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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 26.05.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190405269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19040526
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19040526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-26
- Monat1904-05
- Jahr1904
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 26.05.1904
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Winklerstraße stürzte am 2. Pfingstfeiertage abends in der 7. Stunde eine 31jährige Damenschneiderin infolge Krampfanfalls aus einem Fenster des zweiten Stockwerkes auf den Plattenfußweg herab und war sofort tot. Ein herbeigerufener Arzt konstatierte Schädelbruch. Zwickau. Auf dem hiesigen Auroraschacht ist am Pfingst-Sonnabend der 31 Jahre alte Bergarbeiter Emil MeichSner aus Niederplanitz, verheiratet und Vater von zwei Kindern, von plötzlich hereinbrechendem Gestein verschüttet worden und hat hierbei den Erstickungstod gesunden. Wie dem „Berl. Lokal-Anzeiger" durch ein Privat- Telegramm aus Monte Carlo gemeldet wird, hat die Polizei in Monaco den aus Stollberg gebürtigen Sparkassenkassierer Gustav Max Colditz verhaftet, der bekanntlich der Nkederplauitzcr Sparkasse den Betrag von 38000 Mark entwendet hatte und da mit flüchtig geworden war; das Geld ist größten teils vergeudet. Colditz Hal ein umfassendes Ge ständnis abgelegt und wird ausgeliesert. Glaucha«. Dem seit 25 Zähren in der Buch druckerei der „Glauchauer Zeitung" und vordem 16 Jahre in der Offizin des „Schönburgischen Anzeigers" beschäftigten Metteur Franz Nötzold ist das Ehren zeichen für Treue in der Arbeit verliehen worden. Hoheirstei« Ernstthal Durch schnelles Fahren kam vorgestern ein Radfahrer aus Lichtenstein un weit Lieberknechts Maschinenfabrik zum Stürzen. Der selbe fuhr auf einen großen Stein auf und wurde samt dem Rade auf die Straße geschleudert. Glücklicher weise hat er keine Verletzungen erlitten, doch wurde das Vehikel dermaßen beschädigt, daß er den Heimweg zu Fuß antreten mußte. Stollberg. Vorgestern nachmittag erhängte sich in der hiesigen Bezirksanstalt in seiner Zelle der ehe- malige Hutmachergehilfe Friedrich Emil Kermer von hier. Er Hai die Latin völliger Trunkenheit ausgeführt. In Meerane stellt der Stadtrat 59 böswillige Steuer- und Schulgeld-Rückständige unter das Schank- und Tanzstättenverbot. — Stadtrat vr. Külz folgt am 15. August dem Rufe als Ober bürgermeister von Bückeburg. Plauen. Der „Vogt!. Anz." schreibt: Wie alles aufgebauscht wird! Ueber den Wafiermangel, wie er beklagenswerterweise einige Tage vor Pfingsten herrschte, läßt sich ein Leipziger Blatt, dessen oft übertriebene und aufgebauschte Mitteilungen aus dem Vogtlands von unserer Bewohnerschaft kaum noch ernst genommen, folgendes berichten: Plauen, 21. Mai. Die oberen Stadtteile, nament lich aber die etwa 25000 Seelen zählende Bahnhofs vorstadt haben seit drei Wochen kein Wasser. Seit gestern verkehren in den Straßen der Stadt städtische Wasserwagen, die aus der noch Wasser besitzenden Meßbacher Leitung das „kostbare" Naß an die Be wohner abgeben. Letztere eilen mit Eimern, Stützen, Kannen usw. zu den Wagen, um sich Wasser zu sichern. Der Wassermangel hat in den oberen Teilen Ler Bahnhossvorstadt etwa vier Tage lang geherrscht; so z. B. gab die Wasserleitung in der dritten Etage eines Wohnhauses in der hochgelegenen Morgen berg- straße im Stadtteil Haselbrunn von Donnerstag vormittag bis Sonntag nachmittag kein Wasser. Was würde das Blatt in seiner unsere Stadt schädigenden Berichterstattung wohl erzählen, wenn die ganze Bahnhofsvorstadt wirklich drei Wochen lang über haupt kein Wasfer gehabt haben würde? Traurige Pfingsten waren der Familie des Maurer- Poliers Hennig in Döbel« beschieden. H., welcher auf einem Neubau in Siegmar beschäftigt war, erlitt am Sonnabend früh 5 Uhr einen Schlaganfall, der seinen Im Schlöffe der Ahne«. Original-Roman von Otto König-Liebthal. ch. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Ob sie auch ihn erkannte! Fast schien es so; aber doch erzählte sie von ihrem heutigen Spazierritt so unbefangen, so ruhig, wie sie es einem völlig Fremden gegenüber nur tun konnte. Und Hellmut war darüber glücklich. Auch er er- wähnte nichts von seinem Erlebnis, um der jungen Dame jede Unannehmlichkeit zu ersparen. Das Gespräch bei Tische floß in konvennonellen Bahnen dahin. Werner, sein Zögling, verhielt sich sehr ruhig und antwortete nur, wenn er gefragt wurde. Hellmut erhoffte das beste von seinem Schüler. Nach Beendigung der Mahlzeit zogen sich die beiden Damen zurück, während die Herren noch eine Zigarre rauchten und vor der Freitreppe auf und ab gingen. „Nun, welchen Eindruck haben Sie von Werner bekommen?" fragte Herr Horsten, indem er stehen blieb. „Ich möchte mir noch kern Urteil über ihn er lauben", entgegnete Hellmut ruhig. „Jedenfalls scheint er ein aufgeweckter Junge zu sein, der mir, was das Lernrn anbetrifft, ein guter Schüler zu werden verspricht". „Das hoffe ich auch!" erwiderte der Vater des Jungen erfreut; Sie werden hoffentlich auch in anderer Beziehung mit ihm zufrieden sein können. Doch man kann es nicht wissen. Auf alle Fälle gebe ich Ihnen die Ermächtigung, keine Unart, welcher Art sie auch sein möge, ungestraft dahin gehen zu lassen und nötigenfalls den Stock zu gebrauchen. — Haben Sie ihre Stunden schon gewählt?" „Ja, Herr Horsten. Jck> schlage von 9 bis 1 l Uhr vor, wenn cs Ihnen rccht ist", erwiderte Hellmut. Tod herbeiführte. Der so schnell Dahingeraffte hinter läßt eine Witwe und 12 Kinder. Würze«. Der Soldat Tietz von hier, der den Feldzug gegen die HereroS mitmacht«, ist von diesen ermordet worden. Tietz ist der einzige Sohn seiner noch lebenden Mutter, die leider seit Jahren ge- lähmt ist. Bor«a Ein Feuer zerstörte am 21. d. M. morgens in der Pianofortefabrik von G. Heyl das Dampfsägewerk mit dem Maschinenhause. Olber«ha« Ein empörender Bubenstreich wurde in den Fabrikräumen der Firma C. A. Hiekel in Rothenthal verübt. Der frühere Mitinhaber Kurt Hiekel, der gegenwärtig in Leipzig wohnhaft ist, war nachts nach Rothenthal zurückgekehrt, in die Fabrik eingedrungen und hatte dort die Lokomobile, Turbine und Transmission derart zerstört, daß der Betrieb ruhen mußte. Die Maschinenteile u. s. w. hat Hiekel im Graben und im Düngerhaufen ver steckt und die zerschnittenen Treibriemen auf dem Gottesacker in die Gruft einer verwandten Familie geworfen. Schließlich hat er in der Fabrik noch einen Zettel mit der Aufschrift angebracht: „Zerstört von Kurt Hiekel". Bärenwalde. Ein heftiges Renkontre hatte der 64 Jahre alte Polizeidiener mit einem Fremden, dem er nachts zu späte,. Stunde auf der Straße be gegnete und den er, weil er ihm verdächtig vorkam, anhielt. Der Fremde, der offenbar etwas angetrunken war, vergriff sich an dem Beamten und mißhandelte ihn durch Stockschläge und dergl. dermaßen, daß die ser noch dienstunfähig ist und sich in ärztlicher Be handlung befindet. Der Täter ist von der Gen darmerie in der Person eines in Zwickau wohnhaften Unterbeamten ermittelt worden. Gerichtszeitung. Zwickau. Diebstahl unter Verwandten. Das 27 jährige, wegen Diebstahls zweimal bestrafte Dienst mädchen Wilhelmine Höfer aus Lichtens! ein, das am 16. März seiner Nichte, der Fabrikarbeiterin Höfer in der Marienstraße hier gelegentlich eines Be suches Kleidunqsstücke aus der Wohnung entwendete, erhielt wegen Rückfallsdiebstahls 3 Monate Gefängnis zuerkannt. Pößneck (Bestrafter Verleumder.) Fortgesetzt wurden in unserer Stadt die abenteuerlichsten Ge rüchte über einen hiesigen weitbekannten Arzt und die Gattin eines Fabrikbesitzers verbreitet. Obwohl die Gerüchte durchaus haltlos waren, fanden sie immer mehr Verbreitung und drangen sogar nach auswärts, bis die Staatsanwaltschaft die Angelegen heit in die Hand nahm, was nun 13 Personen auf die Anklagebank fühlte. Dieselben hatten sich vor dem Schöffengerichte wegen Verleumdung bezw. Ver breitung falscher Nachrichten zu verantworten. Das Gericht verurteilte sechs Angeklagte zu je 18 Tagen Gefängnis, zwei zu je 14 Tagen Gefängnis und einen zu 10 Tagen Gefängnis. Vier Angeklagte wurden freigesprochen. Ei« aufsehenerregender Prozeß wegen gewohnheitsmäßiger Soldatenquälerei spielte sich, wie schon kurz berichtet, vor dem Kriegsgericht der 16. Division in Trier ab. Der Unteroffizier Eckert vom 29. Jnfanterie-Regimente, den die An klage den Typus eines Soldatenschinders nennt, war der Mißhandlung von Untergebenen in mehr als 500 Fällen angeklagt. Zu der Verhandlung waren 160 Zeugen geladen, unter denen sich auch als Opfer der Quälereien zwei fahnenflüchtige und wieder ein- gefangene Deserteure befinden. Die Verhandlung „Selbstverständlich! Morgen fangen Sie also an?" Hellmut bejahte und befriedigt nickte Herr Horsten. „Doch nun muß ich Sie allein lassen", sagte der Rittergutsbesitzer, „ich halte auch gern nach dem Essen ein kleines Schläfchen. Sie nicht?" „Nein", entgegnete Hellmut lachend", die Zeit ist mir zu kostbar, auch fühle ich gar kein Bedürfnis dazu". „Hm!" machte Herr Horsten. „Sie haben eigent lich recht, es ist eine dumme Angewohnheit". — Hellmut war wieder allein. Da die Sonne jetzt hinter den Bäumen hervorkam, so war es nicht an genehm, hier weiter zu verweilen. Auch er ging in sein Zimmer und schrieb feiner Mutter den ersten Brief aus Eichfeld, den er, als er ihn beendet hatte, sofort nach dem Briefkasten trug, der an einem der Arbeiterhäuser angebracht war. Nach dem Kaffee ging Hellmut mit Werner in den Park: bald aber sah er sich allein, denn Werner war verschwunden, um seine Spielkameraden aufzu suchen. Plötzlich hörte er Werners Stimme wieder; er hemmte seinen Schritt und horchte gespannt auf, denn was er jetzt vernahm, erfreute ihn nicht. „Was?" schrie Werner, „Du willst nicht mein Pferd sein?" „Nein", sagte Paul kurz und trotzig. „Warum nicht?" klang's herrisch zurück. „Weil Du mich immer schlägst!" Werner lachte höhnisch auf. „Ein Pferd kann man doch schlagen", sagte er bestimmt, „und Du bist doch jetzt mein Pferd". „Ja — aber ich habe doch nichts getan", er widerte Paul. Ehe sich's Paul versah, hatte er wieder einen derben Hieb weg, daß er laut ausschrie. Er streifte sich die Leine von seinen Armen und warf sie zur Erde. f entrollte ein abschreckendes Bild ausgesuchter Roheit. I So ließ der Angeklagte die Rekruten sich flach auf den Boden legen und schritt dann über ihre Rücken hinweg. Beim Reinigen de« Exerzierhauses traten einige Mann zu spät an; sie mußten sich in den zusammengekehrten Staub legen und wurden so lange hin und her gewälzt, bis der Kehricht wieder zerstreut war. Ohrfeigen, Treten, Laufschritt und Kniebeugemachen bis zur völligen Ermattung waren an der Tagesordnung. Ein Soldat mußte aus einem Schemel in der Kniebeuge einen anderen Schemel strecken. Als der Mann in völliger Erschöpfung nicht mehr konnte, gab ihm der Angeklagte einen Stoß, daß er rücklings zu Boden fiel und sich den Kopf schwer verletzte. Das Urteil lautete auf 1 Jahr 9 Monate Gefängnis und Degradation. Allerlei. f Köln. Vorgestern nachmittag wurde ein 19jäh- riges Dienstmädchen, an Händen und Füßen gefesselt, die zusammengeballte Schürze im Munde, neben seinem Bette liegend, ermordet aufgefunden. Nach der Ermor- düng des Dienstmädchens war die Wohnung der Herr schaft erbrochen und ausgeraubt worden. Der Regierungs präsident setzt auf die Ergreifung der Mörder eine Be lohnung von 500 Mark aus. Anscheinend haben mehrere Personen die Tal begangen, die mit den Woh nungsverhältnissen wohl vertraut waren und Bescheid darüber wußten, daß die Herrschaft verreist und das Mädchen im Hause allein anwesend war. Nach den Verletzungen der Leiche zu urteilen, scheint ein erbitter ter Kampf voraufgegängen zu sein. - j- In Königsberg i. Pr. ist am Montag die deutsche Lehrerversammlung zusammengetreten. - j- In Osegg spielten die Kinder zweier Berg leute mit Medizinfläschchen. Die Kinder des einen Arbeiters tranken die in den Flaschen enthaltenen Reste, erkrankten aber sehr bald heftig und mußten ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Wegen dieses Vorfalles gerieten die beiderseitigen Väter in Streit, der bald in Tätlichkeiten ausartete, der eine stach seinen Gegner mit dem Taschenmesser mehrmals in den Kopf, so daß der Getroffene nach kurzer Zeit starb. Der Getötete hinterläßt eim Witwe und sechs unmündige Kinder. Der Mörder wurde verhaftet. - j- Elberfeld. Der Schneidermeister Vonderhand aus Elberfeld, Vater von vier Kindern, sprang in der Nacht zum zweiten Pfingstfeiertag in Barmen von einem fahrenden Eisenbahnzuge, wurde von dem Zuge erfaßt und zerstückelt. - j- Frankfurt a. Main. Der „FrankfurterZeitung" wird aus Newyork telegraphiert: Der Dampfer „Cor win", welcher zwischen Saettle und Nome (Alaska) verkehrt, ist anscheinend verloren, da Trümmer von ihm bei Vancouver angetrieben sind. Das Schiff hatte insgesamt 130 Personen an Bord. j- Verde«. Ein Mühlenbesitzer in Neumühlen hat einen Knecht, der bereits 78 Jahre in der Familie tätig ist. Mit dem 6. Lebensjahre kam er schon in das Haus und wurde damals vom Vater des jetzigen Besitzers angenommen. Nun hat der treue Knecht ein Alter von 84 Jahren erreicht und beabsichtigt, in den „Ruhestand" zu treten. l-oosv Mes-Merit Ziehung erster Klasse 15u16. Juni 1904 hatabzugeb. WMi k. lenser, um. 8. ß. Mel, Lichteustei«. „Ein dummer Tagelöhnerjunge!" schimpfte Werner und fuchelte mit der Peitsche durch die Lust. Jetzt trat Hellmut hervor. Vor Schreck ließ Werner die Peitsche fallen und wollte entfliehen. „Hier bleiben!" befahl Hellmut zcrnig. „Nein!" gab Werner trotzig zurück und machte Miene, sich zu entfernen. Hellmut hatte ihn am Arm gepackt. „Weißt Du, wer ich bin?" fragte er mit ernster Stimme. „Mein neuer Lehrer", schluchzte Werner. „So — nun geh' hin zu Paul und sage ihm: Ich habe Dich geschimpft, ich will's nicht mehr wieder tun, sei mit mir wieder gut!" Werner rührte sich nicht und war nicht zu be wegen, den Befehl seines Lehrers auszuführen. Hell mut durfte diesen Ungehorsam nicht ungestraft lassen. Hier galt es, vom ersten Augenblick an, Strenge zu üben. Er nahm die Peitsche vom Boden auf und züchtigte Werner mit dem Stock derselben. Dann ließ er ihn laufen. „Ich sag' es meiner Mama!" schrie der Junge hinterher. „Mama hat gesagt, Sie dürfen mich nicht hau'n". Hellmut erschrak, und tiefe Wehmut beschlich sein Herz. Ein schwerer Kampf stand ihm bevor, das sagte er sich, denn Vater und Mutter hatten ent gegengesetzte Ansichten über die Rechte eines Erziehers. Das wirkt immer unheilvoll für den Zögling, wenn der Vater straft und die Mutter liebkost. Dennoch wollte er seine Arbeit hier beginnen mit aller Liebe und Geduld. Werners Spielkamerad stand noch immer vor Hellmut und schaute ihn mit seinen großen Augen verwundert an. Daß ein fremder Mann Werner schlagen konnte, war ihm etwas ganz Wunderbares. (Fortsetzung folgt.)
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