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Wilsdruffer Tageblatt : 06.07.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192107067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19210706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19210706
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1921
- Monat1921-07
- Tag1921-07-06
- Monat1921-07
- Jahr1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 06.07.1921
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Polnische Taten. In Königshütte halten die Insurgenten nach wie wie vor Passanten an. Kürzlich nahmen sie alle fest, die grüne oder keine Legitimation hatten. Auf Verfügung des Kreis kontrolleurs wurden die Festgenommenen, etwa 60, später wie der sreigclassen. Aus Bogutschütz wird gemeldet: Während einer Fest lichkeit gerieten beim Tanz in einem Lokal kongreßpolnische Insurgenten mit einem Trupp oberschlesischer Insurgenten in Streit. Die Oberschlcsier feuerten von außen mit einem Ma schinengewehr in den Tanzsaal hinein. Die Kongreßpolen hatten zehn Tote, elf Verwundete. Der Führer der Angreifer, einer der Kommandanten von Beuthen, wurde festgenommen und über die Grenze geschasst. Der Eisenbahnverkehr in Oberschlesien ist im ganzen In dustriegebiet bis Kattowitz wieder ausgenommen worden. Auch D-Züge verkehren bereits wieder bis Kattowitz. Die Züge werden sehr stark benutzt. Doch wagt sich die deutsche Bevölke rung infolge des Amnestieerkaffes und mangels polizeilichen Schutzes noch nicht aus das flache Land zurück. Der D-Zug Ratibor—Breslau mußte auf Station Ncnsa wieder umkehren, da er bei Summin von Insurgenten be schossen wurde. Der aus Posen gebürtige Leiter der oberschlesischen Schmal spurbahn Beszinski ist unter Mitnahme bereitgestellt-r Lohngelder „abgereist". Da infolgedessen die Zahlung der Löhne nicht stattfinden konnte, haben die Angestellten der Schmalspurbahn in Roßberg die Arbeit niedergclegt. In mehreren Orten des Kreises Kattowitz ist starker Man gel an Brotmehl eingetreten. Auf Karten wurde vielfach nur die Hälfte der früheren Mehlmengen ausgegeben. Ein Brot kostet 40 Mark. Friede mii Amerika. Die Amerikaner verlassen das Rheinland. Präsident Harding hat nunmehr die Resolution über die Wiederherstellung des Friedenszustandes mit Deutschland und Deutschösterreich unterzeichnet. So fort nach Annahme der Friedensresolution durch den Senat war ein besonderer Vertreter der amerikanischen Regie rung nach Tarrytown gereist, wo Präsident Harding sich aufhielt, um ihm den Senatsbeschluß zu überbringen, der dort vom Präsidenten sofort unterzeichnet wurde. Die formelle Friedensproklamation wird nun in einigen Tagen erlassen werden. Durch sie wird der Kriegsgesetz- gebung, z. B. dem Gesetz über den Handel mit dem Feinde und dem Gesetz über die Freiheitsanleihen, ein Ende ge macht werden. Danach werden die diplomatischen Be ziehungen wieder ausgenommen und es wird über einen Handelsvertrag verbandelt werden. Auch der Rückzug der amerikanischen Besatzungs truppen am Rhein wird nunmehr erfolgen. Da keine Aus sicht besteht, daß Amerika den Friedensvertrag von Ver sailles ratifiziert, läßt sich auch nach amerikanischer Auf fassung ein weiteres Verbleiben der amerikanischen Trup pen im Rheinland nicht mehr rechtfertigen. Die amerika nischen Truppen am Rbein waren, infolge des hohen Kurses des Dollar, das teuerste Besatzungsheer, das Deutschland zu bezahlen hat. Insofern bedeutet die Ab berufung der Amerikaner und ihre Ersetzung durch die billigeren Franzosen eine wesentliche finanzielle Erleichte rung für uns. Die Bevölkerung des Koblenzer Distrikts dagegen wird von dem Tausch wenig erfreut sein, da sie mit den Amerikanern, die sich nicht ins Zivilleben ein mischten, befriedigend auskam, während sich die Franzosen sibcrall als schikanöse „Sieger" aufführen. Angelsächsische Zusammenarbeit. Aus Anlaß des amerikanischen Nationalfestes ver- öffentlichtPräsidentHarding einen Beitrag in den „Times", in dem es heißt: Bet der Entwicklung der Zivilisation und der stets zunch- menden Verbreitung des Rechtsgedankens als Grundlage der Freiheit haben die beiden englisch sprechenden Völker eine Rolle von unermeßlicher Wichtigkeit gespielt Die glänzenden Erfolge in der Vergangenheit sollen und müssen eine Ermuti- aung zur Fortsetzung der Anstrengungen bilden. Das gemein- Mag auch die Liebe weinen... 40j Roman von Fr. Lehne. Lop^risbt 1913 Oreiner Le Lomp., Verlin VV 30. Ein Schaudern überlies sie. Nein, daran durste sie nicht denken. Sie wollte die Gegenwart genießen! Und nie waren ihre Küste leidenschaftlicher, heißer, als nach solchen Erwägungen, wenn sie den Geliebten dann in seiner ernsten, männlichen Schönheit sah. Es war, als ob sie sich dann an ihn klammern wollte — an das kurze Glück, das ihr durch seine Liebe ward. Der sechzigste Geburtstag des Rittergutsbesitzers Hellwig sollte festlich begangen werden. Der Leutnant war schon zwei Tage vorher gekommen. Jutta traf ihn auf dem Postamt im Dorfe, wohin sie geradelt war, ein Telegramm aufzugeben. Nach kurzer Begrüßung wollte sie wieder weiter; sie. hoffte, Erich zu sehen, um wenigstens einen kurzen Gruß mit ihm auszutauschcn — jetzt, in diesen Tagen mußte man doppelt vorsichtig sein. Der Leutnant war ja immer hinter ihr her. „Einen Augenblick, gnädiges Fräulein! Warum so eilig? Mit Ihrer gütigen Erlaubnis möchte ich Sie begleiten." „Sehr liebenswürdig, doch ich habe wenig Zeit, Herr von Hellwig." „Ah, ich kann mir denken," er lächelte boshaft. „Nun denn: viel Vergnügen!" „Was können Sie sich denken, Herr Leutnant?" Jutta wollte ihr Rad besteigen, doch sie hielt inne, nahm den Fuß vom Pedal und sah ihn fragend an. „Einen Augenblick, gnädiges Fräulein! Dann werde ich Ihnen die Erklärung zu meinen Worten geben " Und sie blieb wirklich, was sie sonst nie getan hätte — aus einem unbestimmten, ängstlichen Gefühl heraus. Er hatte sie gar fo spöttisch überlegen und hinterhältig angesehen. Nun beeilte er sich auch auch gar nicht — ließ sie sogar ein wenig warten. Das brachte sie in Zorn; sie schwang sich aus ihr Rad. „Adieu, Herr von Hellwig!" ries sie, im Begrisf, davon zufahren. Er trat in die niedrige Tür des Postamts. „All Heil, gnädiges Fräulein — und besten Gruß an Herrn Förster Berger!" sagte er halblaut, mit scharfer Betonung, so daß sie ihn verstehen mußte. Der Herzschlag setzte ihr aus — was wußte er? — Einem inneren Zwange gehorchend, sprang sie ab und wartete auf ihn. Langsam kam er ihr nach. „Was wollen Sie denn? Was habe ich mit Förster Berger zu schaffen?" grollte sie und sühlte zu ihrem Schrecken, wie ihr das Blut heiß ins Gesicht stieg. „O, das mästen Sie selbst am besten wissen! Ich wage same Wirken für das Gute kann indessen nur zu voller Geltung kommen, wenn eine gemeinsame Verständigung Vor ständen ist, und zwar nicht nur für nationale Hoffnungen und Ideen, sondern auch für nationale Propaganda und nationale Schwierigkeiten. Politische Runoschau. Deutsches Reich. Die Angestelltenversicherung im Reichstage. Die Fraktionen der Deutschnationalen und der Deuft schen Volkspartei haben im Reichstage einen Gesetzentwurf als Initiativantrag eingebracht, der die dringendsten For derungen zur Gesunderhaltung der Finanzen der Ange stelltenversicherung erfüllt und eine geordnete Sicherstellung angemessener Versorgung der Privatangestellten für den Fall des Alters und der Invalidität, sowie für den Fall des Todes den Hinterbliebenen gewährleisten soll. Forderungen der Industrie. Auf der Hauptversammlung des Gesamtverbandes der Deutschen Werkzeugindustrie forderte der Geschäftsführer vom Reichsverband der Deutschen Industrie Dr. Hoff- Berlin, daß durch eine allmähliche Aufhebung der Ein- und Ausfuhrverbote freie Bahn für eine neue Zoll- und Handelspolitik geschaffen werde. Weitere Forderungen der Industrie seien Steigerung der Erzeu gung, Besserung der Qualität und Herabsetzung der Er zeugungskosten, die auf sozialpolitischem Gebiet als die drei großen Fragen der Arbeitszeit, der Arbeitslust und des Arbeitslohns erscheinen. Dr. Tschirschky von der Kartellstelle des Reichsverbandes der Deutschen Industrie- Berlin lehnte die Konzernbildung als Unterbindung des freien Unlernehmergeistes ab. In einer Entschließung er hob der Gesamtverband gegen das Weiterbestehen der Sanktionen, namentlich der Rheinzollinie, schärfsten Widerspruch. Rußland. X Krassins Verhandlungen. Nach einer Meldung der „Morning Post" soll Krassin dieser Tage ein Verhand lungsangebot gemacht haben zwecks Abschluß eines Han delsvertrages zwischen Frankreich und Ruß land. Die französische Regierung soll diese Vorschläge entschlossen zurückgewiesen haben. Krassin soll erklärt haben, daß die Sowjets eine ganze Reihe von Ermäßi gungen des kommunistischen Regimes ins Auge gefaßt hätten, die ein Abkommen mit Rußland für Frankreich vollkommen annehmbar machen. „Morning Post" fügt bei, daß Krassin an Lloyd George die Forderung auf An- erkennungder bolschewistischen Regierung gestellt habe als Atzsgleich für neue Zugeständnisse an die bürgerliche Bevölkerung in Rußland. X Rußland gegen Griechenland und Japan. Die „Mor ning Post" meldet aus Reval, die Sowjetregierung habe die Verhaftung aller griechischen und japanischen Untertanen in Sowjetrußland angeordnet mit Ausnahme der Mitglieder der kommunistischen Partei. Dieser Schritt der Sowjetregierung bedeute, daß sie das Bestehen eines Kriegszustandes zwischen Rußland einerseits und Griechenland und Japan andererseits anerkenne. Japan. X Japanischer Verzicht. Die japanische Regierung hat dem deutschen Auswärtigen Amt davon Mitteilung ge macht, daß sie auch für den Fall, daß Deutschland vorsätz lich seinen Verpflichtungen nicht nachkomme, nicht beabsich tige, das Eigentum deutscher Staatsangehöriger mit Beschlag zu belegen. Dieser Verzicht bezieht sich auf alle deutschen Güter, die sich in Japan oder in den von ihm verwalteten Gebieten befinden und schließt ausdrücklich Bankkonten sowie Waren, die sich an Bord japanischer Schiffe befinden oder in Konsignation nach Japan gesandt worden sind, ein. nicht, mich in Ihre innersten Geheimnisse zu drängen und in die des schneidigen Herrn Revierförsters," entgegnete er mit bos hafter Betonung. Ihr Trotz versagte; sie konnte nicht aufbrausen, wie sie sonst so leicht getan. Sie senkte den Blick vor seinem überlegenen Lächeln, und sie ließ es geschehen, daß er die Hand auf die Lenkstange ihres Rades legte und es über den kleinen Graben führte, der hinter den Häusern sich hinzog. Auf dem schmalen Wiesenweg waren sie ungestört und unbelauscht — und wurden doch von allen Seiten im Dorfe gesehen ... „Was wollen Sie nur? Wohin führen Sie mich? Mama wartet," sagte sie unwillig. „Ich will Sie nur bitten, gnädiges Fräulein, in Ihrem eigenen Interesse etwas vorsichtiger zu sein. Ich meine es gut mit Ihnen." Er sprach langsam, mit Betonung; es war ihm ein köstliches Vergnügen, ihre nur mühsam beherrschte Ungeduld zu sehen. „Wenn Sie weiter in Rätseln sprechen, wird mir das lang weilig, Herr von Hellwig." „Sollten Sie mich wirklich nicht verstehen?" „Nein!" rief sie ungehalten, „und ich habe auch keine Lust, Ihre Rätsel zu lösen. So viel Geist besitze ich gar nicht." „Dann mutz ich mich allerdings etwas deutlicher ausdrücken. Also — Ihre offenbare Vorliebe für den Revierförster Berger ist allgemein bekannt." „Wer sagt das?" Sie war sehr erregt, das Blut stieg ihr ins Gesicht. Er zuckte die Achseln und sein lauernder Blick zeigte ihm, datz er auf dem richtigen Wege war, datz sein Verdacht sich bestätigte. Ihre Unsicherheit verriet sie, es war für ihr ein leichtes, alles zu erraten. Bestimmter fuhr er fort: „Wer das sagt? Sie wißen doch selbst, wie Gerüchte ent stehen — das ganze Dorf ist voll davon! Der Herr Förster selbst soll sich gerühmt haben, datz Sie ihm — nachlaufen. Pardon, gnädiges Fräulein, ich sehe, wie dieses brutale Wort Sie be leidigt. Doch es ist so. Mein Vater selbst wundert sich sehr, datz Jutta von Eggert Gefallen an einem — wie soll ich sagen, ich finde nicht gleich das richtige Wort — datz Sie also an einem Flirt mit einem Unterbeamten Gefallen oder Vergnügen haben! — Man findet das sehr seltsam, um nicht zu sagen, lächerlich." Juttas Atem ging stürmisch. Mit Mühe hielt sie die Tränen zurück — ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Lächerlich! Das Wort tat seine Wirkung, brannte wie ätzendes Gift. „Es ist nicht wahr!" rief sie nutzer sich, „nicht wahr ist es. Mein Gott, weil Papa ihn öfter einladet, weil ich seine Schwester gern habe — da sagt man, ich laufe ihm nach! Empörend ist das." „Ich sage es nicht, gnädiges Fräulein, aber —" X Erne japanische Stiftung. In Tokio übergab Pro fessor Jrisawa namens 500 japanischer Ärzte, die ihre Stu dien in Deutschland gemacht haben, dem deutschen Bot schafter 490 000 Mark, die als Stiftung für die medi zinischen Fakultäten deutscher Universitäten be stimmt wurden. Deutscher Reichstag. ll30. Sitzung.) <7L Berlin, 4. Juli. Auf die an der Spitze der Tagesordnung stehende Inter pellation der bürgerlichen Parteien wegen der Regelung des Lehrlingswesens im Handwerk wurde seitens der Regierung erwidert, daß die Beantwortung innerhalb der gesetzmäßigen Frist geschehen werde. Daraus wurde eine Reihe kleinerer Vorlagen teils den Ausschüssen überwiesen, ieils ohne Erörterung erledigt. Ferner wurde der Staatsver- irag, betreffend den Übergang der Wasserstraßen auf das Reich in zweiter Lesung genehmigt. Dann kam man zu dem Nachtragsetat des Reichswehrministeriums. Die Verhandlungen begannen bei dem Titel Marine. Abg. Kuhnt (U. Soz.) wandte sich gegen die Rechte, die be strebt sei, immer neue Mittel der Marine zuzuwenden, obwohl sie selbst diese Marine als erbärmlich bezeichnet habe. Die Marine habe keine Daseinsberechtigung mehr, dazu kommt, daß der tatsächliche Bedarf der Mariüe nur 13 Millionen betrage, im Nachtragshaushalt aber würden 102 Millionen gefordert. Der Redner fragte, ob die Entblößung Kiels von jeder Marine garnison etwa politische Gründe habe, und fragte weiter, war um im Haushalt für die Marineoffiziere 34 Reitpferde vorge sehen seien. Habe Deutschland etwa eine reitende Gebirgs marine? Mit demselben Recht könnten die Scheuerftauen des Reichstages für sich Reitpferde beanspruchen. Wie steht es ferner mit der Abrechnung des Baltikum-Abentuers? Zum Schluß fragte der Redner, wie es mit dem Verfahren gegen den Admiral Scheer stehe, der mit der Erschießung von mehreren Marinemannschasten im Jahre 1917 einen Justiz mord begangen habe. Zweifellos wären die Akten jetzt nicht mehr vorhanden. Hierauf wurde eine Anzahl von Etatstiteln genehmigt. Beim Titel Sanitätswesen bemängelte der Abg. Dr. Moses (U. Soz.) die zu große Zahl der Ärzte und Sanitäts mannschaften, die in merkwürdigem Gegensatz zu der Fürsarge für die breiten Massen stehe. Reichswehrminister Geßler erwiderte, alle Posten seien vom-Reichsfinanzministerium geprüft. Im,, übrigen vergesse oer Avrreöner, baß auch vle Mmmenmnguever der Mann schaften der ärztlichen Fürsorge unterständen. — Der Rest des Nachtragshaushalts wurde angenommen. Nun folgte der Haushalt des Auswärtigen Amtes. Frau Abg. Wurm (U. Soz.) bekämpfte die Hergabe von Neichsmitteln für die Zentrale für Heimatdienst. Abg. Dr. Cremer (D. Vp.) schilderte die Tätigkeit dieser zentrale und wies nach, daß von den 35000 Mitgliedern allein 27 000 zur Sozialdemokratischen Partei gehören. Abg. Dr. Mumm (Deutschnat.) erinnerte daran, daß seine Partei schon lange den Kampf gegen jene Stellen führe, zu denen auch die Zentrale für Heimatdienst gehöre. Abg. Sollmann (Soz.) verteidigte die Reichszentrale. Von Korruption könne dort gar keine Rebe sein. Der Ausschuß beantragte eine Entschließung, die Neichszentrale derart umzugestalten, daß sie einen parlamenta rischen Beirat erhält und in diesem Beirat alle Gruppen ver treten sein sollen. Die Abgg. Cremer (D. VP.) und Mumm iDeutschnat.) beantragten, die Reichszentrale zum 1. Oktober zu schließen. Die Abstimmung wurde vertagt. Darauf wurde der Nachtragsetat des Reichstages ohne Aussprache be willigt. Ferner wurde das Altrentnergesetz in dritter Beratung ohne Aussprache angenommen. Nun folgte die zweite Beratung des Fernsprechgebührengesetzes. In seinem Ausschußbericht erklärte der Abg. Ällekotte (Zentr.), die Verwaltung habe zugesagt, daß mit der Gebühren erhöhung auch eine wesentliche Verbesserung des Fernsprech betriebes verbunden sein soll. Darauf wurde das Gesetz in zweiter und dritterLesung ohne weitere Verhandlungen a n g e- nommen. Es folgte die zweite Beratung des Weyr- machtverforgungsgesetzes. Die Verhandlungen über dftse Vorlage nahmen mehr Zeit in Anspruch als die Behand lung der übrigen Angelegenheiten. SSSDSWNSSSWMWSWWWWSWSSSSVMSSSSS« „Es ist Lüge!" widersprach sie heftig, alle Vorsicht ver gessend, „das sagt Erich nicht." Triumphierend leuchtete es in seinen wasserblauen Augen auf. Jetzt hatte sie sich selbst verraten. Glühend rot war sie ge worden; sie biß sich aus die Lippen, und scheu streifte ihn ihr Blick. Doch klug überhörte er diesen unvorsichtigen Einwurf. Jetzt hieß es, seinen Vorteil wahrnehmen! Seine Eifersucht war also auf dem richtigen Wege gewesen ... „Gnädiges Fräulein, ich verstehe Sie ganz gut. Förster Berger ist wohl ein Mann, dem ein Mädchenherz entgegensiiegen muß. Er ist ein schöner Mann, ein geistvoller Mann. Das läßt schon seine niedrige Stellung übersehen. An seiner Seite würde jedes Mädchen die Richtigkeit des Dichterwortes erproben können: „Raum ist in der kleinsten Hütte für ein glühend liebend Paar!" Voller Hohn war seine Stimme. „Ich kann es ganz gut begreifen." „Aber ich nicht!" stieß Jutta hervor. „Sie haben den Beweis vom Gegenteil gegeben. Ich wollte Ihnen schon meine untertänigsten Glückwünsche zur Verlobung darbringen — Ihnen und Ihren Eltern." Jutta bebte vor Aufregung. Wie war das nur möglich, daß ihr so streng gehütetes Geheimnis doch offenbar geworden war? Wenn das die Eltern erfuhren! Der sonst so gütige Vater konnte furchtbar in seinem Zorn sein. Sie lachte krampfhaft auf. „Das ist ja alles Wahnsinn, was Sie da sagen, Herr von Hellwig! Da mutz ich lachen — ich denke, Sie kennen mich doch." „Allerdings, Fräulein Jutta! Und deshalb auch schien es mir ganz unmöglich, daß das schöne und stolze Fräulein von Eggert sich mit einem so kümmerlichen Dasein begnügen würde, an der Seite eines Mannes, der gesellschaftlich und an Bildung so tief unter ihr steht. Ihre Jugend und Schönheit würde bald verblühet, im Kampf ums Dasein schnell welken! Ein trauriges Los für ein Wesen, das nur zu einem glänzenden Leben ge schaffen ist. Das habe ich mir immer von neuem als Ihre eigene Meinung vvrgehalten, und doch " „Wer sagt Ihnen denn, daß ich ausgehört habe, so zu denken?" fragte sie mit zuckenden Lippen. Er hob die Schultern. „Je nun, die Liebe ändert jeden Menschen! Und der Herr Oberförster ist außerdem dem Förster Berger sehr geneigt. Das läßt sogar die — Lächerlichkeit einer solchen Verbindung er tragen." Sie fuhr bei seinen Worten zusammen; auf ihrem Antlitz kam und ging die Farbe; stürmisch hob sich ihre Brust. Eine tiefe Falte stand zwischen den feinen Augenbrauen. Sie schien nach- zudcnken. Und er wählte seine Worte so vorsichtig; jedes davon mußte dieses verwöhnte Mädchen in seiner Eitelkeit tödlich verletzen! Er kannte die Frauen ...
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