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Wilsdruffer Tageblatt : 13.09.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192709133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19270913
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19270913
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1927
- Monat1927-09
- Tag1927-09-13
- Monat1927-09
- Jahr1927
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 13.09.1927
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miilüger. EM Lagerarbeiter murve vavri gervrer, einige Gebäude wurden fast völlig zerstört. Der Material schaden wird auf mehrere 166 000 Kronen geschätzt. Autounglück bei Dieppe. Bei einem in der Nähe von Dieppe erfolgten Automobilunfall fand Lady Marling, die Frau des ehemaligen englischen Diplo maten und Vorsitzenden der Abstimmungskommission für Schleswig-Holstein, den Tod. Lebensgefährlich verletzt wurde die Frau des ehemaligen englischen Gesandten in Kopenhagen. Einbruch in ein Juwslicrgeschäft. In Kopenhagen verübte eine Diebesbande bei einem Juwelier in der Hauptgeschäftsstraße einen Einbruch, indem sie die Türen sprengte. Die Einbrecher entkamen mit einer Beute an kostbaren Juwelen im Werte von etwa 100 060 Kronen. Der Vorfall erinnert, was Verwegenheit anbetrifft, an den Fall Spruch. Die Kartoffeln des Exkönigs Manuel. Auf der Gartenbauausstellung in Twickenham hat der Exkönig Manuel von Portugal einen großen Erfolg zu verzeichnen gehabt. Er steht mit einer selten großen Zahl von Preisen an der Spitze der Preisträger. Die Er zeugnisse sind nur zum kleineren Teil Blumen und über wiegend Nutzpflanzen, wie Gurken, Tomaten und Kohl. Seine Kartoffeln haben schon eine Berühmtheit erlangt. Aus einem „trockenen" Lands. Eine Ladung Alkohol, die auf 2 000 000 Dollar geschätzt wird, ist von den Zoll wächtern eines Rumjägerdampfers gekapert worden. Die Ladung war für Chikago bestimmt, wo am Tage des Box kampfs zwischen Dempsey und Tunney eine nach vielen Zehntausenden zählende Menge erwartet wird. Nünke TaMSchtöE Hamburg. In Emhin fand die feierliche Enthüllung des Denkmals zum Gedächtnis Friedrich Eberts statt. Amsterdam. In Kruiningen in der Provinz Seeland richtete eine Windhose großen Schaden an. Zahlreiche Obst bäume Wurden entwurzelt, Dächer abgedeckt und Fenster zer trümmert. Belgrad. Kurz nach der Vorstellung wurde das Mangcr- Lheater durch eine Feuersbrunst zerstört. » - Vermischtes. Mensch, lies dein Schicksal! An die ganze Mensch Helt ergeht dieser Ruf und jeder Mensch, wer, was unk wo immer er sein mag, ist imstande, sein Schicksal zr lesen, buchstäblich zu lesen, denn es steht in einem kürzlich erschienenen astrologischen Kalender sür 1928 genau go schrieben. Der Kalendermann — wir nennen ihn nicht aber es soll nicht verschwiegen werden, daß er die Astro> logie in Deutschland betreibt — der Kalendermann alss teilt die ganze Menschheit in Monatsgruppen ein, unk zwar derart, daß für Menfchen, die in den ersten zehr Tagen eines Monats geboren wurden, ungefähr die gleiche Prognose gilt, für Menschen, die zwischen dem 11. und dem 20. eines Monats geboren wurden, eine an dere usw. Wir wollen keinem unserer Zeitgenossen einen Schreck einjagen, aber es sei beispielshalber angeführt, daß die Prognose für Menschen, deren Geburtstag in die Zeil zwischen dem 1. und dem 10. eines gewissen Herbstmonats fällt, folgendermaßen lautet: „Das Jahr ist im allge meinen ungünstig und zum Teil kritisch. Es drohen Er krankungen, in der Familie Todesfälle, in den Geschäften Verluste, in den Unternehmungen Hindernisse, im Vor wärtskommen Schwierigkeiten und bei Erbschaften Ent täuschungen. Auch Gutes bringt das Jahr, aber gewisser maßen nur als Zugabe zu dem Rebel. Man fei in allen Dingen vorsichtig und warte bessere Zeiten ab." Besser hätte es vielleicht gelautet: „. . . man warte bessere Kalender ab." Die Herren Astrologen sind nämlich in dem, was sie aus den Sternen herauslesen, durchaus nicht einig, und so kann man ihre Kalender ruhig und ohne sich aus dem seelischen Gleichgewicht bringen zu lassen zu „den übrigen legen". Politische Schweinezucht. Aristide Briand, Frank reichs Außenminister, hält nicht bloß in Genf und anders wo vortreffliche Reden, sondern ist auch ein ausgezeich neter Landwirt, der in der Nähe von Paris eine Muster farm besitzt. Dieses Jahr konnte er zu seiner großen Freude feststellen, daß seine Schweinezucht außerordent- liche Erfolge erzielte und daß sich unter seinen Zucht- schKeinen Tiere mit mehr als 200 Kilogramm Gewicht befinden. Er erklärte sich daher mit dem Vorschläge seines Verwalters, sich mit den Zuchtschweinen an der Jahres ausstellung für Zuchtvieh in der Kreishauptstadt zu be teiligen, einverstanden. Im letzten Augenblick aber zog er seine Zustimmung zurück, denn er hatte erfahren, daß als Präsident des Preisrichterkollegiums ein Parlamentarier fungiere, der zu seinen schärfsten politischen Gegnern ge hört. Briand sprach die Meinung aus, daß dieser Herr auch in Schweineangelegenheiten nicht ganz unparteiisch sein und die Zuchtschweine „politisch" bewerten werde — wieder ein Beweis dafür, daß die Politik den Charakter verdirbt. Kongresse und Versammlung^ Tagung der „Vaterländischen Arbeiter". In Stettin fand anläßlich der dritten Reichstagung der Vaterländischen Arbeiter- und Werksvereine neben einer Weihe von 1S neuen Fahnen eine Kundgebung statt. Generalfeldmarschall von Mackensen überbrachte die Grüße des ehemaligen Deutschen Kaisers. Rechtsanwalt Dr. Fuchs vertrat in längerem Vor trag über Arbeiterrecht und Organisationsfreiheit die Forde rung nach Zuerkennung der Tarisfähigkeit für die Werkvereine. Zur Streikfrage äußerte sich der Redner dahingehend, daß die Werkvereine trotz ihres bewußt wirtschaftssriedlichen Charakters den Streik als Kampfmittel nicht verwerfen dürften. Der Strei! werde im wirtschaftlichen Kampfe stets das letzte Mittel sein. Der Bundesvorsttzende, Landtagsabgeordneter Schmidt, sprach anschließend über das Thema „Werkgemeinschaft und Organi sationsfreiheit". Dann nahm Generalfeldmarschall v. Macken sen den Vorbeimarsch der Teilnehmer ab, dem sich auch Ab ordnungen der Kriegervereine angeschloffen hatten. Spiel und Sport. Die Kunstflüge auf dem Tempelhofer Feld. Der Ber liner Großslugtag auf dem Tempelhofer Feld war eine Werbeveranstaltung ersten Ranges. Hundert lausende wohnten den Vorführungen bei. Höhepunkt der Ver anstaltung bildeten die Kunstflüge von Udet und Fieseler sowie ein Geschwaderflug von 14 Flugzeugen. Leider ging es nicht ganz ohne Unfall ab: der Albatros-Flieger v. Köppen stürzte ans geringer Höhe ab und erlitt erhebliche Ver letzungen. Radfahrkämpfc in Berlin. Das Internationale 10- Meilen-Mannschaftsfahren der Berliner Rütt-Arena gewannen Knappe—Tonani mit sicherem Vorsprung vor Kroll—Miethe und Dorn—Nickel. Im Internationalen Viererkampf siegte der Exweltmeister Moeskops vor Fricke, Dewols und Schamberg und verbuchte auch ein Rundenrekordfahren zu seinen Gunsten vor Dewolf, Fricke und Schamberg. Ein Omnium gewannen Knappe—Tonani vor Kroll—Miethe und Frach—Kießlich. Deutsche Motorradklubmeisterschaft von 1927. Auf der Berliner Avus wurde die Motorradklubmeisterschaft von Deutschland über etwa 1l>0 Kilometer unter Teilnahme von 25 Klubmannschaften des Reiches ausgetragen. Sieger und Klubmcister wurde der Chemnitzer Motorradkluü 1912 mit einer Gesamtzeit für drei Fahrer von 4 :20 :35,4 — 108,6 Stunden kilometer. Zweiter Sieg Haymanns über Vanderveer. Im Haupt- kamps der Münchener Berufsboxkämpfe gab der Holländer Vanderveer in der achten Runde gegen Ludwig Hah mann-München auf. Dübbers erlangte einen knappen Punktsieg über HugentoLler, Stief-Berlin einen sicheren Punktsieg über den Würzburger Mehüng, während Nefzger- München im Kampf gegen Ensel-Köln wegen Tiefschlags disqualifiziert werden mußte. ... Schüller nicht startfähig. Schüller, der als Schlußmann der Krefelder 4X100-Meter-Stasfel bei dem Internationalen Sportfest in Hannover sich eine Muskelzerrung zuzog, wird die nächste Zeit nicht startfähig sein. Chinesen und Inder auf der Olympiade. Ihre Teil nahme an den Olympischen Spielen 1928 hat nun auch die Chinesische Nationale Amateur-Athletic Föderation erklärt. — Auch die Indische Olympische Association wird etwa acht Leicht athleten und vielleicht einen Schwimmer entsenden. Houben mit 10,7 Sieger. Bei den Leichtathletik- abendderanstaltungen der M. T. G. Mannheim siegte Houben in 10,7 im 100-Meter-Lauf, Dr. Wichmann in 22 Min. im 200- Meter-Lauf, Eintracht-Frankfurt in der 4X100-Meter-Staffel, Preußen-Krefeld in der Olympischen Staffel und Vrechen- macher im Kugelstoßen. Diener besiegt Smith. Im Hauptkampf des in der Ber liner Kaiserdammarena ausgetragcnen Boxkampfes siegt Diener über den Engländer Smith in der fünften Runde duw k. o., nachdem der Engländer bereits in der dritten Run» bis sieben zu Boden gegangen war. Der Geschäftssührcnde Ausschuß der Boxsportbehörd, Deutschlands beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung mit den Fall Saudwina—Petersen und entschied, daß den beider Boxern die Börse auszuyändigen sei, 8a die beiden Boxer eben sogut gekämpft hätten wie sie konnten und daher eine Vor enthaltung ihrer Gage nicht ausrechtzuerhalten sei. Deutsche Meisterschaft 1927 im 50-Kilometer-Gehen. Dü Deutsche 50-Kilometer-Meisterschaft der Geher kommt an 2. Oktober in Erfurt auf einer 25-Kilometer-Rundstrecke zui Durchführung. Neu ist neben der Austragung der Einzel Meisterschaft die Einführung einer solchen auch für Mann schäften. Vier Mitglieder eines Vereins bilden eine Mann schast, von der drei gewertet werden. Die Meisterschaft is offen für alle Deutschen. Meldeschluß ist Montag, den 19. Sep tember 1927; Meldestellen: die Landesverbände der D. S. B Der Europaschwergewichtsmeister Paulino kämpfte it Newhork vor 15 000 Zuschauern mit dem Neuseeländer Ton Heeney 15 Runden unentschieden. Hertha-B. S. C. schlägt B. S. V. 10:3. Berlins Fuß ballmeister Hertha-B. S. C. fertigte den Berliner Sportvereil 1892 mit 10:3 ab, hatte dabei aber Mühe, bis zur Pause eir 1:1-Ergebnis zu erzwingen. Die Preußen verloren geger TennisBorussia, was freilich seine ganz besondere Ursache hatte, überraschend hoch mit 0:6. Peltzer Doppelmeister von Irland. Der deutsche Meister läufer Dr. Otto Peltzer nahm in Dublin an einem Sportfest teil. Er gewann das Rennen über eine halbe Meile und übei 440 Uards ohne Schwierigkeiten. Im Hürdenlaufen siegte er über seinen Klubkameraden Gerner. s rrMMunk-ppsgramm Rundfunk Leipzig (Welle 365,8), Dresden (Welle 294). Mittwoch, 14. Sept. 16.30: Für die Jugend. Tiers und Menschen. Ernstes und Lustiges. Daudet: Die Ziege des Herrn Seguin. — Hebbel: Aus der Kindheit. — Thompson: Der treue Tschink; eine Hundegeschichte. — Mörike: Mausfallen-Sprüchiein, — Marie von Ebner-Eschenbach: Der Fink. — Falke: Schiaukopf Spitz. — Keller: Die Schnecke. — Dresd. Rundfunkkapelle. » 18.05: Morsekursus. S 18.20: Arbeiismarktbericht des Sachs. Landesamts. » 19: Landwirtschaitsrat Wolanke-Wurzen: Die Organisation des Obstbaues in Sachsen. cs 19.30: Dr. SLIeysI-Dresdsn: Von Leitmeritz nach Dresden, eins Dampferfahrt. G 20.15: Werke von Siegfried Karg-Elert. Mitw.: Mar Krämer (Violine), E. Witzmann (Flöte), Siegfried Karg-Elert (Klavier). G 21: Usberir. von Bettin: Konzert der lltica Jubilse Singers. . Norma L. Lynch <Soman), Marshall Eols (Tenor), George Whittington (Bariton), William Euwer (Batz), Clarence Ratliffe (Tenor), Ben Skinner (Tenor). Gesänge und Rezitationen. S 22.30: Tanzmusik. Zeuner- Freudsnbsrg-Orchester. . Königswusterhausen. Mittwoch, 14. Sept. 12: Ein!-:'-kurz, schritt für Schüler. G 12.30: Mitt. des Reichsstädtebundss. Z 15: EinhsttssurMritt für Ans. G 15.35: Wetter und Börse. S 16: Dr. Völker: Bildungswesen in Frankreich. S 16.30: Dr. Stahl: Ausgabe und Wesen der inneren Mission. S 17: Dr. Vaiz: Rhein» lirom und Schwarzwald'-ähen. S 17.30: Dr. Eünther: Die komische Over. S 18: Bros. Toussaint:' Technischer Lehrgang für Fach arbeiter: Mechanik. G 18.30: Englisch sür Ans. N 18,55: Eeh, Reg-Nat Weigert: Die nürtschattl. Seiten der Arbeitsmarktpolitik. S 19.20: Aus dem westöstkichen Divan. Dr. Fechter, Dr. Michaelis, Elisabeth Ohkhoff, R. Wikarski. Mittwoch, 14. September. Berlin Wells 484, 566. 13.48-14.15: Glockenspiel der Parochialkirche, Berkin. 15.30: Helene Braun: Die soziale Liebestätigkeit der Frau (Dm Segen der Liebesarbeit). 4- 16.30: Jugendbühne (Unterhal tungsstunde). H 17.00—18.30: Kapelle Gebrüder Steiner. - Anschlietz.: Werbennchrichten. 4- 18.40: Einführung zn dem Smdespicl am 15. September. 4- 19.05: Dr. P. Kaßner: Heim stättensparkaffen. 4- 19.30: Dr. med. Th. Mayer: Vermeidbare Hautkrankheiten, 4- 20.00: Rechtsfragen des Tages. (Geh, Justiziar Pros. Dr. Ed. Heilsron.) 4- 20.30: Vortrag. 4- Ä.OOl Gesänge und Rezitationen. Mitw.: Meinh. Maur, Rezitation die Uttca-Jubilee-Sänger. 4- 22.30: Mandolincnkonzert (Ver einigte Finkesche Mandolinenchöre: Sempre vivo, Sinfonie; Hcimalklänge 09 E. V. und Sania Lucia.) Königswusterhausen Welle 1250. 12.00—12.30: Einheitskurzschrist für Schüler. 4c 12.30 bis 12.40: Mitteilungen des Reichsstädtebundes. * 15.00—15.30: Einheitskurzschrist für Anfänger, H 15.35—15.40: Wetter und Börsenbericht. 4c 16.00—16.30: Das Bildungswesen w Frankreich. 4- 16.30—17.00: Aufgabe und Wesen der inneren Mission, 4c 17.00—17.30: Rheinstrom und Schwarzwaldhöhen 4- 17.30—18.00: Die komische Oper. 4- 18.00—18.30: Technischer Lehrgang sür Facharbeiter: Mechanik. 4- 18.30—18.55: Eng lisch sür Anfänger. 4- 18.55—19.20: Die wirtschaftlichen Seiten der Arbeitsmarktpolitik. 4- 19.20—20.10: Aus dem westöst lichen Diwan. 4- Ab 21.09: Übertragung aus Berlin: Konzen der „Utica Jubilee Singers". 4- 22.30: Mandolinenkonzert Stettin Welle 236. Berliner Programm bis 22.30. 4- 22.30: Konzert. Mtt- wirkendc: Charlotte Brettinger-Albrecht (Sopran), Heinz Overdyck (Bariton), Erich Rust (Klavier). Am Flügel: Herm.. Scheibenhofer. Du bist mein! Noman von H. v. Erlin. Copyright by Greiner L Comp., Berlin W 3V. Nachdruck verboten. 9. Fortsetzung. Seine Rechte hielt die Pistole vorgestreckt, ihr blanker Lauf blitzte hinein in Oswalds schreckgeweitete Augen, die starrend umherhchten, den Weg der Flucht ermessens. Ein Körperduckeu, ein tigerrasches Gleiten, ein sich vor wärts werfender Sprung, mit dem er auf oen Balkon ( hrnausgestürzt, an das Geländer sich klammernd, ein blitz artiges Zucken — --»> Dann em grauenvolles — ein Fall — ein Schrei — Im gleichen Augenblick hatte die Zimmertür sich auf getan und herbetgerufen vom wilden Stimmenklang er schien der greise Gutsherr auf der Schwelle. Hartmut stand nne versteinert, von Entsetzen gelähmt, in dcr erhobenen Rechten noch immer die Pistole. Einen Herzschlag lang verharrte er so, Auge in Auge mit dem fassungslos blickenden Vater, dann lag die Waffe zu Boden geschleudert, und aus dem Zimmer war er gestürzt, die s Treppe hinab, hinaus auf den Hof. Drunten auf dein harten Gestein lag sein Brnder, be sinnungslos, aber er lebte! Noch bevor der alte Mann, von furchtbarer Ahnung betroffen, den gleichen Weg hinabgefunden, hatte Hart mut, an dem Bewußtlosen herumtastend, der ctnen seiner Taschen ein blankes, klirrendes Etwas entnommen und in die eigene versenkt. Dann sah er setz i Vater herbeieilen, sah ihn plötzlich taumeln, schwanken — er wollte ihn stützen — eine eis kalte Hand stieß ihn zurück, ein vernichtender Blick traf ihn, und mit einem herzzerreißenden — „Mein Sohn — mein Sohn!" brach der verzweifelte Vater neben Oswald in die Knie. Aus dem Hause war Frau Reichmann gestürzt, Ar- Leiter kamen von allen Seiten herzu und vom Garten her flog es über den Hof im weißen Kleide, mit fast noch weißerem Gesicht —° Angelika. „Der Referendar — Streit mit dem jungen Herrn — vor ihm geflohen — vom Balkon gesprungen — tot —" Es schlug, gellte an ihr Ohr, was die Leute sich zu riefen im wilden Hin und Her. Vorwärts stürzte sie — hin — hin — wo er leblos, starr am Boden lag. Sie hatte keinen Laut, blickte nur von ernem zum andern in stummem Entsetzen — suchte Hartmuts Antlitz, las drinnen, und über ihre Lippen gellte ein irrer Schrei: „Um mich — nm mich!" Sie hörten ihn alle — auch Hartmut vernahm ihn, ehe er davonstürzte, sein Anto aus der Garage zog und in tollem Tempo durch das Hoftor hinausjagte, indessen man den Verunglückten langsam ins Haus trüg. 4. Kapitel. Als sei der Tod ihm auf den Fersen, so war Hartmut die endlose graue Landstraße dahingejagt, die nach Born stadt führte. Dort hatte er als erstes zwet Aerzte be ordert, sofort nach Ulmenhof zu fahren, dann war er hin gehetzt zu der städtischen Hauptbank und nun legte cr die letzte schwerste Strecke seines Weges zurück nd stieg die breite, teppichbekegte Treppe empor, die zum Amts- burcau des Rechtsanwalts Clausen führt. Einen Augen blick stand er reglos, die Zähne fest zusammengebissen, dann hatte er die Türklingel berührt. Niemand kam, ihm zu öffnen; er hatte heut' auf eigene Hand Urlaub erteilt, sein pflichtgetreuer Bruder. Wieder Zögerte cr einen Mo ment, bevor er scheu und hastig wie ein Dieb das Schlüssel bund, das er Oswalds Tasche entnommen, hervorzog, um sich selber Einlaß zu verschaffen. Uno nun stand er drinnen in dem Bureau; mitttaschem, suchendem Blick hatte er den Naum durchmessen — wieder klirrte leis in seiner Rechten der Schlüsselbund und die schwere stählerne Tür des Kassenschrankes flog auf. Ein verschlossenes Kuvert, das er auf der Brust ver borgen getragen, riß er auf, ließ hastig zählend die Bank noten durch seine Finger gleiten und schob sie tn eine der Kassetten. Fünftausend Mark —/ Keine Muske! feines Ge sichtes zuckte. Langsam drückte er die Schranktür in das Schloß zurück. Bevor er aber den L-chlnssel wieder ab gezogen, fuhr plötzlich sein Körper mit einem Ruck herum, als habe hinter ihm ein Blitzstrahl gezündet. Die Zimmer- tür hatte sich bewegt und ehe Hartmut noch einen klaren Gedanken gefaßt, sah er sich einem Herrn gegenüber — Rechtsanwalt Clausen! Die Blicke ineinander gewurzelt, standen sie, bis end lich der Rechtsanwalt Worte fand. „Säe hier, Herr Bravand? Ich erwartete Ihren Bru der hier zu treffen und — finde Sie. Wollen Sie mir das bitte erklären, mein Herr." Ein wie von körperlichem Schmerz gefoltertes Antlitz flammte dunkel auf, um ebenso jählings zu erbleichen, und eine tonlose, doch feste Stimme sprach: „Mein Bruder ist heut' mittag verunglückt. Er trug Schlüssel und etliche Papiere bei sich, die er so inkorrekt gewesen, bei seinem Fortgange nicht sogleich hier zu ver schließen. Ich erlaube mir soeben an seiner Statt, Ihr Eigentum an seinen Platz zu legen, und bitte für mein unbefugtes Eindringen um Verzeihung." Schweigen. Das kluge, gerade Gesicht des Rechts anwalts zeigte Bestürzung und verlor den vorherigen strengen Ausdruck. ' „Was geschah denn Ihrem Bruder — ein ernstlicher Unfall?" „Mein Bruder hat einen Fall getan, aber lebte — als ich ihn verließ." Kaum daß Hartmut vermocht Hatzte, die kurzen Worts mit rauhkliügender Stimme hervorzustoßen. Kein Wort mehr jetzt! Nicht jetzt noch Fragen! Er sprach es nicht aus, doch jede Miene seines gequälten Gesichts flehte um begreifeno^', schonungsvolles Schweigen. Und es war einer da, der ihn verstanden. Rechtsanwalt Clansen trat stumm zur Seite, eine Bewegung, die Hartmut sagte: dein Weg ist frei! Zugleich traf ihn ein voller, warmer Blick und eine Hand streckte sich ihm entgegen- Mit festem Druck umschloß er sie. Noch ttnmal Auge in Auge mit dem Manne, dessen stummer Hänoedruck in schlichter Gxöße ges; -ochen: „ich habe begriffen und ich werde schweigen" — und Hartmut schritt an ihm vor über aus dem Bnreau hinaus. Das Schwerste, Demüti gendste war vollbracht — der Ehrenschild seines Vaters blieb unbc, leckt. (Fortsetzung folgt.)
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