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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 04.06.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191906046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19190604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19190604
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1919
- Monat1919-06
- Tag1919-06-04
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ihr« Weisungen von thr«n Landes reg5«rung«n, denen sie allein verantwortlich sind und bleiben. Die Rerchsregierung er wartet von ihnen, in dieser schwersten Stunde getreu auszu- harren auf ihren Posten, die für die ganze rheinische Be völkerung Vorposten und Vorbilder der Reichstreue sein müssen." Das ReiMkabinett ist am Montag schon um 7 Uhr vormittags zu einer Sitzung zusammengetreten, die mittags noch andauerte. Neben Ken Friedensfragen ist die rheinisch« Frage Gegenstand der Beratung gewesen. Auf den Nach mittag war «ine Sitzung des preußischen Staatsmmisteriums anberaumt, .um ebenfalls sich mit den französischen Umtrieben im Nheinlanke zu beschäftigen. Es steht ein sehr energischer Protest der Reichsregierung gegen die französischen Wühlereien im Rheinlande bevor. Der Prästdttit Die „Kölnische Volkszeitung" schreibt zu der versuchten Ausrufung einer rheinischen Republik: Staatsanwalt a. D. Dorten, seit einiger Zeit in Wiesbaden wohnhaft, hat sich zum Präsidenten der Republik ernennen lassen. Dieser Präsident von eigenen Gnaden soll seine völkerrechtliche An erkennung bei den Mächten beantragt haben. Dr. Adam Dorten, der Macher der Wiesbaden-Mainzer Bewegung, wurde der Staatsanwaltschaft lll Berlin, kurz vor Ausbruch des Krieges überwissen. Seinen Dienst nahm er jedoch nicht wahr und wurde im November 1918 krank heitshalber nach Wiesbaden beurlaubt. Die Staatsanwalt schaft lll ist seit längerer Zeit ohne Nachricht von ihm.und über ihn. Der Widerstand -er Bevölkerung Zn Mainz und Wiesbaden ist «in 24stündger A b - wehr streik der ganzen Bevölkerung gegen den Putsch versuch für den 2. und 3. Juni beschlossen worden. Es wurden Handzettel verteilt, in denen es u. a. heißt: „Bürger, Arbeiter, Beamte und Angestellte! Ohne Wissen und Willen der Bevölkerung hat ein« Anzahl Quertreiber eine Pfaffen republik ausgerufen. Die einzige Abwehr ist der Generalstreik. Alle Gasthäuser sind geschlossen zu halten. Eltern, sagt euren Kindern, daß sie die Schule verlassen und nach Hause gehen, sie sind dort am besten aufgehoben. Keiner mache eine Aus nahme. Wir wollen ein einig Volk von Brüdern sein." Aus Mannheim meldet man, daß Haacz und Gesinnungs genossen, welche am Sonntag vormittag in Speyer die rhei nische Republik ausrufen wollten, von der empörten Volks menge als Landesverräter derart zugerichtet wurden, daß sie in schwerverletztem Zustande fortgetragen werden muhten. Aehnlich erging es den anderen Gesinnungsgenossen. Der Putsch in Speyer ist vollkommen mißlungen. Es fehlt in manchen rheinischen Städten nicht an Leuten, dir teilweise von Belgirn und Frankreich gekauft sind und auch aus anderen Gründen diesen Ländern anhängen. So sitzt in Aachen einer der Begleiter Frohbergers be. dem General Mangin, der Oberpostassistent Dahlem, der, wie die in Bonn erscheinende demokratische Zeitung berichtet, noch eine zweite Zusammenkunft mit General Mangin hatte. Dr.«^Frohberger ist aus dem Redaktionsverband der „Köln. Volksztg." einstweilen ausgetreten und hat erklärt, dah er allein für die Reise nach Mainz und die dortige Besprechung die Verantwortung zu tragen habe und der Ver lag und die Redaktion der „Köln. Volksztg." in keiner Weise davon betroffen werde. Antwort zum Wochenend»? k Havas meldet halbamtlich: Der deutsche Gegenvorschlag wird von den Kommissionen der Friedenskonferenz geprüft. Man glaubt, dah die Antwort der Alliierten an dm Grafm Brockdorff Ende oer Woche übermittelt werden dürste. Offene Beteiligung Frankreich« r Berlin, 2.6. Bon zuständiger Stelle erfahren wir, dah die französische Besatzungsbehörde vom Polizeidirektor in Wies baden ausdrücklich verlangt hat, dafür zu sorgen, dah die Plakate, welche die Proklamierung der rheinischen Republik enthalten, nicht entfernt «erden. Dies« Forderung lleht in merkwürdigem Gegensatz zu dm von dm Besatzungsbehvrdm immer wieder betonten rsin privaten und volkentmltchm Charakter der Trett» nungsbewegung. Kettle kleide» obre oramwg Von General d. Inf. Dr. hon. c. Freiherr» M von Freytag-Loringhov«^. „Die wahre Freiheit ist die Ordnung" schrieb einst Fried rich Theodor Vischer, ein alter Achtundvierziger aus der Paulskirche. Wie recht er hat, beweisen die jüngsten Greig- msse in unserem Vaterland«. Nur wenn «ine festgefügte Truppe vorhanden ist, wenn ein einheitliches Kommando herrscht, nicht ein vielköpfiger Soldätenrat sich einmischt, wenn organisierte, zuverlässige Einwohnerwehren die Reichstruppen jederzeit zu unterstützen und zu entlasten bereit sind, ist es möglich, in Deutschland di« Ordnung aufrechtzuerhalten. Und wenn das gelingt, ist zugleich die Möglichkeit der Arbeit gegeben und dadurch das weitere 'Dasein unseres Volkes und die allmähliche Besserung seiner Lebensbedingungen gesichert. Die jüngsten Ereignisse in Düsseldorf, in Dresden, und vor allem in München enthalten «ine beherzigenswerte Mahnung. Sobald tüchtige Regieruugstruppen eingriffen,' war der Wider stand der Spartakisten in kürzester Frist beseitigt. In München wäre es niemals so weit gekommen, wenn Bayern sich recht zeitig eine zuverlässige Truppe geschaffen hätte, statt die Anwerbungen zu einer solchen zu verbieten. Das deutsche Volk kann nur gefunden, wenn es dem Kommunismus mit aller Kraft entgegentritt. Jeder, der rr- gend abkömmlich ist und dir Waffe zu führen weiß, hat die Pflicht, zu seiner Abwehr beizutragen, se: es im Verbände der Reichswehr, sei es in der Einwohnerwehr. Der Kom munismus baut nicht auf, er zerstört nur. Er ist das Gegen teil wahrer Freiheit. Er birgt unter dem Deckmantel der Gleichheit alles, di« Knechtschaft aller unter der Diktatur einiger verrannter und gewissenloser Fanatiker. Das stolze deutsche Volk wird sich einer solchen nimmermehr unterwerfen. vrwkcbnatisorle krWrmg Die Deutschnationale Fraktion der Nationalversammlung beschloß die folgende Erklärung: Die Veröffentlichung der Gegenvorschläge der Regierung wirkt« auf uns wie ein Schlag. Nach früheren Erklärungen der Regierung sollt« im Frirdensvertrag zuletzt auf einer Wehrstärke von 200 000 Mann bestanden werden. Jetzt wird als amtlicher Gegenvorschlag mitgeteilt, daß wir bereit seien, uns auf 100 000 Mann einzulassen. Damit ist auch der not dürftigste Schutz Deutschlands preisgegeben. Die Regierung war ferner der Ansicht, daß die feindliche Forderung von 100 Milliarden Gold unerträglich sei. Jetzt wird als amtlicher Gegenvorschlag mitgeteilt, daß wir zu einer solchen Zahlung bereit sind. Wir fühlen uns durch solche von der früheren Beurteilung abweichenden Zugeständ nisse schwer getäuscht und sehen in ihnen den letzten Schritt zur Vernichtung der politischen und wirtschaftlichen Zukunft des deutschim Volkes. Keine deutsche Regierung darf dafür die Verantwortung übernehmen. Hier scheiden sich die Weg«. Wir wollen nicht schuldig werden am Verderben Deutschlands. Die gefährdeten Landesteile werden sich einen solchen Frieden mit Recht nicht gefallen lassen. Deutsches Land darf nicht abgetrennt werden. Wir erheben Einspruch gegen das Zugeständnis eines neutralen Gerichtshofes zur Aburteilung des Kaisers und deutscher Staatsbürger. Das bedeutet einen unerträglichen Eingriff in das Grundrecht der Souveränität, nach dem jeder Deutsche nur vor einen deutschen Gerichtshof gestellt werden darf. Gerade die unsichere und unbegründete Haltung der Re gierung in der Schuldfrage trägt unseres Erachtens di«. Schuld daran, daß uns die Feinde keinen Frieden gewähre^ wie ihn Deutschland beanspruchen kann. Wir bestreiten näch wie vor die Schuld Deutschlands am Weltkrieg. Damm ist auch die Rechtsgrundlage nicht vorhanden, aus der die Entschädigung s- fordemngen aufgebaut sind. Zn diesem schwersten Augenblick der Entscheidung über Deutschlands ZuMift erheben wir vor aller Oesfentlichkeit die Frage: Wo bleibt der Friedensausschuß und die National versammlung, um diesem Wilken deutlichen Ausdruck zu geben? Unser« Forderungen auf Einberufung dieser beiden Versamm lungen sind bisher unbeantwortet geblieben. .Wir erheben sie erneut . Das Volk erwartet, daß di« Männer seines- Ver trauens nicht ausgeschaltet werden. Tue die Regierung ihr« Pflicht, ehe es zu spät ist. p-lltttede lUchttcble» Finnland — Kriegserklärung an die russisch« Sow- j«tr egierungl DK finnische Regierung faßte nach einer Helsingforser Meldung den Beschluß, dem Sörpjetrußland den Krieg zu erklären. Der Tag der Kriegserklärung wird im Einverständnisse der englisch-französischen MMärkomMis- sion später festgestellt werden. Der Rücktritt sämtlicher schwe dischen Minister aus dem finnischen Kabinett wird durch die finnische Regierungspolitik diktiert, die den finnländischen Schweden die gewünschten Konzessionen in Sprachsragen nicht einräumen will. Ri« WM« »ml vatett«» Frankenberg, d«n 3. Juni 1919. tk Zur Lebenrmtttelnerforgnng. Gestern nachmittag hatte sich eine Abprdyung der Arbeiter und des Arbeiterrats nach Flöha begeben, um mit dem Amtshauptmann als Leiter des Kommunalverbandes wegen der Lebensmittelbelieferung der Stadt Frankenberg Aussprache zu nehmen und Abhilfe zu for dern. Stadlverordnetenvorsteher Gust. Lehmann leitete die Ver handlungen damit ein, daß er die ungünstige Versorgung der Stadtgemeinde mit Nahrungsmitteln, insbesondere mit Molkerei produkten und Fetten schilderte. Er forderte Abänderung und gleichmäßige Verteilung in der ganzen Bevölkerung einschließlich des Grenzschutzes, damit die Erbitterung in der Arbeiterschaft Nachlasse. Die Vertreter des Kommunalverbandes Flöha er klärten, daß der Kommunaloerband Flöha Zuschuß erhalten muß, da er selbst die nötigen Mengen nicht aufbringen kann. Es könne deshalb im Allgemeinen weniger Butter als im Kom munalverband Döbeln verabreicht werden. Die fehlende Menge an dem vom Reiche festgesetzten Satz von 250 Gramm wird durch Zuteilung von Margarine ersetzt. Frankenberg sei voll ständig mit der zustehenden Menge von 250 Gramm monatlich auf den Kopf beliefert worden. Eine Nachbelieferung von Naturbutter sei aber ausgeschlossen, da überhaupt-keine Butter- mengen zur freien Verfügung stehen. Der Kommunalverband Flöha habe bisher 126 Zentner Butter monatlich zugewiesen er halten; nach dem neuen Verteilungsplane erhalte er jedoch nur noch 48 Zentner. Es sei ja allgemein bekannt, daß die Monate Mai und Juni die schlechtesten Monate inbezug auf die Zu teilung von Nahrungsmitteln seien. Bis Mai 1919 sei der Be völkerung die volle wöchentliche Menge von 250 Gramm ge liefert worden. Der jetzige Ausfall in Höhe von 25 Gramm für den Kopf sei der erste Ausfall seit über Jahresfrist. An der Aussprache, in der auch die Lieferung der sonstigen Nahrungsmittel besprochen wurde, nahmen sämtliche Vertreter Bm VucheugMud Original-Roman von H. Courths-Mahler. j?) vopxrlsdt ISIS dx Srslnsr» vomx., Norlin V M Frau Laura strich sich über die Sksrrn, als sei ihr zu heiß geworden. . „Erzähl« mir von ihm, was du weißt," stieß sie hervor, und in ihrem Gesicht zuckt« es wie verhaltener Schmerz. Obwohl Zutta sich Vorwürs« macht«, diesen Namen, der Tante Laura in so schmerzliche Erregung versetzte, genannt zu haben, fühlte sie doch «in brennendes Interesse, zu er fahren, in welchem Zusammenhang Günther von Hohenegg mit Tante Laura stand. Sie erzählte «rst zaghaft. Als sie aber das Aufleuchten in Tante Lauras Augen bemerkt« und sah, wie sie ihr die Wort« vom Munde ablas. wurde sie ausführlicher. Als sie von Günter Hoheneggs Besuch mit Frau von Wengern sprach und auch die Episode mit der Skizze und von Karl Lorenz erzählt«, nickt« Frau Laura mit einem bitteren Lächeln. „Ja, ja, schenken läßt «r sich nichts, dazu ist er zu stolz," sagt« sie gepreßt. „Du kennst ihn?" entfuhr es fast wider Willen Juttas Lippen. Mit «inem seltsamen Blick sah die alte Dame zu ihr hinüber. „O ja — wie sollte ich ihn nicht kennen?! — Er ist mein Stiefsohn —" „Dein Stiefsohn!" rief Jutta betroffen. Tie alte Danie seufzt« und, sah wie erwachend um sich. „Mein Stiefsohn — sagte ich so? Nun, wenn er es hörte, würde er mich vielleicht verleugnen. Er hat sich von Anfang an dagegen verwahrt, mein Stiefsohn zu heißen. Als sein Vater mich heiratete, ist er auf und davon gegangen, nur um Laura Brinkmeyer geborene Seidel, nicht hier be gegnen, nur um ja keinen Pfennig von ihrem Reichtum an rühren zu müssen. O ja, Günter Hohenegg ist stolz — sehr stolz!" Wie versteinert vor Schmerz und Bitterkeit sah ihr Antlitz aus. Ein heißes, unerklärliches Mitle'd mit d«r ein samen alten Frau überkam Jutta. Instinktiv fühlte sie, daß sie hier den Schlüssel zu dem geahnten tragischen Kern punkt im Wesen der Tante Laura gefunden hatte. „Ich begreife nicht, Tante Laura. Stolz mag Günter von Hohenegg sein, aber gewiß nicht mehr, als jeder rechte Mann. Von dünkelhaftem Hochmut habe ich keine Spur an ihm gefunden." Frau Laura lächelte — ein eigenartiges, weiches Lächeln, bas atl« Bitterkeit aus ihrem Antlitz wischte. „Ich kenne ihn genau, nichts Unedles ist in seiner Seel«. Daß er mich nicht anerkennen wollt« — ich habe es so gut verstanden." Jutta neigte sich vor. „So zürnst du ihm nickt?" fragt* sie hasA. - Tant« Laura schüttelt« den Kopf. „O nein. Aber sage mir, hat er nie mit dir von Hohenegg gesprochen?" „Nein, Tante Laura. Einmal wollte ich ihn fragen, ob er niit deinem verstorbenen Gatten verwandt s«i, aber ich habe es doch nicht getan." „Ist auch besser so; es hätte ihm sicher mißfallen, daß du meine Nicht« bist. Schwerlich hätte er dir dann Rose» geschickt." Jutta «rrölete. „Das war doch nur ein Akt der Höflichkeit," sagte sie verlegen. „Nun, du wirst ihm gut gefallen haben. Aber bitte, erzähle mir mehr von ihm. Weißt du, wie es ihm geht? Hat er sein Auskommen?" „Er sprach davon, daß er ein armer Schriftsteller sei, der sich sein Brot verdienen müsse. Aber er sah stets sehr elegant und vornehm aus." „Beschreibe ihn mir. Ich sah ihn zuletzt nur auf eine Stunde, beim Begräbnis seines Vaters." Jutta atmete auf. Groll oder Haß gegen Günter von Hohenegg drückte sich in Tante Lauras W«s«n nicht aus. Im Gegenteil, sie schien ein großes, wenn auch schmerzliches Interesse an ihm zu nehmen. Wie seltsam war es doch, daß Günter Hohenegg Tante Lauras Stiefsohn war, und daß sie selbst nun als Gast in seinem Vaterhause weilt«! So g«nau und ausführlich aber Jutta auch alles be richtete — auch von ihrem letzten Zusammentreffen mit Günter, wobei sie aber s«inr letzten Worte unterschlug — Tante Laura wurde nicht müde, zuzuhüren. Hier fanden sich zwei Frauenherzen zusammen in einer verschwiegenen, uneingestandenen Liebe zu einem Menschen, wenn dies« Lieb« auch sehr verschieden war. Hohenegg erschien Jutta nun doppelt interessant, nun sie wußte, daß Günter Hohenegg seine Jugend hier verlebt hatte. Tante Laura fühlte instinktiv, daß Jutta sie verstehen würde in allem, was sie innerlich «riebt und empfunden hatte. Als das Thema endlich ^rschöpftMar und die drei Damen eine Weil« schweigend vor sich hingesehen.hatten, sagte Jutta zaghaft: l „Wenn es nicht sehr unbescheiden ist, Tante Laura, möchte ich dich bitten, mir zu gestatten, daß ich imr all« die Räume des Schlosses ansehen darf, die nicht von dir persönlich benutzt werden." Die alte Dame sah mit einem freundlichen, warmen Blick zu ihr hinüber. „Du kannst dir alles ansehen. Wenn es euch recht ist, führe ich euch selbst hemm. Es kann gleich geschehen." Sie erhob sich, und die Schwestern taten dasselbe. Nun folgte ein Rundgang durch das Schloß. Lena und Jutta sah«n mit staunenden Augen all die Pracht, die hier wie in «inem Dornröschenschloß verborgen lag. Hauptsächlich Jutta, die mit feinem Kunstverständnis all« diese Schätze, di« kostbaren Gobelins und Bilder, die Fayencen und Bronzen und die herrlichen Stoff» bewundert«, konnte ihr Entzücken nicht meistern. Tante Laura seufzte. „Du scheinst dich auf dies« alten Sachen sehr gut zu ver steh«». Ich muß offen gestehen, daß ich den Wert nicht begreif«. Ich weiß nur, daß manche dieser Stücke «men «normen Geldwert haben. Viele dieftr KunftgegenstLnde waren vor meiner Zeit in fremde Hände gekommen. Mem Mann hatte sie in schlimmen Tagen verkaufen und verpfänden müssen. Ich weiß nicht, ob ihr wißt, daß ich Hohenegg kaufte, als es unter den Hammer kam, noch ehe ich ckich mit Herrn von Hohenegg verheiratet«. Er besaß damals nichts weiter als das alte baufällige Herrenhaus im Buchengrund. Nach unserer Verheiratung kaufte er von diesen Sachen alles zurück, was «r wiedeverlangen konnte. Damals hieß es in der Umgegend: Die verwitwet« Brinkmeyer will keinen Faden von Hohenegg aus der Hand geben, erst kaufte sie das Silber, dann das Gut, dann den Namen. Und nun will sie auch noch die Altertümer wieder haben." Da Tante Laura so mitteilsam war, wagte Jutta voll ehrlichen Empfindens zu sagen: „Die Leute hatten sicher unrecht. Nicht wahr, Tante Laura, du halsest Herrn von Hohenegg lieb, — deshalb wurdest du seine Frau?" Mit einem unbeschreiblichen Blick sah Laura Hohenegg in das junge, liebe Mädchengesicht. .Lena stand abseits, in den Anblick einer kostbaren Spitzende«'« vertieft. Sie hatt« nicht auf dies Gespräch geachtet. , Und da sagte die alt« Dame halblaut, so daß nur Jutta es'hören konnte: „Nein, ich hatte ihn nicht lieb — er war mn gleichgültig wie alle Männer — seit ich in meiner Jugend den «inen, den ich liebte, nicht bekommen konnte." , Helles Rot stieg in Juttas Gesicht. In diesem Be kenntnis, das mit fast tonloser, Stimme gesprochen wurde, lag rin so bitteres Weh, «in so zu Herzen gr«ifend«r Jammer, daß sich die Augen des jungen Mädchens in innigem Mit gefühl feuchteten. Lena war schon in das nächste Zimmer gegangen, sie waren allein. Da faßte Jutta impulsiv Lie Hand der alten Dam«. . - > W s s ! ! s j s „Tante Laura, dein ganzes Wesen scheint mir wie in «inen bitteren Schmerz getaucht. Mir ist, als sei dir das ganze schöne Leben wertlos geworden. Vielleicht hast du viel Schweres erduldet. Ich fühl«, daß du unter einem tiefen Kummer leidest. Wenn ich dir doch etwas zu Liebe tun könnte! Mr ist, als seiest du ber deinem Reichtum recht arm an Liebe." > >!!!!!! Die alte Dam« sah sie nach einer Weile mit trüben Augen an. Dann faßt« sie fest nach d«r warmen, jungen Hand und zog Jutta mit sich in ein« tief« Fensternische, in welcher ein Schreibtisch stand. Sie befanden sich in dem ehemaligen Arbeitszimmer des verstorbenen Freiherrn. Auf dem Schreibtischtstanden zwei große Photographien, das Bild einer, schlanker^ vornehmen Frau mit ernsten, gütigen Augen, und al» Pedant dazu, dar Bild eines «twa fünfzehn jährig«» Kttab« im Reitauzug. LSortsttzung , , ,
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