2Z Die Reformation im sechzehnten Jahrhundert verthei- digt Herr Sporschil damit, daß Luther (weniger auch irren konnte) sehr gelehrt war und der Papst der von den Concilien laut begehrten Reform hartnäckig wider strebte, uns aber ruft er zu, wir sollen unsre Ncligions- zweifcl für uns behalten, indem wir uns doch bekennen müßten, daß unsre alleinige Einsicht nicht so weit reiche als die vereinigte Kcnntniß der Kirchenlehrer seit fast zwei Jahrtausenden. O Herr Sporschil, Herr Sporschil, Sic vcrrathen sich durch so handgreifliche Widersprüche! Die Kirchenlehrer der ersten anderthalb Jahrtausende kannte ja Luther auch und behielt seine Religionszweifcl doch nicht für sich! Ja, er gab auch sein Lehramt nicht auf und gewann dabei immer mehr Anhänger! Und nun fügen Sic gar noch hinzu, mau habe dcn Wittcnbcrgcr Refor mator auf cinc unbesonnene Art bekämpft! Auf S. 7 beginnt Herr Sporschil scin größtes und stark in die Theorie hinüberschiclendes praktisches Beden ken. Er scheint die altcn erneuerten Angriffe auf die römische Kirchc zu verthcidigcn, während cr in der Wirk lichkeit durch Anführung bloßer Behauptungen und Fra gen die Unmöglichkeit andcutct zu verhindern, daß der Schnee weiß sicht und die Sonne leuchtct. Schon aus dcn ganz nackt hingestellten Sätzen wird der Leser dcn Satyr gukcn sehen: 1) Während man aus dcn Zeugnissen der Schrift steller aller (!) Völker (bloß?) des fünfzehnten Jahr hunderts wciß, daß das Sittcnvcrdcrbniß der Geistlichkeit einen schaudererregenden Grad erreicht hatte, daß der Glaube in Aberglauben ausgeartct war, alles sich um Acußcrlichkcitcn drehte und die innere Heiligung des Men schen das Letzte war woran die Geistlichkeit arbcircte: finden wir jetzt in der katholischen Kirchc wohl cinzclnc entartete Priester, aber keine cntartctc Pricsterschaft; sie dringt vielmehr vor allem auf lebendigen Glauben, auf Läuterung des Herzens und auf Stählung des Willens zum Guten. — An diese Behauptungen knüpfen sich die