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Wilsdruffer Tageblatt : 18.03.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192003182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19200318
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19200318
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1920
- Monat1920-03
- Tag1920-03-18
- Monat1920-03
- Jahr1920
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 18.03.1920
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einige Zivilpersonen zu Schaden, die dieser Bewegung nicht rechtzeitig auswichen. Die Truppe entfaltete sich zu nächst gegen den Zwinger, von dem aus sie Feuer erhielt. Er wurde durch die 4. Kompanie des Hauptmann Dietze genommen. Am jenseitigen Ende des Zwingers erfolgte die Bereitstellung zum Angriff gegen das Telegraphenamt. Durch eine Aussprache zwischen Major Ende und einigen ihm mit weißen Tüchern entgegenkommenden Zivilisten wurde festgestsllt, daß das Telegraphenamt von der Ein wohnerwehr besetzt war. Ihr Verhalten zeigte jedoch, daß nicht zur Einwohnerwehr gehörige Elemente in erheblicher Anzahl darunter waren. Der wieder nach dem Postplatz vorstoßends Panzerwagen wurde durch M.-G.-Feuer aus Richtung Marienstraße und Haupteingang des Telegraphen gebäudes beschossen. Durch Bruch der Steuerung bewegungs unfähig, wurde die Besatzung nach tapferer Gegenwehr niedsrgekämpft. Sechs Mann sind dabei gefallen. Auch der im anderen Kraftmagen befindliche Führer des Kraft wagenzuges Rittmeister Knab wurde verwundet. Als die Menge versuchte, sich an die Truppe heranzudrängen, und, mit Regierungsausweisen versehene Unterhändler, wie am Tage zuvor im Postamt, die einzelnen Leute zu umringen drohten, ließ Major Ende das Feuer der Batterie eröffnen und den Jnfanterieangriff bis ans Telegraphenamt vor tragen. 7 Uhr abends ergab sich die Besatzung und wurde abgeführt. Die umliegenden Straßen wurden gesäubert. Das im Schloß liegende Zeitfreiwilligen-Batl. v. Kirchbach unterstützte dabei Schulter an Schulter dis Reichswehr. Verluste der Reichswehr: 6 Tote und etwa 10 Verwundete, darunter 3 Offiziere. Die Verluste der Einwohnerwehr und der Menge betragen etwa 70 Tote, die Zahl der Ver- mundeten wird auf mindestens das Doppelte geschätzt. Bis 1 Uhr nachts wurde der Zwinger noch mit Fackeln nach etwa verborgen liegenden Toten und Verwundeten ab gesucht. Am Dienstag morgen entwickelten sich schon wieder neue Zusammenstöße auf dem Postplatz, über deren Ausgang aber noch nichts bekannt ist. Die Lage in Dresden am Dienstag. In len ersten Morgenstunden des Dienstag schien es, als ob sich die Vorgänge vom Montag ohne Unterbrechung sortsetzen sollten. Die Postverwaltung war genötigt, ihr« zum Hrühbestellungsdienst antretenden Beamten zu einer Hintertür hinauszulassen, weil die Menge auf dem Post platz wieder eine bedrohliche Haltung annahm. Im weiteren Laufe des Tages trat «ine gewisse Beruhigung ein, und es ist, soweit bis jetzt bekannt geworden, bis in die zeitigen Abendstunden zu weiteren Zusammenstößen nicht wieder gekommen. Man sieht aber mit banger Erwartung den nächsten Stunden entgegen, und der von der Regierung zum Ausdruck gebrachte Optimismus in der Beurteilung der Lage wird in weiten Rreisen nicht geteilt. Der Streik ist, soweit bis jetzt bekannt ist, im großen und ganzen überall am Montag abend abgebrochen worden und am Dienstag wurde fast überall ohne Ausnahme die Arbeit wieder ausgenommen. Der Llsenbahnverkehr hat jedoch noch nicht wieder in vollem Umfange ausgenommen werden können. Nachrichte« aus dem übrige« Sachsen. Riesa. Hier wurde Montag abend 8 Uhr ein von einer bewaffneten Menge gegen die Rasern« gerichteter Angriff durch Reichswehr abgeschlagen. Di« gegenüber der Aaserne gelegenen, vom Gegner besetzten Häuser wurden von der Reichswehr gestürmt. Verluste ans feiten der Reichswehr betragen I Toter und 4 verwundete, auf seilen der Gegner 20 bis 30 Tot« und Verwundete. Chemnitz, 16. Marz. In Chemnitz ist alles ruhig. Ernsthafte Widerstände gegen die bestehende Aibeiterherr- schaft find nicht vorgekommen. Die gssamre Arbeiterschaft befindet sich noch im Ausstand mit Ausnahme der Vie Tsehler Ser keimatiojen. 16) Kriminalroman von A. Ostland. Er suchte nach Worten. Und jetzt begann, zum ersten mal, das Kind zu sprechen, länger und zusammenhängend: «Ja," sagte Felicitas mit ihrer lieben Kinderstimme, Durch welche die zurückgehaltenen Tränen klangen, „da häb' ich gesagt: .Großvater, ich bin alt genug! Jetzt werd' ich verdienen.' Und ich hab' alles gelernt. Das Tanzen auf dem Seil und das Tanzen zwischen den Messern und alles. Vis dann ein Bekannter die Maschine er funden hat." Da trat wieder in ihre Augen der Ausdruck von Angst. Aber tapfer sprach sie fort: „Aon da an hab' ich immer den .Todessprung' üben müssen; das ist schwer. O ja. Und ich hab' mich immer so gefürchtet, daß mich das Nad faßt." Der Kranke stöhnte auf. „Nicht! Nicht! Ich will nicht, daß du springst, Feel Ich hab' solche Angst! Ich will's nicht!" „Sie wird nie mehr springen! Ich schwöre es Ihnen!" sagte Martin Großmann. Sein starres Bauerngesicht war aschfahl. „Ich will sorgen für die Kleine. Brav soll sie werden — gut — ein anständiger Mensch." „Sie soll werden wie ihre Mutter!" sagte der rote Wolf laut und feierlich. Aber Martin Großmann erhob sich jäh. „Die Mutter ist tot", sagte er schwer. Aber der Clown schüttelte nur den Kopf. „Ich glaub's nicht. Eine Mutter stirbt nicht so leicht." „Und der Bater?" Zum erstenmal sprach auch der Freiherr von Richting. „Der Vater? — Ich weih nichts von ihm. Nie hat sie was gesagt von ihm, die blonde Marie. Nur daß er Felix geheißen hat." Die alte Baronin hatte die kleine Fee bei der Hand genommen, denn eben klang draußen am Gang silbern, wie aus einer anderen Welt, ein Glöcklein auf. Dazwischen das rauschende Orchester. In der Tür stand der Geistliche im Ornat . . Die kleine Fee ging zwischen der Freifrau von Richting und dem alten Großmann zögernd hinaus. An der Tür wandte sie sich noch einmal zurück. Da sah sie die leuchtenden Greisenaugen noch einmal auf sich gerichtet mit einem strahlenden, eigentümlichen Glanz Und noch einmal hörte sie die Stimme des alten Clowns voll einer unendlichen Liebe und Zärtlichkeit' „Fee! Felicitas — Glück —" Und dann sah und hörte sie nichts mekr. Nickt das lebenswichtigen Betriebe. Der provisorische Aktionsausschuß hat heute seine Aemter niedergelegt, nachdem vormittags in den Betrieben Delegierte zu einer Vollversammlung des Arbeiterratcs gewählt wurden und am Nachmittag der große Arbeiterrat einen 21gliedrigen Aktionsausschuß ge bildet hatte. Der Ausschuß setzt sich zusammen aus 10 Kommunisten, S Mehrheitssozmlisten, 1 Unabhänigen und 1 Demokraten. Der neugebildete Arveiterrat trat gestern abend zu seiner Konstituierung zusammen. In den Jndustriebezirken des Erzgebirges und des Vogtlandes haben sich Arbeiterräts auf der gleichen Grundlage gebildet, die ebenfalls die gesamte politische und wirtschaftliche Macht übernommen haben. Leipzig. Die Zahl der bei den Unruhen am Montag Getöteten beläuft sich, soweit bisher frstgestellt worden ist, auf 5 Personen einschließlich emer unbekannten Frau, währen- etwa (0 Personen verwundet worden sind. Ferner wurden nachmittags auf dem Iohannisplatz noch zwei hier zur Messe weilende Schweizer Ingenieure erschossen. Der Rat hat beschlossen, die Bestattung sämtlicher Opfer auf die Stadt zu übernehmen. Bei einem Angriff, den die Arbeiter am Montag nachmittag unternahmen, führten sie auch Maschinengewehre mit sich, während die Truppen u. a. Minenwerfer verwandten. Am Dienstag hat sich die Lage noch verschärft. Die städtischen Gebäude der Innenstadt, insbesondere das Rathaus, sind in Verteidigungs zustand gesetzt worden. Da ein großer Teil der Arbeiter planmäßig bewaffnet ist und die Entwaffnung der Truppen durchsetzen will, befürchtet man für die Abendstunden ernste Rümpfe. Dem Vernehmen nach sind aus dem Innern Sachsens starke Truppenteile nach Leipzig gezogen worden. Aber auch die Arbeiterschaft hat Zuzug von außen und ebenso auch Waffen «rhalten. Das Leipziger Fernsprechamt wird um S Uhr abends seinen Dienst wegen der gefähr lichen Lage emstellen. wie die „Leipz. volksztg." meldet, ist in Gera, Weimar und Alt«nburg die Regierung Rapp gestürzt. In Gera sind sämtliche Offiziere verhaftet, Mannschaften ent waffnet und die Arbeiter bewaffnet worden. Von Gera nach Plauen ist ein Zug mit Arbeitertrupps abgegangen. In Greiz hat die Arbeiterschaft ebenfalls die Macht in den Händen. Der Generalstreik dauert an. Auch in Werdau, Zw'ckan und Reichenbach ist die Arbeiterschaft bewaffnet. In Riesa und Zeithain find die Reichswehr- truppen von der Arbntrrschaft entwaffnet worden, die die wichtigsten öffentlichen Gebäude besetzt hat. Die Lage in der Provinz Sachse«. Hake, 17. März, (tu.) Hier har gestern der General streik schärfste Formen angenommen. Der gesamte Eisen bahnverkehr liegt still, Vie Zeitungen erscheinen nicht. In Eisleben wurde nach Auseinandersetzungen der General direktor dec Marisfelder kupferschieferbauenden Gewerkschaft Dr. Vogelsang von den Arbeitern erschossen. In der Gegend von Aschersleben kam es zu Zusammenstößen zwischen Arbeitern und Landwirten. Ein adliger Ritterguts besitzer, der gedroht hatte, gegen die Arbeiter mit Maschinsn- gewehrfeuer vorzugehen, wurde von der Menge verprügelt. Weitere Nachrichten m dem Neiche. Die Lage i« Mitteldeutschland. Gotha, 15. März. Die hiesigen Parteien verhalten sich bisher ablehnend gegen die neue Berliner Regierung. — Die Golhaische Landesversammlung ist nicht aufgelöst. Die Regierung wird auf verfassungsmäßigem Wege neu gebildet werden. Ruhe und Ordnung sind gewahrt. Braunschweig, 15. März. Die politische Lage ist hier durch den heute vormittag ausgebrochenen Generalstreik verschärft worden. Die Braunschweiger Regierung hat in einer öffentlichen Erklärung sich jetzt auf den Boden der sanfte Zureoen oer Baronin, nicyl me milden Trostes- warte, die kurz darauf der Geistlicke zu ihr sprach. Sie wußte nur eines: daß der einzige Freund ihrer Kindheit, Laß ihr „Opa" nicht mehr lebte. Der „rote Wolf" hatte Lie Bühne dieser Welt für immer verlassen . . . Ms Felicitas am nächsten Morgen aus einem tiefen, schweren Schlaf der Erschöpfung, in den sie sich endlich hineingeweint hatte, erwachte, wußte sie zuerst kaum, wo sie sich eigentlich befand. Sie lag in einem schneeweißen Bett, das in einem elegant eingerichteten Zimmer stand. Eine Portiere schloß die Türe nach dem Nebenraum ab. Von dort her klang eine leidenschaftliche Mädchenstimme, welche die kleine Fee noch nie gehört hatte: „Nein, Onkel I Tante, ich bitte dich, tue mir das nicht an! Ich mag nicht mit dem Landstreicherkind Zusammen leben! Ich will nicht!" „Baronesse", sagte eine tiefe Männerstimme, „ich bin nur ein alter Lauer, sozusagen. Aber ich meine, wenn der Herr Onkel und die Frau Tante auf meinen Vorschlag — ich wollte sagen: auf meine Bitte, eingehen, so haben Sie sich da gar nicht hineinzumischen." „Herr Großmann", in der Mädchenstimme bebte eine mühsam verhaltene Erregung, „warum nehmen Sie denn das kleine Mädchen nicht selbst? Wie? Nicht wahr, das wollen Sie nicht, weil die Leute da gleich reden würden und einen Zusammenhang Heraussinden könnten mit Ibrer verschwundenen Tochter." „Aber Olga l" „Ja, Tante! Es ist Lock so! Das weiß ich alles ganz genau! Denn ich bin kein Kind mehr! Ich bin fast sech- zehn Jahre. Und ich will nicht teilen mit dem herge laufenen Mädel l Nicht eure Liebe und gar nichts I Habe ich nicht genug Unglück gehabt? Erst stirbt mein Papa, dann wird mein ganzes Geld gestohlen." „Ich habe dir doch alles wieder ersetzt!" tönte eine müde Greisenstimme dazwischen. „Ja. Aber^was ihr mir nicht ersetzen könnt, das ist, daß Felix nicht mehr kommt! Warum ging er in dieses fremde Land voll Gefahren? Wäre er hier, so könnten wir jetzt heiraten! Dann hätten wir den ungeheuren Miß." Die kleine Fee iab kick nockmals um Ack ial Nun plötzlich besann sie sich! Man hatte sie hierhergeführt, gestern spät abends, in einem Auto. Und die fremde, alte Frau war fehr lieb gewesen zu ihr und hatte gesagt, sie wollte sie behalten. Aber, da war auch noch ein junges Mädchen im Wagen gewesen. Ein sehr schönes Mädchen, mit so eigentümlich lodernden, schwarzen Augen. Das Mädchen hatte schon gestern gesagt: „Das Zirkuskind kann doch nicht zu uns kommen. Weimarer Verfassung gestellt und vor dem Generalstreik gewarnt. Die badische Negierung lehnt Verhandlungen ab. Karlsruhe, 16. März. Generallandschaftsdirektor Kapp hat sich an den badischen Ministerpräsidenten und an die Mitglieder der Bundesregierungen gewandt und sie zu einer gemeinsamen Besprechung auf den 26. März nach Berlin eingeladen und um Aeußerung gebeten, ob der Tag genehm sei. Die badische Staalsregierung hat darauf er widert, daß sie jede Beziehungen zu Generallandschafts direktor Kapp ablehnt. Pommern für die «eue Regieruug. Stettin, 16. März. Der Sieg der neuen Regierung in Pommern ist ein vollkommener. Alle Fernsprech- und Telegraphenverbindungen unterliegen der Kontrolle der der neuen Negierung ergebenen Sicherheitswehr. Die Reichs- »ehrformationen ganz Pommerns haben sich schon am Sonntag bedingungslos auf die Seite der neuen Regierung Kapp—Lüttwitz gestellt. Bedauerliche Zwischenfälle i» Berlin. Berlin, 17. März (tu.) Leider ist es auch in Berlin zu einigen bedauerlichen Zwischenfällen gekommen, bei denen es Tote und Verwundete gab. Am Schöneberger Ufer versuchte die Menge einen Wagen der Reichswehr von den übrigen Wagen abzuschneiden und zu besteigen. Die Reichswehr feuerte, wodurch 2 Männer und 1 Mädchen schwere Verwundungen erlitten. Im Krankenhaus, wohin die drei gebracht wurden, ist das Mädchen bald darauf gestorben. In Steglitz kam es ebenfalls zu einem Zwischen fall zwischen Aufrührern und Reichswehr. 3 Personen wurden getötet, 4 schwer und 9 leicht verletzt. Die Stellung der Eiseubahuer. Berlin, (5. Mär; 1920. 95 V, öer Beamten der Eisenbahn Haden sich gegen den Streik ausgesprochen. Bildung eines radikale« Vollzugsrates i« Stuttgart. Stuttgart, 17. März (tu.) Hier hat sich ein radikaler Vollzugsrat gebildet, der sich gegen die Regierung Ebert- Bauer wendet. Berlin, 17. März. (tu.) Die von einzelnen Stellen verbreiteten Nachrichten von einem Rücktritt des Reichs kanzlers Rapp sind vollständig «rfunden. Steglitz, (S. März. Hier kam es gestern nachmittag beim Räumen der Schloßstraße zu einem Zusammenstoß zwischen Militär und Publikum. Hierbei gab es 3 Tote, 6 Schwer- und etwa 8 Leichtverletzte. Harburg a. d Elbe, (6. März. Hier ist es z« schweren Unruhen und Zusammenstößen mit ehemaligen Baltikumtruppen gekommen. Di« Verluste werden auf mindestens (8 Tote und viele verwundete angegeben. Oldenburg, 16. März. Die Deckoffiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Marinestation »er Nordsee haben der Oldenburgischen Staatsregierung telegraphisch mitgeteilt, daß sie unerschütterlich zur verfassungsmäßigen Reichs regierung stehen. Hagen, 16. März. Als am Montag 160 Mann gegenrevolutionärer Truppen des Hauptmanns Lichtschlag den Bahnhof von Wetter passierten, wurden sie dort fest- gehalten und umzingelt. Die Arbeiterschaft von Wetter bat dringend um Verstärkungen, da di« M«»t«rer mit Min«nwerf«rn große Verheerungen anrichteten. Die Arbeiter haben bis jetzt 5 Tote und eine Anzahl verwundete. Die Verluste auf der Gegenseite sind unbekannt. Köln, 16. März. In Röln, Bonn und anderen Städten am Rhein haben gewaltige Demonstrationen aus allen Schichten der Bevölkerung gegen die Regierung Rapp O! Die kleine Fee wußte setzt alles ganz genau! Aber sie wußte auch noch mehr. Alles, alles fiel ihr ein! Ihr „Opa" — ach, der war fort — ganz fort — Die Tränen liefen schou wieder über die schmalen Wangen, auf denen eine fieberhafte Röte lag. Aber trotz dem das Schluchzen sie förmlich schüttelte, schlüpfte sie doch aus dem Bette, warf ihr weißes Röckchen über, das auf dem Stuhle davor lag, und schlich leise gegen die Por tiere zu. „Baronesse, wir haben doch alles überlegt","^sagte drinnen wieder die tiefe Männerstimme, „in die Mühle kann ich die Kleine nicht nehmen. Es gäbe wirklich Ge rede. Und ich dulde nicht, daß einer was spricht über mein armes Kind, wo doch keiner etwas weiß. Ich könnte ja die Kleine zu fremden Leuten geben." „Nein! Das wollen wir nicht!" rief die Baronin Richting dazwischen. „Ich habe das Kind jetzt schon lieb. Du mußt diesmal nachgeben, Olga! Gönne mir doch diese kleine Freude! Ich bin doch ohnehin so arm! So ganz arm!" Ein leidenschaftliches Weinen klang als einzige Ant wort. Ein Weinen, das sich fast zum Schreien steigerte. Da stand plötzlich, wie hingeweht, die kleine Fee dicht neben Olga von Halberg. Ungehürt war sie auf ihre» bloßen Füßen hereingeschlüpft. „Weinen Sie doch nicht so!" sagte sie ruhig. „Ich gehe ja schon I Ich will gar nicht dableiben, wenn Sie mich nicht mögen l Ich fahre mit meiner Maschine zu den Amerikanern. Ach, ich bringe mich schon weiter! Die Miß nimmt mich gerne mit! Ich werde eine Tänzerin oder sonst was." Martin Großmann fuhr jäh auf. Ebenso die Baron'm. „Nein!" sagten sie beide, wie aus einem Munde. Aber die kleine Fee sah ernsthaft von einem zum andern: „Wenn nun das Fräulein mich doch nicht will!" sagte sie artig, und dann flammten die blauen Augen rasch auf in einem lodernden Stolz. „Ich will nicht bleiben, wo man mich nicht mag!" sagte sie heftig. „Ich mag niemandem zur Last fallen!" „Und hast dich doch von dem alten Clown erhalten lassen!" rief Olga von Halberg heftig. Auch sie war auf gesprungen. Wie eine erbitterte Feindin stand sie dem lichten Kinde gegenüber. Aber Fee blieb ruhig. „Ach", sagte sie weich. „Opa! Der hat mich doch so lieb gehabt! Und wenn einen wer lieb hat, da darf man alles nehmen! Das hat Opa immer gesagt!" Felicitas war rührend in ihrer schmerzlichen Schönheit; dock Olga von Halbera hatte keinen Sinn dafür. (Fortsetzung nächste Seite.)
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