat ins sichere Unglück stürzen! — EngagierenSie sich eine Ehrendame, leben Sie in der Stadt, auf dem Lande, wo Sie wollen; so lange Sie unvermählt bleiben, können Sie sich wenigstens Ihr Leben friedlich gestalten." „Daran habe ich allerdings noch nicht gedacht, mir, eine Ehrendame, eine Begleiterin zu engagieren" entgegnete sie sinnend, „das könnte ich wohl thun, wenn — wenn —" Irma sprach den Gedanken nicht aus, sie meinte, wenn sie den Oberst sowohl wie den Mertens los werden könnte. Gab es aber auf der ganzen Welt ein Stückchen Erde, wo diese beiden sie nicht ausfindig machen, wohin sie sie nicht mit ihren lästigen Werbungen verfolgen würden ? (Fortsetzung folgt.)
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