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Wilsdruffer Tageblatt : 27.02.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193102272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19310227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19310227
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1931
- Monat1931-02
- Tag1931-02-27
- Monat1931-02
- Jahr1931
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 27.02.1931
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Vie lebten von Sara MaÄa. Von Otto Hundert Jahre sind es gerade her, seitdem die fran zösische Fremdenlegion gegründet wurde. Ein trauriges Ju biläum für das Land, das diese Kulturschmach ein Jahrhun dert lang duldete, um mit dem Blute ihm gleichgültiger Ausländer — Deutscher zum größten Teil — Tausende von Quadratkilometern neuen Gebietes zu erobern und freiheits liebende Eingeborene zu unterjochen. Zehntausende von Deutschen haben in dieser Zeit unter den Fahnen der Legion zu Frankreichs Ruhm und Nutzen ihr Leben lassen müssen. Wie sie manchmal nutzlos geopfert wurden — sie kosten ja so wenig — geht aus dem in „Wide World" erschienenen Bericht des Engländers Cooper über ein Ereignis hervor, das aus begreiflichen Gründen von der französischen Heeresleitung geheim gehalten wurde. Cooper selbst durfte erst nach seiner Entlassung aus der Fremden legion reden. Es war im Mai 1925. Cooper — damals Feldwebel — lag mit einer zweitausend Mann starken Abteilung der Le gion bei Gara Mazia im Gebiete der Rifkabylen. Letztere hat ten ein kleines, von einigen franzosenfreundlichen Eingebo renen und 25 Senegalschutzen besetztes Fort umzingelt. Da die Kabhlen über einige eroberte Feldgeschütze ver fügten und das Fort auf länberen Widerstand nicht ein gerichtet war, erschien Hilfe für die Belagerten dringend geboten. Um so mehr als die Besatzung ihr Wasser aus einem ständig unter feindlichem Feuer liegenden Brunnen außerhalb des Forts holen mußte. Der Kommandeur der zweitausend Mann von Gara Mazia erhielt den Befehl, das Fort zu entsetzen. Aus irgend einer Erwägung heraus glaubte der Oberst, nicht seine ganze Truppe einsetzen zu dürfen. Sechzig Freiwillige sollten bet Nacht die Stellungen der Kabhlen durchbrechen — mit Ge walt oder ungesehen — und dann mit der Besatzung einen überraschenden Ausfall versuchen. Der Oberst wollte mit der Hauptmacht folgen, um die kleine Truppe aufzunehmen und mit ihr zurückzugehen. In einer stockfinsteren Nacht brachen die Legionäre auf. Die sechzig Freiwilligen — unter ihnen auch Cooper — marschierten zuerst aus dem Lager. Die Hauptmacht folgte in größerem Abstand. Drei Mann sollten die Verbindung zwischen beiden Truppenteilen sichern. Unglücklicherweise riß aber die Verbindung nach einem in der Dunkelheit doppelt schwierigen Flußübergang ab, und der Oberst schlug mit seinen Leuten eme dem belagerten Fort entgegengesetzte Rich tung ein, ohne daß eine der beiden Abteilungen es bemerkte, denn die Verbindungsleute besaßen nicht den Mut, ihr Ver sagen zu melden, und tappten ziellos im Dunkeln. Ungesehen konnten die Freiwilligen bis auf einige hun dert Meter an die feindlichen Gräben herankommen. Nach kurzer Beratung wurde Cooper, der arabisch sprach, vor geschickt, um vielleicht aus dem belauschten Gespräch einiger Kabhlen deren Absichten entnehmen oder eine Lücke in der feindlichen Linie entdecken zu können. Coopers Mission war erfolgreich. Er fand in unmittelbarer Nähe eines vom Schlaf überwältigten Kabylenpostens eine Lücke zwischen zwei Gra benstücken. Er kroch zurück, und es gelang ihm, die kleine Truppe, von der sich jeder zur Unkenntlichmachung einen Busch auf dem Rücken festgebunden hatte, unbemerkt ins Fort zu führen. Zwischen dem Führer der Besatzung und dem der Le gionäre war zuerst keine Einigung darüber zu erzielen, ob das Fort nun dank der Verstärkung gehalten oder sofort ge räumt werden sollte. Tie Rifkabylen brachten die Entschei dung. Sie führten einen Feuerüberfall auf das Fort aus, der schwere Opfer forderte, weil die verdreifachte Besatzung aicht mehr genügend Deckung fand. Ter Rückzug sollte unter Men Umständen angetreten werden. Schnellfeuer aus sämtlichen Gewehren und Maschinen gewehren überraschte die Kabhlen in den neben der Lücke siegenden Grabenstücken. Sie schienen sich rasch zurückmziehen. öni g. L'arauwin verließ Ne ursprüngliche Besatzung im Laufschritt Vas Fort. Ohne Verlusts überschritt sie die feindliche Linie Nun folgten die Legionäre. Tie Führung hatte aber nicht bedacht, daß jenes Schnellfeuer von vorhin den Kabhlen die Anwesenheit einer stärkeren Truppe im Fort verraten haben mußte. Im Glauben, die Rückzugslinie sei frei, stürmten die Legionäre aus dem Fort. Fie fühlten sich in Sicherheit — ein paar hundert Meter vor ihnen mußte ja auch der Oberst mit seinen zweitausend Mann liegen —, und sie waren des halb vollkommen überrascht, als aus der Dunkelheit zu bei den Seiten der Lücke das Mündungsfeuer Hunderter von Gewehren ausblitzte. Tie Wirkung war vernichtend. Cooper hatte sich sofort zu Boden geworfen. Unweit sah er die Umrisse einiger vereinzelter Büsche. Er kroch dorthin und blieb liegen. Von seinen Kameraden drangen nur ver- einzelne Schreie zu ihm yerW--- ^ei""r hatt" Zeit gefunden, sich zu wehren. Graue Gestalten in weiten Burnussen husch ten aus den Gräben, beugten sich über die Legionäre, und kurz darauf verstummte das letzte Jammern. Im fahlen Licht des dämmernden Tages sah Cooper, wie die Kabhlen sich zurückzogen. Von seinen unglücklichen Kameraden lebte keiner mehr. Dem Feldwebel war es unverständlich, daß die Haupt macht den Freiwilligen nicht zur Hilfe gekommen war. Den Grund dafür entdeckte er bald: Die zweitausend Mann waren nirgends zu sehen. Erschöpft erreichte Cooper nach Stun den das Lager bei Gara Mazia. Er traf dort dreißig Legionäre an, die in der völligen Apathie dessen, der soeben fürchterliches erlebt bat. vor den MMII!I IWMD l W» Au den Weltmeisterschaften im Eiskunstlauf, die am 28. Februar und 1. März im Berliner Sportpalast ausgetragen werden. Die Inhaber der drei Weltmeisterschaften sind (Bild links): >m Zelten hockten. Es dauerte Minuten, bis Cooper begriff, das er den Letzten der zweitausend Mann gegenüber stand. Dann erfuhr er, was sich in der Nacht ereignete. Wie schon erwähnt, hatten die zweitausend Mann die falsche Richtung eingeschlagen. Ein Schützenschleier sicherte die Hauptkolonne. Ein paar Mann hierunter stießen auf Ka- bylen, die in der Dunkelheit Mais ernten wollten, was su tagsüber in Anbetracht des nahen Legionslagers nicht wage» durften. Die Schützen sahen in der Dunkelheit jeden Kabyle» zehnfach und zogen sich aus die Hauptkolonne zurück. In der Annahme, daß ein nächtlicher Angriff auf seine Truppe statt finden sollte, gab der Oberst den Befehl zur Bildung del berühmten Karrees, das sich sonst in den Kämpfen der Le gion hundertfach bewährt hatte. Doch was aus dem Exerzierplatz und am Hellen TE ohne Schwierigkeiten möglich war, erwies sich in der Ach regung und in der Finsternis als undurchführbar. Anstatt eines wurden drei oder vier Vierecke gebildet. Eines hiervon eröffnete auf die Umrisse sich zusammen ballender Mensche» vor ihm das Feuer, das sofort erwidert wurde. Vier Stunden lang vernichteten sich die einzelnen Kar rees gegenseitig, bevor sie ihren Irrtum erkannten. Die Reste der Legionäre wollten sich schon nach dem Lager zurückziehech als Kabhlen — zweifellos diejenigen, die Coopers Kameraden überfallen hatten — die Ueberlebenden angriffen. Ein Major und dreißig Legionäre waren die einzigen, die sich retten konnten. Um 25 Schwarze zu entsetzen, waren 2000 Legionäre gefallen. Wieviel darunter mochten Deutsche gewesen sein, die irgend eine leichtsinnige Handlung, Abenteuerlust oder Unverstand zum Kanonenfutter für Frankreich gemacht hatten? Aus dieser fürchterlichen Niederlage wagte die franzö sische Heeresleitung in ihren Berichten einen Sieg über die Kabhlen zu machen! Den Ueberlebenden wurde streng ver boten, die Wahrheit zu sagen. Damenkunstlaufen: Eie Norwegerin Sonja Henie; (Bild Mitte): PIN Paarlaufen: das Pariser Ehepaar Brunet, im- jedoch seinen Titel nicht verteidigen wird; (Bild rechts): im Her renkunstlaufen: der Wiener Schäfer. dem steinernen Meer Newyork entführte, infolge starken Nebels und EiStreibenS einen Tag Verspätung sammelte. An Bord waren die Rothäute die Sensation Vor fast tausend Passagieren führten sie auf dem Promenadendeck ihre Kriegstänze auf und ließen ihre eigenartigen, dis- harmonischen Gesänge ertönen. In den letzten Tagen aber, als die Medizinmänner bereits den Großen Geist beschworen, sie ins Land ihrer Väter zurückzuversetzen, her aus aus der furchtbaren Einöde blaugrünen Wassers, aus dem großen, eisernen Kasten, der an allen Seiten so enge zudrängen, die dem imposanten Zuge folgte. Die Strapa zen der langen, ununterbrochenen Reise von Pine Ridge Agency in South Dakota (U. S. A.) merkte man den Sioux nicht an. wohl aber die Freude, der unendlichen Wasser wüste des Atlantik entronnen zu sein, die im letzten Teil der elftägigen Dampferfahrt die Stimmung unter den roten Kriegern gefährdete und fast bedroh lich werden ließ, zumal der „Albert Ballin", der sie aus Grenzen hatte und so greulich schwankte und stampfte — in diesen Tagen mu^te Alister Shoultz seine Augen überall haben und mußte in indianischer Sprache manch derbes Machtwort sprechen, denn die Stewards hatten schwere Mühe, ihr Feuerwasser vor den Sioux in Sicherheit zu bringen und sie vor gewissen Bleichgesichtern zu hüten die ihnen Alkohol in verschiedener Form zu kredenzen ver- suchten. Er ist die größte Gefahr für die Indianer ge blieben, der Teufel Alkohol, mit dem man ihre Stämme jahrzehntelang heimtückisch schwächte und zerrüttete. Der Alkohol kann diese sonst friedlich gewordenen Nachkommen eines ehemals so kriegerischen Stammes aus Rand und Band bringen. Aber Mr. Shoultz vermochte Disziplin zu halten und atniete erlöst aus, als er seinen großen Trupp im Sonderzug Hamburg—Kuxhaven verstaut hatte. Im Hamburger Hauptbahnhos sammelten sich, als die Rot häute den D-Zug verließen und einen Eantus anstimmten, schnell Hunderte von Neugierigen, und es kostete wieder einen kleinen Kamps, sie in den Zug nach Westdeutschland zu verfrachten. „Hugh, Hugh! — wir sind in Europa — — Hugh, wir haben wieder festen Boden unter den Füßen!" Als der Pressechef mit dem „Weißen Büffel" im Speisewagen erschien, war sogleich Panik stimmung, und die Bestecke hörten auf zu klappern. Als aber der „Weiße Büffel" sich setzte und in höchst europäischer Manier den Speisen zu Leibe rückte, unter heroischem Verzicht aus Feuerwasser, wich der Alp und machte einer Enttäuschung, einem fast mit kwgk — bugk, clie Sioux! Prärie. — Promenadendeck. — Parade. Tausende waren aus den Beinen, als sie kamen — die echten, urwüchsigen Söhne des wilden Westens: Sarrasanis Sioux-Indianer, die roten Nassebrüder Winnetous, Chingachgooks und Unkas, der unsterblichen Ideale jugendlichen Draufgängertums. Die Zweifler in den Menschenschlangen, die sich schon eine Stunde vor An kunft des Zuges durch die Straßen der deutschen Groß stadt zum Bahnhos wälzten, waren schnell über die Echtheit aufgeklärt, als die kraftvollen Hünengestalten unter Führung des bekannten Mastercowboy Clarence Shoultz aus Oklahoma dem modernen, viele Tonnen schweren Feuerroß entstiegen waren und vor der Bahn hofshalle auftauchten, wo Direktor Stosch-Sarrasani sich aus dem Sattel seines berühmten „Marabu" schwang und sie mit einer Mischung von Anglo-ameri- kanisch und Indianisch und mit kräftigem Handschlag begrüßte. Der riesige Häuptling „Weißer Büffel" gab mit breitem Grinsen seine Zufriedenheit kund, von den deutschen Bleichgesichtern so freundschaftlich empfangen zu werden. In langer Kavalkade waren die Rationen aus allen Erdteilen in ihren malerisch bunten Original kostümen anfmarschierü Es wimmelte am Bahnhof von Cowboys, Cowgills, Gauchos, Japanern, Chi nesen, Kosaken, Marokkanern, Negern, ein wirkliches „Kaleidoskop aller Weltteile". Die berittene Polizei hatte Mühe, die begeisterte Menschenmenge zurück ¬ leidigen Lächeln Platz. Zweifellos hätten die Liebhaber ethnographischer Delikatessen vorgezogen, wenn White Buffalo ein hartgekochtes Ei oder eine harmlose Olfardine mit dem Tomohawk zersplittert hätte. Dem Braven vermochte jedoch die Mitropa generell und speziell ebenso wenig Respekt abzunötigen wie Madame Europa, denn er war bereits einmal vor Jahren über den Großen Teich zu Sarrasani gereist, hatte auch schon genügend Kostproben von der gigantischen Zivilisation des weltbeherrschenden Uncle Sam zu spüren bekommen, war zu bankettgewohnt und wolkenkratzergeprüft, um sonderlich aufgeregt zu sein. Mit stoischer Ruhe erfüllte er das notwendige Zeremoniell. Nur zum Bezahlen traf er keine Anstalten — wozu hatte man denn seinen Impresario Shoultz? Den Herrn Sioux ist ein Dollar oft schwerer abzuringen wie ihren Vätern einst ein Skalp. Ein kleines Intermezzo verdient Erwähnung: die Fahrgäste hatten den Wagen der Indianer a wmxM geräumt und das Kollegium der Sioux unter sich gelassen, zumal die Medizinmänner die seltsamsten Bewegungen machten. Neugierig spähten die von Höflichkeit übertünchten Europäer von Zeit zu Zeit in den Gang. Plötzlich glaubten einige weiße Squaws drohende Blicke der Sioux auf sich und auf die bekannten Kästen mit Beil und Säge gerichtet. Schnell und verstohlen machten sie den Schaffner aufmerksam, der mit sehr besorgter Miene die Kästen entsernte und sich um die Ecke drückte. Selbst bei kurzem Aufenthalt auf den Stationen konnten die tapferen Söhne der Prärie, vom Pressechef dirigiert, sich nicht versagen, durch kriegerische Tanz ¬ bewegungen und Urwaldgeheul die sonst so selbstbewußten Herren mit der roten Mütze in leise Verzweiflung E bringen. Im Zirkus Sarrasani angekommen, durften sich die Sioux nach dem triumphalen Ritt durch die Stadt sogleich an die gastliche Tafel mit heimatlichen Gerichten setzen und ihre ersehnten Tepees beziehen, endgültig Neptun und seinen erzwungenen Opfern gerettet. unüberwindliche Sehnsucht sie wieder zurücklockt in d geliebten Jagdgründe im fernen Amerika, ein Heinls 7s das sie selbst auf den gefürchteten Dampfer zu trew vermag, so lange bleiben sie bei Sarrasani. Dr. H. E. A. Dohrn-
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