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Wilsdruffer Tageblatt : 23.08.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192908239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19290823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19290823
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1929
- Monat1929-08
- Tag1929-08-23
- Monat1929-08
- Jahr1929
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 23.08.1929
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Monatsgeld mlt 9,25 bis 10,25 Prozent weiter gefragt. Rach Festsetzung der ersten Kurse konnte sich durchweg eine leichte Besserung durchsetzen. Im Verlaufe konnte sich die freund lichere Tendenz behaupten. Das Geschäft blieb sehr ruhig. Deviseubörse. Dollar 4,19—4,20; engl. Pfund SOM bis NM; holl. Gulden 168,05-168,39; Danz. 81M—81,46; franz. Frank 16,41—16,45; schweiz. 80,73—80,89; Belg. 58,32—58,44; Italien 21,94—21,98; schwed. Krone 112,34—112,56; düu. 111,67 bis 111,89; norweg. 111,69—111,91; tschech. 12,41—12,43; österr. Schilling 59,07—59,19; poln. Zloty (nichtamtlich) 46L7—47M; Argentinien 1,75-1,76; Spanien 61,66—61,78. Produktenbörse. Der Kurseinbruch Amerikas bewirkte ein Abgleiten der Auslandscifpretse für Wetzen Heimische Weizenforderungen waren nur wenig nachgiebig. Das Roggenangebot wurde vorsichtig gehalten und durch Stützuugs- käufe die Preislage im ganzen Reich ziemlich behauptet. Haferangebote schwächer, Gerstenverkauf schwierig, Mehl still. Getreide und Olsaaten per 1000 Kilogramm, sonst per 100 Kilogramm in Reichsmark. 22. 8. 24. 8. 22. 8. 21. 8. Welz., märk. 238-241 241-244 Weizkl.f.Mn. 11,5-12,2 HH-12,2 pommersch. Rogg., märk. 190-195 192-196 Rogkl. f.Bln. Raps 11,5-11,7 340 11H-11.7 33k-340 Braugerste 215-230 215-230 Leinsaat — — Futtergerste 167-188 167-188 Vikt.-Erbsen 40,048,0 40,0-18.0 Sommergerste — — kl. Speiseerbs 28,0-34,0 28,0-84,0 Wintergerste — — Futtererbsen 21,0-23,0 21,023,0 Haser., märk. 168-174 171-177 Peluschken — — pommersch. —— — Ackerbohnen —— — westpreutz. —- — Wicken 28,032,0 28,032.0 Weizenmehl Lupin.. blaue — — p. 100 Irx sr. Lupin., gelbe —— —- Brl. br. inkl. Seradella — — Sack (feinst. 29,6-35,0 Rapskuchen 18,5-19.0 18,7-19,8 Mrk. ü. Not. 30.0-35,0 Leinkuchen 24,024^ 24,024.3 Roggenmehl Trockenschtzl. 11,5-11,6 11,5-11,6 p. 100 Irx fr. Soya-Schrot 19.020,3 49L-20.3 Berlin br. Torfml. 30/70 — —- inkl. Sack 25.4-28,2 25.6-28.2 Kartoffelflck. 17.3-17.7 17.1-17.5 Berliner Magerviehmarkt. (Amtlich.) Auftrieb: 391 Rinder, darunter 383 Milchkühe, 1 Bulle, 7 Jungvieh, 139 Kälber, 360 Pferde, 32 Schafe. Verlauf: Langsames Geschäft bei gedrückten Preisen. Es wurden gezahlt je nach Qualität für Milchkühe und hochtragende Kühe 290—580 Mark; Tragende Färsen 270—480 Mark; Jungvieh zur Mast: Bullen, Stiere, Färsen 38—44 Mark. — Pferdemarkt: Je nach Qualität 200 bis 1200 Mark, Schlachtpferde 60—WO Mark. Tendenz: Sehr ruhig, teilweise schleppend. Berliner Schweine- und Ferkelmarlt. (Magerviehhof in Friedrichsfelde.) Amtlich. Auftrieb: 167 Schweine und 250 Ferkel. Verlauf: Etwas freundlicher, Preise unverändert. Es wurden gezahlt im Großhandel für Läuferschweine, 5—6 Mo nate alt, 90—110; Pölke, 3—4 Monate alt, 65—90; Ferkel, 9—13 Wochen alt, 48—65, 6—8 Wochen alt, 36—46 Mark per Stück. Eierpreise. Preisnotierungen der amtlichen Berliner Eiernotierungskommission. tL Deutsche Eier: Trinkeier Vollfr. gest. über 65 Gramm 14,50, 60 Gramm 13,50 53 Gramm 12,50, 48 Gramm 11; frische Eier über 65 Gramm 13,50, 60 Gramm 12,50, 53 Gramm 11,50, 48 Gramm 10,50; aussortierte kleine und Schmutzeier 9—9,50 L. Auslandseier: Dänen 18er 14,75, 17er 14, 151L—16er 13; Schweden 18er 14,50, 17er 13,75, 15^—16er 12,50; Posener große 11,75—12,25, normale 10,25; Bulgaren 11; Ungarn 10,75—11; Jugoslawen 10,75—11; Polen größere 10,25, normale 9,50—9,75; kleine, Mittel- und Schmutzeier 9. Tendenz: Ruhig. Kartoffelpreise je Zentner waggonfret ab märkischer Station: Weitze und früheste Rosenkartoffeln 2,40—2,70, Nierenkartoffeln und Erstlinge 3,70—4,00, andere gclbfleischige Kartoffeln 2,60-3,00 Mark. Milchpreife. Die Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg setzte den Erzeugerpreis für ein Liter Vollmilch frei Berlin auf 20 Pf. für die Woche vom 23. bis 30. August fest. Berliner Butterpreise. 1. Qualität 165, 2. Qualität 152, abfallende Sorten 136 Mark je Zentner. Gereimie ZeäSbMer. Von Gotthilf. Der Mensch, ein Muster an Entsagung Begibt von Tagung sich zu Tagung, Kaum ist er fertig mit dem Haag, Beginnt in Genf ein neuer Tag. Es werden nun die Ncnnmalweisen Vom Norden nach dem Süden reisen, Weil auch der Völkerbundesrat Mal schließlich was zu sagen hat. Man wird sich dort von neuem streiten Um Mehr- teils, teils um Minderheiten, Und wundern würde es mich sehr, Wenn nicht Zaleski zwischen wär'! Im Haag könnt' er zu Rutz und Fromm : Der andern nicht zu Worte kommen, Jedoch, wie jedes Jahr, in Gens Gibt er bestimmt dazu den Senf. Die Ungarn auch und die Rumänen, Die reden dort in hohen Tönen, Und sicherlich erscheinen da Auch Neger aus Liberia. Wir werden dann mit Fleiß betrachten, Was alle diese Herr'n vollbrachten, Das Wie und Was und Wann und Wi — In jedem Sommer ist das so. Hält' ich von Dollarn ein'ge tausend, Hält' ich, mit Zeppelinen sausend, Mir Japan einmal angeseh'n, Um all dem Zauber zu entgeh'n. Ich avisiert' mich dann per Radio Zum Fünfuhrtee bei dem Mikadio, Und sicher früg' die Majestät, Wie's Gustav Stresemannen geht. Und Geishas würden mich umschmeicheln Und mir die Dichterlocken streicheln, Und essen tät' ich psundeweis Mit Stäbchen Tintenfisch und Reis. Da mir jedoch die Dollars fehlen, Muß ich hierselbst mich weiter quälen, Und weiter wird von mir geklatscht, Was dort in Genf Zaleski quatscht! Spsri m GaMen. Sein 500. Fußballspiel. Das 500. Fußballspiel in der ersten Mannschaft seines Vereins lieferte der weit über die Grenzen seiner Heimatstadt und des Verbandes Mitteldeutscher Ballspielvereine hinaus bekannte Edy (Penndorf) vom Verein für Bewegungsspiele Leipzig. In den langen Jahren seiner fußballsportlichen Tätigkeit für den V. f. B. hat der jetzt 37jährige sehr viel zur Hebung des Leipziger und mitteldeutschen Fußballfports bei- getragcn. - Tagungen in Sachsen Der Sächsische Landesverband für werktätige Erzieher hält vom 26. bis 28. September in Bautzen feine 36. Haupt versammlung ab. — Der Sächsisch!' Gemeindebeamtentag findet am 6. und 7. Oktober in Meißen statt. — Der Sächsische Philologentag ist zum 26. bis 28. September nach Leipzig einberufen worden. Der Deutsche Verein für Volkshygiene Sitz Dresden, wird seine diesjährige Hauptversammlung am 19. bis 20. Oktober in Stettin abhalten. Der Landesetterntag in Zittau. In großzügiger Weise finden die Vorbereitungen für den am 28. und 29. September 1929 in Zittau stattfindendcn 8. Landeselterntag des Landesverbandes der christlichen Elternvereine Sachsens statt. Der Landesverband, der unter dem Vorsitz des Oberlandesgerichtsrats Dr. Hering-Dresden steht, umfaßt, wie der Name sagt, alle sächsischen christlichen Elternvereine in Stadt und Land und tritt alljährlich einmal zu einem großen Landeselterntag zusammen. Huncklunü-Progr'smm i .»^..^».^7 Rrmdftmk Leipzig (Welle 365Z), Dresden (Welle M). Sonnabend, 24. Ang. 12: Schallplatten. « Ca. 13: Schall platten. « Anfchl.: Schallplatten. » 15: Basteistunde für die -Jugend. Sprecherin: Susanne Bach, v 16.30: Aus Berliner Operet ten. Funkorch. « 18.05: Bastelstunde. » 18.30: Französisch für Ans. » 19: Turmblasen vom historischen Bläserbalkon des Alten Rathauses in Leipzig. Leipziger Posaunenmission. Pezelius: Intrade, Blasmusik Nr. 5. — Schein: Eagliarde. Venuskränzlein 22. — Pezelius: Intrade, Blasmusik Nr. 2. — Komm, o komm Gesell mein. Altdeutsches Minnelied von Adam de la Halle. — Lobe den Herren, Melodie bei Freilinghausen, 1714. S 19.30: F. H. Engel: Kulturkurlosa. » 20: Funkbrettl mit alten und neuen Tänzen. » Anschl.: Berlin: Tanzmusik. Sonnabend, 24. August. 15.30: Rechtsanwalt Dr. H. Langer: Der Anwalt in, der Sprechstunde. 4- 16.00: Sanitätsrat Dr. P. Frank: Medizi nisch-Hygienische Plauderei. 4- 16.30: Herm. Kasack: Zeit schrift und Leser. 4- 19.00: Orchesterkonzert. Berliner Funk- orchcstcr. 4- 18.40: Margarete Parbs und Paul Hansen: Wie reinigt man Juwelen, Gold und Silber? Ein Dialog bei Brandmann (Werbevortrag). 4- 19.00: Mando» linenorchestcr. Mandolinenklub Sevilla 1920, Charlottenburg. Dirig.: Walter Blaß. 4- 19.25: Zusammenstellung eines Straußemranspones (Bildfunk). 4- 19.35: Forschungs ¬ reisender Paul Spatz: Wenn man mit Tieren reist . . . oder mit Menschen. 4- 20.00: Kabarett vor 25 Jahren. Deutsche Welle 1635. 12.00—12.50: Künstlerische Darbietungen für die Schule Musik und Tier. 4- 14.30—15.00: KinderbastelsÄmde. 4- 15.00 bis 15.30: Aus der pädagogischen Zeitschrlftenliteratur. 4- 15.40—16.00: Wie sieht der Dichter dte moderne Frau? * 16.00 bis 16.30: Die gemeinsame Erziehung der Geschlechter. Er fahrung im In- und Ausland. 4- 16 30—17.00: Welche Auf gaben ergeben sich aus der Neuordnung der Gemeindever fassung? 4« 17.00—18.00: Nachmittagskonzert Hamburg. 4- 18.00—18.30: Arbeiter sprechen miteinander. „Kurz vor der Station." (Ein Gespräch zwischen Lokomotivführer, Post schaffner und Mitreisenden.) 4- 18.30—18.55: Französisch für Anfänger. 4° 18.55—19.20: Individuale Psvchologie und Psychoanalyse in der Praxis. 4- 19.20—19.45: Der Blick tn die Zukunft. Utopien der Gegenwart. Die kulturpessimistische Utopie. 4- 20.00: Sendespiele: „Robert der Teufel." Oper in drei Teilen von Scribe. Musik von Giacomo Meyerbeer. Fragen des deutschen Mittelstandes . für Handwerk, Gewerbe, Handel und Landwirtschaft. Um die Sanierung der Reichsanstatt. Die Ersparnismatznahmen, die der soeben auseinander gegangene Ausschuß zur Reform der Arbeitslosenver sicherung beschlossen hat, sind ohne Frage bedeutungsvoll und sachlich richtig. Wichtig ist unter ihnen vor allem, daß künftig in grundsätzlicher Abweichung von dem bisherigen System des Gesetzes die Höhe der Leistungen abhängig sein soll von der Lage der Anwartschaftszeit, b. h. von der Höhe der Beiträge, die von den einzelnen Versicherten gezahlt werden, daß ferner für die Saisonerwerbslosen, die im übrigen grundsätzlich in der Arbeitslosenversicherung be lassen werden, noch eine verlängerte Wartezeit und eine allgemeine, auf die Sätze der Krisenfürsorge reduzierte Unter- stützuug eingeführt, daß Lie Erwerbslosenunterstützung künftig dem Lohnniveau des Unterstützungsortes angepaßt werden soll, daß ferner der Begriff der Arbeitslosigkeit schärfer definiert und bas Recht zur Ablehnung angetragener Arbeit in weit höherem Maße als heute begrenzt werden soll. Das sind durchaus billigenswerte und sachliche Maß nahmen, und angesichts Ler verzweifelten Lage unseres Reichshaushaltes kann man es nur begrüßen, daß ihre Durchführung eine jährliche Ersparnis von rund 170 Mill. Mk. haben wirb. Damit ist freilich die dem Ausschuß auf getragene Sanierung der Reichsanstalt noch in keiner Weise durchgeführt. Das normale für die Zukunft zu erwartende Defizit beträgt nämlich jährlich 275 Millionen; dazu kommt noch Ler unabhängig hiervon bestehende erhöhte Mehrbedarf des Winters 1929/30 mit mindestens 100 Mill., und endlich noch die dem Reiche gegenüber bestehende Schuldenlast von 350 Millionen Mark. Daß dieser Gesamtbelastung ^gegenüber eine jährliche Ersparnis von nur 170 Mill. Mlk. keine endgültige und vollkommene Sanierung herbeiführen kann, liegt auf der Hand. Aber wenn eine knappe Mehr heit des Ausschusses in dieser Lage keinen anderen Aus weg gefunden hat, als den einer Beitragserhöhung, aller dings nicht wie ursprünglich vom Arbeitsminister, den Ge werkschaften und der SPD. vorgeschlagen um 1 °/o, sondern nur von r/z °/<>, so ist Las ein beklagenswerter Ausfluß jener alten Verschleppungspolitik, die bisher noch immer eine durchgreifende Sanierung der Reichsanstalt verhindert hat. Dabei dürfte in Wirklichkeit eine solche Beitragserhöhung nicht einmal zur Sanierung der Reichsanstalt nötig sein, da eine solche schon bei stärkerer Durchführung der eben erwähnten Beschlüsse möglich sein würde. Daß man die Beitragserhöhung zeitlich befristet hat. zeigt übrigens beut- lich, daß selbst die Gruppen innerhalb des Ausschusses, die für sie gestimmt Haden, ihr mit einer starken Skepsis gegen- übergestanöen haben müssen. Nachdem nunmehr mit den wben mitgeteilten Ergebnissen Lie Beratungen des Aus schusses abgeschlossen sind, wird die Reichsregierung einen GesetzentwurfzurAbänberungbesArbeitslosenversichsrungs- gesetzes ausarbeiten, der im Sozialen Ausschuß des Reichs tages bereits während der zweiten Augusthälfte beraten werden soll. Wie aus den Abstimmungsergebnissen her vorgeht, ist das Schicksal Ler Novelle und damit auch der Beitragserhöhung noch ungewiß. Hoffentlich gelingt es, die in ihr für die deutsche Wirtschaft und auch für die Reichsanstalt selbst liegende ernste Gefahr noch in letzter Stunde abzuwenden. Das Ermhiungsproblem und die deutsche Wirtschaft. Dr. Burkhardt. Seit Jahren ist die medizinische Wissenschaft bemüht, nachzuweisen, Latz Ler instinktive Volksglaube von Ler lebens- und gesundheitsfördernden konzentrierten Fleisch nahrung den allgemeinen Ernährungszustand nicht günstig beeinflußt, sondern im Gegenteil infolge Les allzuhohen Eiweißgehaltes zu einer Steigerung der Stoffwechsel- erkrankungen und vieler anderer Krankheiten geführt, hat. Diese Forschungsergebnisse greifen tief ein in wirtschasts- und ernährungspolitische Probleme, insofern nämlich, als sich alle Ernährungswissenschaftler darüber einig find, daß bei stärkerer Betonung Ler Pflanzenkost Lem menschlichen Organismus eine ausreichende Eiweißmenge geboten wird. Die Beschränkung der einseitigen säurebildenden Fleisch nahrung zugunsten der basenreichen gemischten Kost wirkt sich sowohl für die Volksgesundheit als für das Volks vermögen vorteilhaft aus. Es mutz daher mit der Auf fassung gebrochen werden, als ob besonders Ler arbeitende Mensch einer reichlicheren Fleischnahrung bedürfe und als ob gerade das Fleisch eine besondere Kraftquelle für die menschliche Energie darstsllt. Daß eine erhebliche Herab setzung des Fleischverbrauchs ohne Gefährdung der Volks gesundheit möglich ist, beweist die Tatsache, baß das deutsche Volk vor 100 Jahren auf den Kopf pro Woche nur V« des heutigen Verzehrs benötigte. Um den heutigen Fleisch bedarf zu decken, werden enorme Mengen hochwertiger Nahrungsmittel, die auf andere Weise zur menschlichen Ernährung Verwendung finden könnten, in der Mastvieh zucht verfüttert, z. B. allein in der Schweinezucht zwei Millionen Tonnen Roggen jährlich. Welche Verluste entstehen, geht daraus hervor, daß bei dem hochwertigen Getreide, das verfüttert wird, ein Ausfall von 80 bis 85°/„ entsteht, La nur 15 bis 20 "/« bei der Umwandlung im Tier- körper in Form von Fleisch und Fett wieder nutzbar ge macht werden können. Zu dieser unrationellen Fleisch wirtschaft im Inlands tritt bann noch die Fleischeinfuhr, die heute rund 25 Kg auf den Kopf der Bevölkerung beträgt. Es soll hier nicht die Frage entschieden werden, ob durch die von der Landwirtschaft geforderten Zollerhöhungen allein eine Erleichterung dec augenblicklichen Lage ein- treten kann, wohl aber können schon wesentliche Ersparnisse erzielt werden, wenn die Mastviehzucht erheblich einge schränkt wird und damit die zu Verfütterung benötigten ausländischen Getreiöemengen reduziert werden. Auch die wirtschaftlichen Verhältnisse bei unserer Milchversorgung liegen besonders ungünstig. Jur Deckung des derzeitigen Fettbedacfes werden 8V o/o aus dem Ausland eingeführt; die Einfuhr von Milch und Molkece.produkten errichte einen Wert von 522 Mill. Mk. Durch eine nachdrückliche Förderung der Wiesen- und Wejbenkwtur in Deutschland, sowie durch den vermehrten Anbau von Futterpflanzen und tzülsenfrüchten könnten wir uns lowohi von der Futter mitteleinfuhr fast völlig unabhängig machen, als auch bei einer Leistungssteigerung um durchschnittlich 500 Liter pro Tier und Jahr den Eigenbedarf decken. Ein weiterer wichtiger Faktor zur Gesundung unserer Wirtschaftsbilanz liegt in der Einschränkung des Weizen verbrauches zugunsten des Roggens. Es ist ganz ein wandfrei erwiesen, daß das Roggenbrot für die mensch liche Ernährung weit vorteilhafter ist, als Las hochausge mahlene, von seinen ernährungswichtigen Bestandteilen stark befreite Weizenbrot. Die Vorteile liegen neben der Verbilligung des Brotkonsums, da die inländischen Roggen preise nur die Hälfte der ausländischen Weizenpreise aus machen, in Lem höheren Sättigungs- unb Nährwert. Diese angedeuteten Möglichkeiten zur Gesundung un serer Volkswirtschaft decken sich gleichzeitig mit denen zur Hebung unserer Volksgesundheit, da eine Jurückdrängung des Fleischverbrauches, sowie die stärkere Heranziehung von heimischen Milch- und Molkereiprodukten auch natur notwendig eine größere Bevorzugung des Gemüse- und Obstverbrauches zur Deckung des zur menschlichen Er nährung notwendigen Eiweiß-, Vitamin- und Mineraistoff- bedarfs zur Folge haben muß. Gerade auf letzterem Ge biet bleibt uns noch viel zu tun übrig, und auch hier müssen ganz energische Anstrengungen gemacht werden, um durch Qualitätserzeugung von Obst und Gemüse in großen Mengen den Bedarf des deutschen Volkes an diesen lebensnotwendigen Vegetabilien zu sichern. Wenn wir heute noch auf diesem Gebiet, dessen volksgesundheitliche und wirtschaftliche Bedeutung von niemand mehr verkannt wird, auf die Zufuhr vom Ausland rechnen müssen, so er scheint es nicht zweckmäßig, den von vielen Seiten em pfohlenen Weg zu gehen und ein Verbot dieser Zufuhren zu unterstützen. Wir werden vorläufig aus klimatischen und produktionsmäßigen Gründen nicht in der Lage sein, auf den Jusatzbeöarf aus dem Auslands zu verzichten, da der von Jahr zu Jahr gestiegene Verbrauch weit über die Leistungsfähigkeit der heimischen Produktion hinausgeht. Wie aus dem Gutachten des Reichsgesunbheitsamtes her vorgeht, wäre nach seiner Ansicht eine Einschränkung der Einfuhr von Gemüsen und Früchten ohne gesundheitliche Nachteile für die Bevölkerung nicht durchzuführen. Hieraus ist die Schlußfolgerung zu ziehen, daß wirt schaftspolitische Fragen neben vielen anderen Verflechtun gen in der heutigen Zeit auch stark von gesunöheitswiffen- schaftlichen abhängig sind und daß diese Lebensprobleme des deutschen Volkes nur in engster Zusammenarbeit zwischen Wirtschaftssachverständigen und Gesundheits wissenschastlern gelöst werden können, wenn man einen einigermaßen vernünftigen Interessenausgleich schaffen will.
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