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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 02.11.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190611022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19061102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19061102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1906
- Monat1906-11
- Tag1906-11-02
- Monat1906-11
- Jahr1906
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 02.11.1906
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Reichstag« eine Stichwahl -wischen Sozialdemokraten und Nationalliberalen strmfinden wird. Der Reich-« tag wird insolgedessen am 13. November — vor-ur- gesetzt, daß da- Snchwahlresuftat für 18. Hannover noch nicht feststeht — 396 Mitglieder zählen. Die Parteien werden in folgender Stärk« aufmarschieren r Zentrum 103 Mitglieder. Sozialdemokraten 79, Konservative 52, Nationalliberal« 50, Reichspartei 22, Deutsch-freisinnige BolkSpartei 20, Polen 16, Wirtschaftliche Vereinigung 15, Freisinnige Der- einigung 10, Drutsch« Bolttpartei 6, Deutsche Re formpartei 6, keiner Fraktion angehörig 17. — Reich-st euern und Militärforde rungen. Soweit es sich übersehen und beurteilen läßt, scheint ein Teil der durch die Finanzreform eingeführten Steuern nicht die Höhe derjmigen Bei träge zu erreichen, mit denen man als zuverlässige Posten zur Bestreitung der erhöhten Ausgaben rechnen mußte. Bon den 200 Millionen Mark, welche die Regierung beanspruchte, find auf dem Papier 176 Millionen Mark gedeckt; eS fragt sich aber, ob die neuen Steuern wirklich diesen Betrag zu realisieren vermögen. Der nächste Etat enthält jedenfalls beträchtliche Mehrforderungen für unser Heerwesen. Der Reichstag wird schließlich das be willigen, war die Militärverwaltung unter äußerster Beschränkung ihrer Wünsche als dar unbedingt Not wendige zur Schlagfertigkeit des Heere« fordert. Aber über die Aufbringung der nötigen Mittel tastet man noch im Dunkeln, Die Finanzfragen werden voraussichtlich gleich in der ersten Sitzung des Reichstages am 13. November gelegentlich der Re solution über die MahlmÜhlen-Umsatzsteuer zur Erörterung gelangen. Auf die Initiative des Reichstages hinsichtlich neuer Tteuervorschläge darf die Regierung nicht mehr rechnen: sie muß früher oder später selbst mit Projekten hervortreten, wie der noch immer fehlende Betrag an den von ihr geforderten 200 Millionen Mark gedeckt werden kann. — (Ein Wink für Herr« v. Podbielski.) Die »Kölnische Ztg." bespricht an leitender Stelle die Ursache« und Folgen der anhaltende« Fleisch- teuerung und fordert von dem Laadwirt schaftsminister die Nirderlegung seines Amte-, da er i« der Fleischfrage selbst Interessent sei. Die ganze Politik der Regierung sei einseitig darauf gerichtet, de« Droßgruudbesttzrr« gefällig zu fei». Was auch die Bevölkerung bewegt, eine maßgebende Aeußerung der leitende« Minister sei «echt zu erwirke«. ES sei höchste Zeit, daß der Reichstag zusammentrete, um mit diese« Umstände« gründlich abzurechnen. Wer eS er«st mit dem deutschen Vaterland« meint, dürfe »icht weiter zusehen, wie die Regierung durch Tatenlosigkeit und Schlaffheit, sowie Nichtachtung allerBolkSregungr« immer größere Bruchteile deS Bürgertums in die Reihe» derSozialdemokraten treibt. — Die Kölnische Zeitung Pflegt sich des Einverständ nisses des Fürsten Bülow zu versichern, bevor sie solche Artikel veröffentlicht. — (Kultusminister vonStudt) gedenkt sich demnächst nach Posen zu begeben, um sich dort über die durch den polnischen Schul streik hervorgerusenen Verhältnisse persönlich zu unterrichten. Erst nach seiner Rückkehr dürften dann die endgül tigen Entscheidungen über weiter zu ergreifende Maßnahmen getroffen werden. — (DieUnsicherheitinSüdwestafrika) wird wieder einmal durch eine neue Nachricht be- leuchtet, von der wir hoffen wollen, daß sie nicht abermals den Anfang einer langen Reihe von Jugendschuld. Roman von Freifrau G. v. Schlippenbach 25. Fortsetzung. Nachdruck verböte». Jetzt auf der Rückfahrt nach Mon Caprice war Buffo nahe daran, eine Liebeserklärung zu machen, aber Eva wußte es geschickt zu vermeiden, indem sie lebhaft über allerlei plauderte. Als sie vor dem Jagdschlößchen anlangten, erfuhren sie, daß die Mütter zur nahen Stadt gefahren und erst am Abend erwartet wurden. „Wie reizend!" rief Busso, „dann habe ich also ein Tete-a-tete von mehreren Stunden mit Ihnen, gnädiges Fräulein!" „O, ich habe Briefe zu schreiben", lautete Evas schnelle Entgegnung. „Sie werden doch nicht so grausam sein", klagte Buffo, „in Kreibach habe ich nie ungestört mit Ihnen plaudern können, und ich habe Ihnen so viel zu sagen, ehe Sie Mon Caprice verlaffen!" „Ich wüßte nicht, was Sie mir zu sagen hätten, Fürst!" fiel eS eisig von EoaS Lippen: Buffo war im Begriff, seinem Herzen Lust zu machen und stampfte ärgerlich mit dem Fuß, als der Diener respektvoll meldete: „Der Reviersörster ist da, Durch- laucht, und verlangt, sofort mit Durchlaucht zu sprechen, es sei wichtig." „Wie ärgerlich!" rief Busso und fügte hinzu: „Ich komme aber gleich wieder —" Er eilte davon. Eva ging auf ihr Zimmer; sie blickte zu den Schornsteinen der Fabrik hinüber, eben pfiff eS von dort her, eS schien dem jungen Mädchen wie ein Gruß. Wie lange bin ich fortgewesen! dachte sie, und doch waren et nur wenige Tage. Zu seinem Aerger mußte Buffo den Förster be- Unglück-betschasten bilden wird. In einer Gegend, die man längst auch von zersprengten Resten der feindliche» Banden befreit glaubte, haben diefe plötzlich ein sehr schmerzlicher Lebenszeichen gegeben, wie au- der nachstehenden amtlichen Meldung hervorgeht: Au- Deutsch-Südwestafrika wird von dem stellvertretenden Gouverneur gemeldet: Am 4. Ott. wurden 10 dm nördlich von KeetmanShoop der Kar««» Schütte sowie die Buren Han«, kam und Potgtet«r oonVlehräubern «»schossen. Di« Meldung ist von dem stellvertretenden Gouverneur erstattet worden, well Herr o. Lindequist nach Deutschland unterwegs ist, um hier die wirt schaftlichen Forderungen für Südwestafrtka neben dem neuen Kalonialdtrektor vor dem Reichstage zu vertreten. Man kann nur wünschen, daß die Er mordung des Farmers Schütte ein vereinzelter Vor- gang bleiben möge, sonst könnte die Abwesenheit des Gouverneurs für die Verhältnisse des Schutzge biets leicht recht unerfreuliche Folgen zeigen. — (Mitteldeutsche Bergarbe iterbe- weguug.) In ei«er in Leipzig abgehaltenm Ver sammlung von Vertreter« des Mitteldeutsche« Brau«- kohlenbaurS wurde festgestellt, daß die Arbeiterlöh«« im Mitteldeutsche« Braunkohlrnbezirk in de« letzten Jahre« und brsouderS im laufende« Jahr« dexVerhält- «tsse« ««tsprechend gestiegen sind. Man war derUeber- zeugung, daß sich dl« Löhne auch ferner diesen Verhält nissen anpasse« werde«. Unter diesen Umstände» könnten Forderungen, wie sie die westfälische» Arbeiterverbände ausgestellt habe« und nunmehr von de» Ai beiterauS- schüsse« ausgenommen werde« solle», nicht als begründet anerkannt werden. Berechtigten Wünsche» der Arbeiter- auSschüsse würde dagegen selbstverständlich Rechnung ge tragen werde«. Ausland. Petersburg. (Der Jahrestag des Ok tobermanifestes) ist in Petersburg und, wie e« scheint, auch im Reiche ruhig verlaufen. — ES wird ein neuer Ukas des Zaren erwartet, der den Altgläubigen und andern Setten der orthodoxen Kirche volle Glaubensfreiheit gewährt. Tanger. (Zur Lage in Marokko.) Die Stämme Anghera und Fahoya kämpften gestern den ganzen Tag über im Weichbild der Stadt. In Marrakesch ist di« Lage sehr unruhig. Ein algeri scher Araber ist ermordet worden. Raisult hat b«. schloffen, Arzila in einen offenen Hafen umzuwandeln und Zollabgaben zu erheben. New Jork. (Roosevelt und die Mon- roedoktrtn.) Proseffor Burgeß hat Roosevelts Ansichten über die Monroedoktrin und den Hoch- schutzzolltartf, wie in der hiesigen Presse festgestrllt wird, nicht korrekt wiedergegeben. Aus Nah und Fern. «chtenst«i», 1. November. * — Auf Flügel« de- Sturme« zog in diesem Jahre der November i« das Land u«d machte damit seinem Name« als Sturmmonat gleich am ersten Tage alle Ehre. Die Windsbraut fegte ver- gang«ne Nacht mit aller Macht um dir Häuser und verübte allerlei Unfug; zu ihrer wilden Musik klapperten die Jalousie«, schlugen die ausgelassenen Fenster, die sallende« Dachziegel rc den Takt. Auch heute dauert das SturmrSsausrn fort, es richtet mannigfache« Schade« i« den Telephonleitunge« an, raubt den Bäumen die sommermüden Blätter und treibt mit ihnen ei» lustiges Spiel. Wer de» Hut «icht fest auf dem Kopf hat oder gleiten, «S war ein Waldfrevel begangen, ein Holz- diebstahl, bei dem die Anwesenheit deS Fürsten not wendig war. „Und gerade wollte ich mich mit Eoa verloben", schmollte Buffo mißmutig, als er fort schritt, nachdem er seinem Gast Mitteilung über sein Fernbleiben gesandt. Wie schön, daß ich allein bin! dachte das junge Mädchen. Ich werde über den See rudern und die Kranke besuchen. Leichtfüßig eilte Eoa durch den Tarten und sprang in daS Boot, schnell legte sie die kurze Strecke zurück und betrat den breiten Weg. der mitten durch die Fabrik führt. Unter dem Strohhut lugte sie heimlich nach rechts und links, aber nirgends sah sie, was sie zu sehen hoffte, die hohe Gestalt RauchbergS. Hunderte von Arbeitern gingen ge schäftig ab und zu, die großen Eisenhämmer, die Riesenräder und Walzwerke machten einen betäuben den Lärm. Zögernd blieb Eoa vor dem weit offenen Tore eines Gebäudes stehen; rote Glut erhellte den mächtigen Raum, berußte Männer mit nackten muskulösen Armen schürten die Flamme, mit bewundernswerter Präzision griff eins inS andere, wie ein Uhrwerk, durch den Willen des jenigen geleitet, der von allen seinen Arbeitern der „Herr" genannt wurde. Eoa schlug den Weg zum Krankenhause ein und fragte nach Anna Schimkait. Heute fand sie die Greisin bereits außerhalb des Bettes, in dem sonnigen Gärtchen dicht am Walde, wo sie mft noch zwei Genesenden saß. Beim Anblick der Baronesse strahlte das gute, alte Gesicht, und Eva mußte sich auf die Bank setzen zwischen Anna und einen Mann, der eine schlimme Brandwunde am Bein davongetragen. Zutraulich plauderte die Alte mit ihrem jungen Gast; sie erzählte, daß e- ihr gut gehe und sie ganz im Krankenhaus« bleiben »er sonst »icht sicher auf de» Bei»« steht, ka»» sich« s«», «m Ziel der »eckifche« Stmmgeister z« »erde». Ja, der November ist ein »»freuadlicher Gesell«, er »trd »»- sei»e Macht »och manchmal spüre» lasse». * —»«tt««o»h«rs«g« für morgen: Starke südliche Winde, meist trübe, Regenfälle, kühler. * — Btt der Sparkasse z« Licht« «sttt» wurden an Einlagen im Monat Oktober in 948 Posten 125952 98 Mk. eingezahlt und in 420 Posten 122 476,67 Mk. zurückerhoben. Somit ergab sich ein Zuwachs von 3476,31 Mk. Der Einlagen-»- wachs seit den 1 Januar beträgt 508 432,84 Mk. * — Di« LaudwehrdieustauSzeichuung 2 Klaffe erhielt bei der heutigen Kontrolloersammlung Herr Konditor August Liesenberg. * — Der Kaufmännische Verein zn Lichte«stei« Call»berg bietet auch im Winterhalb jahre 1906/07 erfreulicherweise eine Füll« von A«r«g«»g u«d Belehrung durch ein«« Vortragszyklus. Der erste Bortrag findet morgen abend im „Toldnen Helm" statt; Herr BÜrgerfchullehrer Bru«o Greg er auS Chem»itz spricht über: „Streifzüge durch Großbritannien". Lichtbilder werde» die Ausführungen erläutern. * — Di« Ziehung der 10 Geldlotterie für da- Völkerschlachtdeukmal findet vom 13. bi- 17. November statt. Lose L 3 Mark find btim Deutschen Patriotenbund in Leipzig, Blüchrrstraße 11, und in der Tageblatt. Expedition noch zu haben. Da dieselben sich in allen Kreisen großer Beliebheit erfreuen, sind sie meistens schon vor der Ziehung er griffen. Es ist deshalb ratsam, bei Zetten die Be stellung aufzugebrn. * — Di« hohe« katholisch«« Feiertag« Aller Heiligen und Aller Seelen fallen aas heute unst Freitag dieser Woche. * — Der Geflügelzüchterverei« zu Rödlitz- Hoh «darf hielt amMontag abend imKretzschmar'schen Gasthof ein Festesten mit Ball ab, woran sich die Mitglieder mit Frauen recht zahlreich beteiligten. Das Königshoch brachte der Vereinsvorsteher Herr Gutsbesitzer Moritz Mehlhorn aus. Die Festoer sammlung stimmte mit Begeisterung ein. Der Abend verlies in schönster Harmonie. * — Gsseu-Giufturz In der vergangenen Nacht hörten Anwohner der Mülsner Straße in Lallnberg ein gewaltiges Krachen. Als am Morgen nach der Ursache geforscht wurde, fand man, daß der obere Teil einer Esse vom SchulhauS- neubau infolge des Herr schenken Stur mes eingestürzt war. Die Este durchschlug beim Falle einige starke Dachsparren. Wäre da- Unglück am Tage erfolgt, konnten leicht Menschen leben zu Schaden kommen. 8. Die Herb ft-Versammlung des Bezirk- Glauchau von Sachsens Militärvereintbund fand gestern nachmittag 4 Uhr im Theaterlokale daselbst statt. Nachmittags ^3 Uhr ging der eigentlichen BezirkL-Versammlung eine Vorsteher-Zusammenkunst voraus, in der nur interne Sachen beraten bez. durchgesprochen wurden. Nach Begrüßung der er schienenen Ehrengäste durch den Bez-rkSvorsteher brachte dieser Hochs auf Kaiser und König auS, die ge waltigen Widerhall bei den zahlreich anwesenden Kameraden sanden. AuS dem Bericht des Bezirk-, der zum Vortrag gelangte, war u a. zu ersehen, daß durch die tüchtige Leitung deS Bezirksvorstandes recht erfreuliche Resultate zum Besten des Bezirks er zielt worden sind. Auch der Bundesbericht zeigte ein schönes Bild von der mühsamen, aber erfolgreichen Arbeit, die im Interesse der Kameraden geleistet werde um in leichterer Arbeit ihre schwachen Kräfte zu verwerten. „Der Herr war verreist", berichtete Anna Schimkait , „er wird erst heute zurückerwartet. Die Wärterin ist mit dem kleinen HanS Henning gestern hier gewesen und hat es erzählt, und die Mutter von dem Herrn hat mir eine Flasche Wein geschickt. Das ist eine Seele von einer Frau, sage ich Ihnen, Fräuleinchen! Der Sohn ehrt sie; das tun nicht alle Kinder, ist aber etwas schönes daran, dann bleibt der Segen Gottes nicht auS!" „Wir haben nur einmal versucht zu streiken,* sagte der Mann mit dem verbundenen Fuß, der eine kurze Pfeife rauchend, im blauen ArbeitSkttel auf der Bant saß. „Warum taten Sie es?" fragte Eoa. „Ich denke, Sie und Ihre Kameraden hab«n es gut!" Der Kranke kratzte sich etwas verlegen den Kopf. »Ja, sehen Sie, eS ist so Mode," sagt« er, „alle andern Fabriken stoppten, nun, da wollten wir auch nicht zurückbleiben, obgleich der Herr immer gerecht und gut genesen ist!" „Und wie endete dieser Streik?" fragte Eoa gespannt. „Wir hatten die Arbeit eingestellt," erzählt« der Mann, „wir verlangten einen höheren Lohn und mehr freie Zeit, aber der Herr wollte nicht- davon wissen. Da taten wir uns zusammen und zog«« nach Margaretenruh, et war kurz nach der Ver heiratung deS Herrn. Da ist er auf die Treppe getreten und hat zu uns gesprochen, wie Donner hat seine Stimme geklungen, und seine Lugen haben un- angefunkelt." (Fortsetzung folgt.)
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