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Wilsdruffer Tageblatt : 02.03.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-191803028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19180302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19180302
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1918
- Monat1918-03
- Tag1918-03-02
- Monat1918-03
- Jahr1918
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 02.03.1918
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lose Übersicht über die von der Zentrale aüsstrahlende weit- verzweigte Arbeit. Aach das Leben in „Klein-Paris", wie der eitle Rumäne Bukarest gern zu bezeichn";'. vr'e t. bietet einen gewissen Reiz. Der Verkehr in den Hauptstraßen mit den palastähnlichen öffentlichen Gebäuden und großen Geschäfts häusern hat einen großstädtischen und europäischen Anstrich, wenn auch hier eigentümliche rumänische und orientalische Tönungen nicht fehlen. Besonders abends flutet ein breiter Menschenstrom durch die Straßen. Elegante Herren, schlanke Rumäninnen, ausnahmslos geschminkt und parfümiert, deutsche, österreichisch-ungarische, bulgarische und türkische Sol daten und die zahlreichen, mit erstaunlicher Geschicklichkeit durch die Menge sich windenden Droschken ergeben in ihrer Gesamtheit ein fesselndes internationales Bild. Ebenso ist es in den zahlreichen Kaffeehäusern, welche anscheinend zu den Lebensbedingungen in Bukarest gehören. Stets sind diese Lokale mit lebhaft redenden und gestikulierenden Menschen besetzt. Sogar in den kritischen Tagen der Eroberung von Bukarest waren die Kaffeehäuser überfüllt. Anders sieht es in den ausgedehnten Vorstädten aus. Dort herrscht der aus gesprochene rumänische Volkstypus vor. Dementsprechend schmutzig und klein sind Häuser und Straßen. Das Leben in Bukarest ist ziemlich teuer. Namentlich auch Kleidung muh hoch bezahlt werden. Schuhe, auf deren Eleganz die vor nehme Rumänin den größten Wert legt, sind unter 100 nicht zu haben. In den Kaffeehäusern kostet die Taffe Kaffee mit etwas Milch 50 L. Auch in den Gastwirtschaften sind die geforderten Preisen den deutschen nicht unähnlich. Im übrigen ist die Lebenshaltung rationiert. Ohne Brot- und Fleischkarte erhält man in den Gastwirtschaften nichts. Mit energischer Hand mußte von den Mittelmächten eingegriffen werden, um Ordnung in den vielfach verfahrenen Zuständen zu schaffen und die so sehr im Argen liegende Reinlichkeit im Interesse der allgemeinen Gesundheit durchzusetzen. Die Besichtigungen in Bukarest begannen mit dem Be such mehrerer von den Mittelmächten ins Leben gerufenen so zialen Einrichtungen zum Besten der Zivilbevölkerung. Denn nicht für die Soldaten allein galt es zu sorgen, sondern auch für die einheimische Bevölkerung, in der Krankheiten, Not und Schmutz zu bekämpfen waren. In einer besonders bedräng ten Lage befanden sich die in Rumänien lebenden Angehörigen der Mittelmächte, die bis zur Besetzung des Landes von der Negierung in der brutalsten Weise behandelt worden waren. Für die bedauernswerten Opfer- des rumänischen Hasses vurden Flnchtlingsasyle und Krankenheime errichtet, von lenen wir eins besichtigten. Alle Säle des weiten Gebäudes varen velegt mit Kindern, Frauen und Männern, zum Tei! '.ranken und alten Leuten, die hier Verpflegung und ärztlich« Behandlung finden. Selbstverständlich erfolgt in diesen Asylen eine genaue Untersuchung auf ansteckende Krankheiten. Militärisch eingerichtete Kleiderräume zur Versorgung der Notleidenden mit Schuhen und Kleidern, Kriegsküchen, in denen täglich tausende gespeist werden, sind den Asylen an- geschlossen. Allein in dem von uns besuchten Asyl wurden bisher schon 8000 Personen verpflegt. Nicht weit davon sahen wir eine rumänische Volksküche, die erst vor wenigen Tagen eröffnet war. Lange Reihen von Frauen und Männern harrten draußen, um sich das Mittag essen zu holen. Das Essen war, wie eine Kostprobe ergab, schmaHaft und kräftig. Ein treffendes Bild von der umfassenden Fürsorgetätig keit ergab ein Kinder- und Wöchnerinnenheim, das aus dem furchtbarsten rumänischen Dreck entstanden war und sich jetzt mit Hellen, lichten und peinlich sauberen Räumen gar freund lich zeigte. Schwestern umsorgen Kinder und Wöchnerinnen. Beim Oberkommando der Heeresgruppe von Mackensen nahmen wir mittags nm l Uhr das Frühstück ein. Der Ches des Stabes, Generalmajor H., und. die Offiziere des Stabes bereiteten uns einen recht freundlichen Emvfang. General H. verbindet mit hervorragenden, oft bewährten militärischen Fähigkeiten Züge herzgewinnender Menschenfreundlichkeit, die sich nicht nur in seinen Worten, sondern vor allen Dinger auch in seiner nimmermüden Fürsorge für die Soldaten zeigt. In seiner kurzen, aber markigen Tischrede verwies General H. auf den entscheidenden Charakter der Eroberunc Rumäniens für die Versorgung der Heimat. Schon bei de; vorletzten Ernte konnte uns das Land für einen ganzen Riona! Brotgetreide liefern. Was dies bei der kritischen Lage in der ersten Monaten d. Is. 1917 bei dem vollständigen Mangel a: Kartoffeln bedeutete, braucht wohl nicht näher erläutert zr werden. Die größte Schmierigkeit bietet, wie mir der Chei für das Verkehrswesen in Rumänien erklärte, dort wie in de; Heimat die Transportfrage, zu deren Lösung die weitgehend sten Maßnahmen ergriffen sind. Dies ist um so wichtiger, als bei einer umfassenderen Bewirtschaftung des Landes dü Ausfuhr möglicherweise noch verstärkt und auch auf die ir diesem Jahre bei uns so sehr knckppen Futtermittel ausge dehnt werden kann. Die bisherigen Erfolge der Militär verwaltung in Rumänien berechtigen zu der Annahme, das auch diese Hoffnung in Erfüllung geht. Nachmittags fuhren wir zunächst zu einer großen Zigar ren- und Zigarettenfabrik, die unter militärischer Leitum steht und in oroßen, luftigen, durchaus staubfreien Räumer ungefähr 2000 Personen beschäftigt. Durch einen mit Pflan zen und Bäumen geschmückten Eingang gelangt man zu der Arbeitssälen. Die Fabrikate sind nur für den Heeresbedar bestimmt. Daß sie gut rauchbar sind, wurde von den Raucherr unserer Reisegesellschaft festgestellt. Sehenswert sind die Für sorgeeinrichtungen, die von der Fabrik für Beamte und Ar beiter geschaffen sind. Zum ersten Male begegneten wir ir Rumnnien aunerkennenswerten sozialen Bestrebungen am der Zeit vor dem Kriege. Die ausgedehnte Arbeiterkolonü ist ganz nach dem Muster Kruppscher Kolonien angelegt uni macht mit den zahlreichen gut gepflegten Gärten einen ange nehmen Eindruck. Die folgende Programmnummer bildete den Besuch de° Königsschlosses Cotroceni, eines mächtigen Baues mit eine; hübschen epheuumrankten Fassade. Die meisten Räume uni Säle des Palastes zeigen eine überladene Pracht, die Zimmer der Königin einen raffinierten, unruhig wirkenden Luxus Auch jenen Saal sahen wir, in dem am 27. August 191k der rumänische Kronrat die für Rumänien verhäng nisvolle Kriegserklärung beschloß. Dieser Raum wird stets als Zeuge unerhörtesten Dölkerverrats und als Ausgangs punkt des Niederganges Rumäniens in der Geschichte fort» leben. l Abends waren wir Gäste des Verwaltungsstabes. Mi; wurde die Ehre zuteil, über die bisherigen Ergebnisse de; Reise und über die Wünsche und Hoffnungen der Heimat zr sprechen. Eine besondere Freude war es für mich, den Herrei des Stabes namens der Reisegesellschaft Bewunderung uni Dank auszusprechen für die hervorragenden Erfolge deutsche; Verwaltungs- und Organisationskunst. Auch der folgende Tag war für eine Reihe Besichtigungen bestimmt. Mr besuchten zunächst die weiten, mustergültiger Anlagen der Seifenfabrik Stella, die uns von dem Besitz« Dr. Hofmeier eingehend gezeigt wurden. Die Fabrik, welch. vor Schleußt in 5t. verließen wir die Wage« front un<i Heimat. Die vierte Sachsenreise. S h« bl ül m An. Lin regnerischer Morgen und tiefdunkler Himmel deckten andern Tages unsere Wagenfahrt nach von wo aus wir in freier Stellung die Schützengräben und das Schußfeld zwischen den feindlichen Linien besichtigen sollten. Auf den Straßen begegneten uns nur die Meldegänger und Abgelösten, sonst sieht man nichts in der Gegend, die von feindlichem Feuer bestrichen wird. Selbst an Geräuschen härt man nichts anderes als das Brummen fernen Ge schützdonners, höchstens noch hie und da den Abschlag und die Detonation eines einzelnen Geschosses irgendwo in einer der nahen Waldstellungen. und stießen auf zwei (Offiziere, die unsere Führung über nahmen. Der Tag graute allmählich, als wir in gedeckter Stellung, d. h. in einem tiefliegenden Straßengraben den Rhein-Marne-Aanal entlang zur Stellung schritten, mehrere Kilometer auf Lattenstegen und dann hinter Binsenstaketen versteckt in kleinen Trupps von drei Mann über Wiesen und Brachäcker nach p . ... Ls ist ein trostlos zu- im Frieden Seife aller Art, auch Parfümerien und kosmetisch» Produkte herstellt, arbeitet jetzt nur noch für die Heeresvev waltung und erzeugt ausschließlich Kriegsfeife und Kerzen Sehr interessant ist das Verfahren zur Gewinnung von Gly cerin aus den für die Seifenfabrikation benutzten Abfallfetten, In der Assanmühle wurde uns fodann die vielerörterte Ent keimung des Getreides oorgeführt. Die Getreidekeime diente» bekanntlich zur Gewinnuneg von Speiseöl. Zwar ist der Er trag kein übermäßig großer, aber doch belangreich. Täglich werden in dieser Mühle zwei Waggon Getreidekeime zu O« verarbeitet. Eine Fülle von Belehrungen bot der Besuch des Natuv historischen Museums. Es zeigt in zahlreichen Sälen werb volle Exemplare der Tierwelt und eine lückenlose Übersicht aber die Fauna Rumäniens. Besonders fesselte uns ein« Neihe rumänischer Landschaftsbilder, die durch eine Zusanv nenstellung von Malerei und präparierten Tieren und du«! »in raffiniert zu nennende Belichtung eine überraschende Mio tuns erzielen. 1 tz Mittags waren wir bei Seiner Exzellenz dem Militär gouverneur General d. Inf. Tülff v. Tschepe und Weidenbach zu Ga st. Mit zielbewusster Krx-ft hat er dir verfahrenen Ver hältnisse in Rumänien geordnet, fü^ die Bearbeitung des Bodens Sorge getragen, Handel und Verkehr wieder in Fluf gebracht und für die notleidenden Bewohner Verdienst- unk Ernährungsmöglichkeiten geschaffen. Erst später wird es of fenbar werden, was in Rumänien unter Leitung dieses vev dienten Manpes für das Land selbst wie für die deutsche Hei mat geleistet worden ist. Ein Musterbeispiel sür die schnelle, gründliche und ev folareiche Arbeit unserer Militärverwaltung bieten die Ein richtvnaen zur Verwertung der rumänischen Obsternte. Durö die herrlichen Anlagen des Park Carol fuhren wir zu ein« Marmeladenfabrik, die in nur 8 Wochen aufgcbaut würd' und fetzt Tausende von Arbeiterinnen beschäftigt. Selb? auf die Gefahr hin, daß durch das Wort Marmelade kein angenehmen Erinnerungen wachgerufen werden, soll etwas über die vorbildliche Obstverwertung und Bearbeitung ge sagt werden. Mitte April 1917 erging von der Obersten Heeresleitung de Befehl zur technischen Verwertung des Obstes in den besetz ten Gebieten Rumäniens. Es ersolgten sofort die erfordev liehen Feststellungen und die Schritte zur Schaffung eine; entsprechenden Organisation zwecks Erfassung, Ankauf, Atz transport und Vcrwertungmöglichkeiten. Es wurde beschlos sen, die im besetzten Gebiete vorhandenen 4 Konservenfabri ken für die Gemüfeverwertung zu interessieren und 4 groß neue Obstverwertungsanlagen in Grajova, Piteste, Cluceraß undDukarest zu erbauen und zwar auf Grund der in Ob-Os gesammelten Erfahrungen. Für die Bauzeit wurden nu 8 Wochen angesetzt, und es gelang in dieser außerordentlik kurzen Zeit, die weiten Fabrikanlagen in mustergültige; Form zu schaffen. Die erforderlichen Darren, Pressen uni übrigen Spezialmaschinen wurden zum Teil aus dem Lands zum Teil aus Deutschland beschafft. Bei den Erhebungen über die Obsternte wurde leider die Entdeckung gemacht, das diese infolge Nachtfröste zur Blütezeit sehr gering ausge fallen war und nur den 4. Teil einer normalen Ernte betritt Die Ernte, der Ankauf und die Verwertung gingen planmö ßig vor sich. Durch Zahlung von Zuschlagsprämicn wurd erreicht, daß fast alles Obst in frischem oder getrocknetem Zu stände in die Kanäle des Wirtschaftsstabes geleitet ward« Erfaßt wurden rund 36 000 Tonnen Obst, die restlos zu de! verschiedensten Zwecken verwandt wurden. Um den große; Bedarf an Fässern zu decken, wurden 16 Holzbearbeitungsfa briken mit der Lieferung von Fässern für Halbfabrikate un! von Kübeln für Fertigfabrikate (Marmelade) beauftragt. Di tägliche Gesamtleistung der Faßfabriken beträgt 2000 Fasse zu je 1 Hl. Inhalt. Die Konservierungsmittel und schweflig Säure, werden aus Deutschland bezogen. , Zucker lieferi Deutschland und Österreich-Ungarn. Ein Teil wird in Ru mänien selbst produziert. Von den FertigfabrikateL an Obs und Gemüse wird ein Teil zur Verpflegung der Truppel am Sereth,. im Mazedonien und der Besatzunastruppen ver wandt, während der Rest sür die Heimat und sür ander, Kriegsschauplätze verwandt wird. Dis von uns besichtigte Obst- und Gcmüseverwertungs anlage in Bukarest, die in nur wenigen Wochen aus dem Bo den erstanden ist, war ein Musterbetrieb. Das Ganze unter steht der Leitung eines Offiziers, der bereits in Ob-Ost dv Obst- und Gemüseverwertung in die Wege leitete und jetz auch in Rumänien ausgezeichnete Erfolge erzielte. Mit bs sonderer Anerkennung muß auch die Qualität der Fabrikat; hervorgehoben werden. Kostproben ergaben eine Hervorra gende Güte und Schmackhaftigkeit, die wir leider sehr oft i> Deutschland vermissen müssen. Die gesamte Obst- und Ge müseverwertung in Rumänien kann als vorbildlich auch fitz unsere Heimat bezeichnet werden. Bemerkenswert ist die Verwertung des von den Rumäne» in die Donau versenkten Getreides. Bei dem Vordringei der verbündeten Truppen wurden große Schleppkähne schätzungsweise 30—50000 Tonnen Getreide auf der Dona» versenkt, die jetzt durch deutsche Bergungstrupps gehoben wuv den. Das Getreide ist zum größten Teil noch zur Herstellung von Spiritus verwendbar, zur Verarbeitung z-u Glukvf« (Süßstoffpräparat), zur Marmeladefabrikation, ferner naH vorheriger Trocknung als Futtergetreide. Für den letztere» Zweck wurden besondere Darren errichtet. Auf diesen könne« in 24 Stunden je 80—100 Tonnen feuchtes Getreide getrock net werden. (Fortsetzung folgt.) Die russischen parieren. Stand Mitte Januar 1918. Nachdem Kerenski die Revolutionsregierung gegründet hatte vollzog fick in Rußland eine vollkommene Umge staltung des Par1?m-esens Die alten Gruppen der Kadttten und HkwbrÜun patten urplötzlich jede Macht verloren und Übersicht der Parteirngruppterung. fie waren zu ohnmächtig, um daS Kabinett deS Fürzen Lwow und noch weniger das Kerenskis zu stützen. An ihre Stelle traten die verschiedenen Gruppen der Sozialisten. Besonders die Bolschewik! und die Sozialrevolutionäre, unter denen noch jetzt der Kampf um die Macht tobt. Dabei darf nicht übersehen werden, daß die Monarchie noch immer eine starke wenn auch über das ganze Reich verbreitete und jetzt eingeschüchtertr Anhängerschaft haL Deutscher Reichstag. (136 Sitzung.) 6L Berlin. 28. Februar. , Am Tische deS Bundesrats sitzen Vizekanzler o. Payer, di» Staatssekretäre Graf Roedern und Wallraf. Fortgesetzt wird die erste Lesung des Hausballsplans. Abg. Landsberg (So».); Gewib freuen auch wir uns des russischen Friedens, aber nicht der russischen Friedens« bedingungen. ES ist falsch, die Notlage eines Landes auszu» nutzen. Angesichts des Versuches deS Herrn v. Hevde- brand, aus weiß schwarz zu machen, sollte Graf Hertling über Belgien noch einmal und so eindeutig sprechen, dab auch Herr o. tzeydebrand ibn versiebt. Der Streik war nicht Landesverrat. Wenn die Regierung sich nur mit Abgeordnete über politische Fragen unterhält, warum bat sich dann Graf Hertling mit Herrn v. Tirpitz über hochpolitische Dinge unterhalten? Nur wer in dieser Kriegsrell stets die Interessen deS Vaterlandes vor die eigenen Interessen gestellt bat, darf aus die streikenden Arbeiter einen Stein werfen. Erzberger bat recht, bei uns besteht eine Kamorra, die mit Geld und Verleumdungen arbeitet. WaS sind das für Menschen, die dem Schrei nach Bürgerkrieg zujubeln, statt sich mit Ekel abzuwenden? DaS preußische Wahlrecht kann selbstverständlich im Reichstag besprochen werden. Redner schließt mii einer längeren Polemik gegen die Nattonalliberalen wegen ihrer Haltung in der preußischen Wahlrechtsfrage. Streik und preußische» Wahlrecht. Staatssekretär Wallraf: Dian hat darauf verwiesen, daß die Regierung ja gar keine Veranlassung gehabt hätte, dem Streik entgegenzutreten, weil die Streckenden Forderungen der Verwirklichung hätten näherbringen wollen, für die — wie die preußische Wahlrechtsreform — auch die Regierung sei. Hätte es nicht viel nähergelegen, dab man den streikenden Arbeitern gesagt hätte, sie brauchten wegen dieser Forderungen gar nicht zu streiken, denn die Regierung habe sich längst bereit erklärt, sie durchzusetzen. Unrichtig ist, daß während der Streikunruhen sechs Arbeiter erschossen worden seien. Wohl sind einige Arbeiter verletzt worden, aber niemand ist den Verletzungen erlegen. Dagegen steht ebenso amtlich fest, daß neben dem erschossenen Wachtmeister insgesamt 21 Schutzleute durch Schütze, Stiche oder Steinwürfe mehr oder weniger schwer verletzt worden sind. Wir danken der Polizei für ihre Pflicht erfüllung. Abg. Rießer (natl.): Abg. Landsberg sagte, eS wäre ihm lieber, wenn die Einmütigkeit, die in der nattonalliberalen Reichstagsfraktion für das gleiche Wahlrecht besteht, in der preußischen Abgeordnetenhausfraktton vorhanden wäre. Ich kann ihm mit zwei Worten antworten: unS auch. Die national liberale Retchstagsfraktjon war vor einigen Tagen in Hamburg gewesen, wo angesehene Vertreter der Kaufmannschaft Vorträge gehalten und ihre Wünsche und Forderungen vorgebracht haben. Wir haben unS aufrichtig gestellt über den unzerstörbaren Glauben an die glückliche und stolze Zukunft unseres Vater landes, der aus ihren Watten sprach und der auch uns durch- glüht. Man vertraut fest auf den starken Schutz deS deutschen Armes, wenn der hanseatische Kaufmann wieder nach Übersee binausgeben wird. Redner beschäftigt sich weiter mit Fragen der Kriegs, und Übergangswirtschaft und wendet sich ebenfalls gegen das Übermaß von Verordnungen. Abg. Dr. Roeficke (kons.) wendet sich gegen die Angriffe aus seine Pattei durch Erzberger, Scheidemann und andere. Er bestreitet, daß die Rechte weitausgreifende Küegsziele hgtte. Noch im Jabre 1S17 hätten Zentrum und Fortschritt die gleichen Kriegsziele wie die Konservativen ver treten und seit damals habe sich nichts verändert. Bei unserer guien milckärischen Lage sei keine Veranlassung, dir Ziele zu ändern. Die Kriegslasten seien grob und würden noch an wachsen. Deutschland könne sie allein nicht tragen und müsse sie aus die Staaten abwälzen. die Schuld au der Krirgs- oerlangerung trügen. An äer rumänischen front. Fortsetzung) M MMLmenz nauptflaat. Vlll. Die folgenden. 3 Tage waren für den Besuch von Bukarest bestimmt. Ein von der Militärverwaltung bis ins Einzelnste ausaearbeitetes Programm ermöglichte eine lücken
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