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Wilsdruffer Tageblatt : 08.11.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192911086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19291108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19291108
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1929
- Monat1929-11
- Tag1929-11-08
- Monat1929-11
- Jahr1929
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 08.11.1929
- Autor
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Zonnlags-üeNage Nr. 44 wttstirukler cageblatt y. N. IY2Y Der violette Keller if. „Packen Sie so derswo auf Moye au aiu Skizze von Alfred Kühnemann. Harlem in einer heißen Julinacht. New Aorker Neger lungern lautlos auf den Straßen herum. Eine gespannte Atmosphäre liegt über dem ganzen Viertel. - Vorsichtig schlendere ich die Fünfte Avenue ein. An drei Ecken stehen stumme Gestalten, die auf etwas zu warten schei nen, ich besetze planlos die vierte. Die Avenue ist leer. Nur Autos rasen rücksichtslos über das Pflaster. „Was wollen Sie hier?" fragt jemand mit harter Stimme. „Nichts." „Machen Sie keinen Ulk!" Ein Negerpolizist steht vor mir. „Wohnen Sie in Harlem?" „Nein", bemerke ich ebenso trocken wie vorhin. „Zum Teufel mit Ihnen!" braust der Schwarze gereizt sich weg von hier. Aber hüten Sie sich, —- , cholautos zu warten!" Verdutzt gehe ich weiter. Ein peinlicher Zufall. Die Avenue ist von Polizisten besetzt, die anscheinend einen nächt lichen Alkoholtransport abfangen wollen und mich für einen Bootlegger-Gehilfen gehalten haben. Oh, diese höllenheiße New Iorker Luft! Man könnte den Ozean austrinken! Die Restaurants sind geschlossen, aber an vielen Privathäusern glimmen farbig erleuchtete Fenster auf, aus denen gedämpfte Musik in die Nacht quillt. Mattes, vio lettes Licht dringt geheimnisvoll verlangend aus einem Keller. Hat man mir nicht soeben gewinkt? Behutsam taste ich ein paar Stufen hinab. Ein häßlicher Vorraum mit einer Tür im Hintergrund, durch deren Guckloch ich beobachtet werde. „Laß ihn eintreten, Milly", höre ich jemand sagen. Die Angeredete lacht hell auf, und unsagbar schön flutet violettes Licht über eine im Türrahmen erscheinende Mädchengestalt; ihr Kleid ist an der Schulter leicht aufgerissen, ich sehe eine dunkelbronzene Haut von seltener Reinheit, die sie schamhaft zu verbergen sucht. „Setzen Sie sich ein bißchen!" sagt Milly im Tone einer vollendeten Dame. „Hier ist es kühler als auf der Straße." Ein eleganter Barraum eröffnet sich, an Wänden und auf Tischen violette Lampen, violette Samtmöbel um eine Tanz fläche herum, violett sind auch die Gesichter der Anwesenden, alles ist in dasselbe giftig-süßliche Licht von Verwesung ge taucht. Einer der vielen nassen Flüsterplätze New Jorks. Ich plaudere mit Milly und trinke Soda mit Whisky. Sie sei eine Halbnegerin, ihr Vater ein Italiener Bellami. Fragen und Antworten gehen lustig hin und her wie die Whiskygläser auf meinem Tische, und langsam wechselt die Szene. Die Bronzene vor mir wird zu einer Zauberin, die Getränke aus afrikanischen Kräutern bereitet. Wilde Jazzrhyth men winden sich wie exotische Schlingpflanzen durch den Raum, eine unerträgliche Tropenhitze legt sich lähmend um meine Knochen, die sich aus ihren Gelenken lösen. Rings um mich trinken Neger und Negerinnen aus schmalen Flaschen, die sie in der Luft herum schwenken und schnell wieder ver stecken. Die ganze Bande tobt wie ein wild gewordenes Neger dorf. Ein riesiger Afrikaner schlägt krachend auf den Tisch. „Well, die Sache ging gut, den haben wir trocken gestellt!" Was die Kerls damit meinen, frage ich Milly mißtrauisch und will gehen. Sanft zieht sie mich zurück und plaudert ein Ge heimnis aus. Ein Alkoholtransport sei durch einen neuen Trick vor einigen Stunden in Harlem angekommen. Man habe in Autos elegant gekleidete Personen gesetzt, deren ganzer Körper aus einem zusammenhängenden Blechgefäß bestand, das bis zum Kopfe mit Alkohol aufgefüllt war. Also darum jene rätselhafte Spannung auf den Straßen. Ich bin in das Viertel einer schwarzen Schmugglerbande geraten. Raus aus dem Keller! Aber warum kann ich meine Beine nicht finden? Sie tanzen einige Meter vor mir, während ich gehen will. Ein ganz dummer Anblick. Milly hält meme Hand mit einem traurigen Blick fest und spricht vom Nimmerwieder sehen mit weißen Männern. Schwankender Entschluß läßt mich einen Augenblick zögern. Da bricht ein fanatisch sinnlicher Tanz los. Das Parkett wird ein Gewühl von Leibern und Gliedmaßen. Eine schwarze, siedende Masse wogt auf mich zu, aus der sich Weiße Zähne und schwarz-rote Gaumen wie Wellengekräusel an die Ober fläche heben. Kein Mensch kümmert sich hier um mich. Wo ist Milly? Ich arbeite mich in der schwarzen Flut wie ein Ertrinkender an dem Saxophontrichter eines Musikanten empor. Plötzlich bricht der Jazz ab, ich stehe allein mitten auf dem Parkett. Rollende Weiße Augenkreise in schwarzem Rahmen sind auf mich gerichtet. Ich weiß nicht mehr, was ich tue. „Prohibischen!" brülle ich in den Saal. Ein höhnisches Gelächter gellt als Antwort in meinen Ohren. Ich schwanke an den Bartisch, ziehe eine Zwanzigdollar-Note, um zu zahlen. „Old Chap", grinst der Mixer, „Wir haben kein Wechsel geld", und läßt den Schein in seiner Tasche verschwinden. „Halunke, gib das Geld heraus!" Ein Schlag von hinten streckt mich nieder. Man umringt mich wie ein erlegtes Busch wild. Milly kauert neben mir und beißt verlegen in ihr Taschentuch. Was jetzt folgt, ist mir bewußt. Zuerst werde ich hinter dem Schenktisch liegen, dann auf einem einsamen Vorstadt feld gefunden werden. Ich will aufschreien, aber meine Zunge ist gelähmt. Der amerikanische Satansalkohol hat mich nieder gestreckt. In diesem Augenblick betritt eine uniformierte Person den Raum. Ich erkenne den Polizisten aus der Fünften Avenue wieder. Hilfesuchend blicke ich ihn an. Milly spricht erregt auf ihn ein. Der schwarze Beamte wehrt ab. „Sie sind Agent einer Weißen Schmugglerbande!" beginnt er zornig. „Aus der Fünften Avenue habe ich Sie vor zwei Stunden weggejagt, aber hier haben Sie ihre Spionage fort gesetzt. Sie bemühen sich vergeblich, mein Herr", fährt er ironisch fort. „In Harlem arbeitet die schwarze Polizei mit den schwarzen Schmugglern zusammen, das sollten Sie wissen. Ins Auto!" Die Kette von Mißverständnissen ist nicht mehr zu lösen. Ein wahnsinniger Schrecken überfällt mich. Man hat ver gessen, meine Arme und Beine einzupacken. Rast der Wagen nach der Polizeistation oder auf die Vorortstraße? Die Ein drücke fliegen wie Fetzen au mir vorüber. Schließlich fitze ich vor einem schwarzen Polizeirichter. Bei Gott, ich habe keinen Rumpf mehr: Mein Kopf steht in einem Armfessel, und über die Kante eines Schreibtisches hinweg kann ich gerade in das strenge Gesicht meines neuen Peinigers sehen. „Ihr Leugnen hilft Ihnen nichts", beginnt er trocken, „der Indizienbeweis ist geschloffen. Sie sind des Mordes an dem Italiener Bellami überführt. Im Namen der Regierung des Volkes, für das Volk, durch das Volk..." „Waas?" will ich schreien und starre in sein gleichgültiges Gesicht. Bin ich wirklich zwischen die Räder zweier Schmugg lerbanden geraten? Hat man mich in die Rolle eines be rüchtigten Straßenräubers gesteckt, um mich an seiner Stelle zu verurteilen? „Weg von meinem Kopf!" kann ich jetzt mit einem Male brüllen, als man mir den Schädel zu rasieren beginnt, um die Elektrode des elektrischen Stuhles anschnallen zu können. „Weg!" schreie ich — und recke mich schwerfällig in den Armen meines violetten Plüschsesfels auf. Durch die Keller fenster strömt das Morgenlicht. Ein freundlicher Negerwirt geleitet meine ersten Schritte die Treppe hinauf. „Wir wollten Sie nicht Wecken", fagt er mit einer unter würfigen Service-Miene. „Empfehlen Sie uns bitte Ihren Bekannten, 134 East/151 st Street." Das Ende des Ziegenräubers Südafrikanische Skizze von Hans Soltau. „Und wenn ich die ganze Nacht daran setzen soll, heute darf er mir nicht entkommen!" Piet Cornelis, der älteste Sohu des Farmers Cornelis auf Cornelishoop, schlug mit der Faust auf den Tisch. „So etwas geht doch über jede Hut schnur. Das war nun die dritte Jieae in dieser Woche, und
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