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Wilsdruffer Tageblatt : 06.06.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-191806060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19180606
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19180606
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1918
- Monat1918-06
- Tag1918-06-06
- Monat1918-06
- Jahr1918
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 06.06.1918
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Fischerfahrzeugen angrist. Den Besatzungen wurde der Befehl gegeben, in ihre Boote zu gehen, darauf ging ein Regen von Geschossen auf die Fischerfahrzeuge nieder. Bon der aus 30 bis 40 Schiffen bestehenden Flotte wurden lL versenkt, der Rest verdankte seine Rettung dein «Imstande, daß daS U-Boot bei seiner Arbeit gestört wurde and rasch tauchte. Befürchtungen der französische« Presse. Die französische Presse bespricht die Schlacht unter dem Gesichtspunkte der Bedrohung von Paris. Der mili tärische Mitarbeiter des .Temps", General Lacroix sagt: Die Franzosen müssen selbst angreifen, um den Vormarsch auf Paris aufzuhalten und sich zur Verteidigung oor- zubereiten. „Journal des Debats* erwartet binnen kurzem die strategische Entscheidung. Das Blatt behauptet, dt« Deutschen hätten eine numerische Übermacht von fünfzig Divisionen. Entente-Phantasien. Me Kopenhagener Zeitung .Politiken* will erfahren haben, zwischen Deutschland und Finnland seien gewisse Geheimoerträge über die Errichtung einer Monarchie unter einem deutschen Fürsten, Unterstellung der finnischen Streitkräfte unter deutscher Führung, Ntchtauslieferung der Alands-Inseln an Schweden und über ähnliche un glaubwürdige Dinge abgeschlossen worden. Nach Mit teilung von deutscher zuständiger Stelle beruht diese Mel dung auf freier Erfindung und dürft, wohl zu dm jetzt so beliebtm Machenschaften der Entente zu zählen sein, die sich die denkbarste Mühe gibt, Mißtrauen gegen di« deutsche Politik zu säen. Die Eroberung von Chateau-Thierry Berlin, 3. Juni, (wtb.) Schon am 3. Juni war eine Kompanie von Le Buisson in die westlichen Sladtteils von Chateau-Thierry einqedrungen und bis an die Kirche vorgestoßen. Am I. Juni setzte die Division nach plan mäßiger Artillerievorbereitung den konzentrischen Angriff an Am fiühen Morgen stürmten zwei Bataillone von Brasle im Osten und von Le Buisson her die Stadt. Während die Artillerie die feindlichen Batterien jenseits der Marne in Schach hielt, tobte Truppe gegen Truppe, Mann gegen Mann der Nahkampf. Um 8 Uhr 30 Minuten morgens wurde der überragende Schloßberg südlich dec Eisenbahnstation erstürmt. Die ersten großen Granaten wurden über die Gleise der Bahn Paris—Chalons—Verdun geworfen. Es dämmerte schon, als die ersten Deutschen das Ufer der Marne erreichten, die die südliche Stadt durchströmt. Die Brücke ist unversehrt. Nur d'e Eisen bahnbrücke, etwa 2 Kilometer westlich, Hal der Feind 7 Uhr abends gesprengt. 2 Offiziere mit 4 Mann stürmten über die Brücke. Sie kommen glücklich hinüber und stellen starke französische Barrikaden fest. Kaum sind sie zurückgekehrt, fliegt die steinerne Brücke in die Luft. Dies geschah um ll Uhr nachts, als noch diesseits des Flusses gekämpft wurde. Chateau-Thierry ist der südwestliche Eckpfeiler des deutschen Einbruches. Die Stadt liegt auf halbem Wegs zwischen dem Chemin des Dames und Paris. Kein Wunder daß der Franzose sie um jeden Preis zu halten versuchte. kleine Kriegspost Bukarest, 4. Juni. General JlleScu, Führer des rumänischen Abordnung im französischen Hauptquartier, bat König Ferdinand seinen Rücktritt angeboten. Er hat sich dem französischen Oberkommando zur Verfügung gestellt und wird' im französischen Heere dienen. Bern, 4. Juni. Die französische Gren,« wurde am Montag 8 llbr abends geschloffen. Genf, 4. Juni. Nach dem Pariser .Journal" wurde» k4 Bewohner eines aut acht Gebäuden bestehenden Variier düulerblocks durch deutsche Fliegergeschoffe getroffen. Vic AiMchnuna lle; Siege;. Don unserem militärischen Mitarbeiter. Bm. Der Sieg unseres Kronprinzen türmt Leistung mH Leistung. Am 29. Mai fiel Soissons, einer der An gelpunkte der französischen Front, unseren Stürmern in di^ Sand. Übrigens ein eigenartiges Schicksalswalten, daß es Brandenburgern vergönnt war, die Stadt zu nehmens Spielte sich doch im Januar 1915 die Schlacht bei Soissons zwischen dem General Maunoourg und General von Lochowj dem damaligen Kommandierenden General des 3. branden burgischen Korps ab. Brandenburgische Leibgrenadiere stiel ßen damals dem nördlich Soissons nach seinem vergeblichen Durchbruchsversuch schwer oeschlagenen Feinde bis in dis Nori'tadt St. Medard bei Soissons nach. — Die Ereignisse Die Frau mit de« Karstlukel« stellten Moman von E. MarNtL Er verschloß den Schrank. „Den Zimmerschlüssel werde ich mir in diesen Tagen noch einmal ausbitten,^ sagte er. „Ich bin gewiß, daß der Schreibtisch noch man ches enthält, was uns die Regulierung der ganzen An gelegenheit erleichtern wird . . . Und nun halte dich hier nicht länger auf, Margarete! Ich habe es empfin den müssen, daß du bis ins Herz hinein frierst." Gleich daraus hatte er das Zimmer verlassen. Margarete aber ging noch nicht. Sie stand in der Fensterecke und blickte über den Hof hin. Sie fror nicht; die Zimmerkälte kühlte ihr wohltätig die pochenden Schläfen. Drunten am Brunnen stand Bärbe und ließ Wasser in ihren blanken Eimer laufen. Die abergläubische Alte ahnte noch nicht, daß die Rolle ihrer Frau mit den Karfunkelsteinen ausgespielt war für immer . . . Ja, nun war das Rätsel gelöst, das jahrelang ver dunkelnd über dem Lamprechtshause geschwebt hatte! Margarete sah hinüber nach den schneebeladenen Linden vor dem Weberhause. Dort hatte einst die „wilde Hummel" gesessen und die sogenannte „Vision" von der schneeweißen Stirn zwischen den buntseidenen Fenstergardinen gehabt. Und jetzt stand sie selbst hier oben und wußte, daß es die schöne Blanka ge wesen war, die schleierverhüllt als weiße Frau ge- sputt hatte . . . Welch ein Zauber war von dieser Gestalt ausgegangen, von diesem rosenduftenden Mäd chen, das selbst den gereiften älteren Mann, den stolzen Chef, ihren Vater, zu ihren Füßen gezwungen! . . . Neben ihm hatte freilich der damalige hochaufge schossene Primaner mit dem rotwangigen Jüngltngs- gesicht gar nicht in Frage kommen können. r- dings war das anders, o, so ganz anders! Er ' > an der Kampffront überstürzen sich beinahe. Nach Soissons bie Marne! Auch sie weckt Erinnerungen an das Jahr 1914, an die Zeit, da unsere siegreichen Armeen in, stürmi schen Vorwärtsdrang Joffre bis hinter die Marne folgten; Unsere rechte Flanke war damals noch frei; jetzt ist die Lag« beim Vorwärtsdrang anders. Eine zusammenhängende Fron! spannt sich bis zur Küste, der vorspringende Keil der große« Schlacht in Frankreich deckt die rechte Flanke unserer Kampf armeen. Aber selbst damals, im Herbst 1914 gelang es den Feinde nicht, trotz weitausholender Bewegung durch und westlich von Paris, im Angriff über den Oureq unseren rech ten Heeresflügel aufzuroll«,. Der Plan scheiterte am Wider stand unserer staffelweise dort eingesetzten Korps und Divi sionen; während gleichzeitig die Armee v. Kluck den Fenü frontal derart anpackte, daß er schon die Schlacht verlöre« gab. Auch Foch war dabei! Er führte damals die 9. fran zösische Armee. Also nicht die Schlacht an der Marne, die so aar zu einem taktischen Siege der Deutschen heranzureifer schien, war der Grund zum damaligen Rückzugs. Der Grun! ist in der strategischen Gesamtlage, — dem Zweifrontenkriege — zu suchen. Der Osten regte sich schneller, als man an nehmen konnte. Die heimliche, verfrühte Mobilmachung de- russischen Heeres hatte den Aufmarsch der Feinde im Oste« so beschleunigt, daß unsere schwache Verteidigung Ostpreu ßens nicht mehr ausreichen konnte. Der Westen mußt, hergeben, was an Kräften möglich war; — so wurde ein ge waltiger Entschluß von der Heeresverwaltung aefaßt: Ab brechen der Schlacht an der Marne mitten im Erfolge, Rück zug in feste Wehrstellung hinter die Aisne, uni so das Gleich- geruckt der Kräfte wiederzuflnden. Dieser Entschluß ist bestimmend gewesen für die Ge staltung der Lage während der folgenden Kricasiahre er hat sich als richtig erwiesen, da unterdessen di? Lnisch«- duna !m Osten gefallen ist. Nun ist der Schwerpunkt de! Krieges an seinen alten Platz zurückaekehrr. Mit fürchtev lieber Unruhe harrt Frankreich der Dinge, die noch komme, können. Denn angesichts der Leistung, ein in die Ties- hinein vollkommen ausgebautcs Verteidigunassystcm einfaö in einem großen Schwung zu durchreisen. 2 Flußläufe (Aism und Veslel fast gleichzeitig mit dem Gegner zu passieren, de, dritten Flußlauf (Marne) bereits am 4. Angriffstage i, breiter Front zu erreichen, verstummt jede feindliche Stim mungsmache über unsere angebliche Erschöpfung. Das Ge genteil ist bewiesen, unsere Stoßkraft hat an Wucht sogar be deutend zuaenommen. Da das Frankreich auf einmal fühlbar am eigenen Leibi merkt, erhebt sich darüber der Schrei, daß Soissons unl Reims viel wichtiger als Calais und Dpern wären., womi die Kritik an Fochs strategischen Maßnahmen ja von d« eigenen Landsleuten selbst gefällt wird. Foch ist allerding: in wenig beneidenswerter Lage; er wird die Fessel, die ihn Hindenburg durch seine ersten Hiebe umgelegt hat — bi« strategische Zwangslage — nicht mehr los; sie schlingt sich im mer enger um ihn. Zunächst mußte Foch das einzig Möglich und Naheliegende tun, um den Zusammenbruch der ange griffenen Front örtlich einzudämmen: die Flügel stützen. Dm hat er auch getan, obgleich diese Maßnahmen alle nur tak tische Aushilfen, nicht aber operative Gegenmaßnah men darstellen. Was an örtlichen Reserven in der Angriffs gegend war, wurde bei Soissons und Reims hineingeworfen Der Widerstand des Feindes bei Reims muß ja stärker sein da das ausgebaute Festungsgelände einen guten Rückhal bietet; daß überhaupt schon die Nordwestfront des Festungs gürtels in unserer Hand ist, zeugt von der Leistungsfäyigker unserer Sturmtruppen. Die Front mitte zu stützen, ist Foch dagegen bishe! nicht gelungen. Das schnelle Überwinden der Flußläufe, wo mit gleichzeitig die Hinterverbindungen der französische, Front durch die Bahnen Compiegne-Soissons-Reims und da- Erreichen der Marne, wodurch die Gleise Paris-Meaux-Cha Ions unterbrochen sind, hat ein rechtzeitiges Heranführei feindlicher Reserven verhindert; was vereinzelt auf trat, wurde in die Niederlage verstrickt und geworfen. Wie es an der Marne werden wird, läßt sich noch nicht be urteilen; es kommt auf die Pläne unserer Heeresleitung an Einen weiteren Erfolg haben wir aber unterdessen ach unserem rechten Angriffsflügel buchen können. Der Fall vor Soissons urw die Fortschritte dieses Flügels nach Westen ha ben die französische Front zwischen Soissons und der Oise, du rettungslos eingekeilt wurde, zum Weichen gebracht, sodaj sich unser Angriff am 31. Mai bis nach Noyan herüber aus- dehnte. Aus 40 Klm. Anfangsfront in, Angriff sind nur schon über 100 Klm. geworden; und d, Angriff schreitet gu! vorwärts, das zeigt ja der Heeresbericht vom 1. Juni. So hat unser Sieg eine Ausdehnung erfahren, die ganz ungeheuer ist und weitere Entwicklungen noch zuläßt Mit Zuversicht sehen wir diesen entgegen; haben uns doch dü Blemmworvene, dem sich selbst die stolze Schönheit, die herzogliche Nichte, zu eigen geben wollte — Mar garete schrak zusammen, denn da kam er eben über den Hof her und schritt rasch nach dem Packhause. Er winkte grüßend herauf, Barbes Kopf fuhr herum; der Eimer entglitt ihren Händen. Tie alte Köchin stand, zur Salzsäule geworden, unter dem spuk haften Fenster, aus welchem das junge Menschenkind aus Fleisch und Bein auf fie hernieverjah. * Im Vorderhause aber legten sich die Wogen, die der ereignisvolle Tag aufgestürmt hatte, nicht so bald. Die Frau Amtsrätin hatte sich in ihr Zimmer eingeschlossen und ließ niemand vor. Ihre Leute schüttelten verwuns dert die Köpfe über das Gebaren der alten Dame, die „,so voll Gift und Galle und bis in den Grund der Seele hinein geärgert" heraufgekommen war. Margarete und Tante Sophie gingen in der Wohn-z stube auf und ab. Das junge Mädchen hatte den Arnj um die Tante gelegt und ihr den gewaltigen Umschwung im väterlichen Hause mitgeteilt ... Es war dunkel iss der Stube; die brennende Lampe war sofort wieder hinausgeschickt worden — es brauchte niemand zu sehen, daß die Tante geweint hatte; eine solche Weich- mütigkett gestattete sie sich nur äußerst selten. Aber war es nicht ein Jammer, daß der Mann -neun volle Jahre mit seinen verschwiegenen Seelenqualen neben ihr gegangen war? Und sie hatte sich harmlos ihres Lebens gefreut und nicht geahnt, daß sich rund um sie her ein solches Drama abspiele! . . . Und das Kind, der liebe, prächtige Junge, er hatte nicht das väterliche Haus betreten, nicht an seines Vaters Tische essen dürfen — das Herz hätte sich ja doch dem BoV duin im Leibe umwenden müssen! . . . An der Schreibstube ging der Sturm heute nochj ungehört vorüber. Der junge „Gestrenge" saß Hinte« seinen Büchern und kalkulierte. Er ließ sich nicht träumen, daß er falsch rechne, daß mit nächstem ei» Ftngerchen an dieser Schreibstube anpochen, und de« kleine Verhaßte aus dem Packhause Einlaß, Sitz una Stimme fordern werde — von Rechts weaen! Ereignisse erneut davon überzeugt, daß wir es schaffe«, das daß wir den Krieg auf diese Weise zum st? reichen Ende füh ren werden. Aber es kostet alles seine Zeit! r. Deutscher Reichstag. (ISS. Sitzung.) 0V. Berlt«, < Juni. Im Hause befinden sich der Reichskanzler, der Vize kanzler v. Payer, die Staatssekretäre Wallraf und v. Krause. Das HauS ist nur schwach besetzt. Gedenkreden für de» verstorbenen ReichStagSpräfidente«. Vor Eintritt tn die Tagesordnung gedenkt Vizepräsident Dr. Paasche des Heimgegangenen Präsidenten Kaempf. In einer Zeit schwerer politischer Kämpfe hat er, der erst hoch betagt in das Haus eintrat, das Präsidium übernommen, in einem Augenblick, wo sich im Hause zwei fast gleich große Patteigruppen gegenüberstanden und es kaum möglich erschien, inmitten der Gegensätze das Haus arbeitsfähig zu machen. Er hat dann das Präsidium mit hervorragendem Geschick, mit Würde und mit Unparteilichkeit geführt, vor allem in der schweren, aber geschichtlich denkwürdigen Zeit, die der Krieg über uns brachte. Den Worten, die Vizepräsident Dowe bet der würdigen Trauerfeier in der Wandelhalle des Reichstages dem Verstorbenen gewidmet hat, brauche ich kaum noch etwas hinzuzusügen. Der Reichstag dankt seinem Krtegs- prästdenten und wird ihn in Ehren halten. Reichskanzler Graf Hertling; An dem schweren Schlag, der den Reichstag durch das Hinscheiden seines Präsidenten getroffen, nimmt auch die Regierung und die Reichsleitung aufrichtigen Anteil. Ich habe die Ehre, namens derselben Ihnen die tiefste und aufrichtigste Teilnahme auszusprechen. Der Verstorbene war ein Mann von großen Gaben des Geistes und des Herzens, ein Mann von vielseitiger Bildung und vielseitigen Interessen, vor allem aber ein Mann der Arbeit und der Pflicht. Berufen, nur eine kurze Zeit die Geschäfte dieses Hauses zu führen, hat er seines hohen Amtes in uner müdlicher Pflichttreue und vorbildlicher Unparteilichkeit ge waltet, unermüdlich, bis ihn schwere Krankheit Hindette und zuletzt der Tod ihn von seinem Schmerzenslager erlöste. Sein Andenken wird ein gesegnetes sein. Der amtierende Vizepräsident Dr. Paasche verliest dann eine Reihe von Beileidstelegrammen, so der Bundessürsten, der Parlamente der verbündeten Staaten usw. Dann gedenkt er auch diesmal wieder unserer heldenmütigen Kämpfer draußen in Feindesland. (Lebh. Beifall.) Das Haus tritt in die Tagesordnung. Von drei kleinen Anfragen ist nur eine aufrechterbalten, die des Abgeord neten Peirotes (Soz.) über die angebliche Nichtbeurlaubung von Elsaß-Lothringern. General von Weisberg: Bei den angezogenen Fällen handelt es sich um eine allgemeine Urlaubssperre, nicht um eine besondere Maßnahme gegen elsaß-lothringische Heeres angehörige. Diese werden völlig gleich behandelt. Urlaub wird ihnen nur verweigert, wenn sie politisch unzuverlässig sind oder wenn von ihrer Beurlaubung ungünstige Beein flussung der Heimat oder anderer Heeresangehönger zu be fürchten steht. Aussprache über die Zensur. Es folgt der Bericht des Hauptausschusses üb« Belage- rungsgesed und Zensur in Verbindung mit Anträgen be treffend die Verhaftungen und Aufenthaltsbeschränkungen aus Grund des Kriegszustandgesetzes. Abg. Frhr. v. Rechenberg (Zentr.): Vielleicht hat das Haus diesen Gegenstand schon etwas satt, vielleicht sagt man sich, es werde ja doch diesmal auch nichts dabei herans- kommen. Die untergeordneten Organe durchkreuzen häufig die guten Absichten der leitenden Stellen. Was nicht direkt gegen militärische Notwendiqkeiten verstößt, sollte zugelassen werden. Redner gebt ausführlich auf die Postzensur und den Vail des Professors Förster in München ein. Die annexionistische Agitation wird begünstigt. Abg. Bauer (Soz.) stimmt dem Vorredner zu. Die Agitation der Vaterlandspartei wird von Behörden offen und ausfällig unterstützt. Das ruft Erbitterung im VcSe wach. Redner führt Beispiele aus dem Bereich des 6. und 4. Armee korps als Beweis für seine Behauptungen an. Der Land arbeiterverband wild durch Militär und Polizei verfolgt, den polnischen Landarbeitern hat man zum Teil sogar jede Unterhaltung verboten. (Hört, hört!) Auch das Versammlungs recht der Gewerkschaften wird nicht mehr geachtet. Die Änderung des Systems trat ein mit dem Rücktritt des Reichs kanzlers v. Bethmann Hollweg, der der Militärgewalt gegen über doch etwas mehr Stärke zeigte als die jetzige Reichs leitung. Präsidentenwahl und Arbeitsplan des Reichstages. Der Ältestenrat des Reichstags hielt vor der Vollsitzung eine Besprechung ab. Zur Frage der Wahl eines neue» Präsidenten wurde jedoch noch nicht Stellung genommen. Das soll in einer besonderen Sitzung deS Ältestenrates ge schehen, die am Mittwoch oder Donnerstag einberufen werden wird. Die Präsidentenwahl selbst soll auf die Tagesord nung der Donnerstagssttzung gesetzt werden. Sodann wurde der Arbeitsplan für die nächste Zeit erörtert. An die Fragen des Belagerungszustandes und der Zensur wird sich eine gesonderte Aussprache über die Handhabung des Schutzhaftgesetzes anschließen. Den Rest der Woche wird die zweite Lesung des Haushaltes des Reichsamtes deS Innern ausfüllen. Man rechnet bei dem diesmalige» Lagungsabschnitt mit einer Dauer bis etwa Mitte Juli. 28. Tie Frau Amtsrätin hatte am anderen Lage noch nicht ausgetrotzt; sie war für niemand sichtbar. Nur bas Stubenmädchen durfte bei ihr aus und ein gehens >md als der Landrat mittags vom Amt zurückkam und «m Zutritt bitten ließ, da wurde ihm der Bescheid; >atz die Nerven der alten Dame noch allzusehr er' chüttert seien, sie bedürfe für einige Tage der unge- törtesten Ruhe. , Nachmittags kam er herunter in den ersten Stock; Er hatte se Pferd satteln lassen und war im Be- griff auszur«ren. Margarete war allein in dem für den Großpapa' bestimmten Wohnzimmer und legte eben die letzte Hand an die behagliche Einrichtung. Am Spätnach-^ mittag sollte sie im Glaswagen nach Tambach fahren, um am nächsten Morgen mit dem Pattenten in die Stadt zurückzukehren. Sie hatte Herbert heute schon gesprochen. Er, war in aller Frühe im Packhause gewesen und hatte! hr Morgengrütze von dem kleinen Bruder und seinen Srotzeltern und die Beruhigung gebracht, datz die ge-' trige heftige Nervenerschütterung der Kranken nicht m geringsten geschadet habe; sie gehe im Gegenteil ihrer »ölligen Wiederherstellung mit raschen Schritten ent gegen, wie er vom Arzt wisse. Nun kam er hier herein, uni auch noch einmal; Rundschau zu halten. Margarete rückte eben ein schönes, Mes, den Lamprechts gehöriges Schachbrett in der! »immerecke unter dem Pferfenbrette zurecht. Er über sah von der Türe aus den äußerst gemütlichen Raum. „Ah, wie das anheimelt!" rief er näherkommend, „Da wird unser Patient seine einsame Pavillonstubb licht vermissen! Ich freue mich, daß wir ihn endlich »ier haben werden! Wir wollen ihn zusammen pfle- len und für sein Behagen und Wohlbefinden treulich orgen — ist dir's recht, Margarete? Es soll ein schönes! nniaes Zusammenleben werden!" (Fortsetzung folgt.)
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