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Die Elbaue
- Bandzählung
- 2.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925
- Signatur
- Z. 4. 2296
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1795111755-192500000
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1795111755-19250000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1795111755-19250000
- Sammlungen
- LDP: SLUB
- Saxonica
- Bemerkung
- Seite 77-78 in der Vorlage nicht vorhanden.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Bandzählung
- Nr. 26, Dezember 1925
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftDie Elbaue
- BandBand 2.1925 -
- AusgabeAusgabe 1
- AusgabeAusgabe 5
- AusgabeAusgabe 9
- AusgabeAusgabe 13
- AusgabeAusgabe 17
- AusgabeAusgabe 21
- AusgabeAusgabe 25
- AusgabeAusgabe 29
- AusgabeAusgabe 33
- AusgabeAusgabe 37
- AusgabeAusgabe 41
- AusgabeAusgabe 45
- AusgabeAusgabe 49
- AusgabeAusgabe 53
- AusgabeAusgabe 57
- AusgabeAusgabe 61
- AusgabeAusgabe 65
- AusgabeAusgabe 69
- AusgabeAusgabe 73
- AusgabeAusgabe 79
- AusgabeAusgabe 81
- AusgabeAusgabe 85
- AusgabeAusgabe 89
- AusgabeAusgabe 93
- AusgabeAusgabe 97
- AusgabeAusgabe 101
- AusgabeAusgabe 105
- BandBand 2.1925 -
- Titel
- Die Elbaue
- Autor
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Nr. 26. 2. Jahrgang Die Elbaue öellage Zum »General-^nZeigee' Dezenrber 1925 Nr. 26 gespornt wurde- viel blieb wohl heran, weil trat. neue Stubengenossin richtete Heimgegangenen trauern mußte sie die sür mancherlei Ungebühr, die es Neckereien, ja Mißhandlungen von- ungezogener Kinder zu erdulden Kind durch feiten hatte- ältere» Geschwister sich schon ernähren konnten und außer waren, konnte die Mutter so ¬ gar die Wohnung halten, indem sie die Hülste ihrer Strebe und eine Bodenkammer an ein älteres lediges Frauenzimmer ab ¬ reich Gesell Smbe nur d wohnt daran üige , Aufw Hilsel weit« den. nahm Lichi nnng- alles hinwl freilich allein: Leun Trauergefühle ver mochten in Tinels unentwickelter Seele nicht Wurzel zu fassen — und als sie die Wohnung räumen mußte, in der sie die Jahre daher ruhig und zufrieden mitein ander gehaust hatten, flossen ihr reichliche Tränen über die Wangen, während Tinels Kindersinn über die bevorstehende Aenderung offenbare Freude empfand- Der Uebergang war für die klar sehende Frau nicht leicht: es ging ins Armenhaus. Die Gemeinde stellte ihnen mietfrei eine gegenzuseyen- „Tinel" getauft) war fast noch starb- Der Jammer groß- Toch rrat nicht freundliche Stube mit dem Blick auf den Gottsacker zur Verfügung- Im übrigen waren sie auf sich selbst angewiesen und auf die Unterstützung durch besser gestellte Leute, die sich ihnen denn auch nicht ver sagten. Die gegen früher noch dürftigeren und engeren Verhältnisse, in der die zwei Frauensleute nunmehr lebten, und die tressliche Art, in der die zur „Mutter" ge wordene Muhme das schwachsinnige Mäd chen zu leiten verstand, ergaben für dieses noch eine weitere wertvolle Vorwärts- Entwicklung. Für mehrere Tage der Woche stellten einige Familien den beiden Armenhäuslern das Mittagessen. Das Herzutragen mußte Tinel besorgen; auch alles übrige Einholen lag ihr ob — denn die „Mutter" war an ihren Arbeitsstuhl gefesselt, wenn sie Surchtommen wollten. So lernte Tinel die Notwendigkeiten des Lebens mehr und mehr fühlen- Und wenn die Heimarbeit einmal rcchr drängte und die Male allein die rechtzeitige Abliefe rung des Gorls nicht erzwingen konnte, griff Las Kind etwas bewußter mit zu und entwickelte etwas mehr Ausdauer, namentlich wenn es unter Ser Form des fpielartig betriebenen Wettarbeitens an ¬ fast üb Wer il gehen: Komm „Tinel Geh r uns z leier, mit u Arbeit ihnen es in ihren nur i Hause, man s kannte unters Die alte Male, die mit der Mutter zu- fammengezogen war, verwuchs immer mehr mit den beiden Bach-Leuten — zum Segen für die Kleine. Denn als die Mutter in den Fünfzigern au Entkräftung starb, hinterließ sie die Tochter völlig un versorgt. Aber ihre letzten Worte: „Tinel — Male — Mutter", die sie mit dem Tode ringend sich noch abzwang, waren nicht umsonst gesprochen. Die alte Frauens person verstand den letzten Willen der ab geschiedenen Freundin und schwur sich, das Kind bei ihren Lebzeiten nicht von sich zu lassen. In ehrlicher Trauer gedachte sie der höher neric eine lang Hunt Frag erseh zeitig reit» wege ihr Ehr! ihr o ein, dazu fchni als Räu und ihre ' Kint gere liebt ihre' die Pses rect sie f r was gnü Wei Ber lick) ohn ode: so»! „Gi sein eigentliches Lebenselement: aber dämmernd ging ihn nun doch die Einsicht auf, daß man mit Spielen allein nicht be stehen kann im Leben- Auch ohne daß cs ihr geheißen war, griff sie gelegentlich ein Werk an, wenn sie Laune dazu verspürte. So konnte inan wagen als die Pflege mutter nach einigen Jahren auch ihre Augen für immer schloß, dem Mädchen ein kleineres Stübchen auf der Hintcr- seite des Armenhauses zur selbständigen Haushaltführung anzuweisen. Ohne Sor gen für die Zukunft — für' solche war ihr Geist nicht reif — richtete sie sich da ein, und indem der Hausverwalter und seine wirtichasrlich tüchtige Frau, jedes in seiner Weife, ein fcharies Ange aus die sonder bare Insassin hatten, daß Unsauberkeit und Unordnung nicht ausbündig wurden ging die Sache auch so leidlich. Das Kind — ein solches war die nahe zu Vierzigjährige freilich nur dem Wuchs nach — in selbständiger Wirtschaft, ohne die bisherige Bemutterung, die ihm rein gar nichts zu freier Entscheidung über lassen hatte, bildete sich nun erst voll in seiner Sonderart aus, in der es den Orts genossen in lebendiger Erinnerung ge blieben ist- Gehörte es niemandem mehr an wie die Jahre daher seiner „Mutter", so gehörte es nunmehr der ganzen Ge meinde, allen, jung und alt- Spielte ihm die Jugend oft übel mit, fo verhätschelten es umsomehl' die Erwachsenen, zuerst Sic' Altersgenossen ,die sich noch der gemein sam verlebten Schulzeit erinnerten, erst recht dann die Netteren, und schließlich stand es so ausgesprochen umer dem Schutz aller, daß sich auch die schlimmsten Buben höchstens zu einer harmlosen Neckerei mit ihr verstiegen, wenn sie sie einmal unbe obachtet trafen. Sic mar viel unterwegs: außer zum Kaufmann, znm Bäcker und Fleischer ging sie viel in Familien, nicht nur zu denen, die ihr regelmäßig Essen gaben, sondern sich gut mir Vachs ein und vermochte auch dem Tinel gegenüber die nötige Geduld aufzubringen, die im Umgang mit dem „Kiad" unerläßlich war. Damit die Bach- Multer, die für zwei verdienen mußte, möglichst ungestört über ihrer Zllbeit bleiben konnte, war es notwendig, die Tochter zu gewöhnen, daß sie kleine Hand, griffe in der Wirtschaft übernahm- Nur sehr schwer war sie dazu zu bringen, und dabei verrichtete sie alles langsam, trö- delig, mehr als Spiel denn als Arbeit- Die Mutter stellte dabei ohne Neid fest, daß das Kind sich der „Muhme" leichter fügte als ihr selbst- Schließlich gelang es indessen doch, ^tnel auch zur Jndustriearbcit etwas mit ^rranzuziehsn. Zwar zur Führung der Nadel zeigten sich die breiten kurzen Hän- 4e mit den pumpligen Fingern wenig ge schickt, aber es gab leichtere Arbeiten: außer Lem Franseudrehen, das schon ABC- Schützen leisteten, Arbeiten mit der Schere, die bloß einige Aufmerksamkeit erforderte- Unter scharfer Aufsicht richtete sich das Kind auch für solche ein. Freilich mußte man oft zufrieden sein, wenn sie in einer Woche zustande brachte, waS andere in sErnestine war sie ein Kind, als er der Familie war eigentlich schwere private Hilfe ein- Not an sie griff. Da die selbständig dem Hause einem Tage fertigreu. Länger als eine halbe Stunde ohne Unterbrechung bei der Arbeit zu verharren, schien ihrer Natur unmöglich. Tie Mutter harte allen Grund, mit Sorgen der Zukunft entgegenzusehen. Das Zusammenleben mit dem Kinde war aber doch auch nicht ganz ohne Freude sür die beiden Frauen- Zum Gluck blieb Tinel, auch wenn sie streng ungefaßt wer den mußte, immer gutartig, und wenn man den richtigen Ton sand, auch lenk sam- Dabei machte auch ihre Entwicklung immer noch Fortschritte — schwere, lang same, aber sie waren zu bemerken- Wenn die Frauen, wie das so üblich ist, zeitwei lig zur Arbeit sangen — zum Ansporn und zur Unterhaltung — trällerte das Kind mir, und mit der Zeit lernte sie auch etwas von dem Gang der Singweisen, dem Aufunöab der Töne, dem Zeitmaß und Schritt der Melodien- Noch leichter behielt sie die Worte, sodaß sie einige Lied chen bald einigermaßen verständlich ohne Beistand oder Nachhilfe wiedergebeu konnte. Dabei konnte sie in eigener Weise lustig und aufgeräumt werden, daß sie ost schwer wieder zu beruhigen war. Und das beste war, daß bei solcher Zerstreuung ihre Aus dauer in der Arbeit nur gefördert wurde. Lie beiden Frauen genos-en so Stundcn köstlichen Wohlbehagens, und namentlich Sie vielgcprütte Mutter durchströmte Laun ein inniges Glücksgefühi, wie es ihr so selten in ihrem Leben vergönnt gewesen wer- Tie Art, wie Tinel Freude zu empfin den und zu äußern vermochte, verschaffte ihr mit der Zeit eine große Beliebtheit im ganzen Städtchen, und manches Geschenk erhielt sie nur, weil man sich an den Freu- denauSbrüchen weiden wollte, die bei ihrer rauhen, tiefliegenden Stimme sich so son derbar anhörten. Das entschädigte das Abend zu hören war. Beschränkung der Arbeitszeit kannte man damals nur, so weit es keine Beschäftigung gab oder die Kraft versagte. Es ging recht langsam vorwärts mit der Entwicklung des Mädchens- Es wurde ein Jahr alt, ohne wie andere Kinder in diesem Alter das Köpfchen heben zu kön nen- Wenn es „tüterte", so blieb das immer so eintönig und ließ keiner Hoff nung Raum, daß das Kind bald sprechen lernen würde. Wenn man es heraus nahm und auf die Beinchen zu stellen ver- suchce, zeigte sich noch gar kein Trieb zur Selbstbetätigung. Erst mit vier Jahren fing es notdürftig an zu lausen und etwas zu „babeln". Und als es schulpflichtig ge worden war, erklärte der Lehrer nach kur zer Beobachtung, daß es noch ein paar Jahre zu Hause gehalten werden möchte, ehe es im Unterricht zu gebrauchen sei. Mit neun Jahren wurde eS dann endlich in der Schule angenommen: aber mehr als einigermaßen rnhig sitzen, etwas sprechen, einige Verse lernen und aufsagen, erwas Zahlenbegrisf (mehr Zählen als Rechnen) war ihm nicht beizubringen. Man konnte es dann auch nicht konfirmieren. Der Vater erreichte kein hohes Alter. Seine von Mutterleib au schwache Brust wurde vom Husten befallen, und infolge seiner ungesunden Arbeit in dauernd vor geneigter Körperhaltung bei schmaler Kost und in schlechter Lust^ vermochte der Kör per der Krankheit keinen Widerstand ent-
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