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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 15.09.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190609157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19060915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19060915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1906
- Monat1906-09
- Tag1906-09-15
- Monat1906-09
- Jahr1906
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 15.09.1906
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Photographie wurde mehreren dortigen Geschäft«-1 unten gezeigt, die in ibr eine frühere Studt«-1 rende erkannten. Di« angestellten Nachforschungm ergaben, daß sie Tatjana Leontiew heißt und au» Petersburg gebürtig ist, wo ihr Baler angeblich in der Armee eine hohe Stelle beneidet. Li« war im Sommer 1903 und im Dinter 1903/04 alt ordentliche Studierende bei der medizinischen Fakultät der Universität Lausanne ein getragen. Ihre Lehrer erinnern sich ihrer al» einer intelligenten, ernsthaften Schülerin. Sie war be reits vor einem Jahre in die Affäre wegen versuch ter Vergiftung der Kaiserin.Mutter verwickelt ge wesen; sie glaubt noch immer Durnowo getötet zu Haven. London. (EinführungeineSGeneral- stabe» in England.) Durch einen Armeebefehl wird der Generalstab offiziell eingesührt. Er wird in einen den allgemeinen Betrieb der Armee leiten den großen Generalstab und einen bei den einzelnen Kornmandostellen wirkenden Teneralstab eingeteilt. Dir Angehörigen de» letzteren sollen die Komman deure, denen sie beigegeben sind, besonder» bei der Ausbildung der Ossi fiere und Truppen unterstützen. In der den Armeebefehl beigegebenen Denkschrift betont Kriegsminister Haldane, eS sei die Pflicht des Generalstabes, dafür zu sorgen, daß das Militär wesen aus moderner Höhe stehe und die Militär- Wissenschaften in allen ihren Zweigen gebührende Berücksichtigung finden. Haldme bezieht sich auf di» Erfolge de» deutschen Generalstabe» und führt Stellen au» den Schriften BronsartS v. Schellendorff an. Aus Nah und Fern. Lichteustel», 14. September. *— Die letzte» Lommerblume» sind er blüht, und die Farbenpracht der einzelnen Schön- heitSvertreter verschwindet allmählich in kommenden Wochen. Doch sind September und Oktober keines wegs farblos. Noch prangen die großen Flächen der Teppichbeete in ihren verschiedenen Nüanzierungen. Hauptsächlich aber malt die MichaeliSzeit da« große Kleid der Mutter Erde in bunten Farben. Das saftige Grün verliert freilich seine Frische. Da be ginnen sich gelbe Punkte zu zeigen in dem Gewände eines BaumeS; nach und nach verbreitet sich daS Gelb weiter. In großen Flächen strahlt es weithin in die Ferne, neben Hellem Rot und Braun und neben dem immer mehr zurücktretenden Grün der Farbe des Sommers, die vor dem nahenden Winter trauernd weicht. Die Farbe der Hoffnung ver- schwindet in den lauschigen Laubwäldern und Gärten. Die schönen Tage sind vorüber. Für den Natur- beobachte! ist das Bild einer Herbstlandschaft immer von ganz besonderem Reiz. Wenn die goldenen Strahlen der mildlächelnden Herbstsonne den bunten Laubwald überfluten, so bietet sich dem Auge im Rahmen der dunklen Erde und des blauen Himmels ein Bild von unbeschreiblicher Farbenpracht dar. *— Regen in unheimlicher Menge strömt seit gestern Abend ohne Aufhören hernieder, nachdem schon in den Vortagen hin und wieder Niederschläge gefallen waren. Dazu ist eine so kühle Temperatur eingetreten, daß man sich in den Spätherbst versetzt glaubt. Den Kartoffeln, die nun die Reise haben, schadet der Regen aber jetzt nicht so leicht, im Gegen- teil, sie werden dadurch erfrischt, sodaß sie dann im Keller sich besser halten. Auch das Ausnehmen ge staltet sich leichter, wenn daS Land locker ist. Ader Harte Menschen. Roman von Alexander Römer. (49. Fortsetzung.) (Nachd«S verboten.) Er hatte den Richtern seine Vergangenheit ent hüllen müssen, den Namen seines Vaters hatte er nicht genannt. Sie trug den Namen, damit war er ihm geheiligt. Ja, seit er wußte, daß sie ihren Stlef- vater liebte, war sein Haß gegen seinen Erzeuger gestorben. Das BlutSband konnte nicht sprechen zwischen ihnen, aber mit der einen großen Liebe, welche durch die Verhältnisse losgelöst wurde von allen irdischen Schlacken, waren alle ihre Trabanten, Barmherzigkeit, Milde, verzeihende Güte eingezozen in sein Herz. In wenigen Tagen entschied sich sein Schicksal. Sprachen die Geschworenen ihr Verdikt: Schuldig! — Er zweifelte nicht daran, so hoffte er auf die schärfste Strafe: „Tod". Wollten sie ihm mildernde Umstände zuschieben, — lebenslängliches Zuchthaus — der eisige Schauer packte ihn bei dem Gedanken — dann würde Gott ihm Helsen zu sterben. Der Schlüssel klirrte im Schloß. Brachte man ihm schon sein Abendbrot? Die Sommersonne stand draußen noch strahlend am Himmel — oder nicht mehr? Durch daS vergitterte Fenster seiner nach dem engen Lichthof gelegenen Zelle vermochte er den Sonnenstand nicht zu beobachten, wie einst auf den weiten Prärien, wo er die Büffel jagte, oder in den breiten Avenuen der Weltstadt. Vorbei! Vorbei! Der Zweck seine» Lebens verfehlt! E» war der Schließer — er ließ die Tür hinter sich offen. „Herr Brande» — da» ist ein« Dame — sie hat den Erlaubnisschein vom Herm Präsidenten — sie will sie spr«chen. „Ich muß dabet bleiben, aber ich versteht mir man bekommt derartige Witterung schnell überdrüssig, darum würden wir di« freundlich« Srmptembersonne richt g«rn wi«d«r willkommen heißen, um so mehr, da auch da» Grummet noch nicht gan-geborgen ist. *— Wettervorhersage für morgen: Mäßige nördliche Winde, abnehmende Bewölkung, Nach lassen der Niederschläge, Temperatur nicht erheblich geändert. *— Ortskrankenkasse Lichteustet» Ja der gesternabend stattgefuadenen Vorstaaossitzun g der hiesigen Ort»krankenkaffe wurde u. a. beschlossen, die ExpedittonSzett wie folgt festzusetzen: Von früh bi» mittag» */,1 Uhr und von ^,3 bi» 4 Uhr nach mittag-, worauf wir Interessenten hiermit besonder« aufmerksam wachen. Di« Neuerung tritt am 1. Oktober d. I. in Kraft. * — Tödlich überfahre» wurde von seinem eigenen schwer beladenen Kohlenwagen gestern abend in der 7. Stunde auf der St. Egidiener Straße oberhalb de» Bahnüberganges der ca. 54jährige Kohlenhändler Bernhard Klein dienst aus Albertsthal bei Glauchau. Kleindienst stürzte, jedenfalls beim Versuch, die -Schleife anzudrehen, aus der Schoßkelle und kam, trotz dem der Wagen sofort hielt, so unglücklich unter denselben zu liegen, daß ihm der Kopf fast zur Unkenntlichkeit verstümmelt wurde. Der Tod trat sofort ein. Der UnglückSsall führte eine große Zahl neugieriger und hilfsbereiter Personen herbei, die den Bedauernswerten aus seiner Lage befreiten, leider konnte er nur als Leiche geborgen werden. Nachdem di« Gendarmerie und die Behörde von St. Egidien in Kenntnis gesetzt war, wurde der Leichnam nach 8t. Ezidien gebracht und der Frau der Verunglückten Nachricht gegeben. Ein hiesiger Einwohner brachte daS Geschirr in die Wohnung des Verstorbenen. * — Eine traurige Fahrt trat heute früh Herr Bergzimmerling Schulze mit feiner Gattin an, die sich nach OelSnitz in die Totenhalle begaben, um dort die nötigen Anordnungen zur Einsargung ihre« durch Unglücksfall so schnell aus dem Leben abberusenen Sohnes Gilly zu treffen. Wie muß eS den braven Eltern in s Herz schneiden, wenn sie ihr Kind, das zu den besten Hoffnungen berechtigte, und das ihnen im Leben viel Freude bereitete, nun kalt und stumm vor sich liegen sehen, als Opfer feines Berufes, der letzten Schicht. Und an der Leiche feine» Liebling» werden die bleichen Lippen )es tieferschütterten Vater» sprechen: Gott ei un» gnädig, er halte allezeit seine chützende Hand über mir, ihn aber, der so chnell sein junges Leben in dunkler Tiefe beschließen mußte, nimm aus in Deine lichten Höhen und sende Deinen himmlischen Trost in unser wundes Herz. Die Ueberführung des Entschlafenen nach hier erfolgt seitens der Knappschaft des „Deutschland".Schachtes am Sonntag früh, die Beerdigung ist auf l/^12 Uhr festgesetzt. Darüber, wie sich das Unglück zugetragen, war den Eltern bisher noch nichts näheres bekannt, sie wollen heute sich darüber nähere Aufklärung erbitten. * — Gruben-Betriebs - Vorschrift«». Das „DreSd. Journ." gibt allgemeine Polizeioorschriften für den unterirdischen Betrieb gewerblicher Gruben des Königreichs Sachsen vom 24. August 1906 be kannt, die am 1. April 1907 in Kraft treten. nichts Schlechtes von Ihnen, Sie werden mich nicht in Ungelegenheiten bringen — so bleib ich denn draußen vor der Tür." Georg Brandes wandte sich um, seine Hand griff nach dem Herzen, das wahnsinnig schlug. Eine dunkle Gestatt stand da hinter dem Manne. Als dieser sich entfernt hatte, schlug sie die Kaputze, die ihren Kopf bedeckt hatte, zurück. „Ilse!" Sie standen sich gegenüber, ihr Gesicht leuchtete. Ihn blendete die Erscheinung, als ob plötzlich die ganze düstere Zelle lichtdurchflutet sei. Vie trat dicht zu ihm heran, sie nahm seine Hand und schmiegte ihr Gesicht hinein. „Ilse! Was wagen Sie! Niemand sollte — durfte etwas von Ihren Beziehungen zu mir er- fahren." „Georg, das in dieser Stunde? Ich hoffe, Du kennst mich. Wir gehören zusammen, Geliebter, sei es im Leben, sei eS im Tode. Ich hoffe, ich bringe Leben. Komm, der Schließer ist ein gut mütiger Mensch, ein Goldstück macht ihn gefügig. Ich hatte meine Verbindungen, der Herr Präsident war mein alter Freund und Courmacher, er wunderte sich über mein Anliegen, aber sie sind das Wunder liche gewöhnt bei mir, und Unreines traut mir doch keiner zu. Ich mußte Dich sprechen, Dich aufrichten — o Du mein Großer, Starker! So haben sie Dich unfrei gemacht." Sie sah ihm bei dem schwindenden Licht forschend in das hager und grau gewordene Gesicht. Sie hatte ihn neben sich auf die hölzerne Pritsche gezogen, und hielt seine Hand fest in der ihren. Er atmete schwer. Wie flutete dieser linde weiche Strom von Lrebe über sein zermarterte» Gemüt. * — M«»f»rM»ni»G<riHt« i» GnHsme warm am Schluffe d«» Jahre» 1905 15 vorhanden, die sämtlich den schon bestehenden Gewerbegerichten au« geschloffen worden sind. * — Aur Lage -er sächsisch«» Wirkware«. AnL»Dcke wird der von Theodor Martin heraus- gegebenen „Leipziger Monairschrtst für T«xttl-Jndu- stne" aut Chemnitz unter anderem folgende» ge schrieben: Strumpswaren und Trikotagen. Für di« Fabrikanten ist e» aber jetzt schwierig, di« Sage richtig zu beurteilen. Soweit man heute sehen kann, scheint man mit Preisrückgang im nächsten Jahre rechnen zu müssen. Unter den Rohbaum- wollehändlern wird vielfach 4 la bsisss spekuliert und demgemäß an di« Spinner verkauft. Da» wirft leicht seine Schatten voraus, und wenn man dazu di« abflau«nd«n Gampreis« der letzten Wochen nimmt, so ist e» erklärlich, daß die Strumpfkäufer sich nicht auf zu lange Fristen engagieren wollen und über da» erste Quartal 1907 hinaus nicht bestellen. Wir müffen daher mit der Möglichkeit rechnen, daß im nächsten Jahre für di« Strumpf- und Trikotagen- branch« eine Flaue eintritt. Diesen Aussichten und der Festigkeit der Fabrikanten ist «S auch wohl zu danken, daß «» von einer Lohnbewegung ganz stille geworden ist. — Handschuhe. Alles, was nur so heißt, ist lebhaft gefragt. Ob kurz oder lang, Baumwolle, Wolle oder Seide — nirgends ist genug War« zu haben. Besonders erfreulich ist der Auf schwung in seidenen Qualitäten, die lange Zeit so vernachlässigt waren, daß viele Faktore dieselben gar nicht machten. In Winterhandschuhen sieht e» böse aus, da die Lieferungen noch weit zurück sind und, wrnn da» Wetter umschlagen sollte, ein Sturm um Sieftrung loSbrechen wird, der beängstigend zu werden verspricht. *— Was erwartet die sächsische Lehrer- schäft vo» der Tynode? Der Sächsische Lehrer- verein, der gegenwärtig über 12 600 Mitglieder auf weist und damit die sächsischen Lehrer fast au»- nahmSlo» umfaßt, wird durch seinen Vorstand eine Eingabe an die am 1. Oktober d. I. zusammen tretende evangelisch.lutherische Landessynode richten. Darin soll der Standpunkt der Lehrerschaft in bezug auf die Frage der geistlichen Schulaufsicht, der Ver minderung des MemorierstoffeS und der Einführung eine« BibelauSzugeS mit dem Ausdruck der Bitte um Zustimmung in diesen Punkten dargelegt werden. Die gleichen Fragen werden aus der am 30. Sep tember und 1. Oktober zu Mittweida tagenden Ver- treteroersammlungen des Verein» zur Beratung stehen, welcher der Vorstand bezüglich obiger Eingabe folgende Leitsätze unterbreiten wird: I. Die vater ländische Lehrerschaft erwartet, daß die achte evan gelisch-lutherische Landessynod« ihre Zustimmung erteilen werde: 1. zur vollständigen Durchführung der fachmännischen Schulaufsicht, da» ist zur voll ständigen Besertigung der geistlichen Lokalschul inspektion in den sächsischen Volksschulen, und 2. zur Einführung einer Schulbibel. II. Sie gibt sich weiter aber auch der Hoffnung hin, von der Landessynode wirksam unterstützt zu werden in ihren Bestrebungen eine erneute Prüfung und wesentliche Abminderung des religiösen Memorierstoffes herbeizuführen." *— Die 5 Pfeu«ig Postk«rte», die au» den alten (blauen) 2 Pfg. - Karten durch Ausdruck einer braunen 3 Pfg. - Marke entstanden sind, werden seit einigen Tagen von den Postanstalten ausgegeben. Sie verkörpern da» Sparsamkeitsprinzip des altpreußischen BureaukratiSmuS und dürfen schon deshalb als „Ganzsache" in keiner Postwert- „Ilse! Ich bin ein Mörder, mein Gott " „Du, ein Mörder? Willst Du mir xtwa sagen, daß Du den Alten gemordet hast?" „Nicht gemordet mit der Waffe in der Hand« aber in meinenGedanken tausendfältig," sagte er dumpf „DaS mag Gott richten, unsere Gesetze strafen nur die grobe materielle Tat." „Sie glauben aber an diese meine Tat, und sie werden mich verurteilen." „Ja — wenn nicht inmittelst der wirklich« Täter gefunden wird, und den habe ich gesucht, ge- sucht Georg — ihm nachgespürt mit allen Listen d-S Weibes." Er sprang empor. Nun überflutete doch dunkle Glut sein fahle» Gesicht — wa» brachte sie ihm, diese Lichtgestalt — Erlösung — Leben! Er taumelte überwältigt. Sir schlang ihre Arme um seine wankende Gestatt. „Ich liebe Dich," sagte sie leise, „und in meinem Herzen ist die Hoffnung nie erloschen. DaS würde für mich den Tod bedeuten. Noch ist nicht alle« klar, aber ich mußte jetzt zu Dir kommen, um Dir zu sagen: Harre auS! Hoffe! Und wenn Du frei bist, entlastet, trennt Dein Haß Dich dann noch von mir?" „Ilse! Du öffnest mir das Tor des Leben» und zeigst mir allen Glanz und alle Herrlichkeiten darinnen, — ich — mich blendet da» namenlose Glück!" „Ich wage «S, eS zu begehren," rief sie. „Du hast recht, auch ich sehe darin das Höchste, wa» die Erde zu bieten hat. Gott prüft e», ehe er e» un» gewährt. Und nun höre." Sie sah sich scheu nach dem Schließer um, welcher aber jenseits der Tür geblieben war. „Meine Zett ist knapp bemessen, mein Schein, gestattet mir nur «ine Viertelstunde." (Fortsetzung folgt.)
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