Suche löschen...
Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 23.09.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190309233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19030923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19030923
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1903
- Monat1903-09
- Tag1903-09-23
- Monat1903-09
- Jahr1903
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 23.09.1903
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
qenden Taktik, um diese Politik durch- rlain hatte sich mit dem Schatzkanzler Minister für Indien, Lord Hamilton agc aus der Ministerbank nur zu sehr sl, außerhalb der Reihe gesetzt und - Parlament gegenüber sehr gefährlich. Da zu kommt, daß tatsächlich Herr Chamberlain, obwohl er nur Kolonialminister war, in allen großen Fragen der englischen Politik das treibende Element war, und da wollte er sich einem Sturze durch das Parlament und herbeigeführt durch seinen Uebereifer nicht aussetzen, denn ein solcher hätte gefährlich für seine ganze staatsmännische Zukunft und für seine Pläne werden können. Natürlich ist durch Chamberl. ins Rücktritt die englische Schutz zollpolitik vertagt, aber die Briese, die Lord Balfour und Herr Chamberlain miteinander gewechselt, besagen, daß sie nun in anderer Weise für die Reform der englischen Handels politik arbeiten wollen. Chamberlain tritt als Parteiführer nun in die öffentliche Agitation für seinen Schutzzollplan ein, und man wird sich nun auf sehr kühne Angriffe auf den Freihandel Englands und den geistigen Förverer desselben, dem Cobden-Club, gefaßt machen müssen. Chamberlain hat sich offenbar im Einverständnis mit dem Ministerpräsidenten Balfour anheischig gemacht, die öffentliche Meinung in Bezug auf die Beurteilung von Freihandel und Schutzzoll gehörig umzukrempeln. Der alte Hexenmeister und Ränkeschmied wird also den Eng ländern beweisen müssen, datz ihnen die Zölle Vorteile bringen. Hinsichtlich der Zölle auf Lebensmittel und Rohprodukt wird sa dies e>n schwieriges Stückchen Ar beit werden. Doch was ist einem Chamberlain und seinen Hintermännern m den letzte» vier Jahren nicht alles möglich gewesen, in Afrika haben sie das Recht zum Unrecht und das Unrecht zum Recht gemacht, war um sollen sie denn da nicht den alten Freihandel zum Missetäter und den Schutzzoll zum Wohltäter stempeln können. Freilich m England sollen darüber erst noch die neuen Parlamentswahlen entscheiden, ob das Volk Herrn Chamberlain Recht gibt, und da könnte er sich gewaltig verrechnen, denn in der öffentlichen Meinung Englands sähe man schon einen größeren Schutz der einheimischen Industrie gern, aber von Zöllen auf Lebensmittel und Rohprodukte will die große Volks Mehrheit und die ganze Kaufmannschaft in England nichts wissen, und dies sind doch gegenüber Chamber- lams Schutzzollplänen unvereinbare Widersprüche. Politische Rundschau Deutsches Uch. "Kaiser Wilhelm trat am Sonntag abends 10 Uhr die Rückreise von Wien nach Danzig an. * Der sozialdemokratische Partei tag ist am Sonntag nachmittag geschlossen worden, nachdem er noch den Antrag des Vorstandes angenommen hatte, den 1. Mai überall dort zu feiern, wo deshalb keine Aussperrungen zu be fürchten sind. Oesterreich "Kaiser Franz Joses und die Ungarn. Wie immer zu kritischen Zeiten regt sich auch jetzt wieder die verhängnisvolle „politische Halbheit" in Wiener Hofbuigkreisen. Der kaiser liche Armeebefehl hatte geradezu luftreinigend ge- wirkt, — die Questenbergs und Piccolonimi aber sind auch heute noch mächtig in der Hofburg. So wird halb amtlich folgenües als Beruhigungspulocr bekannt gegeben: „Au maßgebender Stelle hat es schmerzlich berührt, daß ein Teil des I Armeebcfebls vom 16. September in der öffent ! Die Har d des Schicksals. Novelle von A. Peter s. (Nachdruck verboten.) (7. Fortsetzung.) Als die beiden Gatten eintraten, schien die Fremde, eine große, schlanke Gestalt in schwarzen Trauerkleidern, fast vor ihnen zurückzuweichen, doch dann, wie sich besinnend, kam sie mit gerötetem Antlitz auf die Eintretenden zu und streckte ihnen eine zitternde Hand entgegen. „Ich bin Elsbet, Ottokars Witwe," stammelte sie. „Willkommen, voll Herzen willkommen auf Felseck!" rief Leonore und ergriff ihre beiden Hände. „Sie sehen Albert, Ottokars Vetter, und dessen Gattin vor sich." „Ich dachte es mir," entgegnete Elsbet; „Sie sehen Ottokarsehr ähnlich," wandte sie sich an Albert. „Sie Haven seine Augen und sein Haar, seine Stimme und sein Lächeln." Bci diesen Worten bedeckte sie ihr Gesicht mit beiden Händen. „Es ist eine traurige Heimkehr für mich," fuhr sie schluchzend fort, „wer hätte tos je gedacht? Wie anders habe ich mir meine Ankunft hier einst ausgemalt!" „Wir wollen alles tun, was in unseren Kräften steht, Sie auszuheitern und glücklich zu machen," ergriff Albert das Wort, indem er Elsbels zarte, weiße Hand in die seinige nahm „Betrachten Sie uns nicht als Fremde; sehen Sie Ihre Freunde, Ihren Bruder und Ihre Schwester in uns!" „Sie sind sehr freundlich," stammelte Elsbet, „aber es ist alles so anders, so ganz anders, als ich gehofft halte, — ich kann mir noch gar nicht denken, daß nicht alles nur ein schwerer, dumpfer Traum ist !" Sie streckte die Hände gegen Albert aus, als wollte sie irgend eine sie erschreckende Vision von sich abwehren. lichen MeinungUngarns einesolcheAuslegung findet, die den Intentionen an allerhöchster Stelle nicht im ent ferntesten entspricht. Der allerhöchste Kriegsherr hat in dem Armeebefehl das Heer da- über beruhigt, daß er die Zerreißung der im Sinne des Gesetzartikels Xll des Jahres 1867 gemeinsamen Armee nicht gestatte, und ebenso wohl im Interesse der Monarchie als auch im eigensten Lebensinteresse Ungarns nicht gestatten werde. Derselbe, der nicht ein staatsrechtlicher Akt ist, präjudiziect jedoch nicht jene im Inte resse der Parität wünschenswerten Abänderungen, welche die liberale Partei als notwendig erachtet, und welche der Ministerpräsident Graf Khuen in sein Programm ausgenommen hat. Die Lösung dieser Fragen bildet in maßgebenden Kreisen Gegenstand von Erwägungen". Kein Wunder, daß oiese offiziöse Note Veran lassung zum Gerüchte gibt, daß sie nur der Vor läufer eines M a n i f e st e s an die ungarische Nation sein solle. In Budapest ist es in zwischen zu einer häßlichen Szene gekommen. Am Sonnabend nachmittag erfolgte dort eine Bekränzung des Grabes Kossuths durch die Studenten, welche bei dem Klange patriotischer Lieder auf den Friedhof zogen. Vor dem Grabe hielt der Führer der Studenten eine Ansprache, in deren Ver lauf er in schärfster Weise den Armeebefehl verur teilte und den Monarchen einen k o n st i - tutionellenTyrannen nannte, und dann zerriß er unter freu etischem Jubel die offizielle Ausgabe desArmee- b e f e h ls. Entsprechend der von der Koffuth- Partei ausgegebenen Parole wurde aber weiter die Ruhe nicht gestört und die Menge zerstreute sich, ohne daß ein großes Polizeiaufgebot eingreifen mußte. Großbritannien * Ihre Entlassung eingrreicht haben ferner Lord Balfour of Fuleigh, der erst kürzlich er nannte Staatssekretär für Schottland, ein Vetter des Ministerpräsidenten Balfour, und Albert Elliot, Finanzsekretar im Schatzamts. Frankreich. * Unter dem Verdacht der Spionage wurde dieser Tage in Toulon in Frankreich eine Russin verhaftet. Diese soll aber nicht für ihr Vaterland, auch nicht etwa für den Dreibund, son dern für England spioniert Haber. Als Mitschuldi ger ist ein Artilleriefeuerwelker verhaftet worden; ferner soll ein Polizeikonmissar in die Angelegenheit verwickelt sein. Uebrigens soll die Russin eine ab gefilmte Schwindlerin sein. Serbien * In Belgrad bleiben die Verhältnisse noch immer heikel; im ganzen Lande finden dieWahle n zur National-Versammlung statt. Die Verhandlung gegen die in Nisch verhafteten Ossi ziere wird erst Mitte der Woche stanfinven. Der türkische Gesandte hat gegen den Uevertritt von bewaffneten Serben-Banoen nach Mazedonien protestiert. Aas ^tadt und Land Lichtenstein, 22. September. * — Wie wir hören, soll Jyre Durchlaucht die Frau Erbprinzessin Lucie nicht unbedevknä) erkrankt sein. Sollte dieses Gerücht von der Erkrankung der hohen Frau, die sich in allen Kreisen unserer Be völkerung der wärmsten Sympathieen erfreut, aus Wahrheit beruhen, so sind wir gewiß mit allen „Sie ängstigen mich!" rief sie, Lie sind Ottokar so ähnlich, — Ihre Züge undJhre Stimme ängstigen mich I" „Sie sind angegriffen, Elsbet", sprach Leonore freundlich, „Ihre Nerven sind von der Fahrt über reizt — sonst würde Sie eine Aehnlichkeit mit Ihrem Galten nicht ängstigen." „Ja, ja, io ist es", versetzte Elsbet, „die Schrecken der See, der Schmerz, ohne Ottokar hier anzukommeu, ist viel für mich gewesen. Haben Sie Geduld mit mir!" „Ja, beruhigen Lie sich," sprach Leonore, „und vergessen Sic nicht, daß Sie daheim und bei Freunden sind. Doch," setzte sie plötzlich hinzu, „wie kommt es, daß Sie allein hier sii d ? Wo ist Ihr Kind? Wo ist Ihre Schwester?" Aber von Elsbets bleichen Lippen kam keine Antwort. Sie stöhnte auf, während die Gatten riuander bestürzt ansahen. Das bleiche verstörte Gesicht der jungen Frau und ihr hilfloses Wesen beängstigten sie. Leonore wiederholte ihre Frage, und erst jetzt gewann Elsbet mit Anstrengung ihre Selbstbe herrschung wieder. „Lionel," stammelte sie, „ist mit meiner Schwester in H. zurückgeblieben Er war nicht wohl, und Klara meinte, es sei besser für ihn, wenn er, bevor er weiter reiste, ein paar Tage Ruhe hätte. Sie will mir täglich Nachricht von ihm geben und, sobald sie es für geraten hält, mit ihm nachfolgen." In der Blässe, die sich bei diesen Worten über ihr Gesicht breitete, erkannte Leonore ihre große Liebe zu dem Knaben. Zugleich aber auch ließ dieselbe sie daran denken, daß Elsbet sichtlich der Ruhe be dürfte, velleicht eben so sehr, wie dos Kind, welches sie, wie sie sagte, deshalb in der Residenz zurückge- lassen hatte. Lesern unseres Blattes eitles Sumes, wenn wu von Herzen wünschen, von einer recht baldigen Wendung zum Besseren im Befinden Ihrer Durchlaucht be richten zu können. * — Wir machen hierdurch alle Diejenigen, denen eine Aufforderung zur Nachaich««g der Ge wichte, Maße usw. nicht zugegangen sein sollte, da rauf aufmerksam, daß die Nachaichung am Donners tag mittag beendet ist * — Neue Fernsprechauschlüffe An das hiesige Fernsprechnetz sind folgende Firmen ange- schlossin worden: (25) Rich. Giegling Nachf. (Wohnung). 86 A Niehus, Futter- und DUugemittelhandlung. *— H Gestern nachmittag fand im Saale des „Goldenen Helms" die diesjährige Teilhauptkou ferenz für die Lehrerschaft des Amtsgerichts Lichten stein unter Vorsitz des Herrn Schulrat Lötzsch-Glauchau statt. Nach einem Eröffnungsgesang durch Mit glieder des Bezirkslehreroereins Lichtenstein, nahm Herr Schulrat Lötzsch das Wort zu einer Ansprache, in welcher unter Zugrundelegung des neuen Lehr plans für den Schulbezirk Glauchau besonders die erzieherische Seite aller Unterichtstätigkeit heroor- gckehrt und betont wurde. Darauf sprach Herr Lehrer Börner- Lichlenstein und nach ihm Herr Lehrer Wagner- Callnberg als Korreferent Uber das Tema: Was kann der Lehrer zur Erziehung der Kinder im vorschul pflichtigen Alter beitragen? Nachdem durch eingehende Ausführungen These I begründet wurde: In sehr vielen Familien ist die Erziehung der Kinder im vorschul pflichtigen Alter eine mangelhafte, denn viele Eltern vernachlässigen die selbe, teils weil sie sich ihrer Bedeu tung nicht bcwnßt sind oberste unter schätzen, teils weil sie nicht genug Zeit dazu haben, oder weil es an dem nötigen pädagogischen Verstänonis fehlt — wird in These II den Mitteln nachgegangen, durch welche dieser bedauerlichen C.schenrung abgeholsen werden kann: DerLehrersucheAbhilfe in der in angelhaften Erziehung zu schaffen a) durch Verbreitung ver nünftiger Erziehnngsgrundsätze in Elternabenden, in Versamm lungen der Frauen vereine, bei der Aufnahme der Neulinge, bei Be suchen der Eltern, durch die Presse, in den oberen Mädchen klassen der Volksschule und in der Fortbil dungsschule für Mädchen und b) durch Einrichtung von Spielschulen und Anregung in der Gemeinde zur Gründung von Kinderheimen und Kindergärten. I u Anschluß daran verbreitete sich Herr mehrer Wagner, der die Minderwertigkeit vieler Neulinge zahlenmäßig nachnnes, des weiteren über die Einrichtung von Kinderheimen und Kindergärten. Nach Aussprache über beide, mit vielem Beifall aufgenommene Vorträge schreitet der Herr Vorsitzende zur Erledigung des 3. Punktes der Tagesordnung: Mitteilungen Aus der Mitte dcr Versammlung heraus wnd noch die Fibelfrage angeschnitten, die im Bezirkslehrer- verein ihre Erledigung finden soll. Die Versammlung wird gegen 5 Uhr mit dem Gesänge: „Herr, den ich tief im Herzen trage, sei Du mit mir" — ge schlossen. *— Lkrankenträger-Koloune Wie nunmehr bestimmt fellsteht, findet die Prüfung der Kranken- 2o geleitete sie die Frau, welche fortan ihre Stelle als Herrin hier im Schloße entnehmen sollte, mit sanften Worten in die für sie hergerichteten Ge mächer, und es verging über eine Stunde, ehe Leonore ihren Gatten wieder aufsuchte. Sie fand denselben mit finster zusammenge- zogenen Brauen und einem ernsten, fast strengen Zug um den Mund, das Familienzimmer heftigen Schrittes durchmessend. „Ich bin lief bekümmert I" rief er der Ein tretenden entgegen. „Was hat sich der arme Ottokar nur gedacht, als er diese Frau heiratete? Ich begreife cs nicht I Kein Wunder, daß er von ihr ging, um zu sterben I" 7. Kapitel. Es war an einem Hellen, klaren Frühlings morgen. Die Luft war von herrlichem Blumenduft geschwängert. Elsbet stand auf der Terrasse und atmete mit Wohlgefallen die frische Landluft ein. An die steinerne Ballustrade gelehnt, wo bald die Passionsblumen blühen würden, schweifte ihr Auge mit frohem, stolzen Blick über d:e Landschaft, das schöne Mesenland, den klaren brüten Fluß und die fernen, grünen Hügel dahin. Albert, der eben die Terrasse kreuzte, unterbrach seinen Weg und trat auf sie zu. In der schanken, schwarz gekleideten Gestalt lag eine unendliche Grazie; die Strahlen der Morgen sonne wachten ihr braunes Haar noch Heller glänzend, und der kühle Zephyr färbte ih e zarten Wangen mit einem leichten Rot. Er sah Tränen in ihren Augen, Tränen, die sie zweifellos um Ottokar, den Gatten, weinte, — und dieselben rührten ihn Er trat auf sie zu und reichte ihr die Hand. (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder