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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 08.06.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191906085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19190608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19190608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1919
- Monat1919-06
- Tag1919-06-08
- Monat1919-06
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M 0fW-k»mKn WkiMst» Ms «I»» ßA As» Karv»nlmrg st ratzt 28 an einen Klub, der sich Lm Nebenberuf str Bühne und Film interessiert. Ls wud -nicht lange bauern, so wird da» Fieber weitere Kreis« ergreifen. »er polnische Kukmarlcd Der Berichterstatler de» „Nieuwe Rotterdamsche Courant" au» Kowno meldet, daß alle» aus einen polnischen Vormarsch --gegen Deutschland noch m diesem Monat Hinweise. Unabhängig von Unterzeichnung oder Nichtunterzeichnung des Friedensver trages seien die Pohm, die über 20V 000 Mann verfügen, ent schlossen, soviel deutsches Gebiet wie möglich zu besetzen. Die russischen Bolschewisten erwarten von diesem Kampf im Osten die eigene Rettung. Die Deutschen würden den Vor marsch der Polen mit einer Massenerhebung beantworten. Wenn es der Entente nicht gelingt, die Polen wieder in die Hand zu bekommen, werde demnächst ganz Osteuropa in Flammen stehen. Am bichenmg «er Witttcbamiebeur Die „Freiheit", das Organ d«r Berliner Unabhängigen, veröffentlicht einen Entwurf der schon angekündigten Regie rungsvorlage zur Sicherung des Wirtschaftslebens. Um Miß- heutungen vorzubeugen, wird hierzu von zuständiger Stelle berichtet: „Aus den verschiedensten Kreisen, namentlich auch aus der Arbeiterschaft, sind an die vreußische Staatsregrerung dringende Wünsche herangetrel«n, das Wirtschaftsleben gegen di« andauernden bedrohlichen Störungen durch wilde Streiks zu schützen, die von gewalttätigen Minderheiten provoziert werden. Zn Verfolg dreser Wünsche ist ein Referentenentwurf eines Gesetzes zur Sicherung des Arbeitsfriedens aufgestellt worden, der zurzeit der Erörteruirg unterliegt. Ob und in welcher Form diese Vorarbeiten zu praktischen Vorschlägen führen werden, steht dahin. Von dem Entwurf, wie er in der „Freiheit" abgedruckt wird, sind bereits wesentliche Teile fallen gelassen worden. In der Hauptsache haben sich die Er örterungen lediglich in den Bahnen bewegt, die in den Streik verordnungen aller großen Gewerkschaften bereits seit Jahren s«slg«legt sind. Di« Reichsregierung hat sich mit der Frage überhaupt -nicht besaßt.'^ vemiltdt« ' wieder ein« skandalöse Flucht. Mit dieser Spitzmarke versteht der «Vorwärts" die Veröffentlichung eine» hmter dem entflohenen Oberleutnant Otto Marloh von der Fliegenden Krastwaaenstaffel K des Garde-Kavall«ie-(Schützm-)Korps Ber lin erlassenen Steckbrief». Gegen M. war Haftbefehl wegen Totschlag» «lasten. Auf feine Ermittelung sind 3000 Mark Be lohnung ausgesetzt. Zu d« Flucht wird vön zuständig« Sette u. a. mugeteilt: Nachdem die Untersuchung gegen den genannten Offizier wegen der Matrosenerschtetzung tn d« Französischen Srratze abgeschlossen war, tollte am 1. Juni seine Verhaftung wegen Totschlags erfolgen. D« damit beauftragte Kriegsgerichts- rat traf ihn ad« nicht tn sein« Wohnung an. M ist wahr scheinlich mittag» durch einen Offizier aus sein« Wohnung ab geführt worden. Sofort im Laufe de» Nachmittag» angestellte Ermittelungen blieben erfolglos. Es sind unverzüglich alle Maß nahmen zur Ergreifung des M. getroffen worden. Inzwischen hat fich «geben, daß sich M. höchstwahrscheinlich noch tn Berlin verborgen hält. Die zuständigen Stellen werden alle» tun, um sowohl des M. habhaft zu werden, al» auch etwaige Anstifter zur Flucht mit d« vollen Schärfe de» Gesetze» zu treffen. SUtckftihrung Gefallen« tu dt« Hrtmat. Bet der Waffen- fttllitaud»tommilsion tn Spa gehen zahlreiche Anfragen von An gehörigen ein wegen Rückführung Gefallen« m die Heimat. Zurzeit ist eine Rückführung noch nicht möglich, well nach ein« Mitteilung der belgischen Regi«ung aus wirtschaftlichen und hygienischen Gründen, sowie fotch« d« öffentlichen Gesundhett»- pftege bi» aus weiteres jegliche Wiederausgrabungen von im Lause de» Krieges geftoroenen Soldaten privat«sett» verboten waden mußte. 2m übrigen bat sich die belgische Regierung bereit «klärt, von Amtswegen die Umbettung deutsch« Sol datenleichen von gefährdeten Einzelgräbern in besondere mtlt- lärtscheFriedhöse zu «ranlasten. 'Wettfahrt »wischen »Vaterland" und «Imperator". Die London« «Daily Mail" meldet: Zwischen dem „Levtatan", dem früheren deutschen «Vatuland", und dem .Imperator" sand ein Wettrennen Üb« den Atlantischen Ozean statt, da» von „Vatuland" gewonnen wurde. Die beiden Schiffe ver- ließen Brest am 1S. Riat, wobei d« .Imperator" zehn Stunden vWokrrlvgvI - Ws««vI»Imd Im nach der .Balerland" abfuhr. «Vaterland" hatte 11 WS Man«, d« .Imperator" 8000 Mann Truppen an Bord. D« „Im- peraior" wird nunmehr al» Truppentran»portdampser umge- baut und sür den Transport von 10000 Mann eingerichtet werden. ' Dl« Riefeupenlioue« t« Reiche, welche durch dm Krieg zur Auszahlung an Milttärpersonen und Hinterbliebene zu zahlen sind, »egen jetzt zum ersten Male ziffernmäßig vor. Sie erreichen jährlich die gewaltige Summe von 825 Millionen Mark. Davon erhalten Unterolfiziue und Soldaten 287 Mill. Versoraungsge- bührnisse, Offiziere und Beamte aller Grade 138 Mill. Pension, die Hinterbliebenen von Offizieren erhalten 34 Millionen, die Hinterbliebenen von Unteroffizieren und Mannschaften 366 Millionen. An Kriegsteuerungrzulagen an Beamt« und Pensio näre find 160 Mill. Mark in Aussicht genommen, also über anderthalb Milliarden Mark jährlich. Schon diese Ziffer beweist, wie nötig die Herabminderung der Lebensmittelpretse ist. Ueber 1000 Millionen Mark Steuern find im Reichshaushalt für 1919 bereits vorhanden, über 7000 Millionen neue Steuern sollen hinzukommen. Ob diese erwarteten ungeheuren Beträge eingehm werden, bleibt freilich abzuwartm. Der Fortfall der Kriegsaus gaben hat keinen großen prÄtischen Wert gehabt, dafür kommt das Schuldenkapital in Ansatz. . Bereinsnachrichten Der Sächsische Eeminarlebrerverein, d« am 29. Septbr. 1918 aus sein Lbjahriges Bestehen zurückbltcken konnte, hielt am 28. Mai tn Chemnitz den 21. Seminarlehrertag ab. Er galt vor allem d« notwmdig aewordenen Stellungnahme zu dm wich tigsten pädagogischen Fragm d« Gegenwart: zur Neugestaltung der Schülerwesens überhaupt und d« Lehrerbildung im be sonderen, sowie zum Religionsunterrichte. Aus Grund eine» vorliegenden Entwurfs beschloß man die Ausarbeitung eine» Schulprogramme», da« da« gesamte Erziehungswelm unt« da« Ziel d« Persönlichkeitsbildung und m dm Mittelpunkt de» Unterrichts da« deutsche Bildungsaut stellt, da» Seminar al« Mittelschule in dm Aufbau d« völltschm Einheitsschule einretht und die Lehrerbtlduna auf ein« Hochschule abschließt. — Die von Prof. Dr. Klebt, Dresdm, ausgestellten und begründeten Leitsätze zum Religionsunterricht nahm d« Verein an. Gefor dert wird die weltliche Schule, ein sür Bildung d« Sittlichkeit und Weltanschauung notwmdig« Religionsunterricht und wistm- Ichastliches, Verständnis d« Bibel. D« Religionsunterricht soll nicht autoritativ und dogmatisch, sondern psychologisch sein, von jeglich« kirchlich« Bindung frei bleiben und von rücksichtslos wissenschaftlichem Geiste getragen werden. — Die Frage d« 2n- ternatsreform wird im Verein eingehend behandelt. — Für die geplanten «istmschaftlichm Fortbildungskurse der Junglehrer stellt sich die Semtnarlehrerschast allgemein zur Verfügung. " Der Verein deutscher Hanbel«lehr« «tt Hochschulbildung tvez, Sachsen) nahm in sein« Sitzung am 31. Mat tn Chemnitz Stellung zu dm Fragm d« Neuordnung de» sächsischen Handels- ichulwesen». Die Handelsschulen müssen die ihnm infolge ihr« Bedeutung für da« Wirtschaftsleben gebührmde Stellung er halten. Die Dipl.-Handelslehr« sollen neben dem öfemestrigm Studium eine 2 femestrige praktische Tätigkeit bezw. eine 2semeft- rtge pädagogische Ausbildung vor Antritt eine» Lehramt» nach- weisen. In Bezug aus Gehalt, Titel usw. wird Gleichstellung mit dm übrigen akademischen Lehrern gesordttt. Sport und Spiel FußbMporl. Für dm 2. Fetertag hat d« Vereinigte F. S. C. «Merkur" wird« zwei spielstarke Mannschaften m Gesellschaft», spielen nach hi« gewonnm. Die 1. und 2. Mannschaft des «Merkur" steht d« 1. und 2. Elf des Chemnitz« Futzballllub« „Rasensport" im Rückspiel gegmübu. Beide Spiele finden aus dem Ererztaplatz statt und beginnen wie folgt: „Merkur" 2 — ' ' - l l > ' ! I - s In Vnvssvn »e «toi» -r«»z»lüm, NkobmmGS-Nmi lüoke RUM ltt» ,«chmsport"S: Mr nachm., .M«btr"i-,Msmdori" 1: V^l Uhr nachm. 2m letzten Spiele mußte «Mem»' 1 «i» Rie- Sirchevvvchrichte« 1. Pftttgstseiertag Arauteuberg. Früh 7 Uhr, WawmettengoneSdienfi, in den Anlagen deS LützlttaleS am Sternplatz. P. Eienz. Borm '/,ü Uhr, Predigi- gotteSdlenst, Oberpf. Ehmer. Vorm. '/,11 Uhr Kmdergotteldienst, Oberps. Ehmer, Dir Besprechung mit den geehrten Helfern und Helfer innen Mi au». Wochenamt: P. Stenz. Kirchenmusik: „Der Herr ging vorüber." Chor mit Orchester aus dem Oratorium „Ellas" von K. Mendelssohn-Bartholdy. «saug. Jünglings- nutz MSnu«b«etn. Bei jedem Wetter v«9 Uhr früh Versammlung in der Herberge (evrnt. gemeinsamer Kirchgang.) Bet ungünstigem Wetter abend» Versammlung, (Franke). 2. PfingstfKertag Frankenberg Borm. Uhr Predigtgottesdienst mit anschl. Beicht- Handlung und Abendmahlsfeier, P. Sell. Borm. '/,11 Uhr Litur gischer Gottesdienst, P. Stenz. Texte, das Stück 2 Pf., sind an den Kirchturm zu haben. An beiden Feiertagen Kollekte für den Kirchen- fondS. Kirchenmusik: „Wie lieblich sind dlt Botm, die den Frieden ver« künden". „Sehet, welch eine Liebe". 2 Chöre mit Orchester au» den Oratorium «Paulus- von F. MendelSsoyn-Bartholdy. Ebang. Jünglings- und Männerverein. Abends Versammlung. (Burkhardt.) Getauft: Hermann Arthur Schuhmann, RatS-HilsSarbeiter h., S. — Otto Friedrich Dippmann, Mechaniker y., L. — Line miehel. T. h. Getraut: Max Ehrich Weinhold, Holzarb. h, und Marte Hedwig Ulbricht h. — Wilhelm Heinrich Dust, Techniker tn Mittweida, und Helene Elsa Börnert h. — Max Paul Fleischmann, Musiker, h., und Gertrud Bertha Pauline Langenhagen h. — Michael Paul Szrama, Rohrleger h., und Martha Elsa Helfricht h. — Ewald Johanne« Fiedler, Htlfsschlosier h., und Margarethe Martha Gläser h. — Johannes Wllly Neuhäuser, Metallschleifer in GunnerSborf, und Emilie Martha Liebold in GunnerSdors. — Wilhelm Gustav Robert Albert, Kammacher in Salzuflen in Lippe, und Lina Hedwig Winkler h. — Max Rudolf Böttger, Wirker h., und Emma Ella Pollmann h., — Cutt Alfred Graupner, Wrrksührergehilfe h., und Erna Lucie Hüser h. Beerdigt: Walter Georg Bernhard Müller, Schlosser h., ledig, 3V I. 11 M. 23 T. — Ehrhard Siegfried Knoth, de« Richard Ehrhard Knoth, Maschinenschlosser h, S., 11 M. 30 T. — Ein miehel. S. h., 9 M. 13 T. — Gertrud Ilse Ztckmann, de« Karl Otto Ztckmanu, HolzhändlerS h., T., 10 M. 14 T. — Wilhelmine verw. Tauscher geb. Tauscher, weil. Friedrich Julius Tauscher, tn Dittersbach, htl. Witwe, 73 I. 7 M. 11 T. — Friedrich Gottlob Schuricht, Maurer in Merzdorf, ein Witwer, 77 I. 4 M. 13 T. — Otto Georg Köhler, Pferdehändler h., well. Friedrich Anion Köhler, Pserdeschlächters h., htl. S., 25 I. 10 M. 28 T. Am 1. Pfingstseiertag wurden kirchl. aufgeboten: Bruno Amo Schilde, GrschäftSgehtlfe h., August Bruno Schilde, MaterialwarenhändlrrS h„ Sohn, und Anna Matte Michaelis h„ Gustav Karl Julius Michaelis, SchlossermeisterS h., Tochter. «Vang. Zimgfrauenvereiu. Dienstag abend Bers., (Frau Franke). baMGNürnberg und Lannoo« 96 weilen, z. Zt. in Schweom. 2m ersten Spiele siegte Nürnberg üb« Djurgardm-SwtHolm im Stadion vor 9000 Zuschauern 3:0. E» kam nach dem Spiel zu groben Ovationen für die deutschen Spiel«. Das Wette Spiel verloren die Bayer» unverdient 2:0 geaen Atm-Stock holm. Dem Spiele, da» wird« im Stadion stattfand, wohnten 10000 Zuschauer bei. Auch da« dritte Spiel fand wied« in Stockholm statt. Nürnberg spielte gegen Ttgraena 0:0 unent schieden. Die Deutschen lieferten dem schwedischen Meister Oer- gryte in Göteborg ein fast gleichwertiger, hochinteressante» Spiel, da« die kräftigeren Schweden 3:2 gewannen. Auch hi« brach ten die 6000 Zuschauer dm Deutschen lebhafte Sympathiekund- gebungen. — D« Karlsruher Futzballllub .Phönir" wellte al« erste deutsche Mannschaft tn d« Schmetz /Die Deutschen ver loren in Basel gegen Fußballklub .Nordstern^):3. — D« Dresdner S. Li. spielte m Böhmen und unterlag in Prag ge gen dm D. F. L. 3: ö. 2n Teplitz gewannen ^te Dresdner 2:1. Die Dresdner find die erste deutsche ManWast, die mit unserm Brüdern tn Böhmen seit Kriegsausbruch^»« sportlichen Beziehungen wieder ausnehmen konnten. Mitteilungen d. Standesamts Frankenberg «lk di« Zett vom 24. «aidis s. Suu» 1S1S -l) Geburten: 9 und zwar 6 Knaben und 3 Mädchen. Lj Gterbefiille: 9 und zwar 6 männl, und 3 weidl. 0) »heaulsebot«: 14 v) «heschttchmmeu, 10. Bm Vnchengmud Original-Roman von H. CourthS-Mahler. 41) UUfi bx arsIllsrL vomx« LsiUo V. M Ein Gefühl, das an Haß und Verachtung grenzt«, nahm mich grgen diese Menschen «in. Mir war, als stellten sie mit unserm Silberschatz unser ganzes Elend — die ganze unwür dig« Lage, in der wir uns befanden, zur Schau. In jenen Tagen wurde das in mir geboren, was Sie vorhin Hochmut nannten. Es fügte sich bald darauf, daß auch Herr Brink- msyer starb. Ein Jahr später, als in Hohenegg schon der völlige Zusammenbruch erfolgt war, teilte mein Vater mir mit, daß «r die Witwe Brinkmeier heiraten wolle. Ich revoltierte dagegen mit der ganze» Heißblütigkeit meiner Jugend, mit meinem ganzen jugendlichen Trotz und Stolz. Es erschien mir, als würde meine angebetete Mutter noch :m Grab« beschimpft, wenn mein Vater ihr «ine solche Nach folgerin gab. Gerade diese Frau, die mit unserem Elend geprotzt hatte, durfte es nicht sein. Es gab einen erbitterten Kampf zwischen meinem Vater und mir. Ich hörte nicht auf sein Zureden; ich fand es schmachvoll, daß «r sich und mir Hohenegg auf dies« Weise zurückerobern wollte; ich sagte ihm mit »reinem Ungestüm, er sei der Liebe meiner Mutter unwert gewesen, wen» er nicht lieber in ehrlicher Arbeit sein Brot verdiene, als ihr eine solch« Nachfolgerin zu geben. M«in Vater tat jedoch, was er seiner Natur nach tun mußte. Er heiratete die Frau, die ihm Hoh»n»gg zurückbrachte. Und ich tat, was meine Statur gebieterisch verlangte. Wenn rch auf der Stelle hält« sterben müssen, ich hätte diese Frau nicht Mutter nennen können. Ehe sie den Fuß nach Hohenegg setzte, verließ ich die Heimat. Ich habe gehört, daß sie das ziemlich verwahrloste Gut in rastloser Arbeit wieder «mporgebracht haben soll; ich habe auch erfahren, daß sie meinen Vater auf seinem Kranken lager gut gepflegt hat. Vielleicht ist s'e keine schlechte Frau. Ich denk« ja auch jetzt, da ich das Leben kenne, viel ruhiger darüber. Aber das eine weiß ich: ein« Gemeinschaft zwischen Frau Laura und mir ist unmöglich. Sähe ich sie an Stelle meiner Mutter in Hohenegg schalten und walten — ich ertrüge es auch heute noch nicht! Und sie selbst wird froh sein; daß der lästige Stiefsohn ihr nicht nahe kommt. Sie hat ja nun alles — das Silber, das Gut mit dem Namen der Hohen egg». Mit meines Vaters Tod ist jedes Band zwischen ihr und mir zerrissen. Ich denke jetzt ganz ruhig über dies alles, bin sogar so w»it, daß ich mich hier in meinem alten Haus«, aus Jahr« vielleicht, festsetz«» w«rde, trotzdem Hohenegg kaum »kn» Halb« Stund« von hier »ntf<rnt ist, Winn ich Kran Lau«, begegne, gehe ich wie «in Fremder vorüber, wenn ich ihr auch den schuldigen Gruß nicht versagen werde. So, mein gnäd'ges Fräul»in, nun habe ich Sie einen Blick in mein innerstes Emp finden tun lassen. Nennen Sie mich nun noch immer hoch Sie hatte den Hut abgenommen und ihn neben sich ins Gras gelegt. Die Sonne spielte auf dem nußbraunen Haar. Auf ihrem Gesicht lag «in Ausdruck, gemischt aus filmendem Ernst und heiterer Lebensfreude. Jutta kam gerade nach Hohenegg zurück, al» Johann mit einem Tablett in dem Speisezimmer der Schwestern verschwinden wollte, um dort den Tisch Zu decken. „Einen Augenblick, Johann! Ich habe Ihnen «inen Gruß zu bestellen!" nef ihn Jutta an. Der alte Diener sah sie fragend an. „Mir einen Gruß? Darf ich fragen von wem, gnädige» Fräulein?" , Sie nickte mit glänzenden Augen. „Von Herrn von Hohenegg.". Das Tablett in des Dieners Hand klirrt«. „Von Junker Günter?" „Ja, von ihm. Gr ist und wohnt km alt»» Herrenhaus*. WHGW MM mütig?" , Jutta atmete tief auf und schüttelte den Kopf. „Nein — o nein —ich kann verstehen, daß Sie nicht den Namen dieses Bruders auszusprechen brauchen, um ihn von einem qualvollen.Irrtum zu befreien. Sie ahnte nicht, wieviel Schmerz sie ihm hätte ersparen können, wenn ft« in diesem Punkte ganz offen zu ihm gewesen wäre. Schnell verging ihnen die Zeit. Als Jutta einmal nach der Uhr sah, erschrak sie. „O, schon so spät! Nun muß ich mich aber beeilen, nach Hause zu kommen!" rief sie und erhob sich hastig. Er sprang »mpor und half ihr das Gerät zusammen- packen. Dann verabschiedeten sie sich. „Würden Sie wohl dem alten Johann einen Gruß von mir bestellen, mein gnädiges Fräulein?" fragte er bittend. „Gewiß, Herr von Hohenegg. Ich glaube, «r wird sich sehr freuen. Johann und ich sind schon sehr gut« Freund«. Er sorgt herrlich sür uns. Ihm verdanke ich auch den Hinweis aus diese herrliche Landschaft. Aber nun — guten Tag." „Auf Wiedersehen, gnädiges Fräulein — bitte, sagen Sie auf Wiedersehen!" Sie lächelte «in wenig verwirrt. Schnell ging sie davon. In gehobener Stimmung, mit einer tiefen, stillen Freud« im Herzen, legt* sie ihren Weg zurück. zu einer Fremden Mutter sagen wollen, da Sie Ihre Mutter so geliebt haben. Aber ich muß Ihnen nochmals sagen, daß Sie Tante Laura völlig verkennen, wenn Sie sie protzrg einen Blick in ihre Seel« tun dürfen — und ich wiederhol» Ihnen: Sie würden tief beschämt sein, wenn Si^dres« Frau kennen würden. Es ist wahr, sie hat nichts Feines und Bestechendes an sich, aber sie ist großherzig." Er zuckte die Achseln. „Mag sein! Vielleicht aber sH«n Si« gute Eigenschaften in diese Frau hinein, die sie gar nicht besitzt. Möglicherweise hab« ich ihr auch in meinem schnrerzlrchen Ungestüm nicht Gerechtigkeit widerfahren lassen. Aber ganz sachlich beurteilt, wäre Frau Laura mir unsympathisch. Und —" er lachte «in wenig und fuhr in leichtem Tonfall fort: „jedenfalls ist «s nijr s»hr unangenehm, daß Sie ihre Nichte sind. Denn da Sie, wie ich mit Freuden hörte, noch längere Zeit hier bleiben werden, hätten wir doch ab und zu ein Stündchen verplaudern können. Aber in Hohenegg kann ich Si« unmöglich aufsuchen. So bleibt mir nur die Hoffnung, Sie zuweilen zufällig zu sehen. Zum Glück weiß ich nun, daß Sie am Franzosenstein Ihr Atelier ausgeschlag«n haben, Und ich glaube, ich werde mich unbescheidenerweise zuweilen dort «infinden." Sie kletterten nun den Abhang empor. Oben am Fran zosenstein angelangt, ließ sie sich aus ihren Feldstuhl nieder, um weiter zu arbeiten. Er blieb vor ihr stehen. „Muß ich mich entfernen, oder darf ich Ihnen noch ein Weilchen Gesellschaft leisten? Ich werde Sie gewiß nicht stören." Sie sah auf das angefangen« Bild herab. „Wenn Sie bleiben wollen,— mich stören Sie nicht." Er warf sich, nicht weit von ihr entfernt, in den Rasen nieder und schaute in ihr liebliches Gesicht. . Nach einer langen Zeit richtet« sich Günter halb empor. „Das hätte ich mir gestern nicht träumen lassen, daß ich heut« hier an dem alten Franzosenstein mit Ihnen plaudern würd». Das ist doch eine Schicksalsfügung, nicht wahr?" „Jedenfalls ist es «in seltsam«» Zufamnwntrosftm," ant wortete Jutta, die Augen aus ihr« Arbeit g«richt«t. Vst «trachtet» ft» wi»d«r «im WM ohne ßu iMHnd Dann plauderten sie zusammen wie sehr gute Freunde. Günter sprach von seinen Arbeitsplänen, und Jutta mußte ihm dies und das aus ihrem Leben erzählen. Nur von ihrem Bruder sprach sie nicht. Sie vermocht« nicht davrin zu sprechen, „»„0 - daß er sich erschossen hatte. So erwähnte sie'auch heute nicht, daß Sie Tante Laura völlig verkennen, wenn Sie sie protzrg ' daß sie einen Bruder besessen hatte. Und doch hätte sie nur und gewöhnlich nennen. Ich habe gestern zum ersten Mal den Namen dieses Bruders auszusvrechen brauchen, um ihn
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