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Wilsdruffer Tageblatt : 16.07.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192107166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19210716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19210716
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1921
- Monat1921-07
- Tag1921-07-16
- Monat1921-07
- Jahr1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 16.07.1921
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politische Rundschau. Deutsches Reich Die Beamten des „Heimatdienstes". Eine halbamtliche Veröffentlichung kommt auf die Be hauptung des Abg. Dr. Cremer im Reichstag zurück, „daß von 35000 Mitgliedern der Reichszentrale für Heimat- dienst allein 27 000 zur sozialdemokratischen Partei ge hören". Dazu wird in der offiziösen Notiz gesagt, daß mit der Bezeichnung „Mitglieder" nur die ehrenamtlich im Heimatdienst arbeitenden Vertrauensleute gemeint fein können. Es gehören von einer Gesamtzahl von 30 892 ehrenamtlichen Vertrauensleuten 20 221 den bürgerlichen, 10 671 den sozialdemokratischen Parteien an. Ferner wird mitgeteilt, daß die NeiHszentrale für Heimatdienst ihre Tätigkeit im besetzten Gebiet mit dem Inkrafttreten des Friedens von Versailles völlig eingestellt hat. Seit dieser Zeit gibt es weder Angestellte, noch ehrenamtliche Mit arbeiter der Rcichszentrale für Heimatdienst im besetzten Gebiet. Steuererleichterung für Wohnungsbau. Um einen Anreiz zum Bauen zu geben, ist vorgesehen, daß Mittel, die für Kleinwohnungsbauten verwendet wer den, unter bestimmten Voraussetzungen vom steuerbaren Einkommen abgesetzt werden können: es handelt sich hier bei um Mittel, die der Bauherr selbst verwendet, außerdem aber auch um Zuwendungen an gemeinnützige Vereine und Gesellschaften zur Förderung des Kleinwohnungs baues. Eine Ausführungsverordnung des Reichsministers der Finanzen dehnt diese Vergünstigung auch auf Zu wendungen aus, die in den Jahren 1920 bis einschließ lich 1923 an Länder, inländische Gemeinden (Gemeindever bände) oder öffentlich genehmigte inländische Stiftungen zum Zwecke der Förderung des Kleinwohnungsbaues ge macht werden. Sie befreit außerdem derartige Zuwen dungen von der Erbanfall- oder Schenkungssteüer. Dänemark. X Deutsch-dänische Verhandlungen. Im Verlaufe der deutsch-dänischen Verhandlungen sind sämtliche Fragen, die in dem Verhandlungsprogramm enthalten waren, be sprochen worden. In bezug auf eine größere Anzahl wesentlicher Punkte ist Einigung erzielt worden. Dieses gilt namentlich von der Regelung des Optionsrechtes, von den Bestimmungen über erleichterte Paßvorschriften im Verkehr der Grenzbewohner und über den kleinen Grenz verkehr, ferner von der besonders wichtigen Regelung der Wasser- und Deichverhältnisse an der Grenze. Zur Prüfung weiterer Angelegenheiten ist jetzt eine Verhandlungspause voraussichtlich bis Mitte September eingetreten. Rußland. X Wiedereinführung des Kapitalismus. Die Sowjet regierung, die nun auch die Zustimmung des Kongresses der dritten Internationale für eine neue Politik gefunden hat, schreitet jetzt auf dem Wege zur Wiedereinführung des Kapitalismus weiter fort. Nach finnischen Meldungen hebt ein neues Dekret alle Beschränkungen des Privat eigentums an Geld und Kapital auf. Das Dekret erlaubt jedem sowjet-russischen Staatsbürger den Besitz von Geld summen in beliebiger Höhe. Die bestehenden verstaatlich ten Banken dürfen Geld in laufender Rechnung usw. in unbegrenzten Summen annehmen. Diese Beträge sind unantastbar und können von keiner Behörde ohne vor heriges Urteil beschlagnahmt werden. Alle früheren Be schränkungen über Geldgeschäfte werden aufgehoben Bulgarien. X Gegen die thrazische Politik Bulgariens. Pariser Vlättermeldungen behaupten, das englische Außenministe rium habe die Regierungen von Frankreich, Italien, Ru mänien, Südslawien und der Tschechoslowakei ersucht, ihren Vertretern in Sofia den Auftrag zu geben, einen Schritt zu unterstützen, den die britische Regierung bei dem Mag auch die Liebe weinen... 50f Roman von Fr. Lehne. Lop^rixkt 1913 dv Oreiner k Oomp., Lettin W 30. „Gewiß," fuhr Rüdiger fort, „ich verhehle nicht, daß ich damals die Trennung Ottokars von Ihnen befürwortet habe — aber es geschah lediglich im Interesse der Familie. Von den anderen heimlichen Beweggründen, die da noch mitspielten, und die ich verurteilte, als ich sie erfuhr, habe ich bei meinem Be suche in Ihrer Wohnung noch nichts gewußt. Mein Wort dar auf. Sonst hätte ich niemals auch nur das Geringste für meinen Bruder unternommen." „Das glaube ich nicht, Graf Allwörden." „Mutter, hörtest Du nicht: er gib Dir sein Wort " rief Lori. Sie flog auf ihn zu: „Rüdiger, ich glaube es Dir —" mit innigem Blick sah sie zu ihm empor. „Ich danke Dir!" „Warum haben Sie Ihren Einfluß auf Ottokar denn nicht zugunsten meiner Kinder geltend gemacht? Sie haben seine Heirat mit der anderen befürwortet?" „Das eben habe ich nicht getan — ich bin dagegen gewesen! Ich kannte Lella Flotmann — und die Folgen haben mir auch Recht gegeben." „Ja, ich weiß es — die Ehe ist nicht glücklich!" sagte Frau Berger triumphierend. „Mutter!" rief Lori errötend, „ich habe Dir davon ge sprochen." „Du brauchst Dich nicht zu entschuldigen, meine Lore," be merkte Rüdiger, „aber Deiner Mutter ist es nicht zu verzeihen, daß sie Dich als Spionin, als Werkzeug benutzt hat." „Herr Gras," fuhr Frau Maria auf. „Ist es denn nicht so? Ihre ahnungslose Tochter liehen Sie als Erzieherin in eine Familie gehen, für die Sie größtes Intereste haben." „Nun ja, warum sott ich das leugnen? Ich habe ja auch erfahren, daß Ottokars Ehe unglücklich war. Daß er zwei Kinder verloren hat, darunter den Sohn und Erben — ich erkenne Gottes Hand darin! Er hat seine beiden ältesten Kinder ver leugnet!" Ein unheimliches Feuer glühte in ihren Augen. Lori fühlte ihr Herz beben in Angst und Schrecken. „Nein, Mutter — so darfst Du nicht denken!" „Ah, man hat schon verstanden, Dich zu verlocken!" „Nein, gnädige Frau! Aus Lore spricht nur ihre Gerech- tigkeitsliebe! Und sie soll von ihrem Vater, der nur ein unglück licher, schwacher Mann ist, nicht schlecht denken — sie soll wissen, bulgarischen Ministerpräsidenten unternehmen Werve, um seine Aufmerksamkeit auf die Gefahren der Politik Bul gariens zu lenken, das seine Augen hartnäckig auf Thra zien richte. Die Regierungen von Rom, Belgrad, Bukarest und Prag sollen auf die britische Aufforderung bereits in günstigem Sinne geantwortet haben. Amerikanische Handelsvertreter in Berlin. Sechs Vertreter der Zentral-Handelskammer der Ver einigten Staaten sind zu einem längeren Aufenthalt in Berlin eingetroffen. Sie beabsichtigen, sich mit Berliner Bank- und Jndustriekreisen in Verbindung zu setzen. Der Zweck des Aufenthaltes der amerikanischen Kaufleute ist einmal das Studium der Ein- und Ausfuhrverhältnisse, dann aber auch wollen sich die Amerikaner über die Folgen der Valutaschwankungen unterrichten. Verschärfung der Sanktionen. Von gut unterrichteter rheinischer Seite hört man, daß die Zollverwaltung der Rheinlandkommission zu Koblenz der deutschen Steuerbehörde im besetzten Gebiet mitgeteilt hat, daß sie über die bisher von ihr beantragten Zoll erträge hinaus in Zukunft auch diejenigen inneren Ab gaben für ausländische Waren beschlagnahmen werde, von denen sie bisher Abstand genommen habe. Dies trifft bei spielsweise zu auf ausländischen Tabak, ferner auf Wein. In dieser Maßnahme der Rheinlandkommission läge, wenn sie Tatsache wird, eine neue Verschärfung der Sanktionen. Oie Gefangenen in Avignon. Noch 107 Deutsche in französischen Zuchthäusern. Obwohl Deutschland unmittelbar nach dem Waffen stillstand alle Gefangenen zurückgegeben hat, hält Frank reich noch immer über 100 „unglückliche Deutsche in dem wegen seines Klimas besonders unerträglichen Orte Avignon in Südfrankreich in den dortigen Zuchthäusern wegen meist geringfügiger Vergehen zurück. Drei von diesen sind jetzt zurückgekehrt. Sie wurden in Mannheim von einer französischen Begleitmannschaft über die Rhein brücke gebracht und auf deutscher Seite von dem Vor sitzenden des Volksbundes zum Schutze der deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen in Empfang genommen. Zwei von ihnen waren wegen Brotdiebstahls bei einem Fluchtversuch, der dritte wegen Beschaffung einer franzö sischen Uniform zu einem Fluchtversuch und Beleidigung eines französischen Offiziers zu je drei Jahren Zucht haus verurteilt worden. Sie haben die Strafe jetzt ver büßt. Einigen Gefangenen, darunter dem zu lebens länglicher Zurückhaltung verurteilten Swoboda, ist vor kurzem die Flucht nach Deutschland geglückt, so daß die Zahl der in Avignon, Cuers und Agay zurückgehaltenen Gefangenen auf 107 gesunken ist. Einige von diesen sehen in nächster Zeit dem Ablauf ihrer Strafzeit entgegen. Viele von ihnen haben jedoch, wenn nicht endlich noch ein mal eine Begnadigung erfolgt, noch eine sehr lange Straf zeit vor sich. So z. B. der Gefangene Reuter lebens länglich, ein anderer bis 1947. Die Behandlung wird von den Heimgckchrten als erträglich bezeichnet. Außer den 107 deutsche» Gefangenen befinden sich in Avignon noch 17 Strafangehörige ehemaliger Verbündeter Deutsch lands! Kriegsverbrechen bei den andern. Die Mordbefehle französischer Offiziere. Paris, im Juli. Der Pariser Tagesschriftsteller Gouttenoire de Toury bemüht sich seit einiger Zeit in dem Blatte „HumanitS" nachzuweisen, daß den Beschuldigungen der Entente gegen deutsche Kriegsverbrecher ebensoviel Straftaten aus den Siegerarmeen entgegengestellt werden könnten, wenn man überhaupt gewillt sei, den einfachsten Forderungen einer gleichmäßigen Gerechtigkeit nachzukommen daß er ausreichend für ihren Bruder und sie hat sorgen wollen, daß man aber alles zurückgewiesen hat." „Ja, lieber hätte ich durch Betteln mein Brot für Euch verdient, ehe ich nur einen Pfennig von Allwördens genommen hätte!" stieß Frau Maria zwischen den Zähnen hervor. Lori weinte leise in sich hinein. Sie hatte noch nicht ganz ! erfassen können, was betäubend über sie hereingebrochen — ! dumpf fühlte sie das Unheil in ihrer Nähe lauern. Wäre nur ' Erich erst da! Von ihm, von seiner Hilfe erwartete sie alles. Und der, an den sie dachte, kam jetzt am Fenster vorüber, ; blieb stehen und spähte hinein. „Lori," ries er, „da bist Du schon, und ich bin Dir ein ganzes Stück entgegengegangen!" Sie eilte hinaus, ließ ihm kaum Zeit, sie zu begrüßen. Er sah ihre tränenüberströmten Wangen. „Lori, was ist denn schon wieder?" Sie antwortete nicht, zog ihn hinein ins Zimmer. „Rüdiger, hier ist Erich." Der Legationsrat sah den jungen Forstmann scharf und prüfend an. Die fast schreckliche Aehnlichkeit mit Ottokar frap pierte ihn — wie hatte die Natur sich wiederholt! Nur trug Erichs Gesicht einen Ausdruck von Energie, fast Härte, der dem seines Vaters fehlte. Und Rüdiger fühlte den Neffen sich wesens- verwandt; auf dem ersten Blick flößte er ihm eine tiefe Sym pathie ein. Er glaubte, in ihm den fünfzehnjährigen Knaben wiederzuerkennen, der sich damals so stolz und tapfer zur Mutter bekannt! — Sein Bruder brauchte sich dieser Kinder aus erster Ehe nicht zu schämen — er konnte stolz auf sie sein! Rüdiger streckte Erich, der den eleganten Herrn verwundert anblickte, die Hand entgegen. „Sie sind also Erich, der Bruder meiner geliebten Lore? Und ich bin Rüdiger Allwörden." „Rüdiger Allwörden? Graf Allwörden?" In fassungs losem Erstaunen wiederholte Erich den Namen. „Und Sie, Herr Graf, sprechen von meiner Schwester als „meine geliebte Lore" — ich kann das doch nur dahin verstehen, daß und wissen Sie auch " Er verwirrte sich in seiner Rede. „Ich weiß es — ich habe soeben erfahren, in welchem ver wandtschaftlichen Verhältnis wir zueinander stehen. Und ich möchte es von neuem knüpfen dadurch, daß ich Ihre Schwester zu meinem Weibe wünsche." „Erich, warum hast Du mir verschwiegen, daß ich in Lenge- j feld meinen Vater finden würde?" fragte Lori. „Mutter wollte es so! Das alles war gegen meinen Sinn. ! Wir hatten mit den Allwördens nichts zu tun." „Und denken Sie jetzt noch so, Erich?" fragte Rüdiger. „Ja, Herr Graf! Daß Sie meine Schwester erwählt haben, f ist eine Sache für sich und für Lori ein großes, unverhofftes ! So veröffentlicht Gouttenoire de Toury jetzt tm An schluß an Enthüllungen über einen Befehl des französi schen Generals MartindeBouillon, keine deutschen Kriegsgefangenen zu machen, den Brief eines Dr. Koech lin aus Paris, in dem dieser folgendes mitteilt: Die 10. Division Marchand habe sich ganz besonders dadurch ausgezeichnet, daß sie wenig Kriegsgefangene gemacht habe, und darunter besonders das 52. Kolonialregiment, dessen Oberst Petitdemange besonders wild gewesen fei. Er habe den formellen Befehl gegeben, weder deut sche Verwundete noch Gefangene einzu bringen. Der Unterleutnant Morin, zu dessen Zeug nis er vollkommenes Vertrauen habe, habe ihm bestätigt, daß er sogar der Niedermachung eines feindlichen Hilfs postens, bestehend aus Verwundeten, Ärzten und Krankenwärtern, beigewohnt habe. Dr. Koechlin erklärt, Oberst Petitdemange habe selbst in Grand-Fresnoy, im Departement Oise, sich im Novem ber 1915 seiner Taten gerühmt. Dr. Koechlin bezeichnet drei Divisionen, die während der Champagneschlacht kaum Gefangene eingebracht hätten, während sie bei anderen Divisionen zu Tausenden gemacht wurden. Dies? vrei Divisionen seien die 10., die 15. und die marokkanische Division. Er spricht auch von deutschen Verwundeten, und zwar von etwa hundert, die bis nach Suippes gekommen seien, und die man dort vier Tage absichtlich ohne Hil se, Nahrung, Wasser und Unter st and gelassen habe, bis er sich ihrer angenommen habe. Diese Feststellungen werden natürlich Herrn Briand nebst Genossen nicht hindern, die Pose des Pharisäers beizuhalten, der über den bösen deutschen Zöllner und seine Kriegsvergehen wettert , Die Versenkuns der „Llandovery Cafile". Weitere Beweisaufnahme. 8 Leipzig, 14. Juli. Im Verlauf der Zeugenvernehmung schilderte der Ober maschinistenmaat Ney (Swinemünde), der zweiter Maschinist aus „U 86" war, die Ereignisse, wie er sie im Maschinenraum erfahren hat. KapitänleuMant Patzig, der Kommandant des Unterseebootes, habe nach der Versenkung des englischen Laza rettschiffes erklärt, daß er, was er getan habe, nur zum Wohle des Vaterlandes getan habe, und daß er alles vor Gott und seinem Gewissen verantworten werde. Er habe dann gebeten, über den Vorfall nichts zu sagen. Der Zeuge hält es für aus fällig, daß während des Schießens der Kommandant mit den beiden jetzt angeklagten Offizieren allein aus Deck war. Ober leutnant z. S. Knoche, der leitender Ingenieur aus „U 86" war, gibt an, das Lazarettschiff sei torpediert worden, weil KapitänleuMant Patzig mit Bestimmtheit annahm, daß das Schiff Munition und Truppen an Bord hätte. Er ist über zeugt, daß das Unterseeboot Rammversuche gegen die Rettungs boote nicht unternommen hat. Daß am Tage nach der Torpe dierung eine gedrückte Stimmung auf dem U-Boot herrschte, gibt der Zeuge zu. Patzig habe geäußert, daß er so etwas zum zweitenmal nicht tun würde. Korvettenkapitän Saalwächter äußerte sich hierauf gutachtlich über die Kommandosührung an Bord der U-Boote. Er erklärte, daß gerade im Jahre 1918 die Nachrichten über mißbräuchliche Benutzung der Lazarettschiffe besonders zahl reich gewesen seien. Daß die „Llandovery Castle" ihre Eigen schaft als Lazarettschiff mißbraucht habe, könne aus der bis herigen Beweisaufnahme nicht gefolgert werden. Kapitän leutnant Patzig habe offenbar gewußt, daß die Versenkung dieses Lazarettschiffes nicht berechtigt war. Er dachte wohl nicht daran, bestraft zu werden, weil ein U-Boot-Kommandant immer damit rechnete, daß er vielleicht die letzte Fahn macht. Patzig konnte aber fürchten, daß durch die ungerechtfertigte Versenkung der Regierung Unannehmlichkeiten entstehen würden. Daher habe er Wohl den Wunsch gehabt, daß über die Sache nichts bekannt würde. Es folgte die Vernehmung der von der Verteidigung ge ladenen Zeugen, die nichts wesentliches zur Klärung der Vor gänge aussagten. Ein Zeuge aus Hannover hat, als er sich in Toulon in Gefangenschaft befand, gesehen, wie ein franzö sisches Lazarettschiff mit Flugzeugen, Truppen und Maschinen gewehren beladen wurde. Kapitänleutnant Crompton aus Wellen an der Mosel wurde Ende 1916 aus der englischen Gefangenschaft auf der -Llandoverv Castle" zur Internierung in der Schweiz «ach Glück, über das ich mich — ihretwegen — sehr freue! Aber die sonstigen verwandtschaftlichen Beziehungen machen wir darum doch nicht geltend. Man hatte sie uns damals nicht zugestanden, und jetzt haben wir uns darein gefunden. Wir fühlen uns in unserer Lebenssphäre wohl. And daß diese nicht gar so unwürdig ist, beweist Ihre Liebe zu Lori." „Lori ist mir das köstlichste Gut auf der Welt!" bemerkte Rüdiger warm, „als mein Weib soll sie tausendfach für die Ent behrungen ihrer Jugend entschädigt werden." „Vorausgesetzt, daß ich zu dieser Verbindung meine Ein willigung gebe —" fiel ihm Frau Maria ins Wort, „und die gebe ich nicht." Hochaufgerichtet stand sie da, einen kalten, entschlossenen Ausdruck im Gesicht. Sie genoß ihre Rache; sie sah, wie der Legationsrat unter ihren Worten zusammenzuckte. „Mutter, weshalb willst Du Lori ihr Glück nicht gönnen? Es ist doch Dein einziger Gedanke gewesen —" sagte Erich in beschwörendem Ton. „Weshalb, fragt ihr?" rief sie leidenschaftlich, „ich möchte ihr alles geben! Die Sterne möchte ich ihr vom Himmel herunter holen. Aber dem Manne da, der mir das Schwerste angetan hat, das man einer Frau zufügen kann — dem Mann soll ich das Teuerste, das ich besitze, schenken? Ihm, den ich hasse? ... Ja, ich hasse Sie, Rüdiger Allwörden, weil Sie mir den Mann und meinen Kindern den Vater genommen haben! Und nun meinen Sie, ich sollte beglückt meinen Segen spenden, weil meine Tochter Ihnen ebenso gefällt? Für Sie ist Lori nicht. Die Kluft zwischen uns ist unüberbrückbar —" „Mutter! —" Lori warf sich ihrer Mutter zu Füßen und hob flehend die gefalteten Hände zu ihr empor — „Mutter!" „Alles, mein Kind, nur das eine nicht! Jetzt ist es an Dir, mir Deine Dankbarkeit zu beweisen. Du darsst nicht von mir gehen — um jenes Mannes willen." „Und Du, Mutter, kannst von Lori nicht verlangen, daß sie, um Deinen Haß zu befriedigen, auf ihr ganzes Lebensglück ver zichtet!" Erich war ehrlich empört über diesen Starrsinn seiner Mutter. „Bedenke, daß Du eine bejahrte Frau bist. Sei froh, daß durch Graf Rüdiger ein Teil dessen gut gemacht wird, was sein Bruder versäumt hat — so wird Lori wenigstens den Platz einnehmen, der ihr eigentlich von Geburt zukommt! Auch ich habe wahrhaftig nicht viel verwandtschaftliches Gefühl für die Allwördens übrig, aber vergessen habe ich auch nicht, in welcher Weise Graf Rüdiger versucht hatte, sich Deiner anzunehmen, er hatte alles getan, was Dein Mann versäumte." Doch die Härte der Mutter war unbesiegbar. Sie schüt telte den Kopf. (Fortsetzung folgt.-
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