1. TEIL - DRESDEN 1. Kapitel — Gründung Kaum hatte König Karl XII. von Schweden nach dem Friedensschluß von Alt ranstädt seine Truppen aus Sachsen zurückgezogen, da ging August der Starke daran, in Dresden ein öffentliches katholisches Gotteshaus zu errichten. Er beab sichtigte damit zugleich, dem Papst möglichst rasch ein Zeichen seiner Glaubens treue zu geben, um ihn im Kampf mit seinen polnischen Krongegnern auf seiner Seile zu haben. Andrerseits mußte er unbedingt vermeiden, seine protestanti schen Untertanen in Sachsen zu reizen, was durch Erbauung einer neuen katho lischen Kirche oder gar durch Übereignung einer evangelischen im höchsten Maße geschehen wäre. Er fand eine glückliche Lösung, indem er das alte Opern haus, direkt neben dem Schlosse gelegen, in ein katholisches Gotteshaus um wandeln ließ.* Durch den Neubau des königlichen Theaters war es ohnehin frei geworden. Am 13. Februar 1708 schrieb er dem Papste 38 , er habe selbst die Pläne dafür entworfen; die Umbauarbeiten seien bereits in vollem Gange, so daß der Got tesdienst Ostern beginnen könne. Zugleich bat er, dieser seiner Hofkapelle alle Vorrechte, die die Hofkirchen anderer katholischer Fürsten besäßen, zu verleihen und für den Hochaltar Reliquien zu senden. Der Umbau war Anfang der Kar- woche in der Hauptsache beendet. Darum wurde auf Betreiben des P. Vota die Einweihungs- und Eröffnungsfeier schon am Gründonnerstag, dem 5. April 39 , gehalten. In Anwesenheit des Königs, seines ganzen Hofes, der katholischen Ge sandten in Dresden sowie einer großen Volksmenge von Katholiken und Prote stanten, hielt P. Vota unter Assistenz der beiden Kapuzinerpatres, des Moritzbur ger Schloßkaplans Paldam und anderer Priester die Einweihungszeremonien und anschließend ein feierliches Hochamt. Dabei empfing der König öffentlich die heilige Kommunion. Ihm folgten viele Katholiken. Nach dem Hochamt wurde eine Sakramentprozession gehalten, an der sich der König ebenfalls beteiligte. Ein feierliches Tedeum beschloß diesen ersten öffentlichen katholischen Gottes dienst nach 169 Jahren in Dresden. 4 * Leider war nirgends ein Aktenbeleg über die Vorverhandlungen dieser Kirchenein- richtung zu finden. Auch Theiner berichtet nur in einem Nebensatz, daß der König und P. Vota „mit vielen Schwierigkeiten hiebei zu ringen“ hatten. Im zweiten Teile dieser Arbeit aber kann bei der Behandlung der Leipziger Gründung ein Beispiel solcher Vor verhandlungen ausführlich geboten werden.