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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 22.11.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190111223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19011122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19011122
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1901
- Monat1901-11
- Tag1901-11-22
- Monat1901-11
- Jahr1901
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 22.11.1901
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als eine wirksame Empfehlung des berühmten Kurortes erweisen wird. *— Die Erbschafts st euer hat dem sächsischen Staate eingebracht im Jahre 1898: 1295675 M. 40 Pf. 1899: 1516 637 . 35 . 1900: 1620689 - 90 - * — Aus dem Fonds zur Unterstützung von im Dienste verunglückten Mitgliedern der Feuer wehren und von Hinterlassenen derselben, sowie zu Beihilfen zur Errichtung und Unterhaltung von Feuerwehren sind in der Finanzperiode 1898/99 gewährt worden: 1918 Mk. Zuschüsse zu Kur- und Verpflegungskosten, 25579 Mk. Entschädigungen für Erwerbsverluste, 9927 Mk. Unterstützungen an Witwen, 7272 Mk. Erziehungsbeihilfen für ver waiste Kinder, 21400 Mk. Beihilfen zur Errichtung und vollständigen Ausrüstung von Feuerwehren, 4000 Mk. außerordentliche Unterstützung an den Landesausschuß für sächsische Feuerwehren. * — Durchschnittspreise der Marsch- fourage. Die nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Glauchau im Monat Oktober, d. I. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Ge meinden resp. Quartierwirten innerhalb der Amts hauptmannschaft Glauchau im Monate Nov. d. I. an Militärpserde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt: für 50 Ko. Hafer 8.93 Mk. für 50 Ko. Heu 4.73 Mk., für 50 Ko. Stroh 2.63 Mk. * — Calluberg. Ein tieftrauriges Vorkomm nis ereignete sich gestern in hiesiger Kirche. Unser beliebter Kantor, Herr Fischer, fiel während der Predigt am Bußtags-Vormittagsgottesdienst in Ohnmacht. Hilfsbereite Personen brachten ihn sofort in ein Nachbarhaus, wo der schnell herbei gerufene Arzt rheumatische Genickstarre konstatierte. Nach zweistündigem Verharren in dem vorüber gehenden Asyl wurde Herr Fischer mittels Geschirres nach seiner Wohnung befördert. Dem so plötzlich Erkrankten wendet sich allgemeine Teilnahme zu. * — Hohndorf. Seit vorgestern hat sich von hier eine Witwe K. aus ihrer Wohnung entfernt. Bis gestern abend konnte dieselbe leider nicht wieder aufgefunden werden. — Wie wir soeben erfahren, ist dieselbe in einem Wassertümpel in der Nähe der Gärtnerei am Schweizerthal tot aufgefunden worden. * — Bernsdorf. Gestern nachmittag stürzte der 8jährige Knabe Kurt Weinhold von einem Heuboden in Hermsdorf herab und war sofort tot. Die Eltern des so plötzlich verschiedenen Knaben sind ob dieses schrecklichen Unglücksfalles untröstlich. * — Rüsdorf. Der frühere Lehmann'sche Gasthof hier, welchen Herr Oeser seinerzeit käuflich übernommen hatte, ist wiederum durch Verkauf in andere Hände übergegangen. * — Mülfen St. Niklas. In der im „WettinerHof" stattgefundenen Generalversammlung der hiesigen Konsumgenossenschaft, welche in noch nie dagewesener Anzahl von Mitgliedern besucht war, zeitigte die Tagesordnung recht lebhafte De batten, besonders bei Normierung des Gehalts für den Lagerhalter in Verkaufsstelle 2, welcher von 4einhalb auf 3einhalb Prozent herabgesetzt wurde. Gewählt wurden wieder als Lagerhalter Paul Roh ner, Kassierer F. Popp, stellv. Vors. E. Mehlhorn, Die Waisen. Roman von Ella Haag. (Nachdruck verboten.) 2i>. Fortsetzung. Von Ilse war ein großes Paket angekommen, das aber die Baronin in Verwahrung nahm, denn die Zeit, wo alle Ueberraschungen offenbar werden sollten, war ja noch nicht gekommen. Wie glücklich machte es Maud, daß Ilse sich verlobt hatte. Ihre Hochzeit sollte in wenigen Wochen stattsinden, un willkürlich kehrten ihre Gedanken wie fast stets in das Haus zurück, aus welchem man sie so grausam gestoßen hatte. Alle hatten eine Heimat, nur sie war ein Wandervogel auf einein fremden Ast. Sie war ja nicht undankbar, gewiß nicht, sie fühlte die Liebe, welche ihr die gütige Dame des Hauses schenkte und erwiderte sie aus aufrichtigem Herzen. Aber das Fest der Familie, Weihnachten, rückte heran, nur wenige Stunden noch und der Christ baum brannte unten in dem behaglichen Wohn zimmer. Dann waren die drei Kinder der Baronin anwesend, was galt dann sie, die Fremde! — Sie hatte einen Vorwand, sich bald zurückzu ziehen, ihre kaum überstandene Krankheit. War diese Krankheit auch wirklich überstanden? Ach, wie konnte etwas aufhören, so lange die Ursache der verheerenden Wirkung nicht gehoben war. Ob sich Paula verlobt hatte? — Einmal hatte Maud an den Onkel geschrieben, aber Frau Ebrot, die eine Aufklärung fürchtete, hatte den Brief uneröffnet zurückgesendet. Lehrer Ebrot befand sich ja in einem vollständigen Irrtum über den Charakter und die Handlungsweise seiner Nichte. Er sah stets durch die Augen seiner Gattin. Man verstand ihm alles so beizubringen, ihn sehend blind zn machen, ihn vollständig in ein Netz voll Lügen zu verstricken. Kontrolleur Thoma« Seiler, stellv. Kontr. H. Griebel, stellv. Schriftführer Bruno Mothes, Beisitzer Arno Pilz. Leipzig. Das Gerücht, daß der flüchtige Bankier Blembel 100000 Mk. mitgenommen hat, bestätigt sich. Blembel benachrichtigte Anfang dieses Monats den Landwirtschaftlichen Kreditverein in Dresden, besten Pfandbriefe er vertrieb, daß er von zwei Berliner Bankhäusern 100000 Mark an den Kreditverein habe überweisen lasten und zwecks Ab lösung einer Hypothek am Sonnabend, den 9. No vember in Dresden erheben werde. Dies ist ge schehen. Die genannten 100000 Mark sind der Erlös anvertrauter fremder, an der Berliner Börse verkaufter Depots. Von dem Flüchtigen fehlt jede Spur. Hohenstein-Ernstthal Bei den Stadtver ordnetenwahlen im Stadtteile Neustadt am Montag siegten zum ersten Male, und zwar mit erheblicher Mehrheit, die Sozialdemokraten. Die Wahlbetei ligung der Ordnungspartei war eine sehr flaue. Sieben Firmen in Wal-Heim haben wegen des mit dem Verkaufe von Schulartikeln verbundenen geringen Verdienstes den Beschluß gefaßt, die Zu gaben wegfallen zu lassen. Die Firma, die ihn übertritt, zahlt 20 Mk. Strafe an die städtische Armenkasse. Plauen i. V. Im benachbarten Dorfe Nöschwitz ist das Herrn Gutsbesitzer Arnold gehörige unbewohnte Bauerngut abgebrannt. Mit verbrannt sind mehrere Kühe, sowie die gesamten Vorräte und das Inventar. Allerlei. Staßfurt. Die Rettungsarbeiten, ausge führt von Freiwilligen, sind sehr beschwerlich. Wieder sind bedeutende Salzmassen niedergegangeu. Der verschüttete Bergmann Schülken wurde als Leiche aufgesunden und zutage gefördert. Von einem zweiten Verunglückten waren die Füße frei gelegt. Es macht fick "m starker Leichengeruch bemerkbar, und man g. > " daher, in unmittel barer Nähe der Verschütteten zu sein. Landbriefträger Müller tötete die 60 Jahre alte Christiane Raimann in Dettersbach bei Sagan durch Beilhiebe und beraubte sie sodann. In Darmstadt ist das erst jüngst eröffnete große Gebäude der dortigen Turngemeinde nieder gebrannt. Zwei Dienstmädchen erlitten den Flammentod, zwei andere Personen verunglückten tötlich. Baku. Aus dem von der Baku-Naphtha- Gesellschaft für 5 Kopeken für den Fuß gepachteten, der Krone gehörigen Terrain in Bibi-Eibad springt eine mächtige Fontaine, welche täglich eine Million Puds Naphtha liefert und da ganze Gebiet, sowie die benachbarten Napgthagruben überschwemmt. Zur Verhütung von Feuer ist die Arbeit einst weilen eingestellt worden. Das herausspringende Naphtha wird vorläufig in Reservoirs der Nobel werke gesammelt. Ehikago Bei dichtem Nebel sind früh auf der städtifchen Hochbahn zwei Züge zusammenge stoßen. Dabei kam eine Person ums Leben, wäh rend 12 Verletzungen erlitten. Ihr zurückgezogenes Wesen, ihr stetes in der Küche Verschwinden war Mauds Wunsch und Willen. Als aber der gutmütige Onkel den von Frau Ebrot so sorgsam verborgenen Schatz dennoch vor die Augen des Mannes brachte, vor dem gerade man ihn ver bergen wollte, da griff die intriguante Frau zu stärkeren Mitteln, und der arglose Manu lobte noch die Selbstverleugnung von Frau und Tochter, die ihm dieses so lange aus Mitleid mit der Argen, verbmg,.:. hatte. Allerdings, in einem Punkt wurde auch er jetzt zum Verbündeten, es hieß der Tochter den Freier zu retten und da Maud so schlecht und undankbar war, so durfte man keine Rücksichten nehmen! Eine Notlüge ist ja erlaubt. Wie viele Menschen retten ihr reines Bewußtsein in diese Sackgasse und wie dehnbar wird ihnen der Be griff — Notlüge. Von all' diesen Dingen hatte Maud keine Ahnung, sie begriff das veränderte Benehmen ihres Onkel nicht und es hatte sie heiße Tbräuen gekostet, daß man ihr nicht einmal erlaubt hatte, von ihm Abschied zu nehmen und die Kinder zum Lebewohl zu küssen. Daß sie Paula Platz machen mußte, das hatte sie allerdings verstanden, denn zu roh und deutlich hatte man ihr in dieser Hinsicht die Wahrheit gezeigt. Aber zu dem furcht baren Weh, Brök verloren zu haben, gesellte sich auch alsbald der innere Vorwurf, dies mitverschuldet zu haben. Man hatte sie eine Kokette genannt, sie errötete noch in der Erinnerung, am Ende war sie auch ihm so verschrieen, ihr Glück, mit ihm sprechen, spielen zu dürfen, hatte sie verwandelt, sie hatte ohne Ueberlegung sich ganz dieser Em pfindung hingegeben und war dadurch vielleicht kokett erschienen, während sie doch nur wahr und unaussprechlich war. Hatte Brök aber einmal diese Ansicht gewonnen, dann gesellte sich zu dieser noch die Beleidigung, daß sie sein Bouquet an Gerichts-Zeitung. Ane. Wegen Wechselfälschungen in elf Fällen, wobei es sich um eine Gesamtsumme von 12 350 Mk. handelt, ist der Baumeister Earl Heinrich Schneider hier zu 2 Jahren GefängniS und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust vom Kgl. Land gericht Zwickau verurteilt worden. AngSbrrrg. Prozeß Kneißl. Der Gerichtshof erkannte dem Anträge des Staats anwaltes gemäß und verurteilte Kneißl zum Tode und zu fünfzehn Jahren Zuchthaus, außerdem wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebens zeit aberkannt. Rieger wurde freigesprochen. Die Geschworenen hatten Kneißl des Mordes an dem Gendarmen Brandmaier und der Körperverletzung mit tätlichem Ausgang an dem Gendarmen Scheidler schuldig erkannt. Bei Rieger hatten die Geschworenen die Schuldfragen verneint. Nudolsta-t. Das Schwurgericht erkannte im großen Sensationsprozeß gegen 20 gutsituierte Frauen aus Weimar und Kölleda, sowie einen Einwohner aus Erfurt wegen fortgesetzter schwerer Verbrechen nach Z 219 des Strafgesetzbuches nach dreitägiger Verhandlung gegen die Hauptangeklagte Hähnlein auf 2 Jahre Zuchthaus. Sämtliche übrigen Angeklagten wurden, da die Geschworenen die Schuldfrage verneinten, freigesprochen. Buntes Feuilleton. Wiedersehen auf dem Friedhof. Ein wehmutsvoller Vorgang spielte sich, der LaudS- huter Ztg. zufolge, dieser Tage vor und bei der Beerdigung des im Armenhause verschiedenen Unterhändlers Pammersberger ab. Ein Sohn von ihm zog seiner Zeit als China-Krieger fort und zeichnete sich besonders aus. Wie betonte er in seinen Briefen stets, daß er sich auf das Wieder sehen seiner Eltern so sehr freue: er wollte den von Schicksalschlägen schwer heimgesuchten Eltern eine Stütze sein und so ihre Not lindern. Endlich ertönte der Ruf des Schaffners: „Landau a. I., aussteigen!" und mit geflügelten Schritten ging's den Bahnhofsteig entlang. Vater und Mutter wollte er die Hände drücken und ihnen sagen, daß er nun gekommen sei, um für sie zu sorgen. Zu spät! Vom Kirchturm ertönte das Sterbcglöcklein und eine Stunde nach der Ankunft des kurz vor her noch Glücklichen senkte man den Leib des Vaters ins küble Grab! Das Mutterherz hatte bereits vor mehreren Monaten zu schlagen auf gehört; auch davon wußte der Chinakämpfer nichts! Telegramme Eiu Brief an den „netten" Ehamberlain Leipzig, 21. Nov. Der Zentralvorstand des Verbandes deutscher Kriegsveteranen, der etwa 60,000 Mitglieder zählt und sich über ganz Deutsch land verbreitet, veröffentlicht folgenden Brief an den englischen Kolvnialmiuister Chamberlain: Herr Minister! Nach unwidersprochen gebliebenen Be richten haben Sie am 25. Oktober ds. Js. die Aeußerung gethan, Englands Vorgehen in Süd afrika werde sich an Brutalität und Grausamkeit nie dem nähern, was Deutschland im Kriege von 1870/71 gethan habe. Sie wissen genau, wie englische Söldner in Südafrika Hausen, und wissen aus der Geschichte, welche Zeugnisse ihre eigenen Paula verschenkt harte. Sie wollte ihm ja alles aufklären, aber sie konnte nicht mehr und so stand sie in einem falschen Lichte da, und nichts, nichts konnte sie mehr retten. Das war die Krankheit, die der Arzt ver gebens mit einem harmlosen Pülverchen bekämpfen wollte. Das, und die gewaltige Liebe zu dem Mann, dessen Denken und Fühlen mit dem ihren eins war. Wohl hatte sie einen Augenblick daran gedacht, ihm zu schreiben, mußte sie auch seine nähere Adresse nicht, so wäre der Brief, hätte sie ihn an die Universität adressiert, ihm sicher zugegangen. Das Mißverständnis, das sie sich vielleicht wegen des an Paula verschenkten Straußes eingeschlichen, wäre mit wenigen Worten beseitigt gewesen. Allein, wie sollte sie es fertig bekommen, an einen jungen Mann zu schreiben? Ihre Wangen brannten, wenn sie sich diesen Gedanken nur vergegenwärtigte. „Gott, Gott, hilf Du," flehte sie kindlich. Ach, der liebe Gott hätte viel zu thun, wollte er all' die Mißverständnisse aufklären, mit denen wir kurz sichtigen Menschen uns oft unsere ganze Zukunft vernichten. „Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott!" Hätte das gequälte Mädchen eine Ahnung ge habt, wie Brök in wahrer Verzweiflung nach ihr suchte, dann hätte sie ihm vielleicht doch geschrieben. Diese hin- und herwogenden Gedanken beschäftigten sie jetzt wie immer, man hatte ihr seit ihrer Er krankung alle Mahlzeiten auf ihrem Zimmer serviert und auch heute war dies, wenn auch voraussichtlich zum letzten Mal geschehen, denn das Fieber war vorüber und die körperlichen Kräfte kehrten wieder, wenn auch die tiefe Niedergeschlagenheit ihres Ge müts sich nicht bessern wollte. (Fortsetzung folgt.)
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